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Juliet Marillier – Der Sohn der Schatten

AutorJuliet Marillier
TitelDer Sohn der Schatten
OriginaltitelSon of the Shadows
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 2
Seitenzahl776
VerlagKnaur
ISBN3-426-70247-9
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert.: Liadan wächst mit ihren Geschwistern Sean und Niamh wohlbehütet auf Sevenwaters auf. Den Mädchen gesteht man zu, sich ihren Ehemann selbst wählen zu dürfen. Doch während die sechzehnjährige Liadan sich als Heilerin noch nicht binden möchte, entscheidet sich Niamh für den einzigen Mann, den sie nicht haben kann, und trifft sich heimlich mit ihm. Als dies entdeckt wird, verheiratet ihre Familie sie mit einem älteren Mann, in der Hoffnung, dadurch eine Allianz mit dessen Familie einzugehen.
Doch kurz nach Niamhs Hochzeit wird Liadan entführt – von Mitgliedern der Bande des bemalten Mannes, einer Söldnerhorde, die Angst und Schrecken unter den Verbündeten von Sevenwaters verbreitet.

Meine Meinung
Während der erste Band der Reihe sehr gemächlich beginnt, muss man hier nicht so lange warten, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Die Vorgeschichte wird zwischendurch in kleinen Happen präsentiert. Man erfährt aber auch nicht so viel, dass sich das Lesen dieses ersten Bandes nicht mehr lohnt, sollte man ihn nicht kennen. Ich würde empfehlen, ihn trotzdem zu lesen, für das Verständnis dieses zweiten Bandes ist es aber nicht notwendig.
Erzählt wird wieder aus der Ich-Perspektive einer Tochter aus dem Hause Sevenwaters. Zu Beginn dieses Romans, dem zweiten Band der ursprünglichen Sevenwaters-Trilogie, ist Liadan so alt wie ihre Mutter am Ende ihrer Geschichte im ersten Band.
Der Schreibstil ist schlicht und ohne Schnörkel, was sehr gut zu der Erzählung aus Sicht eines Mädchens, das zur jungen Frau wird, passt. Einige irische Namen und Begriffe können gegebenenfalls den Lesefluss hemmen, doch ein Glossar bietet neben zusätzlichen Informationen zur irischen Mythologie auch Hinweise zur Aussprache.
Durch Geschichten, die im Roman nacherzählt werden, gibt es immer wieder Einblicke in die irische Sagenwelt, die ich sehr faszinierend finde. Allerdings waren sie mir gelegentlich zu lang, da sie in die Romanhandlung eingebunden sind und diese dadurch ausbremsen.
Der Roman selbst basiert im Gegensatz zum ersten Band der Reihe nicht auf einer mythologischen Vorlage, er erscheint mir deshalb ein bisschen weniger märchenhaft. Das Mystische beschränkt sich in auf Begegnungen mit den mythologischen Völkern, Zauberei spielt weniger eine Rolle.
Familie, Wahrheit und Lüge, Treue, Freundschaft, verpasste Gelegenheiten und falsche Entscheidungen machen einen guten Teil des Romans aus. Es ist schon recht früh klar, dass es sich auch um eine Liebesgeschichte handelt, wollte man den Roman aber auf diesen Punkt reduzieren, würde man ihm nicht gerecht. Dabei hält sich die Autorin beim Beschreiben der Liebesszenen dezent zurück und überlässt das meiste der Fantasie des Lesers.
Die Prophezeiung, die im ersten Band eher am Rande erwähnt wird, nimmt hier an Bedeutung zu. Allerdings wird ihr nicht so viel Bedeutung zugemessen, dass sich die handelnden Personen davon lenken lassen.
Die Personen haben alle ihren eigenen Charakter, die Handlungen sind begründet, einige Personen sind einsichtig, andere nicht, die Fehler, die gemacht werden, menschlich.
Auch schreckt die Autorin nicht davor zurück, liebgewonnene Charaktere aus dem Vorgängerband sterben zu lassen, schließlich befinden wir uns im frühen Mittelalter und die Sterblichkeit ist hoch, und so gibt es auch gelegentlich traurige Momente.

Fazit
Auch bei diesem zweiten Band der ursprünglichen Sevenwaters-Trilogie handelt es sich um einen historischen Fantasyroman, der zum Träumen einlädt. Ich kann ihn nur jedem empfehlen, der sich in diesem Genre wohlfühlt.

Juliet Marillier – Die Tochter der Wälder

AutorJuliet Marillier
TitelDie Tochter der Wälder
OriginaltitelDaughter of the Forest
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 1
Seitenzahl646
VerlagKnaur
ISBN3-426-70226-6
Bewertung

Inhalt
Irland im 9. Jahrhundert: Sorcha und ihre sechs älteren Brüder wachsen zwar mutterlos, doch unbeschwert in den Wäldern von Sevenwaters auf. Doch je älter sie werden, umso mehr werden sie in die Fehde mit einer englischen Familie, in die ihr Vater, Lord Colum of Sevenwaters, verwickelt ist, hineingezogen. Auch Sorcha als Heilerin lernt die Grausamkeiten dieser Fehde kennen.
Doch die größte Gefahr geht von einer Frau aus, die plötzlich und unerwartet an Lord Colums Seite auftaucht und Zwietracht in der Familie sät. Als die Geschwister sich dazu entschließen, etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen, verzaubert sie die Brüder, und es ist an Sorcha, diesen Bann zu brechen.

Meine Meinung
Bei diesem ersten Band einer Reihe handelt es sich um die Umsetzung eines Grimmschen Märchens in Romanform. Doch auch, wenn man das Märchen und somit die groben Züge der Handlung kennt, ist dieser Roman lesenswert, schließlich ist ein solcher Roman doch wesentlich umfangreicher und kann durch seine Erzählweise überzeugen.
Schon alleine durch seine Einbettung in die irische Mythologie erhält er noch etwas Zauberhaftes, und da die Autorin sich nicht strikt an die Vorlage hält. sondern Elemente der irischen Mythologie einbaut, erhält er auch eine große Eigenständigkeit.
Durch das irische Setting sind auch Namen und andere Begriffe irischen Ursprungs, im Anhang gibt es deshalb eine Hilfe zur Aussprache sowie ein Glossar.
Schon auf den ersten Seiten fällt der recht schlichte, gemächliche Schreibstil auf, in dem Sorcha rückblickend ihre Geschichte erzählt. Über recht viele Seiten passiert eher wenig, stattdessen werden mehrere einzelne Episoden aus Sorchas Kindheit wiedergegeben, die die Brüder und Sorcha selbst charakterisieren und in denen das unbeschwerte Leben auf und um Sevenwaters dargestellt wird, aber auch auf Kriegszeiten wird hier eingegangen. Für einige Leser mag dies ein wenig langatmig dargestellt sein, mir jedoch gefällt die Art des Erzählens, die ein wenig erscheint, als ob die Ich-Erzählerin Sorcha nicht wüsste, wo genau sie mit der Geschichte anfangen soll. Manchmal wirken Ich-Erzählungen doch recht steril, hier aber habe ich mich manches Mal direkt angesprochen gefühlt.
Spätestens jedoch zu dem Zeitpunkt, zu dem die Braut des Vaters das erste Mal erwähnt wird, nimmt die Handlung Geschwindigkeit auf. Wer also bis dahin von dem Roman gelangweilt war, sollte ruhig noch ein paar Seiten weiterlesen – es könnte sich lohnen.
Auch in diesem Roman gibt es einige Szenen, die Gewalt beinhalten, doch deutet Sorcha diese nur an und überlässt es damit der Fantasie der Leser, sich vorzustellen, was da passiert sein könnte.
Den Charakterisierungen der verschiedenen Haupt- und Nebenfiguren wird hier sehr viel Raum gegeben. Schon alleine die Brüder werden so dargestellt, dass ich mir jeden einzelnen sehr gut vorstellen konnte, jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigenen Vorlieben. Doch auch später, als Sorcha plötzlich Steine in den Weg gelegt werden, bleiben die Personen vielschichtig beschrieben, es gibt kein Schwarz und Weiß, sondern nur verschiedene Grautöne, die Motive für die diversen Entscheidungen bleiben verständlich. Einzig die Motivation von Lord Colums Braut bleibt hier unklar, darauf wird jedoch in einem späteren Band der Reihe eingegangen.
Besonders historisch ist dieser Roman nicht, es gibt so einige Dinge, die unstimmig sind. So tragen die Engländer, die hier als Briten bezeichnet werden, Namen, die wohl normannischen Ursprungs sind, obwohl sie von der zeitlichen Einordnung eher angelsächsisch sein sollten. Doch da es sich sowieso um historische Fantasy handelt, noch dazu um den Debütroman der Autorin, und die historischen Bezüge rar gesät sind, sehe ich dies hier nicht allzu eng.
Auch wenn es sich um den Auftakt einer mehrbändigen Reihe handelt, kann man diesen ersten Band auch für sich lesen, da er in sich abgeschlossen ist.

Fazit
Ein traumhaft schöner Roman mit einer wunderschönen Liebesgeschichte, den ich schon mehrfach gelesen habe und der mich immer wieder verzaubert, der aber sehr gemächlich beginnt.

Diana Norman – Die Piratenkönigin

AutorDiana Norman
TitelDie Piratenkönigin
OriginaltitelThe Pirate Queen
ÜbersetzerHanna Neves
Seitenzahl846
Verlagdtv
ISBN978-3-423-122986
Bewertung

Inhalt
London, 1587: Seit sie denken kann lebt Barbary mit ihrem Ziehvater Will in London. Sie ist Mitglied des Ordens, einer Organisation der Unterwelt. Um jedoch unbehelligt zu bleiben, gibt sie sich als Junge aus.
Eines Tages jedoch wird sie gezielt festgenommen – sie wird für den Enkel der irischen Piratin Grace O‘ Malley gehalten. Doch Barbary kann sich nicht an die Zeit erinnern, bevor Will sie aufgenommen hat, und da zudem davon ausgegangen wird, dass es sich bei dem Enkel der Piratin um einen Jungen handeln muss, glaubt sie nicht daran, dass sie wirklich Irin und Enkelin der Piratin sein könnte. Dennoch spielt sie die Posse zunächst mit…

Meine Meinung
Bei dem Klappentext hatte ich zunächst die Befürchtung, dass es sich hier um einen weiteren Hosenroman der seichten Sorte handelt. Doch war die Furcht hier unbegründet.
Da Barbary schon als Junge verkleidet lebt, seit die sich erinnern kann, dabei im Orden auch noch das Lügen und Betrügen gelernt hat, ist ihre Verkleidung durchaus glaubwürdig. Nicht ganz so glaubwürdig finde ich dagegen, dass in ganz London niemand zu wissen scheint, dass Barbary eben kein Jungenname ist. Weder im Orden noch bei Hofe zweifelt man jedoch an ihrer Männlichkeit.
Dass Barbary mit ihrer Jungenkleidung plötzlich auch alles Männliche ablegt und ganz zur Frau wird, kann ich mir nicht so richtig vorstellen, hier ging mir der Übergang zu abrupt. Dies könnte aber auch einfach daran liegen, dass in dem Roman zeitliche Angaben spärlich gesät sind, nur selten findet man einen Hinweis darauf, in welchem Jahr man sich gerade befindet oder wie alt Brabray im Moment ist. So konnte ich sehr oft nicht einschätzen, wie viel Zeit nun genau vergangen ist, und habe mich dann über einige Dinge wie die schnelle Fertigstellung eines Hauses gewundert.
Da Barbary ja aus politischen Gründen nach Irland geschickt wurde, spielt die englische Politik im Umgang mit den Iren und der englischen Besiedelung Irlands eine große Rolle. Zwar wurden einige Dinge von der Autorin vereinfacht dargestellt, wie sie in einem Nachwort erklärt, dennoch ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Die Piraterie ist dabei aber eher nebensächlich.
Grace O’Malley wird hier als eine Frau dargestellt, die für Gefühle keine Zeit hat, für sie ist das Leben ein Geschäft. Diese Darstellung hat mir sehr gefallen, es war nicht überzogen, sondern einfach passend und glaubwürdig, ganz im Gegenteil zu ihrer Darstellung in Die Piratin von Manfred Böckl, die für mich eher wie eine Karikatur wirkt.
Barbary ist ein Mädchen, das es faustdick hinter den Ohren hat, sobald sie aber enttarnt ist ihre Schwierigkeiten hat. Wenn sie eine Rolle spielen kann fühlt sie sich sicher, weiß aber nicht, wer sie selbst wirklich ist.
Mit dem Ende des Romans bin ich nicht ganz glücklich, da es mir zu offen ist, doch denke ich, dass ein anderes nicht ganz so gut zum sonstigen Verlauf des Romans gepasst hätte. Von daher bin ich schon zufrieden

Fazit
Ein schöner Roman über eine junge Frau, die ihren Platz im Leben sucht. Wer gerne mehr über Irland zur Zeit Elizabeths I. wissen möchte sollte hier genauer hinschauen.

Manfred Böckl – Die Piratin

AutorManfred Böckl
TitelDie Piratin
Seitenzahl383
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-23234-8
Bewertung

Inhalt
1599 auf Schloss Carrigahowly auf der Insel Clare: Grainne O’Malley, die berühmte und berüchtigte irische Piratin, ist gestorben. Neun Weggefährten der Frau treffen hier zusammen, um ihrer zu gedenken und um ihr Leben und ihren Tod zu feiern. Als Nachruf erzählt jeder der Männer eine Episode aus seinem Leben, in der Grainne eine wichtige Rolle gespielt hat, egal ob im positiven oder negativen Sinn. Zu Wort kommen Söhne und Bruder, Freunde und Mannschaftsmitglieder, aber auch Feinde der Piratin. Und nach jeder Erzählung wird ein Band, das die Männer mit Grainne verknüpft, der Piratin zurückgegeben…

Meine Meinung
Grainne O’Malley, auch Grace O’Malley oder Granuaille genannt, ist eine historische Persönlichkeit. Dennoch zögere ich, dieses Buch als biografischen Roman zu bezeichnen, zu übertrieben erscheinen mir so manche Darstellungen. Einige der beschriebenen Weggefährten scheinen zudem der Fantasie des Autors entsprungen zu sein, da sich ihr Leben in Biografien anders darstellt. So hat Grainne wahrscheinlich beide Ehemänner überlebt, und einen Sohn namens Padraic konnte ich auch nirgends finden. Auf ein erklärendes Nachwort, in dem hierauf Bezug genommen worden sein könnte, wird leider verzichtet. Nur in einigen wenigen Fällen klären Fußnoten darüber auf, dass eine Begebenheit tatsächlich so überliefert ist. Leider fehlen auch hier Quellenangaben.
Die beschriebenen Episoden fand ich größtenteils nicht sehr überzeugend in ihrer Darstellung. Warum die Wahl gerade auf diese gefallen ist, erschließt sich mir nicht, denn einige fand ich einfach nur langweilig. Möglicherweise handelt es sich aber gerade bei diesen um überlieferte Geschichten. Hier hätte ich einfach mehr erwartet, das Leben der Piratin hätte viel mehr hergegeben, aber einige wichtige Details ihrer Biografie, zum Beispiel ihre Zeit in englischer Gefangenschaft, wurden nicht einmal in einem Nebensatz erwähnt.
Der Erzählstil sagt mir auch nicht sonderlich zu. Hier sind mindestens angetrunkene, zum Teil aber wohl ziemlich besoffene Männer dabei, ihr jeweiliges denkwürdiges Erlebnis mit Grainne zu beschreiben. Diese Szenen sind teilweise einfach nur übertrieben geschildert, einige fand ich aber auch nur auf eine lächerliche Weise beschrieben. Einige der Weggefährten versuchen während der Erzählung, sich selbst ins rechte Licht zu rücken, machen sich dadurch aber auch einfach nur lächerlich. Wenn man in einer Episode außerdem auf fast jeder Seite einmal „Ich, Sir Henry Sidney“ lesen muss, ist dies auch ziemlich ermüdend. Über Verluste an Menschenleben wird genauso wenig ein Wort verloren wie über weitere Gefühle. Grainne selbst wird als extrem unsympathische, übermenschlich starke, überhebliche, dabei aber recht naive Person dargestellt, die tut, was sie will, egal, wie sehr sie dabei lügt und wer zu Schaden kommt. Es kann ja sein, dass sie wirklich so war, durch die Art der Beschreibung wirkt sie aber wie eine Karikatur, so dass ich sie nicht ernst nehmen konnte.
Die Szenen zwischen den einzelnen Kapiteln fand ich zum Teil eher unappetitlich, liegt doch die Leiche auf dem Tisch direkt neben dem Essen. Auf einige Beschreibungen hätte ich gut verzichten können.

Anmerkung
Der Roman ist auch unter dem Titel Die neun Leben der Grainne O’Malley erschienen.

Fazit
Als biografischen Roman über Graine O’Malley nicht zu gebrauchen, eher als reine Unterhaltungslektüre, sofern einem der übertriebene Erzählstil zusagt – mein Fall war er nicht. Wer mehr über die irische Piratin erfahren möchte, sollte wohl eher zu anderen Romanen oder Sachbüchern greifen.