Schlagwort-Archive: Irland

Sabrina Qunaj – Der Ritter der Könige

AutorSabrina Qunaj
TitelDer Ritter der Könige
SerieGeraldines Band 3
Seitenzahl702
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-48372-3
Bewertung

Inhalt
Wales, 1145: Der vierzehnjährige Maurice de Prendergast hat gerade mit seinem Freund Meilyr FitzHenry die Ausbildung zum Ritter begonnen, als Richard de Clare, der Sohn des Earls von Pembroke, ebenfalls dem Haushalt von William FitzGerald beitritt. Schon bald freunden sich Richard und Maurice an, dabei könnten sie kaum unterschiedlicher sein.
Als jedoch Richards Vater nur wenige Jahre später stirbt, nimmt er neben Maurice nicht Meilyr, sondern dessen Cousin Raymond als Knappe in seinen Haushalt auf, den jüngsten Sohn des Constables von Pembroke, der Maurice hasst, den Maurice jedoch positiv zu beeinflussen hofft.
Und jenseits der Grenze, in England, tobt noch immer der Bürgerkrieg…

Meine Meinung
Der Ritter der Könige ist der dritte historische Roman von Sabrina Qunaj, der sich mit der Familie der Geraldines beschäftigt. Er spielt etwa zur gleichen Zeit wie Das Blut der Rebellin, beschäftigt sich jedoch mit anderen Themen, so dass es kaum Überschneidungen gibt und man diese beiden Bände in beliebiger Reihenfolge lesen kann.
Wie schon zuvor verknüpft die Autorin hier gekonnt Fakten mit Fiktion. So ist über die Jugend von Maurice de Prendergast und Richard de Clare so gut wie nichts bekannt, und auch wenn man weiß, dass Maurice de Prendergast in die Familie der Geraldines eingeheiratet hat, weiß man nicht, wer genau seine Braut war. So ist hier zwar schon ein guter Teil Fiktion enthalten, doch im Gesamtbild ist der Roman nicht nur stimmig, sondern dazu auch noch spannend erzählt.
Der Beginn des Romans wirft einen direkt mitten ins Geschehen, von der ersten Seite an kann man mit den jungen Knappen mitfiebern, wie sie in ständigem Wettbewerb zueinander stehen, wie sie Ungerechtigkeiten vom Fechtmeister oder der Frau des Constables über sich ergehen lassen müssen, aber auch, wie sich Feind- und Freundschaften entwickeln. Über 26 Jahre begleiten wir Maurice, immer wieder von kürzeren und längeren Pausen unterbrochen, sehen, wie aus dem Jungen ein gestandener Ritter wird, der seine eigenen Entscheidungen treffen muss.
Maurice ist ein Protagonist, wie ich ihn eigentlich gerne habe, sympathisch, ritterlich, ehrenhaft und in diversen Situationen die Stimme der Vernunft. Leider war er mir dann aber doch manches Mal einfach zu gut, zu glatt, gerne hätte er mehr Ecken und Kanten zeigen dürfen. Dennoch überschreitet seine Darstellung nie die Grenze der Glaubwürdigkeit, und zumindest hin und wieder zeigt er auch mal eine andere, unerwartete Seite.
Auch die meisten anderen Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und so bildhaft beschrieben, dass ich keine Probleme hatte, sie mir vorzustellen. Da fällt natürlich Richard de Clare ins Auge, zunächst ein schmächtiger Junge, der aber sehr zielstrebig an sich arbeitet, um seinen Vater zu überflügeln. Doch auch Nebencharaktere wie Griffin, Raymonds Bruder, oder Maria, ihre Mutter, die eher negativ dargestellt werden, sind dabei nie platt, sondern haben ihre Gründe, so zu handeln, wie sie es tun.
Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf Niah legen, ein junges Mädchen, das besondere Fähigkeiten hat: Sie ist eine Awenyddion, eine Seherin. Sie bildet hier ein phantastisches Element aus der walisischen Mythologie dieser Zeit, passt also durchaus in die Glaubenswelt ihres Umfelds.
Schon früh wird man durch Gespräche immer wieder über die politische Situation und aktuelle Ereignisse in England und Wales in Kenntnis gesetzt, ohne dass dies aufgesetzt wirkt, und auch im weiteren Verlauf bleibt der Leser immer auf dem Laufenden. Dabei findet die Autorin stets das richtige Maß, weder wurde es zu theoretisch in Form von langen Informationsblöcken, noch hatte ich das Gefühl, in der Luft zu hängen und nicht mehr folgen zu können.
Auch in diesem Roman ist eine Liebesgeschichte enthalten, im Vergleich zu der in Das Blut der Rebellin spielt sie aber hier eine eher untergeordnete Rolle.
Der Roman verfügt über eine recht üppige Zusatzausstattung. Neben einem Nachwort zur Historie sind Karten von Irland und Wales, ein Stammbaum der Geraldines sowie ein Personenregister vorhanden.

Fazit
Informativ, spannend, lebendig, solche Romane lese ich gerne. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Kiera Brennan – Die Herren der grünen Insel

AutorKiera Brennan
TitelDie Herren der grünen Insel
Seitenzahl959
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-7645-0559-2
Bewertung

Inhalt
Irland, 1166: Die irischen Stämme sind untereinander zerstritten. Kleinere Fehden wie die zwischen den O’Bjolans und Ascall von Toora, bei denen es um verletzten Stolz geht, sind an der Tagesordnung, doch auch die Könige der Insel bekämpfen einander.
Als König Diarmait von Leinster Hilfe im Ausland sucht und bei Henry Plantagenet Aufnahme und ein offenes Ohr findet, setzt er damit Ereignisse in Gang, die Irland für immer verändern sollen. Auch Diarmaits Tochter Aoife, ein schüchternes, schnell zu ängstigendes Mädchen, erhält durch die Begegnung mit Henry und seiner Frau Eleonore ein Ziel, auf das sie von nun an mit aller Kraft hinarbeitet…

Meine Meinung
Normalerweise veröffentlicht Julia Kröhn ihre historischen Romane unter ihrem richtigen Namen. In diesem Fall wurde ein Pseudonym entwickelt, da sich dieses Buch doch sehr von dem unterscheidet, was Julia Kröhn bisher in diesem Genre geschrieben hat.
Thema des Romans ist die Eroberung Irlands durch die Normannen aus irischer Sicht. Der Leser folgt den Erlebnissen einiger, meist fiktiver, Personen. Hier gibt es eine kleine Fehde, dort versucht ein Händler, sich in die Politik einzumischen, und dann ist da ja auch noch Aoife, die einzige historische Hauptperson…
Insgesamt gibt es sehr viele Charaktere, weshalb das Personenregister sehr hilfreich ist, das auch Hinweise zur Aussprache irischer Namen enthält. Da ich schon mehrere Romane mit irisch-gälischem Bezug gelesen habe, waren mir einige Namen geläufig. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass sie dem einen oder anderen Leser durchaus Probleme bereiten können.
Trotz oder vielleicht auch wegen der vielen Hauptcharaktere hatte ich so meine Schwierigkeiten mit diesem Roman. Immer wieder springt die Autorin zwischen den einzelnen Personen hin und her, man erfährt episodenhaft, was mit ihnen passiert, und bis man sie das nächste Mal begleitet sind einige Monate vergangen. Dazu kommt, dass es eigentlich keine echten Sympathieträger gibt. Kaum denkt man, mit einem Charakter wirklich mitfühlen zu können, zeigt er eine ganz andere Seite, doch auch die gegensätzliche Entwicklung gibt es, dass ein Unsympath plötzlich zumindest phasenweise zum Lieblingscharakter wird. Dies ist schon recht erfrischend, schafft die Autorin es doch auf diesem Weg, ihre Geschichte erstaunlich frei von Stereotypen und die Handlung, abgesehen vom historisch vorgegebenen Rahmen, weitestgehend unvorhersehbar zu gestalten. Dennoch hätte ich mir wenigstens eine Hauptperson gewünscht, mit der man von Anfang bis Ende mitfiebern kann. Ebenso auffällig ist es, dass sich die Autorin hier nicht scheut, Hauptpersonen sterben zu lassen, wie man es sonst in Romanen eher selten erlebt.
Die Handlung an sich ist eigentlich sehr spannend und ganz mein Thema. Dadurch, dass man aber immer nur erfährt, was auch die handelnden Personen erleben, kommt gar kein Überblick über den Ablauf der eigentlichen Eroberung zustande. Vielmehr sind es eben wie schon angemerkt kleine Episoden, die oft wenig mit denen anderer Charaktere zu tun haben. Gelegentlich überschneiden sich die Handlungsstränge, oft genug verlaufen sie aber auch unabhängig voneinander.
Wer eine Liebesgeschichte erwartet, der kommt hier nicht auf seine Kosten, denn auf Romantik wird weitestgehend verzichtet.
Dazu trägt auch der Schreibstil bei. Statt neutral beschreibend ist er sehr subjektiv, teilweise (ab-)wertend, was jeden Keim von Romantik zerstört, auch erhält man sehr schnell falsche Eindrücke von Charakteren, die man dann später in vielen Fällen korrigieren muss. Da wird im Erzähltext auch mal das Wort Köter verwendet, obwohl der neutrale Begriff Hund völlig ausreichend gewesen wäre. Dazu kommt, dass sich der Erzähler immer mal wieder selbst korrigiert: Ein Ächzen, nein, ein Schluchzen. Etwas Silbernes: ein Helm, nein, eine Rüstung, nein, ein Speer… Diese Korrekturen haben mich zu Beginn nur irritiert, je öfter sie vorkamen, umso mehr haben sie mich genervt.
An der Ausstattung des Buches wurde nicht gespart. Neben dem bereits erwähnten Personenregister enthält die Hardcoverausgabe eine kurze Vorbemerkung zur Aussprache, eine Zeittafel über die Ereignisse, die zur Eroberung Irlands führen, eine Karte, Anmerkungen zur Historie sowie ein Lesezeichen, auf dem die wichtigsten Figuren genannt werden.

Fazit
Mit seiner Charakterdarstellung kann der Roman positiv wie auch negativ punkten, und die Handlung ist spannend in Szene gesetzt. Leider ist es vor allem der Schreibstil, mit dem ich so meine Probleme hatte und der eine bessere Wertung verhindert hat. Eine Fortsetzung würde ich dennoch lesen, wenn auch ohne allzu hohe Erwartungen.
Für Interessierte an der irischen Geschichte durchaus einen Blick wert, jedoch sollte man damit zurecht kommen, dass es keinen wirklichen Sympathieträger gibt.

Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Juliet Marillier – Heart’s Blood

AutorJuliet Marillier
TitelHeart's Blood
Seitenzahl485
VerlagTor
ISBN978-0-330-45112-3
Bewertung

Inhalt
Irland, im 12. Jahrhundert: Die Schriftgelehrte Caitrin befindet sich auf der Flucht vor ihren entfernten Verwandten, die es auf das Erbe der jungen Frau abgesehen haben. Von einem Kutscher mitten in der Wildnis alleine gelassen findet sie sich plötzlich an einem unheimlichen Ort wieder, an dem sie nicht besonders freundlich aufgenommen wird.
Als sie erfährt, dass der Grundbesitzer einen Schreiber sucht, entschließt sie sich dazu, bei diesem vorzusprechen, obwohl sie von den Dorfbewohnern vor schrecklichen Gestalten gewarnt wird, die den Hügel bewohnen.
Während Caitrin dies zunächst als Hirngespinst abtut, muss sie schon bald erkennen, dass die Warnungen nicht übertrieben waren. Doch sieht Cait dies als Chance, denn hier scheint sie vor ihren Verwandten sicher…

Meine Meinung
Wie schon in Die Tochter der Wälder hat sich Juliet Marillier hier an einem Märchen orientiert – an welchem verrate ich an dieser Stelle nicht – und die Handlung nach Irland verlegt. Doch während die Welt der Sevenwaters-Romane überwiegend hell und freundlich erscheint, ist die Welt um Whistling Tor düster und unheimlich.
Wie häufig bei Romanen von Juliet Marillier handelt es sich auch hier wieder um eine Erzählung aus der Ich-Perspektive. Der Leser erfährt hautnah, wie Caitrin Stück für Stück in die Geheimnisse von Whistling Tor eintaucht und auch die Bewohner der Burg besser kennen lernt. Dabei teilt Caitrin dem Leser nicht alles über sich direkt mit, auch ihre Vorgeschichte wird erst mit der Zeit vorgestellt.
Die Darstellung der Charaktere ist eine der Stärken Marilliers. Obwohl es bei Ich-Erzählungen häufig der Fall ist, dass Nebencharaktere sehr oberflächlich beschrieben werden, sind sie hier sehr lebendig dargestellt, so dass ich sie bildlich vor mir sehen konnte. Reine Schwarz-Weiß-Zeichnungen findet man bei ihr sehr selten, so auch hier, denn wenig ist so, wie es scheint.
Die Ich-Erzählerin Caitrin ist eine gebildete junge Frau, die von ihrem Vater als Schriftgelehrte ausgebildet wurde. Dies mag für die Zeit nicht alltäglich gewesen sein, ist aber im Zusammenhang stimmig beschrieben und wirkt nicht aufgesetzt. Auch wenn sie nun gezwungener Maßen auf eigenen Beinen stehen muss, ist sie unsicher. Dennoch kann sie sich im richtigen Moment behaupten.
Anluan ist der Herr von Whistling Tor. Er ist verwachsen und seine Stimmungen schwanken innerhalb kürzester Zeit, und so ist es nicht leicht, mit ihm zu leben. Doch ein Geheimnis umgibt ihn und sein Heim, so dass Caitlin trotz Allem gewillt ist, den Auftrag zu erfüllen.
Neben dem Herrn leben nur wenige weitere Personen auf Whistling Tor, die alle mehr oder weniger ungewöhnlich sind.
Und dann ist da noch der „Host“, die Schar, eine nicht näher definierte Anzahl an Geistwesen, deren Herkunft unklar ist und vor denen die Bewohner der Umgebung sich fürchten.
Den historischen Hintergrund bildet die Eroberung Irlands durch die Normannen. Genaue Jahreszahlen und Details werden nicht genannt, so dass der Roman auch zu einer anderen Zeit hätte spielen können. Der Schwerpunkt liegt hier deutlich mehr auf der leicht romantischen Fantasy als auf dem History-Anteil.
Die Liebesgeschichte in diesem Roman entwickelt sich sehr gemächlich und wird sehr dezent beschrieben, dabei ist die meiste Zeit eine romantische Grundstimmung zu erahnen, obwohl der Schwerpunkt eher auf der Suche nach einer alten Schrift und der Lösung eines Problems liegt als auf der Liebesgeschichte.
Sprachlich ist der Roman ebenfalls sehr gefühlvoll gehalten. Leider ist dieses Buch bisher nicht ins Deutsche übersetzt worden, das verwendete Englisch ist allerdings recht leicht verständlich.

Fazit
Wieder einmal ein wunderschöner, wenn auch recht düsterer Roman von Juliet Marillier. Für Leser historischer romantischer Fantasy, die des Englischen mächtig sind, auf jeden Fall zu empfehlen!

Cornelia Briend – Brombeerblut

AutorCornelia Briend
TitelBrombeerblut
SerieCearas Wege Band 1
Seitenzahl280
VerlagKnaur
ISBN9783426427743
Bewertung

Inhalt
Irland, 982: Die sechzehnjährige Ceara, illegitime Tochter König Brendans, dem Anführer der Ifernan, ist fern der Heimat aufgewachsen, da ihr Vater sie nicht anerkannt hat. Doch nun liegt es in seinem Interesse, eine heiratsfähige Tochter zu haben, und so wird sie nach Irland zurückgeholt.
Ceara ist sich darüber bewusst, dass sie zum Wohle ihres Volkes heiraten soll, denn die Ifernan liegen im Krieg mit den Corco Mruad, und ein starker Bündnispartner ist in solch einer Situation wünschenswert.
Doch schon bald nach der Verlobung zeigt sich, dass ihr Verlobter Olcán nicht der ist, der er zu sein vorgibt, und auch sonst ist vieles anders, als es scheint…

Meine Meinung
Romane, die in Irland spielen, üben auf mich eine magische Anziehungskraft aus. Und so konnte ich auch an diesem Buch nicht vorbeigehen, obwohl meine Erwartungen eher gering waren.
Ich hatte damit gerechnet, hier einen eher leichten Roman vor historischer Kulisse vorzufinden, in dem es auch an Romantik nicht mangelt und der mit einem typischen Happy End abschließt. Ich hätte mich kaum mehr irren können.
Romantisch wird es durchaus, doch die irische Geschichte verkommt keinesfalls nur zur Kulisse.
Die Liebesgeschichte ist zwar fast von Beginn an präsent, doch wird sie immer wieder durch den Konflikt zwischen den verschiedenen Parteien in den Hintergrund gedrängt.
Tatsächlich sind zumindest einige der Charaktere historisch belegt, auch wenn nach über tausend Jahren nicht mehr allzu viel über sie bekannt ist. Die Ereignisse in Irland, der immerwährende Konflikt zwischen den einzelnen Königen und Clans, tragen viel zur Handlung bei. Besonders viel Wert wird auf die Darstellung der irischen Rechtsprechung gelegt, die nicht nur ein Mal erwähnt wird. Da Ceara einen Großteil ihres Lebens fern der Heimat verbracht hat, ist sie mit den Gepflogenheiten nicht vertraut und wird zusammen mit dem Leser darüber aufgeklärt.
Auch ohne einen kleinen Blick auf irische Mythologie kommt dieser Roman nicht aus. So kommt es mehrfach zu einer unheimlichen Begegnung mit einer merkwürdigen Frau…
Die Charaktere sind ein wenig stereotyp geraten. Olcán ist hier der Böse, andere Charaktereigenschaften scheint er nicht zu besitzen. Ceara dagegen ist bescheiden, will niemandem im Weg stehen, zusätzlich ist sie noch eine begnadete Künstlerin. Und Finn, der Heiler der Corco Mruad, ist nicht nur ein sehr gebildeter Mann, sondern kann auch noch gut mit dem Schwert umgehen, ist liebevoll und nachsichtig.
An vielen Stellen ist die Handlung recht knapp beschrieben, wichtige Ereignisse folgen fast pausenlos aufeinander. An manchen Stellen muss man auch genau lesen, um Zusammenhänge nachvollziehen zu können.
Mit gerade einmal 280 Ebook-Seiten ist dieser Roman nicht gerade umfangreich. Vielleicht hätten ein paar mehr Seiten dem Roman ganz gut getan, um mehr Platz für die Charakterentwicklung und für das Fortschreiten der Handlung zu bieten. Verdient hätte er es. Hier setze ich große Hoffnungen in die Fortsetzung.
Trotz der Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen, und besonders der Epilog, der wohl stark polarisiert, hat mich überrascht. Das hätte ich jetzt so nicht erwartet.
Um das Lesen der irischen Namen zu erleichtern, hat die Autorin die Schreibweise der meisten Namen vereinfacht und die Burgen mit deutschen Namen versehen. In einem Personen- und Ortsregister kann man auch Erklärungen zur Aussprache der nicht vereinfachten Namen finden. Im Anhang dagegen kann man die Originalschreibweisen nachlesen, auch finden sich dort weitere Erklärungen zu wichtigen irischen Begriffen.

Fazit
Gerne hätte der Roman ausführlicher sein dürfen, doch auch so stellt er eine gute Mischung aus Romantik und Einblick in die irische Geschichte und Rechtsprechung dar. Auch wenn kein Vorwissen benötigt wird, sollte man sich zumindest ein wenig für Letztere interessieren, um den Roman richtig genießen zu können.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag, Lovely Books und die Autorin Cornelia Briend für das Leserunden-Exemplar!

Stephen Lawhead – Der Sohn der grünen Insel

AutorStephen Lawhead
TitelDer Sohn der grünen Insel
OriginaltitelPatrick - Son of Ireland
ÜbersetzerRainer Schumacher
Seitenzahl682
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15603-0
Bewertung

Inhalt
Britannien im Jahr 405: Irische Piraten fallen in Britannien ein, doch die römischen Legionen können nicht überall zugleich sein und die Dörfer schützen. Und so wird der junge Brite Succat bei dem Versuch, sein Dorf rechtzeitig zu erreichen, von den Piraten gefangen genommen, nach Irland verschleppt und dort als Sklave verkauft. Von nun an soll Succat, zuvor Mitglied der Oberschicht und verwöhntes Einzelkind, Schafe hüten. Doch für den jungen Mann ist diese Situation unannehmbar, so dass er fleißig Fluchtpläne schmiedet. Dass ihm die Flucht gelingt, davon ist er fest überzeugt. Schon bald aber zeigt sich, dass er die Schwierigkeiten, auf die er stoßen könnte, unterschätzt hat…

Meine Meinung
Selten habe ich einen Roman mit einem so unsympathischen Protagonisten gelesen. Schon auf den ersten Seiten war mir Succat viel zu überheblich, was noch schlimmer dadurch wird, dass er selbst als Ich-Erzähler auftritt. Versprechen gibt er leichtfertig, nicht selten mit dem Ziel, sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu brechen. Und so habe ich mich schon gelegentlich darüber gefreut, wenn wieder etwas nicht so gelungen ist, wie er es geplant hatte. Erst frühestens ab der Mitte des Buches haben seine Abenteuer in dahingehend verändert, dass er etwas sympathischer wurde, so dass ich auch mal mit ihm mitfühlen konnte, wenn ihm wieder etwas misslungen ist oder ihm das Schicksal einen weiteren Streich gespielt hat. Doch meistens hat sich mein Mitleid eher in Grenzen gehalten.
Andere Personen werden ausschließlich aus Succats Sicht beschrieben, die meisten davon oberflächlich.
Einige von Succats Erlebnissen in der zweiten Hälfte kamen mir auf den ersten Blick recht weit hergeholt vor, bis ich mir in Erinnerung gerufen habe, dass er ja nicht irgendwer ist, sondern in die britisch-römische Oberschicht hineingeboren wurde. So aber erscheinen sie dagegen durchaus logisch, wenn der Aufstieg auch immer noch sehr rasant ist.
Möglicherweise ist rasant hier aber auch das falsche Wort, da es im Text kaum Hinweise auf die vergangene Zeit gibt. Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob nur wenige Wochen vergangen sein konnten, obwohl es Jahre hätten sein müssen, dann wieder habe ich gedacht, dass insgesamt viel mehr Zeit vergangen sein müsse. Und so erklärt sich auch das Gefühl, dass einzelne Dinge doch sehr kurz nacheinander geschehen sind.
Zusammen mit de jungen Römer erlebt der Leser hier nach und nach das Zurückweichen des weströmischen Reiches, erst die Aufgabe Britanniens, dann Angriffe in Gallien, der Versuch, das römische Reich wieder zu stärken. Dies bleibt leider ein wenig oberflächlich, schließlich werden immer nur Succats Erlebnisse beschrieben und nur gelegentlich Berichte Anderer eingestreut, doch auch so bekommt man zumindest einen groben Überblick über die Verhältnisse.
Einen kleinen Fantasyanteil gibt es auch, dieser betrifft die Druiden in Irland. Er ist aber nicht so dominant, dass man hier von historischer Fantasy reden müsste.
Interessant fand ich, dass auch in diesem Roman die Cele De eine größere Rolle spielen – schon in Lawheads Kreuzfahrer-Trilogie ist diese Gruppierung nicht unwichtig.

Fazit
Der Roman hätte mir gut gefallen können, wenn Succat nicht so schrecklich unsympathisch wäre. So konnte er mich leider nicht ganz überzeugen. Wer sich jedoch für das römische Reich interessiert und nichts gegen Hauptpersonen hat, die überall anecken, könnte seine Freude mit diesem Roman haben.