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Robert Low – Krone und Blut

AutorRobert Low
TitelKrone und Blut
OriginaltitelThe Lion at Bay
ÜbersetzerChristine Naegele
SerieDie Königskriege Band 2
Seitenzahl479
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-41181-4
Bewertung

Achtung: Rezension enthält Spoiler zu Der Löwe erwacht
Inhalt
Schottland, 1304: Noch immer kämpft Schottland um seine Unabhängigkeit von England. Doch Robert Bruce, der Earl von Carrick, steht nun auf Seiten der Engländer, nachdem er sich einige Jahre zuvor König Edward unterworfen hat.
Doch insgeheim plant er noch immer, König seines Landes zu werden. Dafür benötigt er allerdings jede Unterstützung, die sich ihm bietet, und sei es durch ein besonderes Reliquiar, das sich plötzlich in Reichweite zu befinden scheint.
Seine Handlanger Henry „Hal“ Sientcler und Roger Kirkpatrick machen sich schon bald auf die Suche, und auch Bangtail Bob und der Hundejunge haben sich ganz der Sache verschrieben. Doch wie kann man die Unterstützung der Anhänger John Balliols gewinnen?

Meine Meinung
Schon den ersten Band dieser Trilogie habe ich mit verwirrend überschrieben, erst nach etwa der Hälfte war ich so richtig in der Geschichte drin, und gegen Ende wurde es dann auch richtig spannend. Ich hatte gehofft, dass Low dann auf demselben Niveau weitermacht und der zweite Band ungefähr dort ansetzt, wo der erste aufgehört hat.
Leider ist dies nicht der Fall und die gleichen Dinge, die ich schon zuvor bemängelt habe, treffen hier wieder zu.
Es beginnt damit, dass Robert Bruce auf Seiten der Engländer gegen William Wallace kämpft. Doch ob er es ernst meint oder ob er die Seiten nur zum Schein gewechselt hat wird nicht ganz klar. Sowieso verwendet Low wenig Energie darauf, die Motivation für die Handlung seiner Charaktere darzulegen, sie tun einfach Dinge, aber oft genug konnte ich einfach nicht verstehen, was das Ziel dahinter war.
So werden Kirkpatrick und Hal Sientcler auf die Suche nach besonderen Rubinen geschickt, und diese Suche nimmt einen nicht geringen Teil des Inhalts ein. Doch warum diese Edelsteine genau gebraucht werden, warum Robert sie unbedingt haben muss, dass deshalb solche Mühen aufgenommen wurden, war mir nicht klar. Das, wofür sie letzten Endes genutzt wurden, hätte man auch anders erreichen können. Im Nachwort wird dann erwähnt, dass diese Edelsteine eine Erfindung Lows sind. Diese vielen Seiten, die mit der Suche nach ihnen gefüllt wurden, hätten wesentlich besser genutzt werden können, um die Charaktere auszubauen oder einfach politische Zusammenhänge ausführlicher und dadurch verständlicher darzustellen.
Insgesamt sind die meisten Charaktere sehr oberflächlich gezeichnet, und wenn sie irgendeine Persönlichkeit besitzen, dann habe ich sie wohl überlesen. Bis auf Hal, der sich um seine große Liebe sorgt und alles tut, um sie aus den Klauen ihres Ehemannes zu retten, und den Hundejungen, der inzwischen fast ein Mann ist und noch immer Hunde über alles liebt, sticht keiner der anderen Charaktere durch irgendwelche besonderen Taten oder Eigenschaften heraus. Wenn einer von ihnen gestorben ist, womit man hier schon mal rechnen muss, hat mich das nicht berührt, es war dann eben einfach ein Mann weniger dabei, der sowieso austauschbar gewesen ist.
Doch auch die Gegner, besonders Malise Bellejambe oder Sir Robert Malenfaunt, sind austauschbar, ihre Motive für die Rache an Bruce und seinen Anhängern sind wenig ausgearbeitet.
An dem Schreibstil beziehungsweise der Übersetzung habe ich nichts auszusetzen, sie sind zweckmäßig und transportieren den Inhalt. Der jedoch konnte mich überhaupt nicht überzeugen, und oft genug musste ich mich regelrecht zwingen, das Buch zur Hand zu nehmen, zu ziellos hat die Geschichte vor sich herumgedümpelt, nur um, wie beim ersten Band, gegen Ende erst wirklich interessant zu werden.
An Zusatzmaterial bietet der Roman ein Personenregister, durch das man einen Überblick über die fiktiven und historischen Personen gewinnen kann. Allerdings wird einiges verraten, was über den Inhalt des Romans hinaus geht, weshalb ich denjenigen, die sich nicht mit der Geschichte Robert Bruce‘ auskennen, nicht empfehle, es genauer anzuschauen. Zudem gibt es eine Karte Schottlands und historische Nachbemerkungen, die einige Begebenheiten noch einmal genauer erklären und auch über Wahrheit und Fiktion aufklären.

Fazit
Leider konnte mich auch der zweite Band der Reihe nicht überzeugen, er hat mich sogar noch verwirrter zurückgelassen, als es der erste Band getan hat, und das, obwohl ich bereits mit den historischen Abläufen grob vertraut bin. Wem der erste Band gefallen hat, der wird wohl auch an diesem seine Freude haben, doch wer sich noch gar nicht mit der Geschichte Schottlands dieser Zeit auskennt, wird hier möglicherweise seine Schwierigkeiten haben, der Handlung zu folgen.

Vielen Dank an den Heyne-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Bernard Cornwell – Das letzte Königreich

AutorBernard Cornwell
TitelDas letzte Königreich
OriginaltitelThe Last Kingdom
ÜbersetzerMichael Windgassen
SerieSaxon Chronicles Band 1
Seitenzahl475
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24222-9
Bewertung

Inhalt
Northumbria, 866: Als Drachenboote an der Küste gesichtet werden, stellen sich die Angelsachsen den Wikingern entgegen. Unter ihnen ist Uhtred, Aldermann der Bebbanburg, der von einem Sieg ausgeht und deshalb seinen zehnjährigen Sohn, der ebenfalls Uhtred genannt wird, mit in den Krieg ziehen lässt.
Doch die Engländer geraten in eine Falle, die Verteidiger werden von den Dänen besiegt, der junge Uhtred, der in der Schlacht großen Mut bewiesen hat, gefangen genommen. Doch der Junge fühlt sich bei Earl Ragnar wohl, ist dieses Leben doch so ganz anders als das, was er bisher geführt hat. Nur eines ärgert ihn: Sein Onkel nennt sich nun Aldermann, ein Titel, der einzig ihm zusteht…

Meine Meinung
Das letzte Königreich ist der Auftakt zu einer längeren Romanreihe, deren Ende zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen ist. Der Ich-Erzähler Uhtred berichtet hier sehr subjektiv über die Ereignisse in seiner Jugend und wertet diese gelegentlich in seinem Rückblick. Dabei erkennt man schon sehr früh, wie hier die Prioritäten gesetzt werden: Die Demonstration von Stärke durch Muskelkraft oder durch Siege im Krieg ringen Uhtred Bewunderung ab, Lesen und Schreiben sowie die christliche Religion, die Barmherzigkeit anstelle von Kampfesmut belohnt, stoßen ihn ab. Romantik kann man hier kaum erwarten, treten insgesamt doch eher wenige Frauen auf, meistens werden sie nur dann genauer beschrieben, wenn sie für die Entwicklung von Uhtreds Lebensweg verantwortlich sind. Dafür gibt es die eine oder andere längere Beschreibung von Schlachten, die zwar nicht ganz so exzessiv ausfallen wie in einigen anderen Büchern Cornwells, dafür aber nicht weniger blutig beschrieben werden. Die Sprache ist direkt, manches Mal auch fast obszön, auch wird mit Schimpfwörtern nicht gespart, doch passt dies zu dem Charakter der Hauptperson.
Zu Beginn des Romans ist Uhtred ein kleiner Junge von gerade einmal zehn Jahren. Obwohl mit dem Tod seines Vaters und mit Sklavenarbeit verbunden, ist das Leben bei den Dänen für ihn aufregend und seinem alten Leben vorzuziehen. Und so ist es kein Wunder, dass er sich bald den Dänen näher fühlt als den Angelsachsen, er spricht ihre Sprache, zieht ihre Götter dem Christentum vor und wird später sogar von Ragnar als Ziehsohn anerkannt. Dennoch ist seine Loyalität nicht unerschütterlich.
Andere Charaktere werden zwar anschaulich, aber nicht allzu ausschweifend beschrieben, was für eine Ich-Erzählung eigentlich die Regel ist. Dies wird dadurch unterstützt, dass Uhtred immer wieder von anderen Personen umgeben ist und selten jemand über einen längeren Zeitraum an seiner Seite bleibt.
In diesem Roman werden, durch die subjektive Beschreibung Uhtreds gewertet, die Eroberung weiter Teile Englands durch die Wikinger und die ersten Jahre Alfreds des Großen als König von Wessex beschrieben. Sehr oft ist der junge Mann Teil des Geschehens und nicht bloß außenstehender Beobachter. Zwischen den großen Ereignissen wird das Leben der Menschen, Däne wie Engländer, beschrieben, wobei hier nicht allzu sehr auf Details eingegangen wird. Die Darstellung halte ich für überwiegend glaubwürdig, auch wenn Uhtred so manches Mal sehr viel Glück hat. Dabei gibt es hier nicht den einen großen Spannungsbogen, vielmehr hangelt sich die Geschichte von Wendepunkt zu Wendepunkt mit kleineren Höhepunkten zwischendurch und einem etwas größeren gegen Ende.
An Zusatzausstattung weist dieses Buch eine Karte sowie Erläuterungen zu Ortsnamen auf, die hier zeitgenössischen Schreibweisen entsprechen. Auch ein Nachwort, unter anderem zum historischen Kontext, ist enthalten und bietet einige weiterreichende Informationen.

Fazit
Der Auftakt zu Cornwells Saxon Chronicles hat mir ausgesprochen gut gefallen, er ist spannend, informativ und herrlich subjektiv. Romantik sollte man nicht erwarten, und große Gefühle gibt es vor allem dann, wenn Uhtred seine Liebe für den Kampf deutlich macht. Wer sich für die Zeit Alfreds des Großen und die Wikinger in England interessiert, dabei aber keine Probleme mit blutigen Beschreibungen hat, darf hier gerne genauer hinschauen.

Conn Iggulden – Sturmvogel

AutorConn Iggulden
TitelSturmvogel
OriginaltitelStormbird
ÜbersetzerChristine Naegele
SerieDie Rosenkriege Band 1
Seitenzahl608
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-41796-0
Bewertung

Inhalt
England, 1443: Im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater ist Henry VI kein großer Krieger und Stratege, vielmehr ist er sehr gläubig und leicht zu manipulieren. Nicht wenige sehen ihn als schwachen König. Sein wichtigstes Anliegen ist ein Waffenstillstand mit Frankreich, und so beginnt Derihew Brewer, Meisterspion des Königs, mit den Vorbereitungen eines Vertrags: Henry soll Margaret von Anjou heiraten, eine französische Prinzessin, und englische Gebiete auf dem Festland an Frankreich abtreten, im Gegenzug verpflichtet sich Frankreich zu einer begrenzten Waffenruhe.
Doch wird dieser Vertrag ohne das Wissen der Bevölkerung geschlossen, so dass schon bald Aufstände drohen. Richard of York nutzt diese Wirren, um Unterstützer hinter sich zu sammeln…

Meine Meinung
Romane über die Rosenkriege gibt es viele. Dieser Auftakt einer Reihe sticht dadurch aus der Masse hervor, dass er wesentlich früher ansetzt als die meisten anderen. Hier werden die Ursachen beleuchtet, wie es zu dem Bürgerkrieg kommen konnte, der hier selbst noch kein Thema ist. Dennoch spielen große Teile des Romans auf dem Schlachtfeld, Aufstände in England und auch in den abgetretenen Gebieten auf dem Festland machen einen nicht geringen Teil des Inhalts aus. Romantik sollte man hier nicht erwarten, vielmehr wird an ausführlichen Darstellungen blutiger Ereignisse nicht gespart.
Eingeleitet wird der Roman mit einem Prolog, der lange vor der Romanhandlung spielt und eigentlich wenig zu dieser beiträgt, dabei aber für Unkundige eine Erklärung liefert, wie der Anspruch des Hauses York auf die Krone zustande kommt. Zusätzlich gibt es aber noch die eine oder andere Szene, die nichts zum Geschehen beiträgt, beispielsweise ziemlich zu Beginn die Enteignung und Hinrichtung eines Juden, die aber im späteren Verlauf des Romans nicht mehr aufgegriffen wird. Zwar mögen solche Szenen für sich genommen interessant sein, wenn sie aber für die Handlung irrelevant sind kann ich auch gerne darauf verzichten.
Hauptperson dieses Romans ist Derihew Brewer, meist Derry genannt, der Meisterspion des Königs, der viele Fäden in der Hand hält und die Geschicke des Königreichs aus dem Hintergrund lenkt. Er ist Vermittler und Berater, hat seine Augen und Ohren überall, nicht selten ist er auch mitten im Geschehen. In dieser Position muss er immer das Große und Ganze im Auge haben und kann sich nicht auf die Belange Einzelner kümmern, was ihn nicht immer sympathisch erscheinen lässt, wenn er sich für seine ehemaligen Freunde nicht einsetzen kann, und so ist er nicht der große Held, der immer alles richtig macht, sondern ein Mensch mit seinen Fehlern. Auch wenn es sich hier um einen fiktiven Charakter handelt, kann ich mir schon vorstellen, dass es jemanden wie ihn hätte geben können, wenn mich auch die Darstellung dieser Position nicht vollständig überzeugt.
Einige wenige Charaktere sind mir zu einseitig dargestellt. So werden beispielsweise Richard of York und seine Frau Cecily von Beginn an negativ beschrieben, als Menschen, die sich am Leid Anderer erfreuen und nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind.
Der Roman umfasst eine Zeitspanne von etwa neun Jahren. Leider sind so gut wie keine Zeitangaben im Roman enthalten, so dass die zeitliche Orientierung mir sehr schwer gefallen ist oder ich sie auch völlig verloren habe. Dass Conn Iggulden nun, wie im Nachwort angegeben, Ereignisse aus dramaturgischen Gründen zeitlich gestrafft hat, wäre mir aus diesem Grund niemals aufgefallen, umso lobenswerter ist es, dass dies angegeben ist.
Eine weitere Änderung, die mir nicht zusagt, ist dem sehr ausführlichen Nachwort zu entnehmen, nämlich dass Kardinal Henry Beaufort, der zum Zeitpunkt der Romanhandlung eigentlich bereits verstorben war, dennoch seinen Auftritt hat. Darauf hätte der Autor zugunsten der Glaubwürdigkeit gerne verzichten können, hätte es doch genügend Möglichkeiten gegeben, diese Rolle auszuführen.
Abgerundet wird der Roman durch ein ausführliches Personenregister, mehreren Karten und Stammbäumen, so dass kaum noch Fragen zu Abstammung und Verwandtschaftsgraden offen bleiben sollten.

Fazit
Ein etwas anderer Roman über die Ereignisse, die den Rosenkriegen vorausgehen, der mich nicht vollständig überzeugen konnte, mich aber neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat. Für Leser, die nicht allzu feinfühlig sind und sich für das Thema Rosenkriege interessieren, durchaus lesenswert.

Jeremiah Pearson – Die Täuferin

AutorJeremiah Pearson
TitelDie Täuferin
OriginaltitelThe Brethren
ÜbersetzerAxel Merz
SerieDer Bund der Freiheit Band 1
Seitenzahl607
VerlagLübbe
ISBN978-3-7857-2537-5
Bewertung

Inhalt
Kunwald in Böhmen, 1517: Kristina ist Mitglied einer Gemeinschaft, die sich die Böhmischen Brüder nennt, deren Ziel es ist, die Menschen im Lesen zu unterweisen, damit diese die Heilige Schrift lesen und verstehen können. Dies ist jedoch der Kirche ein Dorn im Auge, will sie doch vorschreiben, was die Menschen zu glauben haben, und so werden die missionierenden Mitglieder dieser Gemeinde als Ketzer verfolgt.
Zur gleichen Zeit südlich von Wien: Unter den verpflichteten Leibeigenen, die sich auf einem Feldzug gegen die Türken befinden, ist auch Lud aus Giebelstadt, der schon mehrfach im Krieg war und nun die Verantwortung für zwölf Spießträger aus seinem Dorf trägt. Doch sie sind nur Spielbälle in den Händen der Obrigkeit…

Meine Meinung
Als ich von diesem Roman, der den Auftakt einer Trilogie bildet, das erste Mal gehört habe, war mein Interesse sofort geweckt, finde ich die angesprochenen Themen wie Bauernaufstand und Reformation doch sehr spannend. Doch schon bald musste ich feststellen, das dieses Buch nicht ganz meine Erwartungen erfüllen konnte.
So hatte ich erwartet, dass das Buch, wenn es schon diesen Titel trägt, auch von einer Anhängerin der Gruppierung handelt, die auch tatsächlich als Täufer bezeichnet wird. Stattdessen scheint es sich bei dem Titel aber um eine Fehlübersetzung oder -interpretation zu handeln, denn Täufer, auch als Wiedertäufer oder Anabaptisten bezeichnet, gab es zum Zeitpunkt der Romanhandlung noch gar nicht. Stattdessen wird im Roman explizit gesagt, dass es sich um die Gruppierung der Böhmischen Brüder handelt. Nun ist eine Fehldarstellung dieser Art kein allzu großes Problem, über das ich gerne hinweg sehe, wenn denn der Rest stimmt. Leider dämpfen zudem diverse Anachronismen den Lesespaß, so dass meiner Meinung nach von guter Recherche keine Rede mehr sein kann.
Inhaltlich bietet der Roman noch nicht allzu viel, obwohl er mit gut 600 Seiten nicht gerade dünn ist. Bauernaufstand und Reformation sind nicht direkt Thema des Buches, vielmehr wird hier der Grundstein für die Fortsetzungen gelegt. Und so geht es hier überwiegend um den Krieg mit den Türken und machtlose Leibeigene, die der Willkür der Obrigkeit ausgesetzt sind sowie die Verfolgung der Ketzer, die ständig in Angst leben müssen, verraten und hingerichtet zu werden. Und obwohl auch diese Themen Spannung versprechen, kommt diese nur gelegentlich auf, oft genug plätschert die Handlung nur so vor sich hin und verliert sich in Details. Zusätzlich werden noch andere Themen angesprochen, die Pocken in Zeiten des Krieges oder auch die Vertreibung der Juden und Marranen aus Spanien, doch finde ich die Darstellung beider Themen nicht sehr gelungen.
Auch die Charaktere hätten besser dargestellt sein können. Sehr schnell wird klar, welche Rolle hier wem zugedacht worden ist. So ist Kristina die gütige junge Frau, die fest in ihrem Glauben ist, ihr Mann Berthold ein Maulheld, der sich über seine Glaubensbrüder stellt, Lud der äußerlich hässliche, innerlich aber reine Leibeigene, der besonders unter den Hänseleien der Mitmenschen zu leiden hat, und Dietrich Geyer der edle Ritter, der sich, im Gegensatz zu seinen Standeskollegen, für seine Leibeigenen einsetzt. Obwohl ihre Rollen selbst klar definiert sind und sie meist wie vorhergesehen handeln, hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich auch ein wenig Persönlichkeit bei ihnen entdecken konnte und halbwegs mit ihnen warm wurde. Das wurde durch die Vielzahl an Charakteren, von denen man kaum mehr als den Namen erfährt, noch unterstützt.
Der Schreibstil ist für einen historischen Unterhaltungsroman passend, die Übersetzung konnte mich nicht komplett überzeugen, da hier Begriffe verwendet werden, die in der deutschen Sprache nicht üblich sind oder waren, beispielsweise Villani für die Leibeigenen.
Zwar gibt es ein kurzes Vorwort und ein noch kürzeres Nachwort, in denen auf die Mission der Böhmischen Brüder und auf Dietrich Geyer eingegangen wird, doch fehlt eine Erklärung dazu, wie historisch korrekt das Erzählte wohl tatsächlich ist. Ein sehr ausführliches Personenregister und zwei Karten bieten eine sinnvolle Ergänzung.

Fazit
Ein eher schwacher Reihenauftakt, der vermuten lässt, dass die Geschichte erst im zweiten Band so richtig beginnt. Wer etwas über die Gemeinschaft der Täufer lesen will, ist mit diesem Roman nicht allzu gut beraten, wer sich dagegen einfach unterhalten lassen möchte und nicht viel Wert auf historische Genauigkeit und vielschichtige Charaktere legt, könnte möglicherweise seine Freude mit diesem Buch haben.

Vielen Dank an Bastei-Lübbe und Literaturschock für das Leserunden-Exemplar!

Sonia Marmen – Schild und Harfe

AutorSonia Marmen
TitelSchild und Harfe
OriginaltitelLa Terre des Conquêtes
ÜbersetzerBarbara Röhl
SerieCœur de Gaël Band 3
Seitenzahl767
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36571-5
Bewertung

Inhalt
Schottland, 1745: Die Jahre, die Alexander Macdonald während seiner Kindheit bei der Familie seiner Mutter verbracht hat, haben ihn von seiner eigenen Familie und seinem Zwillingsbruder John entfremdet. Nur seine Großmutter erkennt, wie einsam der Junge wirklich ist. Doch ein schreckliches Geheimnis bereitet Alexander Gewissensbisse.
Als sein Bruder während der letzten Schlacht gegen die Engländer eine Waffe auf ihn richtet, kommt es zum endgültigen Bruch, und Alexander entschließt sich dazu, sich von seiner Familie fern zu halten. Als sich ihm Jahre später die Gelegenheit bietet, nach Amerika zu gelangen, ergreift er sie, hat er es doch seiner Großmutter versprochen…

Meine Meinung
Es hat lange gedauert, bis ich richtig in diesen Roman hineingekommen bin. Während der ersten Kapitel werden Episoden aus Alexanders Leben erzählt, nicht immer in chronologischer Reihenfolge, sondern gelegentlich in teilweise unvollständigen Rückblicken. Immer wieder habe ich gedacht, dass es jetzt endlich richtig losgeht, nur um dann wieder mit einen Sprung von mehreren Monaten oder Jahren konfrontiert zu werden. Warum gerade diese Episoden ausgewählt wurden, zeigt sich erst im späteren Verlauf des Romans, doch zu Beginn erschienen sie mir willkürlich zusammengestellt und zum Teil unnötig. Erst mit der Überfahrt nach Amerika scheint der Roman endlich in Schwung zu kommen, doch nach einem Viertel des Buches wird plötzlich eine weitere Hauptperson eingeführt, über viele Seiten werden Episoden aus dem Leben einer jungen Kanadierin aus Quebec erzählt, die mir im Vergleich zu Alexanders Erlebnissen als langweilig und alltäglich vorkamen und nur so vor sich hinplätschern.
Zu einer Überschneidung der beiden Handlungsstränge kommt es dann noch einmal sehr viel später, nämlich erst nach etwa der Hälfte des Romans. Und dann kommt es, wie es kommen muss, und es entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Deren Umsetzung finde ich allerdings nach dem gemächlichen Start sehr gelungen. Auch dass hier ein Teil der Geschichte Nordamerikas aufgegriffen wird, über den ich bisher nichts gelesen habe, hat mir gefallen.
Allerdings ist Alexanders Geschichte mit diesem Band noch nicht abschließend erzählt, es gibt sehr viele lose Enden, die hoffentlich im vierten Band der Reihe wieder aufgegriffen werden.
Alexander ist eine Person mit einem schwierigen Charakter. Erlebnisse aus der Kindheit prägen ihn stark, und während er eigentlich ein netter, sympathischer Mann ist, sieht er sich selbst als jemand, der Böses anzieht, und handelt auch gelegentlich dementsprechend. Dass er die Aussprache mit seinem Zwillingsbruder immer vor sich herschiebt macht es auch nicht gerade besser und liegt schwer auf seiner Seele.
Mit Isabelle bin ich dagegen gar nicht richtig warm geworden. Sie ist eine verwöhnte junge Frau, die kaum mitbekommt, was um sie herum geschieht. Erst als die Realität sie einholt wird sie mir zumindest ein wenig sympathisch.
In diesem Roman kommen wie schon in den vorherigen Bänden immer wieder einzelne Begriffe vor, die durch Fußnoten erklärt werden, auch werden einige Namen mal in englischer, mal schottischer Schreibweise verwendet, so dass aus Alexander gelegentlich Alasdair wird. Im späteren Verlauf wird in der wörtlichen Rede dann gelegentlich Englisch beziehungsweise Scots verwendet, diese Sätze werden dann direkt im Anschluss übersetzt, was sich ein wenig holprig lesen lässt. Abgesehen davon ist der Roman recht angenehm und flüssig geschrieben.

Fazit
Leider konnte mich dieser dritte Band der Reihe nicht ganz überzeugen, auch wenn die Liebesgeschichte glaubhaft beschrieben war. Dazu war er zu Beginn zu langatmig, und ein richtiges Ende fehlt mir hier auch. Dennoch hat er mich zumindest in der zweiten Hälfte ganz gut unterhalten, so dass ich mir demnächst den abschließenden Band der Reihe vornehmen werde.