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Eric Walz – Die Herrin der Päpste

AutorEric Walz
TitelDie Herrin der Päpste
Seitenzahl637
VerlagWeltbild
Bewertung

Inhalt
Rom, 896: Marocia ist sechs Jahre alt und bisher wohlbehütet und isoliert als Tochter eines römischen obersten Richters aufgewachsen, doch als Papst Stephan VI. eine Leichensynode abhält und seinen verstorbenen Amtsvorgänger Formosus eines Verbrechens bezichtigt, muss sie dieses makabre Schauspiel mit ansehen. Die Erlebnisse dieses Tages haben große Auswirkungen auf ihr weiteres Leben, da viele Ereignisse in Gang gesetzt werden: Das Verhältnis der Stadt Rom zu Byzanz wird gestärkt, Marocias Mutter Theodora gewinnt an Macht, und Marocia selbst, obwohl noch ein Kind, erweckt das Interesse eines hohen Geistlichen. Dies weiß Theodora auszunutzen, wodurch sie das weitere Schicksal ihrer Tochter vorherbestimmt.
Schon bald wird die junge Frau selbst Einfluss auf die Politik der Stadt Rom und weit darüber hinaus nehmen.

Meine Meinung
In seinem Nachwort beschreibt Eric Walz die schwierige Quellenlage des 10. Jahrhunderts. Demzufolge hat dieser Roman zwar biografische Bezüge, ist aber zu großen Teilen fiktiv. Dennoch fühlt er sich sehr authentisch an, da die Charaktere sehr glaubwürdig agieren. Sie sind in der Regel weder gut noch böse, sondern von ihrer Motivation getrieben, was sie zwar gelegentlich unsympathisch werden lässt, sie aber menschlich macht. Die meiste Zeit über waren diese Motivationen für mich aus der Situation heraus nachvollziehbar.
Marocia ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Konnte ich am Anfang sehr mit ihr mitfühlen, als sie für die Zwecke ihrer Mutter missbraucht und von ihr ungerecht behandelt wurde, hat sich das in dem Maße gewandelt, wie Marocia selbst zu Macht gekommen ist und andere für ihre Zwecke ausgenutzt hat. Dennoch habe ich mit ihr mitgelitten, war doch zumindest ein Teil der Ablehnung, die ihr entgegengebracht wird, unverschuldet.
Politik macht einen guten Teil des Romans aus. Egal ob kleine Entscheidungen, die das Leben in der Stadt Rom verbessern, oder größere wie Marocias Einmischung bei der Entstehung eines Weltreichs, Papstwahlen oder der italienischen Bündnispolitik, sie ist keinesfalls nur eine Nebensächlichkeit und Marocia eine Vollblut-Politikerin.
Was dabei leider zu kurz kommt ist Marocias Leben als Mutter und Ehefrau. Die Kinder bleiben eher blass, was aber auch daran liegt, dass Marocia zu einigen von ihnen währen der Kindheit kaum Kontakt hat. Größere Lücken zwischen den Kapiteln von zum Teil mehreren Jahren verstärken diesen Eindruck noch. Und obwohl einige ihrer Kinder noch eine größere Rolle spielen, erscheinen sie eher nebensächlich. Auch andere Charaktere hätten durchaus mehr Raum verdient, doch wären dann wohl gut und gerne doppelt so viele Seiten nötig gewesen.
Trotz der vielen politischen Themen fand ich diesen Roman keinesfalls trocken, auch die Anzahl der handelnden Personen war jetzt nicht so übermäßig groß, dass ich den Überblick verloren hätte. Der Schreibstil ist dabei recht angenehm.
Nicht ganz so gut gefallen hat mir die Tatsache, dass es eine Rahmenhandlung gibt, in der Marocia vor Gericht steht, wo ihr bisheriges Leben auseinandergenommen wird. Da diese Szenen aber relativ kurz sind, waren sie schnell zu lesen und haben mich nicht groß gestört.

Fazit
Ein Roman über eine spannende Zeit und eine interessante Frau, die ihren eigenen Weg gegen alle Widerstände gegangen ist. Wer mit Politik in historischen Romanen auf dem Kriegsfuß steht wird mit diesem Roman wohl keine Freude haben, ich fand ihn aber sehr interessant und informativ.

Philipp Vandenberg – Der Gladiator

AutorPhilipp Vandenberg
TitelDer Gladiator
Seitenzahl367
VerlagBastei Lübbe
ISBN3-404-15209-3
Bewertung

Inhalt
Römisches Reich, etwa 31 nach Christus: Den siebzehnjährige Kesselflicker Gaius Vitellius zieht es auf der Suche nach Arbeit nach Rom. Doch noch bevor er die Stadt ganz erreicht hat, begegnet er der Prostituierten Lycisca, die ihn zu einer Festlichkeit zu Ehren der Gladiatoren einlädt, die am nächsten Tag kämpfen werden. Dort trifft er auf Verritus, der ihn bittet, seiner Tochter im Falle seines Todes eine Nachricht zu übermitteln.
Als Vitellius erfährt, dass Lycisca nicht die ist, die sie zu sein vorgibt, ergreift er die Flucht. Doch schon am nächsten Tag wird er gefasst und dazu gedrängt, sich selbst den Gladiatoren anzuschließen. Da er darin eine Möglichkeit sieht, zu Geld zu kommen, nimmt er das „Angebot“ an.
Dass er protegiert wird, verschafft ihm allerdings Feinde, und schon bald sieht er sich in die Intrigen der Großen und Mächtigen verwickelt.

Meine Meinung
Lange habe ich schon keinen so schlechten Roman mehr gelesen, und durchgelesen habe ich ihn auch nur, weil er mit 367 Seiten recht dünn ist, sonst hätte ich nach spätestens der Hälfte abgebrochen.
Die Charaktere bleiben durchgängig blass, selbst Vitellius als Hauptperson zeigt kaum Tiefe. Viele Personen werden nur eingeführt, um wenige Seiten später an einem kurzen Ereignis teilzunehmen und gleich darauf wieder zu verschwinden. Hier hätte es in meinen Augen keine so ausführliche Einführung gebraucht.
Viele Frauen, mit denen der Gladiator zusammentrifft, sind Charaktere, die ich absolut unglaubwürdig finde. Sie sind lüstern und werfen sich an Vitellius‘ Hals oder reden nach zwei Gesprächen von der Großen Liebe. Selbst eine Vestalin ist dagegen nicht gefeit, obwohl sie weiß, dass ihr im Falle der Unkeuschheit die Todesstrafe droht.
Jahresangaben gibt es keine, dass der Roman gut 30 Jahre umfasst merkt man nur an den politischen Ereignissen im Hintergrund. Wer sich damit auskennt könnte wissen, in welchem Jahr man sich in etwa befindet. Für alle anderen wird gelegentlich Vitellius‘ aktuelles Alter genannt. Wann bzw. zwischen welchen Kapiteln nun genau Zeitsprünge stattfinden und wie groß diese jeweils sind wird nicht klar, was in den Jahren dazwischen passiert bleibt unerwähnt.
Die politischen Hintergründe werden zwar angerissen, doch konnte ich mir das Ausmaß der Entscheidungen, beispielsweise die Christenverfolgung unter Nero, nicht vorstellen, zu oberflächlich ist die Beschreibung geblieben.
Spannung ist in meinen Augen kaum vorhanden. Wenn es denn mal gefährlich wurde, war die Gefahr nur wenige Seiten später auch schon wieder gebannt, und so reiht sich ein Ereignis an das vorherige, eine Szene an die andere. Einzig die Suche nach Rebecca wird hin und wieder aufgegriffen, doch diesen Handlungsstrang fand ich dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass er mir gar nicht zugesagt hat. Die Auflösung war dafür, dass Rebecca ja so wichtig in Vitellius‘ Leben war, viel zu knapp.
Das Ende kam dann auch sehr abrupt und trocken, der letzte Satz hätte auch aus einem Sachbuch stammen können.

Fazit
Dass das Buch nicht mehr im Handel erhältlich ist hat wohl seinen Grund, denn empfehlen kann ich diesen Roman wirklich nicht. Viel Gemetzel, viele lüsterne Frauen, dabei nicht viel Spannung. Finger weg!