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Posie Graeme-Evans – Der Eid der Heilerin

AutorPosie Graeme-Evans
TitelDer Eid der Heilerin
OriginaltitelThe Innocent
ÜbersetzerCornelia Stoll
SerieHeilerin Anne Band 1
Seitenzahl512
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-45910-0
Bewertung

Inhalt
England, 1450: Nach einer wilden Flucht bringt eine junge Frau im Wald ein Mädchen zur Welt, unterstützt von ihrer Zofe. Doch die Mutter überlebt die Geburt nicht. Um das Kind vor den Verfolgern zu schützen, überlässt die Zofe es einer Kräuterkundigen, die im Wald wohnt.
Fünfzehn Jahre später: Anne reist nach London, um hier eine Stellung als Dienstmädchen im Haus eines Kaufmanns anzutreten. Ihr Wissen um die Heilkunst kommt ihr schon bald zugute, denn die Herrin ist schwer erkrankt. Ihre Erfolge werden jedoch nicht von jedem Mitglied des Haushalts wohlwollend betrachtet, denn die erste Kammerjungfer der Herrin ist auf Anne eifersüchtig. Und auch der Sohn des Hausherrn wird auf Anne aufmerksam und stellt ihr nach…

Meine Meinung
Diese Trilogie von Posie Graeme-Evans war vor rund fünfzehn Jahren mein Einstieg in das Thema der englischen Rosenkriege. Der Eid der Heilerin ist der erste Band. Damals, so ganz ohne Vorwissen, konnte mich die Reihe begeistern. Dieses Mal jedoch bin ich mit einer gewissen Skepsis an dieses Buch herangegangen – dazu später mehr.
Den historischen Hintergrund bildet hier die Regierungszeit Edwards IV. Auch wenn der Schwerpunkt nicht auf dem politischen Geschehen liegt, so erfährt der Leser nebenbei ein wenig über Edwards Probleme mit dem „Königsmacher“ Richard of Warwick und seinem Bruder George, genügend, um neugierig zu machen, aber nicht so viel, um dies in den Fokus zu stellen, denn dieser liegt auf der Liebesgeschichte zwischen Anne und Edward.
Der Roman ist mehr oder weniger zweigeteilt. Während man in der ersten Hälfte Annes Aufstieg im Haus des Kaufmanns Mathew Cuttifer beobachtet, folgt man ihr in der zweiten Hälfte in den Haushalt der Königin Elizabeth Wydeville.
Anne, die zwar nicht dem Schönheitsideal ihrer Zeit entspricht, aber über eine unvergleichliche Ausstrahlung verfügt, dabei so gebildet ist, dass sie neben Englisch und Französisch auch Latein spricht, in der Heilkunde und auch noch in vielen Haushaltstätigkeiten bewandert ist, stellt hier die weibliche Hauptperson dar. Sie ist selbstlos und drängt sich niemals in den Mittelpunkt, und dennoch zieht sie die Augen aller Männer auf sich. Während dies sie in den Augen der Leser schon sehr sympathisch erscheinen lässt, ist mir dies doch einfach zu viel es Guten, weniger wäre hier wohl mehr gewesen.
Über König Edward erfahren wir im Vergleich doch deutlich weniger. Seine politischen Tätigkeiten werden hier nicht allzu genau beschrieben, sondern nur angerissen, dafür erfährt man wesentlich mehr über seinen Verschleiß an willigen jungen Frauen.
Insgesamt sind die Charaktere doch sehr schablonenhaft und ohne wesentliche Entwicklung beschrieben. Nicht nur die Hauptpersonen bleiben recht eindimensional, auch sämtliche Nebencharaktere kann man in Gut und Böse einteilen. Dabei ist der Personenkreis schon eher klein gehalten, so dass es nicht allzu schwer fällt, den Überblick zu behalten.
Sexszenen gibt es in diesem Roman einige, meiner Meinung nach auch einige zu viele, und die wenigsten haben mit Anne direkt zu tun. Auch sind einige recht explizit, was nicht hätte sein müssen.
Die Liebesgeschichte im Zentrum des Romans ist recht dünn, denn aus Schwärmerei auf der einen Seite und Lust auf der anderen wird viel zu schnell mehr, ein Prickeln zwischen den Charakteren kann man selten wahrnehmen, und auch Romantik sucht man meist vergebens.
Während ich den überwiegenden Teil der Handlung durchaus spannend und, abgesehen von den starren Charakteren, gut dargestellt finde, so gibt es doch insbesondere ein Element des Romans, mit dem ich mich nicht anfreunden kann. Dies ist die Herkunft Annes, die den Dreh- und Angelpunkt des Romans darstellt und eine deutliche Wendung herbeiführt. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich diese hier nicht auflösen.
Über einen guten Teil des Romans bleibt sie ein Rätsel, doch die Erklärung stellt Anne vor neue Probleme und manch einen Leser vor ein Rätsel. Denn während die Autorin versucht, Annes Zeugung schlüssig darzulegen, so kann eine solche Theorie mit Recht angezweifelt werden, so dass es unwahrscheinlich ist, dass das Beschriebene so hätte passieren können. Innerhalb des Romans funktioniert diese Darstellung jedoch. Drückt man also ein Auge zu, ist der Roman durchaus unterhaltsam.
Der Schreibstil ist wenig auffällig, so dass man der nicht allzu komplizierten Handlung sehr gut folgen kann, gerät teilweise jedoch etwas ausschweifend und schwülstig, jedoch nie so, dass es mich gestört hätte.
Zusatzmaterial ist leider nicht vorhanden, dabei wäre ein Nachwort schon sehr begrüßenswert gewesen. Auch eine Karte hätte sicher nicht geschadet.

Fazit
Sieht man davon ab, dass der Dreh- und Angelpunkt der Handlung auf Annes Abstammung beruht, die, betrachtet man die Beteiligten genauer, extrem unwahrscheinlich ist, so handelt es sich hier um einen netten Roman um eine Liebe (oder Schwärmerei), die nicht sein darf, mit leider etwas zu starren Charakteren.

Conn Iggulden – Das Bündnis

Autor Conn Iggulden
Titel Das Bündnis
Originaltitel Trinity
Übersetzer Christine Naegele
Serie Die Rosenkriege Band 2
Seitenzahl 559
Verlag Heyne
ISBN 978-3-453-41861-5
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Sturmvogel!

Inhalt
England, 1454: Seit einiger Zeit ist Richard Neville, Earl of York, Lord Protector, König in allem außer dem Namen nach, denn König Henry VI befindet sich in einer Art Dämmerzustand. Doch auch wenn York sehr gewissenhaft vorgeht, gibt es viele, die mit seiner Regentschaft nicht einverstanden sind.
Doch dann wacht Henry auf und sprüht nur so vor Energie. Durch seine Berater auf den neuesten Stand gebracht, entschließt er sich, eine Gerichtsreise abzuhalten. Auf der Reise treten ihm jedoch York und seine Verbündeten Salisbury und Warwick in den Weg, jeder von ihnen mit einem anderen Ziel…

Meine Meinung
Mit Sturmvogel, dem ersten Band der Reihe um die englischen Rosenkriege, hat Conn Iggulden die Vorgeschichte beschrieben, wieso die Parteien in England so sehr gespalten sind, doch die Rosenkriege selbst waren da noch kein Thema. Dies ändert sich hier schon bald, und man ist sehr schnell mitten drin in den frühen Jahren dieses englischen Bürgerkriegs.
Das Buch ist in zwei Abschnitte eingeteilt, die mit den Zeitangaben 1454-1455 und 1459-1461 versehen sind. Die Zeit dazwischen, in der in England halbwegs Frieden geherrscht hat, wird ausgespart. Dies zeigt schon recht deutlich, dass es genau wie im ersten Band insbesondere die Kampfhandlungen sind, die den Roman ausmachen, während andere politische Themen neben dem Konflikt der Häuser Lancaster und York gar nicht thematisiert werden. Was war außenpolitisch los? Wie genau hat York angeblich die Nevilles bevorzugt? Wie geht es der normalen Bevölkerung unter York und später unter König Henry? Das alles wird, wenn überhaupt, dann nur im Zusammenhang mit dem Konflikt angesprochen. Man bekommt hier also eine sehr ausführliche Chronologie der Kampfhandlungen, wie sie auch möglicherweise gewesen sein mögen. Dies fand ich einerseits zwar sehr interessant, andererseits aber auch einseitig und wenig abwechslungsreich, denn wer mehr erwartet, beispielsweise zusätzliche Einblicke in das Leben der Menschen zu dieser Zeit oder vielleicht eine romantische Nebenhandlung, ist hier fehl am Platz.
Hauptperson ist wie im ersten Band der Reihe der fiktive Meisterspion Derry Brewer. Wieder hat er seine Finger in vielen Entscheidungen, seine Spione hat er überall, so dass er meist auf dem Laufenden ist. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass seine Rolle hier weniger zentral ist als noch im ersten Band, dennoch hat es hier gepasst, ist er doch kein Ritter und somit an den Kämpfen selbst eher indirekt beteiligt.
Überrascht hat mich hier die Darstellung von Richard Neville, Earl of York. Im ersten Band wurde er direkt als jemand eingeführt, der sich am Unglück Anderer erfreuen kann, das ganze Buch hindurch war er mir absolut unsympathisch. Hier jedoch wird er als jemand gezeigt, der zunächst nur Gerechtigkeit will und der seinen möglichen Thronanspruch gar nicht durchsetzen möchte, der in diese Position als Feind des Königs bloß hineingerutscht ist. Auch Henry VI und Margaret von Anjou werden nicht negativ gezeichnet, der Autor vermeidet also überwiegend, Partei für eine der beiden Konfliktparteien zu ergreifen. Stattdessen sind es die Verbündeten und Berater der Häuser York und Lancaster, die hier als die Schuldigen ausgemacht werden, besonders Percy und Salisbury, die ihren persönlichen Konflikt auf dem Rücken des Königs austragen.
Einer meiner größten Kritikpunkte mit dem ersten Band betrifft die fehlenden Zeitangaben. Dieses Problem besteht hier nicht, weil zunächst die Abschnitte klar mit Zeitangaben versehen sind und zudem auch in den beiden Teilen, die zugegebenermaßen jeweils nicht allzu viele Monate umfassen, immer mal wieder beschrieben wird, um welche Jahreszeit es sich handelt, wodurch der Überblick nie verloren geht.
Der Schreibstil ist für den Roman angemessen, meist ist er recht neutral und beschreibend gehalten. Obwohl die Kriegsszenen so eine zentrale Position in diesem Roman einnehmen, werden die Kämpfe nicht in brutalen Details ausgeschmückt, so ganz kann aber nicht auf blutige Beschreibungen verzichtet werden.
Wieder einmal wurde hier nicht mit Zusatzmaterial gespart. Neben einem recht ausführlichen Nachwort, in dem Conn Iggulden die Ereignisse noch einmal zusammenfasst und auf Fiktion und Realität eingeht, gibt es ein Personenregister, sechs Stammbäume sowie mehrere Karten, zwei davon farbig in den Klappen des Covers.

Fazit
Viel Abwechslung bietet der zweite Band aus der Feder Igguldens über die Rosenkriege nicht, wer sich jedoch für die Chronologie der Kampfhandlungen zu dieser Zeit interessiert, wird hier sicher seine Freude haben.

Vielen Dank an den Heyne-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Conn Iggulden – Sturmvogel

Autor Conn Iggulden
Titel Sturmvogel
Originaltitel Stormbird
Übersetzer Christine Naegele
Serie Die Rosenkriege Band 1
Seitenzahl 608
Verlag Heyne
ISBN 978-3-453-41796-0
Bewertung

Inhalt
England, 1443: Im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater ist Henry VI kein großer Krieger und Stratege, vielmehr ist er sehr gläubig und leicht zu manipulieren. Nicht wenige sehen ihn als schwachen König. Sein wichtigstes Anliegen ist ein Waffenstillstand mit Frankreich, und so beginnt Derihew Brewer, Meisterspion des Königs, mit den Vorbereitungen eines Vertrags: Henry soll Margaret von Anjou heiraten, eine französische Prinzessin, und englische Gebiete auf dem Festland an Frankreich abtreten, im Gegenzug verpflichtet sich Frankreich zu einer begrenzten Waffenruhe.
Doch wird dieser Vertrag ohne das Wissen der Bevölkerung geschlossen, so dass schon bald Aufstände drohen. Richard of York nutzt diese Wirren, um Unterstützer hinter sich zu sammeln…

Meine Meinung
Romane über die Rosenkriege gibt es viele. Dieser Auftakt einer Reihe sticht dadurch aus der Masse hervor, dass er wesentlich früher ansetzt als die meisten anderen. Hier werden die Ursachen beleuchtet, wie es zu dem Bürgerkrieg kommen konnte, der hier selbst noch kein Thema ist. Dennoch spielen große Teile des Romans auf dem Schlachtfeld, Aufstände in England und auch in den abgetretenen Gebieten auf dem Festland machen einen nicht geringen Teil des Inhalts aus. Romantik sollte man hier nicht erwarten, vielmehr wird an ausführlichen Darstellungen blutiger Ereignisse nicht gespart.
Eingeleitet wird der Roman mit einem Prolog, der lange vor der Romanhandlung spielt und eigentlich wenig zu dieser beiträgt, dabei aber für Unkundige eine Erklärung liefert, wie der Anspruch des Hauses York auf die Krone zustande kommt. Zusätzlich gibt es aber noch die eine oder andere Szene, die nichts zum Geschehen beiträgt, beispielsweise ziemlich zu Beginn die Enteignung und Hinrichtung eines Juden, die aber im späteren Verlauf des Romans nicht mehr aufgegriffen wird. Zwar mögen solche Szenen für sich genommen interessant sein, wenn sie aber für die Handlung irrelevant sind kann ich auch gerne darauf verzichten.
Hauptperson dieses Romans ist Derihew Brewer, meist Derry genannt, der Meisterspion des Königs, der viele Fäden in der Hand hält und die Geschicke des Königreichs aus dem Hintergrund lenkt. Er ist Vermittler und Berater, hat seine Augen und Ohren überall, nicht selten ist er auch mitten im Geschehen. In dieser Position muss er immer das Große und Ganze im Auge haben und kann sich nicht auf die Belange Einzelner kümmern, was ihn nicht immer sympathisch erscheinen lässt, wenn er sich für seine ehemaligen Freunde nicht einsetzen kann, und so ist er nicht der große Held, der immer alles richtig macht, sondern ein Mensch mit seinen Fehlern. Auch wenn es sich hier um einen fiktiven Charakter handelt, kann ich mir schon vorstellen, dass es jemanden wie ihn hätte geben können, wenn mich auch die Darstellung dieser Position nicht vollständig überzeugt.
Einige wenige Charaktere sind mir zu einseitig dargestellt. So werden beispielsweise Richard of York und seine Frau Cecily von Beginn an negativ beschrieben, als Menschen, die sich am Leid Anderer erfreuen und nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind.
Der Roman umfasst eine Zeitspanne von etwa neun Jahren. Leider sind so gut wie keine Zeitangaben im Roman enthalten, so dass die zeitliche Orientierung mir sehr schwer gefallen ist oder ich sie auch völlig verloren habe. Dass Conn Iggulden nun, wie im Nachwort angegeben, Ereignisse aus dramaturgischen Gründen zeitlich gestrafft hat, wäre mir aus diesem Grund niemals aufgefallen, umso lobenswerter ist es, dass dies angegeben ist.
Eine weitere Änderung, die mir nicht zusagt, ist dem sehr ausführlichen Nachwort zu entnehmen, nämlich dass Kardinal Henry Beaufort, der zum Zeitpunkt der Romanhandlung eigentlich bereits verstorben war, dennoch seinen Auftritt hat. Darauf hätte der Autor zugunsten der Glaubwürdigkeit gerne verzichten können, hätte es doch genügend Möglichkeiten gegeben, diese Rolle auszuführen.
Abgerundet wird der Roman durch ein ausführliches Personenregister, mehreren Karten und Stammbäumen, so dass kaum noch Fragen zu Abstammung und Verwandtschaftsgraden offen bleiben sollten.

Fazit
Ein etwas anderer Roman über die Ereignisse, die den Rosenkriegen vorausgehen, der mich nicht vollständig überzeugen konnte, mich aber neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat. Für Leser, die nicht allzu feinfühlig sind und sich für das Thema Rosenkriege interessieren, durchaus lesenswert.

Anne Easter Smith – Die weiße Rose von York

Autor Anne Easter Smith
Titel Die weiße Rose von York
Originaltitel Daughter of York
Übersetzer Elke Bartels
Seitenzahl 896
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-37267-6
Bewertung

Inhalt
England, 1461: Nachdem Edward of York zum englischen König gekrönt wurde, ist seine fünfzehnjährige Schwester Margaret plötzlich eine gefragte Partie. Auch wenn sie sich damit abfindet, eine politisch motivierte Ehe einzugehen, ringt sie ihrem Bruder das Versprechen ab, sie nicht in der Öffentlichkeit über die Wahl ihres Mannes zu informieren.
Als sie jedoch Anthony Woodville kennen lernt, einen jungen Mann, der noch vor Kurzem auf Seiten der Lancasters gestanden hat, ist sie von ihm fasziniert. Nicht nur teilt er ihre Liebe zu Büchern, er ist zudem charmant und ein guter Turnierkämpfer. Schon bald verliebt sie sich in ihn, doch ihre Liebe hat keine Zukunft…

Meine Meinung
Die historische Margaret of York war eine interessante Frau, und so hatte ich eigentlich erwartet, mehr über diese bewundernswerte Strategin zu erfahren. Leider ist davon in diesem Roman wenig zu spüren.
Zwar wird die junge Frau mehrmals als gewiefte Politikerin beschrieben, ihr gezeigtes Verhalten widerspricht dem aber oftmals sehr, beispielsweise, indem sie einem Gespräch nicht folgt, weil sie sich Gedanken über ihre Garderobe macht. Auch sonst zeigt sie so manch kindisches Verhalten. Insgesamt bleibt Margaret deshalb sehr blass, diese widersprüchlichen Darstellungen haben verhindert, dass ich mir ein vernünftiges Bild von ihr machen konnte.
Anthony ist der strahlende Held, der alles kann und immer das Richtige tut, dazu ist er gebildet und gutaussehend, Persönlichkeit zeigt er daneben aber kaum. Auch die meisten anderen Charaktere sind überwiegend oberflächlich beschrieben, selbst solche aus dem engsten Umkreis der englischen Prinzessin.
Die Liebesgeschichte zwischen Margaret und Anthony ist der Dreh- und Angelpunkt des Romans. Wer jedoch einen Roman mit viel Romantik erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden, dazu ist diese Romanze viel zu oberflächlich dargestellt. Dazu kommt, dass ich nirgendwo auch nur einen Hinweis darauf finden konnte, dass es sich hier um mehr als eine Erfindung der Autorin handelt.
Aus diesem Grund hat mich auch das offene Ende erstaunt zurück gelassen. Nicht nur, dass man als Leser davon ausgeht, dass etwas passiert, das nachweislich nie geschehen ist, auch werden viele Handlungsstränge nicht zum Abschluss gebracht. Meiner Meinung nach gibt es keinen vernünftigen Grund, den Roman an genau dieser Stelle zu beenden, wenn es doch noch so viel über Margaret, ihren Bruder und ihre Stieftochter zu erzählen gibt.
Dafür, dass das Ende so abrupt erfolgt, ist der Anfang viel zu langatmig beschrieben, denn bis die Geschichte endlich richtig losgeht, ist über ein Drittel des Buches vorbei. Zusätzlich ist dieser Abschnitt neben der Beschreibung der ersten Regierungsjahre Edwards mit Nebensächlichkeiten gefüllt, die mich sehr gelangweilt haben, dass ich das Buch mehrmals über Wochen beiseite gelegt habe.
Dazu hat auch der Sprachstil beigetragen. Manchmal war er geradezu schwülstig und mit Wörtern aus dem Altenglischen und Französischen gespickt.
Ein (leicht fehlerhafter) Stammbaum, ein ausführliches Personenregister sowie ein Glossar gleichen leider historische Fehler wie den Tod von Jasper Tudor, obwohl hier doch sein Vater Owen gemeint sein muss, nicht aus. Ein historisches Nachwort, in dem deutlich gemacht wird, inwiefern die Handlung auf Tatsachen beruht, fehlt leider komplett.

Fazit
Statt des erwarteten spannenden Romans über eine interessante Frau handelt es sich hier um eine Aneinanderreihung von zum Teil belanglosen Szenen ohne wirkliche Höhepunkte und ohne richtiges Ende. Schade um die Zeit!

Rebecca Gablé – Das Spiel der Könige

Autor Rebecca Gablé
Titel Das Spiel der Könige
Serie Waringham Band 3
Seitenzahl 1197
Verlag Bastei Lübbe
ISBN 3-404-16307-9
Bewertung

Inhalt
England, 1455: Julian of Waringham hat sich mit seinem Vater überworfen, der noch immer treu zu Henry VI. steht, obwohl offensichtlich ist, dass dieser ein schwacher König ist. Julian dagegen stellt die Lancastertreue seiner Familie infrage, halten es doch selbst einige seiner Cousins mit dem Hause York. Als sein Vater bei einer Schlacht getötet wird und kurz darauf Waringham von Yorkisten überfallen wird, verändern sich die Verhältnisse für Julian und seine Zwillingsschwester Blanche rasant.
Als Erbe des Titels wird Julian nun von Richard of York umworben, der aber schon bald sein wahres Gesicht zeigt. Und so muss Julian sich entscheiden, auf welcher Seite in diesem Konflikt er stehen will.

Meine Meinung
War es bisher nicht nötig, zu Büchern von Rebecca Gablé die Vorgänger gelesen zu haben, würde ich hier dringend dazu raten, Die Hüter der Rose vorher zu lesen. Dieser Roman schließt recht dicht an den zweiten Band der Waringham-Reihe an, so dass nicht wenige Personen bereits bekannt sind. Selbst die Protagonisten konnte man im Vorgänger schon kennen lernen, selbst wenn sie da nur Kleinkinder waren. Dazu kommt, dass es eine große Anzahl fiktiver Personen gibt, die wiederum mit Personen aus anderen Romanen der Autorin verwandt sind, aus den vorherigen Waringham-Bänden, aber es gibt auch Durhams, die mit Jonah aus Der König der purpurnen Stadt verwandt sind. Auch wenn es wie gewohnt ein Personenregister gibt, erschließt sich die Rolle der jeweiligen Personen oft schon aus den Beziehungen der Vorfahren untereinander.
Der Leser erhält mit diesem Roman einen guten Überblick über die Ereignisse während der Rosenkriege aus Sicht der Lancastrianer, denn Julian und Blanche mischen fleißig aus dem Hintergrund mit. Dieser ist wie gewohnt recht politisch, dieses Mal mit Blick auf die englische Innenpolitik. Nicht immer gelingt die Darstellung ohne Verwirrung, denn einige Personen wechseln gerne mal die Seiten, doch überwiegend ist verständlich, worum es geht, auch wenn die Sichtweise recht einseitig ist und der Blick der Yorkisten auf die Ereignisse größtenteils fehlt. Auch die Begründung dafür, was nach Ansicht der Autorin mit den jungen Prinzen passiert sein könnte, ist aus dem Zusammenhang nachvollziehbar und im Nachwort zudem begründet.
Immer wieder gibt es zeitliche Sprünge zwischen den einzelnen Abschnitten des Buches. Sprünge über zwei, drei Jahre stören mich dabei weniger, doch beträgt die größte zeitliche Lücke weit über zehn Jahre und damit nahezu so viel wie zwischen diesem Roman und dem Vorgänger. In dieser Zeit sind neue Hauptpersonen dazugekommen, andere haben sich weiterentwickelt. Zwar ist verständlich, warum es zu diesem großen Schnitt kommt – aus Lancaster-Sicht passiert hier einfach nicht viel – doch war mir der Bruch hier einfach zu groß, um mich mit den Personen weiterhin verbunden zu fühlen.
Julian ist nicht immer ein Sympathieträger, manchmal konnte ich seine Handlungen und Einstellungen nicht nachvollziehen, nicht immer war ich mit ihnen einverstanden. Besonders sein Verhalten gegenüber Königin Marguerite macht ihn nicht gerade sympathisch, und auch, wie er sich über weite Teile des Romans seiner Frau gegenüber gibt, haben bei mir für Unverständnis gesorgt.
Blanche, die zweite Hauptperson in diesem Roman, ist ebenfalls eine schwierige Person, doch ihre Beweggründe konnte ich größtenteils nachvollziehen. Ob diese nun realistisch sind, ist wieder eine andere Sache.
Während einige Charaktere, fiktive wie historische, sehr gelungen dargestellt sind, gibt es dennoch ein paar, die mich nicht überzeugen konnten, da mir die Motivation für deren Handlung nicht groß genug ist.

Fazit
Das Spiel der Könige ist kein schlechter Roman, doch konnte mich dieser dritte Band der Waringham-Reihe entgegen meinen Erwartungen – schließlich hatte ich das Buch vor einigen Jahren schon einmal gelesen – nicht vollständig überzeugen. Dennoch würde ich ihn allen Interessierten am Thema Rosenkriege und englischer Geschichte allgemein empfehlen – sofern der Vorgänger gelesen wurde.