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Ildefonso Falcones – Die Kathedrale des Meeres

AutorIldefonso Falcones
TitelDie Kathedrale des Meeres
OriginaltitelLa Catedral del Mar
ÜbersetzerLisa Grüneisen
Seitenzahl862
VerlagWeltbild
ISBN978-3-828-99310-5
Bewertung

Inhalt
Katalonien, 1320: Nachdem ihm von seinem Herrn großes Unrecht zugefügt wird, flüchtet der Leibeigene Bernat Estanyol mit seinem Sohn Arnau nach Barcelona, wo Leibeigene die Möglichkeit erhalten, frei zu werden.
Aufnahme finden sie bei Bernats Schwester, wo Arnau zunächst mit seinen Cousins und Cousinen aufwächst, bis ein Unglück geschieht, durch das er die Zuneigung seiner Tante verliert.
Die Freundschaft mit dem Bastard Jeanet öffnet ihm jedoch neue Wege, und so streifen die Jungen regelmäßig durch die Stadt. Insbesondere der Bau der Kirche Santa María del Mar und die Lastenträger Barcelonas haben es ihnen angetan. Dies soll sich später als ihr großes Glück erweisen…

Meine Meinung
Gleich zu Beginn ist mir der beschreibende Erzählstil des Autors aufgefallen. Über viele Erlebnisse und Ereignisse wird nur berichtet, ohne, dass ich das Gefühl hatte, dabei zu sein. Dies finde ich sehr schade, führt dieser eher oberflächliche Erzählstil doch dazu, dass ich mich nicht tief genug in das Geschehen eingebunden fühle und deshalb weniger mitfiebere. Dies beschränkt sich auch nicht nur auf Ereignisse, sondern auch auf Personen, die nur oberflächlich beschrieben werden, deren Motivation ich zum Teil auch einfach nicht nachvollziehen kann. Zum Beispiel stellt sich mir die Frage, warum Arnaus Cousine ihn so hasst, da er doch nichts Schlimmes getan hat. Maria dagegen ist für mich eine charakterlose, gesichtslose Figur, Aledis wieder jemand, den ich überhaupt nicht verstehen kann. An vielen Stellen konnte ich die beschriebenen Gefühle überhaupt nicht herauslesen, da mich die betroffenen Personen kalt gelassen haben, weil ihnen einfach Leben gefehlt hat. Sie erscheinen mir nicht als Menschen, sondern als Figuren, die nur eine Rolle zu erfüllen haben und dabei keinerlei Vielschichtigkeit zeigen.
Einzig Arnau erscheint mir ein wenig besser charakterisiert, er hat seine Fehler und handelt nicht immer logisch, orientiert sich dabei an seinem eigenen Ehrenkodex. Nur einige wenige Handlungen, die Frauen betreffen, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen.
Die Handlung an sich finde ich dagegen recht gut gelungen. Arnaus Aufstieg vom Sohn eines Leibeigenen bis hin zum angesehenen und reichen Bürger Barcelonas ist spannend, allerdings gelegentlich auch ein wenig weit hergeholt und recht abenteuerlich. Dabei sind es gar nicht mal übermäßig viele Zufälle, sondern ein paar wenige glückliche Fügungen, die Arnaus Schicksal beeinflussen. Ein paar Schicksalsschläge führen jedoch auch dazu, dass die Handlung interessant bleibt.
Dabei wird viel Wert darauf gelegt, die Geschichte und die Sonderstellung Barcelonas zu beschreiben. So spielt die Kirche Santa María del Mar eine große Rolle in Arnaus Leben, Holocaust ist ein Thema genau wie das Bürgerheer der Stadt Barcelona, und auch die Inquisition wird im späteren Verlauf sehr wichtig.
In einem ausführlichen Nachwort geht der Autor darauf ein, welche Ereignisse historisch belegt sind und wo er Anpassungen für seinen Roman vorgenommen hat. Zudem gibt es eine Karte von Barcelona, zu der es eine ausführliche Legende gibt.

Fazit
Eine spannende Geschichte um den Aufstieg eines jungen Mannes in Barcelona, dessen Leben eng mit dem Bau einer Kirche und den Ereignissen in seiner Heimatstadt verknüpft ist. Den Schreibstil finde ich dabei leider enttäuschend.

Rebecca Gablé – Das Haupt der Welt

AutorRebecca Gablé
TitelDas Haupt der Welt
SerieOtto der Große Band 1
Seitenzahl864
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-431-03883-5
Bewertung

Inhalt
Brandenburg, 929: Die slawischen Heveller werden von den Sachsen unter König Heinrich angegriffen. Als die Burg fällt, werden der achtzehnjährige Priesteranwärter Tugomir und seine vier Jahre jüngere Schwester Dragomira, beide Kinder des slawischen Fürsten Vaclavic, als Geiseln genommen. Während Dragomira als Geliebte des Prinzen Otto aber gut mit ihrer neuen Situation zurechtzukommen scheint, hat Tugomir Probleme, sich in seine neue Rolle als Geisel zu gewöhnen und seinen Platz zu finden. Insbesondere Gero, einer der Kommandanten des Königs, macht ihm das Leben schwer. Doch dann wird bekannt, dass Tugomir in der Heilkunst ausgebildet wurde…

Meine Meinung
Über diesen Teilbereich der deutschen Geschichte wusste ich bisher wenig bis gar nichts, und so freut es mich, dass sich gerade Rebecca Gablé an dieses Thema gewagt hat, auch wenn ich zunächst ein wenig skeptisch war, denn mit dieser Autorin verbinde ich überwiegend ihre herausragenden Englandromane.
Der Einstieg in diesen Roman verlief bei mir etwas holprig, da die Handlung mich zwar direkt fesseln konnte, ich mich aber erst einmal auf die ungewohnten slawischen Namen einstellen musste. Dass hier direkt ein Dragomir und eine Dragomira vorkommen, war auf den ersten Blick ein wenig irritierend. Auch treten auf einen Schlag viele Personen auf, die etwa gleich viel Raum einnehmen, so dass Tugomir als eigentliche Hauptperson etwas kurz kommt. Dies legt sich aber spätestens nach dem ersten Viertel des Romans, und zu diesem Zeitpunkt war ich völlig gefesselt.
Da die Hauptpersonen nicht fiktiv sind, erschienen mir einige Charaktere ein wenig steif, dennoch haben sie mir sehr gut gefallen. Insbesondere Tugomir, der ständig mit seiner Situation hadert, da er zwischen den Stühlen steht und beide Seiten kennt, hat mich überzeugt. Otto dagegen bleibt, obwohl ihm ein guter Teil des Romans gewidmet ist, ein wenig blass.
Die Handlung ist bestimmt von den historischen Ereignissen über etwa zwölf Jahre, soweit sie bekannt sind, hierbei spielt die sächsische Politik König Heinrichs und seines Nachfolgers eine große Rolle. Einige Entscheidungen scheinen allerdings so weit hergeholt, dass ich sie, wären sie nicht belegt, sondern erfunden, für sehr unglaubwürdig halten würde.
Auch das Christentum nimmt eine nicht gerade unwichtige Rolle in diesem Roman ein, schließlich geht es auch um den Konflikt zwischen Christen und Heiden, und die Missionierung ist ein nicht unwesentlicher Bestandteil im Kampf zwischen Sachsen und Slawen.
Wie schon in einigen ihrer anderen Romane gibt es auch hier ein kleines übernatürliches Element, für das es keine Erklärung gibt, es passt aber einfach sehr gut in die Handlung, da es Tugomirs Glauben verdeutlicht.
Der Schreibstil ist wie von Rebecca Gablé gewohnt gut, leicht zu lesen, dabei aber nicht zu simpel, dadurch werden aber kompliziertere Verhältnisse leicht verständlich dargestellt.
Die Autorin verzichtet auch nicht darauf, Kampfszenen so zu schildern, dass man ihnen die Brutalität anmerkt, dabei geht sie aber auch nicht zu sehr ins Detail.

Fazit
Es fällt mir schwer, diesen Roman nicht mit den anderen Romanen der Autorin zu vergleichen, denn er ist einfach ein wenig anders, schon allein aufgrund des Handlungsortes, und trotzdem handelt es sich um einen typischen Roman von Rebecca Gablé: Wer Gefallen an ihren anderen Romanen hat und sich für deutsche Geschichte interessiert, wird hier wohl auch seine Freude daran haben, wer jedoch von Politik in Romanen gelangweilt ist, wird hier nicht glücklich werden.
Für mich ein Jahreshighlight!

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Leserunden-Exemplar!

Philippa Gregory – Der Thron der roten Königin

AutorPhilippa Gregory
TitelDer Thron der roten Königin
OriginaltitelThe Red Queen
ÜbersetzerElvira Willems und Astrid Becker
SerieRosenkrieg-Reihe Band 2
Seitenzahl478
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-25672-1
Bewertung

Inhalt
England 1453: Eigentlich ist sich Margaret Beaufort schon als Kind sicher, dass sie ihr Leben am liebsten als Nonne verbringen möchte. Doch als eine der wenigen Nachkommen des Hauses Lancaster ist es ihre Pflicht, zu heiraten und einen Erben zu gebären.
Und so wird sie, selbst noch ein Kind, mit Edmund Tudor verheiratet, der mehr als doppelt so alt ist wie sie. Über viele Jahre wird ihr Leben von Vormündern und Ehemännern bestimmt. Und dann besteigt Edward of York den englischen Thron – schlechte Zeiten für einen Lancaster-Erben…

Meine Meinung
Ich fand diesen Roman recht mühsam zu lesen.
Besonders die übertriebene Gläubigkeit Margarets war mir ein Dorn im Auge, es kam mir so vor, als würde sie nur eine Rolle spielen, um Andere von ihrer Heiligkeit zu überzeugen. Dass sie sich gerade Johanna von Orleans als Vorbild wählt finde ich ein wenig merkwürdig, war Johanna doch eine Feindin Englands und Mitte des 15. Jahrhunderts noch nicht als Heilige oder Märtyrerin rehabilitiert.
Obwohl man nahezu über den ganzen Roman hinweg Margarets Sicht der Ereignisse liest, bleibt sie mir zu blass und sehr kalt. Über ihre Herkunft oder ihre Familie erfährt man sehr wenig, nur, dass ihr Vater früh verstorben ist und ihre Mutter sich darum kümmert, ihre Tochter unter die Haube zu bringen. Halbgeschwister werden in einem Nebensatz erwähnt, kommen aber im Roman sonst nicht vor.
Ihr Ehemann Edmund Tudor liegt ihr nicht am Herzen, so viel ist offensichtlich, doch wie kommt ihre mehr als brüderliche Zuneigung zu Jasper Tudor zustande? Hier hätte ich mehr erwartet, bietet doch die Perspektive die besten Möglichkeiten, gerade solche Erklärungen zu liefern.
Zu Beginn des Romans kommt mir die Protagonistin vor wie ein naives Kind – was sie zweifellos mit neun Jahren auch noch ist – doch ändert sich das im Laufe des Romans nicht, obwohl ein Zeitraum von über dreißig Jahren beschrieben wird.
Die Handlung des Romans folgt dem Verlauf der Rosenkriege, doch erfährt man über sie recht wenig, nur gelegentlich durch Berichte, denn Margaret berichtet immer nur über das, was sie selbst erfährt. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf ihrem Sohn, wie sie die Vormundschaft über ihn zurückerhalten kann bzw. im späteren Verlauf plant, ihn zum König zu machen.
Wer den ersten Roman der fünfteiligen Reihe, Die Königin der weißen Rose, schon kennt, wird einige Parallelen entdecken, spielen die beiden Romane doch größtenteils zur selben Zeit und beschäftigen sich zumindest zum Teil mit den gleichen Themen. Und so ist es auch kein großes Geheimnis mehr, inwiefern Margaret an der Verschwörung um die „Prinzen im Tower“ beteiligt ist, ebenso wenig wie Elizabeths Enthüllung.
Schwer aufgestoßen ist mir ein Anachronismus gegen Ende des Romans: Die Syphilis, wenn sie hier auch nur nebenbei erwähnt wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Europa bekannt, erst recht nicht unter diesem Namen.

Fazit
Ich hatte mehr erwartet: Einen spannenden Ausflug in die Gedanken Margaret Beauforts und ihren Kampf um den Thron für ihren Sohn. Spannung konnte ich allerdings kaum feststellen, und Margaretes fanatische Gedanken fand ich wenig überzeugend.
Wer sich für die Rosenkriege interessiert, kann hier einen anderen Ansatz kennenlernen, überzeugt hat mich der Roman aber nicht.

Philippa Gregory – Die Königin der weißen Rose

AutorPhilippa Gregory
TitelDie Königin der weißen Rose
OriginaltitelThe White Queen
ÜbersetzerAstrid Becker und Elvira Willems
SerieRosenkrieg-Reihe Band 1
Seitenzahl556
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-25484-0
Bewertung

Inhalt
England im Jahr 1464: Das Haus York hat in den Rosenkriegen einen vorläufigen Sieg erfahren, Edward of York ist nun der König Englands.
Als Edward, der als Frauenheld bekannt ist, eines Tages von Elizabeth Woodville Grey, einer lancastrianischen Witwe, angesprochen wird, erliegt er ihren Reizen, und schon kurze Zeit später heiraten sie heimlich.
Dies stößt allerdings auf Unverständnis, schließlich ist dies das erste Mal, dass Edward gegen seinen Mentor, den „Königsmacher“ Richard Neville, aufbegehrt und sich nicht dessen Wünschen beugt. Elizabeth dagegen wird wegen ihres niedrigen Standes verachtet, ihre Familie als Emporkömmlinge gesehen.
Auch Edwards Herrschaft bleibt nicht unangefochten, so kann sich der König oft nicht sicher sein, ob seine Verbündeten auch am nächsten Tag noch zu ihm stehen werden. Und die Rosenkriege sind noch lange nicht vorbei…

Meine Meinung
Philippa Gregory beschreibt in diesem Roman eine Frau, die hoch hinaus will, dabei aber extrem naiv erscheint.
In mehreren Abschnitten wird die Sage der Melusine erzählt, von der die Frauen der Familie Rivers abstammen sollen. Aus diesem Grund sollen sie unter anderem in der Lage sein, das Wetter zu beeinflussen. Ob nun im Verlauf des Romans tatsächlich gehext wird oder ob es sich dabei um Wunschdenken der Frauen handelt, wird aus dem Roman nicht deutlich. Da Elizabeths Mutter Jacquetta tatsächlich der Hexerei angeklagt wurde, ist die Annahme, dass sie in der Familie eine Rolle gespielt haben dürfte, durchaus legitim, nur hätte sie meiner Meinung nach gerne weniger Raum einnehmen dürfen.
Mehr Raum hätte dagegen Elizabeths Familie verdient. Über ihre Söhne, von denen zwei aus erster Ehe stammen, erfährt man recht viel, doch bis auf ihre erste Tochter Elizabeth werden die Mädchen kaum erwähnt, selbst über den Tod ihrer zweiten Tochter Mary wird kein Wort verloren.
Insgesamt fand ich den Roman recht gefühlskalt, denn obwohl man die Geschichte aus Elizabeths Perspektive erlebt, bleiben viele Dinge recht oberflächlich. In ihren Beschreibungen beschränkt sie sich oft auf politische Ereignisse, persönliche Dinge bleiben häufig außen vor. Ein paar Sätze hier und dort hätten schon ausgereicht, um dem Roman diese Kälte zu nehmen und Elizabeth sympathischer dastehen zu lassen.
Und trotzdem hat mich der Roman ganz gut unterhalten – obwohl ich den Verlauf der Ereignisse kenne, wollte ich doch immer wieder wissen, wie es weitergeht und wie Elizabeth die Ereignisse interpretiert.
Die Geschehnisse um die „Prinzen im Tower“ sind bis heute ein Rätsel, und da es in diesem Roman um die Mutter der Prinzen geht, darf der Versuch einer Lösung des Rätsels auch hier nicht fehlen. Besonders schlüssig finde ich die Interpretation, die Philippa Gregory hier vornimmt, nicht, doch sollte das wohl jeder Leser für sich entscheiden.
Ein Nachwort hilft ein wenig bei der historischen Einschätzung der Romanhandlung. Eine Orientierungshilfe bieten zwei Stammbäume, einer davon in Form eines Lesezeichens.

Fazit
Kein Roman für Jedermann, da er stellenweise doch recht trocken daher kommt. Empfehlen würde ich den Roman daher denjenigen, die sich für englische Geschichte interessieren, sich dabei aber von Ausflügen in fantastische Bereiche nicht abschrecken lassen.

Eric Walz – Die Herrin der Päpste

AutorEric Walz
TitelDie Herrin der Päpste
Seitenzahl637
VerlagWeltbild
Bewertung

Inhalt
Rom, 896: Marocia ist sechs Jahre alt und bisher wohlbehütet und isoliert als Tochter eines römischen obersten Richters aufgewachsen, doch als Papst Stephan VI. eine Leichensynode abhält und seinen verstorbenen Amtsvorgänger Formosus eines Verbrechens bezichtigt, muss sie dieses makabre Schauspiel mit ansehen. Die Erlebnisse dieses Tages haben große Auswirkungen auf ihr weiteres Leben, da viele Ereignisse in Gang gesetzt werden: Das Verhältnis der Stadt Rom zu Byzanz wird gestärkt, Marocias Mutter Theodora gewinnt an Macht, und Marocia selbst, obwohl noch ein Kind, erweckt das Interesse eines hohen Geistlichen. Dies weiß Theodora auszunutzen, wodurch sie das weitere Schicksal ihrer Tochter vorherbestimmt.
Schon bald wird die junge Frau selbst Einfluss auf die Politik der Stadt Rom und weit darüber hinaus nehmen.

Meine Meinung
In seinem Nachwort beschreibt Eric Walz die schwierige Quellenlage des 10. Jahrhunderts. Demzufolge hat dieser Roman zwar biografische Bezüge, ist aber zu großen Teilen fiktiv. Dennoch fühlt er sich sehr authentisch an, da die Charaktere sehr glaubwürdig agieren. Sie sind in der Regel weder gut noch böse, sondern von ihrer Motivation getrieben, was sie zwar gelegentlich unsympathisch werden lässt, sie aber menschlich macht. Die meiste Zeit über waren diese Motivationen für mich aus der Situation heraus nachvollziehbar.
Marocia ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Konnte ich am Anfang sehr mit ihr mitfühlen, als sie für die Zwecke ihrer Mutter missbraucht und von ihr ungerecht behandelt wurde, hat sich das in dem Maße gewandelt, wie Marocia selbst zu Macht gekommen ist und andere für ihre Zwecke ausgenutzt hat. Dennoch habe ich mit ihr mitgelitten, war doch zumindest ein Teil der Ablehnung, die ihr entgegengebracht wird, unverschuldet.
Politik macht einen guten Teil des Romans aus. Egal ob kleine Entscheidungen, die das Leben in der Stadt Rom verbessern, oder größere wie Marocias Einmischung bei der Entstehung eines Weltreichs, Papstwahlen oder der italienischen Bündnispolitik, sie ist keinesfalls nur eine Nebensächlichkeit und Marocia eine Vollblut-Politikerin.
Was dabei leider zu kurz kommt ist Marocias Leben als Mutter und Ehefrau. Die Kinder bleiben eher blass, was aber auch daran liegt, dass Marocia zu einigen von ihnen währen der Kindheit kaum Kontakt hat. Größere Lücken zwischen den Kapiteln von zum Teil mehreren Jahren verstärken diesen Eindruck noch. Und obwohl einige ihrer Kinder noch eine größere Rolle spielen, erscheinen sie eher nebensächlich. Auch andere Charaktere hätten durchaus mehr Raum verdient, doch wären dann wohl gut und gerne doppelt so viele Seiten nötig gewesen.
Trotz der vielen politischen Themen fand ich diesen Roman keinesfalls trocken, auch die Anzahl der handelnden Personen war jetzt nicht so übermäßig groß, dass ich den Überblick verloren hätte. Der Schreibstil ist dabei recht angenehm.
Nicht ganz so gut gefallen hat mir die Tatsache, dass es eine Rahmenhandlung gibt, in der Marocia vor Gericht steht, wo ihr bisheriges Leben auseinandergenommen wird. Da diese Szenen aber relativ kurz sind, waren sie schnell zu lesen und haben mich nicht groß gestört.

Fazit
Ein Roman über eine spannende Zeit und eine interessante Frau, die ihren eigenen Weg gegen alle Widerstände gegangen ist. Wer mit Politik in historischen Romanen auf dem Kriegsfuß steht wird mit diesem Roman wohl keine Freude haben, ich fand ihn aber sehr interessant und informativ.