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Ulf Schiewe – Die Mission des Kreuzritters

AutorUlf Schiewe
TitelDie Mission des Kreuzritters
SerieMontalban Band 2
Seitenzahl525
VerlagLübbe
ISBN978-3-7857-2759-1
Bewertung

Inhalt
Jerusalem, 1129: Melisande, die älteste Tochters des Königs von Jerusalem, wurde zur Thronerbin erzogen und in allem unterwiesen, was man zum regieren wissen muss. Nun soll sie den Grafen Foulques d’Anjou heiraten, einen deutlich älteren Mann, der frisch aus dem Frankenreich eingetroffen ist und verächtlich auf den Lebensstil der Christen im Land herab sieht.
Da ihre Ablehnung bei ihrem Vater auf taube Ohren stößt, beschließt Melisande auszureißen, in der Hoffnung, dadurch ihre Hochzeit zu verhindern.
Doch dann verläuft die Reise alles andere als geplant und Melisande gerät in große Gefahr.
Helfen soll Raol Montalban, seit zehn Jahren Tempelritter im Heiligen Land…

Meine Meinung
Schon als Ulf Schiewes neuester Roman Die Mission des Kreuzritters angekündigt wurde, wusste ich, dass ich ihn unbedingt lesen muss, denn mit seinem nunmehr fünfzehnten Roman kehrt der Autor zu seinen Anfängen zurück. Genauer gesagt handelt es sich hier um eine lose Fortsetzung seines Debütromans Der Bastard von Tolosa. Ging es dort um den Ritter Jaufré Montalban, der seine Lebensgeschichte für seinen Sohn Raol niederschreiben lässt, so ist Raol nun eine der Hauptpersonen in dem neuesten Werk.
Erzählt wird die fiktive Geschichte über den Widerstand Melisandes gegen die Ehe mit Foulques d’Anjou, über ihre Flucht vor der arrangierten und ungewollten Ehe, ihre Gefangennahme und darauf folgende Ereignisse. Nahezu die gesamte Handlung ist erfunden, dabei aber in einen sehr authentisch beschriebenen historischen Hintergrund eingebettet, nämlich die spannungsreiche Zeit zwischen den Kreuzzügen. Dadurch wirkt die Geschichte zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig. Die politischen Hintergründe, so verwirrend sie auch sein mögen, werden bestmöglich und leicht verständlich beschrieben, dennoch sollte man hier aufmerksam lesen, um nicht durcheinander zu geraten. Auch über die Anfänge der Tempelritter sowie deren Anerkennung als Orden erhält man nebenbei ein paar Informationen.
Der Roman umfasst eine Zeitspanne von ein paar Wochen – genauer lässt sich das schwer sagen, weil es kaum Zeitangaben gibt. Was zunächst als mehr oder weniger harmloses Abenteuer beginnt, dessen größte Gefahr darin besteht, von den Rittern des Königs entdeckt und zurück geleitet zu werden, wird schon bald zu einem Alptraum, als Melisandes Reisegruppe überfallen, ihre bewaffneten Begleiter größtenteils getötet und sie selbst gefangen genommen wird.
Zu Beginn des Romans ist Melisande so, wie man sich eine verwöhnte Prinzessin vorstellt. Leicht kindlich-naiv, trotz ihrer 24 Jahre, beruht ihre Ablehnung gegen Foulques zunächst nur auf Äußerlichkeiten, dabei hätte sie genug andere Gründe vorzubringen, die ihn als zukünftigen König des Reiches disqualifizieren. Im Verlauf des Romans macht sie aber eine deutliche Entwicklung durch, wodurch sie etliche Sympathiepunkte hinzugewinnt.
Als zweite Hauptperson kommt Raol Montalban ins Spiel. Als Überlebender der Schlacht von Ager Sanguinis ist er den Tempelrittern beigetreten und hat sich dazu verpflichtet, die Pilgerwege zu schützen. Daneben setzt er sich auch für andere Bewohner des Landes ein. Ist er zunächst recht unnahbar, zeigt er später seine wahren Qualitäten. Er ist sehr prinzipientreu, steht zu seinem Wort, weiß noch dazu mit dem Schwert umzugehen und ist auch taktisch sehr geschickt.
Anhand dieser Konstellation kann man sich vorstellen, dass es hier wohl auch eine Liebesgeschichte geben wird. Tatsächlich steht diese deutlich mehr im Mittelpunkt, als dies bei Ulf Schiewes Romanen sonst der Fall ist. Das Knistern ist deutlich zu spüren, kitschig wird es aber nie.
Trotz des erhöhten Fokus‘ auf die Liebesgeschichte sollte man hier nicht von einem Liebesroman ausgehen, denn die Zeiten waren brutal. Es wird viel gekämpft und gestorben, und es trifft auch Charaktere, deren Lebensgeschichte dem Leser bekannt ist. Die Kämpfe werden nicht zelebriert, aber auch nicht verharmlost. Dadurch wird die Gefahr noch deutlicher spürbar, die Geschichte noch lebendiger.
Sprachlich ist insbesondere auffällig, dass der Roman durchgängig im Präsens verfasst ist. Dadurch sowie durch ein recht hohes Erzähltempo wird die Spannung hoch gehalten. Ich empfinde dies allerdings als gewöhnungsbedürftig, immer wieder bin ich kurz über die Verwendung des Präsens gestolpert. Dennoch ist der Roman gut lesbar und leicht verständlich. Auch wenige Sätze in französischer Sprache, die gelegentlich eingeflochten werden, stören den Lesefluss nicht, für das Verständnis sind diese nicht wichtig.
Hilfreich ist das Glossar, durch das einige nicht alltägliche sowie fremdsprachliceh Begriffe erklärt werden. Weiteres Zusatzmateril findet sich in Form eines Personenregisters, einer Karte mit eingetragener Reiseroute im inneren Cover sowie kurzen historische Anmerkungen des Autors.

Fazit
Die Mission des Kreuzritters ist ein spannender Abenteuerroman um ein fiktives Ereignis, eingebettet in ein lebendiges historisches Umfeld. Wer nach der Lektüre von Schiewes Bastard von Tolosa schon immer wissen wollte, was Raol all die Jahre in Jerusalem getrieben hat, kommt um diesen Roman nicht drum herum.
Auch wenn der Fokus auf die Liebesgeschichte nicht ganz das war, was ich erwartet hatte, wurde ich gut unterhalten und empfehle den Roman gerne all denjenigen weiter, die Abenteuergeschichten lieben.

Elizabeth Chadwick – Der Falke von Montabard

Autor Elizabeth Chadwick
Titel Der Falke von Montabard
Originaltitel The Falcons of Montabard
Übersetzer Helmut Splinter
Serie Normannensaga Band 2
Seitenzahl 576
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36777-1
Bewertung

Achtung: Enthält kleinere Spoiler zu Die normannische Braut!

Inhalt
Normandie, 1120: Sabin FitzSimon ist ein mutiger Ritter, doch sein Ruf in Bezug auf Frauen ist sehr schlecht, gilt er doch als großer Schürzenjäger, auf den verbotene Früchte den größten Reiz ausüben.
Nachdem seine letzte Eroberung, eine Mätresse König Heinrichs, durch seine Schuld bei dem Untergang der Blanche Nef ums Leben gekommen ist, will er sich von Grund auf ändern, und so nutzt er die Gelegenheit, mit dem Ritter Edmond Strongfist ins Heilige Land zu reisen und sich ein neues Leben aufzubauen. Doch da ist auch noch Annaïs, Strongfists Tochter…

Meine Meinung
Bei der Falke von Monatabard handelt es sich um die Fortsetzung zu Die normannische Braut, Vorwissen ist jedoch nicht nötig, denn bis auf in wenige Szenen zu Beginn, die man auch ohne dieses verstehen kann, spielt die Vorgeschichte keine Rolle. Während allerdings im ersten Band über historisch belegte Ereignisse berichtet wird, handelt es sich hier um die Erlebnisse einer Hauptperson, deren Existenz zwar belegt, über die aber nichts bekannt ist.
Auch wenn der Klappentext und meine Inhaltsangabe einen Liebesroman vermuten lassen, so ist der Roman doch weit davon entfernt. Vielmehr ist die Liebesgeschichte eingebettet in die Geschichte des Königreichs Jerusalem, das eine ereignisreiche Zeit durchlebt. Es geht um die Schwierigkeiten, mit denen sich europäische Siedler auseinandersetzen müssen, den Widerstand der Sarazenen, Belagerung und Krieg, Verrat, aber auch Freundschaft und Vertrauen. Über etwa fünf Jahre begleitet der Leser die Hauptpersonen und erlebt ihre Entwicklung mit.
Sabin FitzSimon ist ein junger Mann, der sich den schlechten Ruf überwiegend deshalb zugelegt hat, um seine Stiefmutter und ihren neuen Mann, die er beide nicht besonders gut leiden kann, vor den Kopf zu stoßen. Die Gelegenheit, fern der Aufsicht seiner Stiefeltern ein neues Leben zu beginnen, ergreift er mit Freuden, ist er doch dort ein unbeschriebenes Blatt. Er ist fleißig, mutig, und obwohl es an Angeboten nicht mangelt, lässt er sich nicht mit vergebenen Frauen ein. Annaïs ist die folgsame Tochter, die dennoch ihren eigenen Kopf hat. Sie ist eine Frau ihrer Zeit, die ihren Vater liebt und seine Entscheidungen akzeptiert, aber nicht alles widerspruchslos hinnimmt.
Schon bald entwickelt sich mehr als Freundschaft zwischen den beiden, doch akzeptieren sie, dass eine Ehe zwischen ihnen unmöglich ist, denn Annaïs ist eine Erbin, Sabin nur ein mittelloser Bastard. Beide zeigen mehr als eine Seite, sie sind weit davon entfernt, perfekt zu sein.
Auch die meisten anderen Charaktere zeigen Persönlichkeit, auf reine Schwarz-Weiß-Malerei wird verzichtet. So ist beispielsweise Strongfist, wie der Name schon sagt, ein starker Krieger, der sich durch besonderen Mut im Kampf hervortut, sich aber von seiner Frau um den Finger wickeln lässt. Die wiederum ist nur auf den eigenen Vorteil bedacht, zeigt dann aber an entscheidender Stelle doch ganz andere Seiten. Und auch die Sarazenen sind vielschichtig, wie Menschen es nur sein können.
Der Schreibstil ist angenehm, nicht zu nüchtern, aber auch nicht übertrieben emotional. Blutige Beschreibungen kommen ebenso vor wie ein wenig Romantik, doch beides wird nicht in allen Einzelheiten beschrieben. Ab etwa der Hälfte des Romans gibt es immer mal wieder kleinere Längen, doch wird es selten langweilig, schon bald folgt die nächste spannende Szene.
Auf Zusatzmaterial wird hier leider verzichtet, einzig ein kurzes Nachwort mit einer kleinen Bibliographie ist enthalten, dabei wäre gerade bei einem Roman, der im Heiligen Land spielt, eine Karte recht hilfreich. Doch auch so kann man diesem Roman recht gut folgen.

Fazit
Ein netter Roman über die Blütezeit des Königreichs Jerusalem. Auch wenn es mit den neueren Romanen der Autorin nicht mithalten kann, ist Der Falke von Montabard ein lesenswertes Buch, in dem die Spannung nicht zu kurz kommt. Empfehlenswert für Leser der Autorin und für diejenigen, die auch mal über die Zeit zwischen den ersten Kreuzzügen lesen wollen.