Autor | Christopher W. Gortner |
Titel | Der Schwur der Königin |
Originaltitel | The Queen's Vow |
Übersetzer | Peter Pfaffinger |
Seitenzahl | 574 |
Verlag | Goldmann |
ISBN | 978-3-442-47892-7 |
Bewertung |
Inhalt
Valladolid, 1454: Isabella, die Tochter des Königs von Kastilien und seiner zweiten Frau, ist gerade einmal drei Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Aus Angst, dass ihre Kinder von ihr getrennt und dem sittenlosen Hof ihres Stiefsohns ausgesetzt werden, flieht die Königin noch in derselben Nacht mit ihnen nach Arévalo, ihrem Witwensitz.
Zehn Jahre später: König Enrique besteht darauf, dass seine Halbgeschwister bei der Taufe seiner Tochter Joanna anwesend sind. Für Isabella und Alfonso ist dies ein tiefer Einschnitt in ihr bisheriges Leben, sind sie doch wohl behütet auf dem Land fern aller Intrigen aufgewachsen. Schon bald muss Isabella erkennen, dass nicht alles so ist, wie es sein sollte…
Meine Meinung
Isabella von Kastilien war eine bemerkenswerte Frau, die es trotz aller Widrigkeiten geschafft hat, Großes zu leisten. In diesem Roman lässt Christopher W. Gortner die Königin selbst zu Wort kommen und über ihr Leben und ihre Entscheidungen berichten.
Durch diese Perspektive erlebt man hautnah mit, wie die junge Frau sich entwickelt, welche Zweifel sie plagen, welche Emotionen sie erfüllen. Sie ist eine mutige Frau, die ihren eigenen Weg geht, auch wenn sie sich dabei den Plänen Anderer widersetzen muss, die dabei aber sehr fromm ist und an Gottes Fügung glaubt. Nicht immer war ich mit ihren Entscheidungen einverstanden, im historischen Kontext gesehen erscheinen die meisten jedoch stimmig beschrieben.
Andere Charaktere bleiben eher oberflächlich beschrieben, was bei Romanen in Ich-Perspektive ja keine Seltenheit ist. Von einigen Nebenpersonen konnte ich mir allerdings so gar kein Bild machen, sie sind zwar ständig an Isabellas Seite zu finden, doch über ihren Charakter wird kaum etwas gesagt. Viele wichtige Personen wie Fernando von Aragón oder auch Isabellas Kinder bleiben eher blass, wieder andere erscheinen stark schwarz-weiß-gezeichnet.
Über die spanische Geschichte während es 15. Jahrhunderts war mir bisher wenig bekannt. Durch diesen Roman habe ich einen kleinen Einblick über die Geschichte dieses Landes erhalten, insbesondere über die Kriege, die finanzielle Situation des Königshauses, den Beginn der Spanischen Inquisition und auch die Hartnäckigkeit und Dreistigkeit eines gewissen portugiesischen Seefahrers. Doch durch die starke zeitliche Straffung – auf nicht einmal sechshundert Seiten werden Ereignisse aus fast dreißig Jahren zusammengefasst – bleibt nicht viel Raum für ausführlichere Beschreibungen oder Darstellungen von Personen.
Immer wieder kommt es zu Sprüngen von einigen Monaten oder Jahren, wobei nicht immer klar wird, wie viel Zeit zwischen den Kapiteln genau vergangen ist. Jahresangaben findet man fast nur auf den Titelseiten der vier Abschnitte, selten innerhalb des Textes. Hier muss man sich an der Nennung von Altersangaben oder anderen Punkten orientieren, die jedoch spärlich gesät sind und auch nicht immer korrekt zu sein scheinen. So wird beispielsweise im Prolog, der im Jahr 1454 spielt, erwähnt, dass Alfonso, Isabellas Bruder, ein Jahr alt ist, doch im ersten Kapitel, das 1464 stattfinden soll, wird er als knapp Zehnjähriger beschrieben, was so nicht stimmen kann.
Die Sprache ist weitestgehend gut verständlich, nicht zu modern, aber auch nicht zu sehr auf alt getrimmt. Die Verwendung einzelner spanischer Begriffe habe ich jedoch als störend empfunden. Warum wird ein „Hija mia“ oder „Dios mío“ nicht übersetzt, wenn ansonsten die wörtliche Rede doch in deutscher Sprache gehalten ist? Man weiß doch auch so, dass die Charaktere Spanisch miteinander reden.
Ein Nachwort ergänzt den Roman um weitere Hintergründe sowie Erklärungen zu Veränderungen im zeitlichen Ablauf. Ein Stammbaum und eine Karte sind ebenfalls enthalten, doch ein Personenregister, das aufgrund der vielen Personen hilfreich wäre, fehlt leider.
Fazit
Leider sorgt die starke zeitliche Straffung dafür, dass Charaktere und Ereignisse nicht tiefer gehend beleuchtet werden können. Ein paar Seiten mehr hätten dem Roman sicher gut getan, doch auch so erhält man einen interessanten Einblick auf die Person Isabellas von Kastilien.
Vielen Dank an den Goldmann-Verlag und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!