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Dee Brown – Der Major

AutorDee Brown
TitelDer Major
OriginaltitelKildeer Mountain
ÜbersetzerWilli Köhler
Seitenzahl318
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-03018-9
Bewertung

Inhalt
Dakota, 1866: Der Bürgerkrieg ist vorbei, und ein Fort soll nach dem verstorbenen Major Rawley benannt werden, der einen berüchtigten Häuptling der Lakota-Sioux gefangen genommen haben soll.
Als der Journalist und ehemalige Kriegsberichterstatter Sam Morrison zufällig davon erfährt, wittert er eine interessante Geschichte und begleitet einige geladene Gäste auf ihrer Reise zu der Gedenkfeier im Fort. Doch deren Geschichten über Rawley widersprechen sich, so dass sich Morrison bald fragt, ob es sich hier nicht um zwei völlig verschiedene Männer handelt.
Und wer ist der Mann mit der Narbe und den hohlen Augen?

Meine Meinung
Der Autor Dee Brown ist vor allem durch sein Sachbuch Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses bekannt geworden, jedoch hat er auch diverse Romane geschrieben, unter ihnen Der Major.
Den historischen Hintergrund der Handlung bildet die Zeit des Sioux-Aufstands. Verpackt wird dies in ein Verwirrspiel um einen amerikanischen Offizier, der vielleicht, vielleicht auch nicht, der ist, der er zu sein vorgibt, und um die Suche nach der Wahrheit darüber, was am Kildeer Mountain wirklich geschah. Vorwissen über die Zeit oder das Ereignis ist nicht nötig, im Roman wird alles, was wichtig ist, erwähnt. Jedoch sollte man ein gewisses Interesse für die Thematik mitbringen und keinen typischen Western erwarten.
Die Geschichte wird über weite Teile als Ich-Erzählung aus Sicht eines Reporters erzählt, der verschiedene Personen in Gespräche über Major Rawley verwickelt. Diese Interviews folgen entsprechend nicht der chronologischen Abfolge der Ereignisse, und auch äußere Einflüsse führen dazu, dass einige Gespräche immer mal wieder unterbrochen oder abgebrochen werden und so der Informationsgehalt schwankt. Andere Gespräche dagegen sind so ausführlich, dass sich der Autor entschieden hat, diese aus Sicht eines personalen Erzählers zusammenzufassen, und manche beginnen in der einen Form und wechseln in die andere.
Ebenso verwirrend wie die gewählte Perspektive ist aber auch die Handlung an sich. Immer, wenn ich dachte, ich hätte nun verstanden, wer der Mann mit der Narbe ist oder was mit Rawley passiert ist, gab es neue Einblicke, die wieder alles geändert haben. Dies sorgt für eine gewisse Spannung, erfordert jedoch auch ein hohes Maß an Konzentration, und nicht alle Fragen werden eindeutig beantwortet.
Für ein Buch von gerade einmal 318 Seiten gibt es überraschend viele Personen, für die entsprechend wenig Raum für eine ausführliche Charakterisierung zur Verfügung steht. Dies ist aber auch nicht weiter schlimm, da jede Figur dem Zweck dient, der Person Rawley näher zu kommen. Dennoch erhalten sie genügend Persönlichkeit, um in ihrer Rolle glaubwürdig zu wirken.
Durch diese gewählte Erzählform, die Ich-Perspektive gepaart mit Interviews, bleibt jedoch zu allen Charakteren eine gewisse Distanz bestehen, die es mir schwer gemacht hat, eine Verbindung zu ihnen herzustellen oder in irgend einer Form mitzufiebern.
Da das Buch schon etwas älter ist – meine Ausgabe ist von 1992 – verwundert es nicht, dass es keinerlei Zusatzmaterial gibt. So bleibt offen, wie groß der Anteil an Fiktion nun tatsächlich ist.

Fazit
Bei diesem Roman handelt es sich nicht um einen typischen Western, sondern um ein Verwirrspiel vor dem Hintergrund des Sioux-Aufstands. Es ist kein Roman, den man mal eben so nebenher lesen kann. Er hat mich ganz gut unterhalten und mich auch ein wenig nachdenklich gemacht, war aber für mich kein Highlight.

Michael Blake – Der Tanz des Kriegers

AutorMichael Blake
TitelDer Tanz des Kriegers
OriginaltitelThe Holy Road
ÜbersetzerPetra Kall
SerieDer mit dem Wolf tanzt Band 2
Seitenzahl399
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15059-5
Bewertung

Inhalt
USA, 1874: Seit elf Jahren lebt Lieutenant John J. Dunbar unter dem Namen Der-mit-dem-Wolf-tanzt bei den Comanchen, zusammen mit seiner Frau, ebenfalls einer Weißen, und ihren drei Kindern. Die Lebensweise ihres Volkes ist ihnen fremd geworden und sie halten sich vor den Weißen verborgen.
Doch als eines Tages Siedler Die-sich-mit-der-Faust-behauptet sehen und sie vor den Indianern retten wollen, bleibt Der-mit-dem-Wolf-tanzt nichts anderes übrig, als wieder zu John Dunbar zu werden und sich auf die Suche nach ihr zu begeben.
Doch nicht nur für den ehemaligen Lieutenant bringt die Begegnung mit den Weißen Leid, denn ihre Lebensgrundlage, die Büffelherden, wird ihnen von den Weißen genommen. Ihnen bleibt die Wahl, sich den Bedingungen des Präsidenten in Washington zu beugen oder sich auf den Kriegspfad zu begeben. Welches ist die richtige Entscheidung?

Meine Meinung
Mit Der Tanz des Kriegers setzt der inzwischen verstorbene Autor Michael Blake seine Geschichte um den Soldaten und Krieger Der-mit-dem-Wolf-tanzt fort. War der erste Band aber noch eine Art Abenteuerroman über einen Aussteiger, der sich mit der Lebensweise der Comanchen vertraut macht, so handelt es sich hier um eine Geschichte um das Ende der freien Comanchen, in der es nicht nur eine Hauptperson gibt. Vielmehr kristallisieren sich hier schon recht bald mehrere Hauptpersonen heraus, zwischen denen der Autor immer wieder hin und her springt.
Da ist neben Der-mit-dem-Wolf-tanzt beispielsweise Der-viel-lächelt, ein junger Krieger, der gut mit Pferden umgehen kann, aber ansonsten wenig Bedeutendes vollbracht hat, der aber für die Enkelin von Zehn Bären schwärmt. Auch Weiser Vogel, der neugierige Medizinmann, der John Dunbar schon im ersten Band eine Chance eingeräumt hat und der sich sehr für die Lebensweise der Weißen interessiert, spielt wieder eine Rolle, und auch Wind im Haar, der Anführer der Lanzenträger und somit ein wichtiger Krieger des Stammes, soll nicht unerwähnt bleiben.
All diese Personen haben ihre eigenen Erlebnisse, die oft zusammenhängen, manches Mal aber auch nebeneinander her laufen, um sich dann wieder zu überschneiden. Manche dieser Charaktere lehnen sich zumindest an historischen Personen an, auch einige der Ereignisse haben so oder ähnlich stattgefunden, und insbesondere über das Schicksal des Stammes wird man nicht im Trüben gelassen. Und so ist die Handlung schon überwiegend traurig und teilweise sogar schockierend, obwohl doch eigentlich genügend darüber bekannt ist.
Das Buch ist in einer nüchternen, deutlichen Sprache verfasst, die kaum emotionale Tiefe zulässt, es wird sehr viel mehr beschrieben als gezeigt. Dies ist in Anbetracht der Handlung vielleicht auch nicht verkehrt, jedoch kommt so kaum eine Bindung zu den Charakteren zustande. Bis auf die Hauptpersonen bleiben die meisten sowieso sehr blass, sie handeln getreu ihren Rollen als Krieger, Vermittler oder „böse weiße Büffeljäger“. Über den Alltag der Comanchen erfährt man wie im ersten Band nur dann etwas, wenn es für die Handlung relevant ist. Auch wörtliche Rede findet man kaum, sehr oft nur hier und da mal einen Satz, ohne Antwort des Dialogpartners, echte Gespräche sind dagegen selten. Im Vergleich zum ersten Band ist diese Fortsetzung aber stilistisch schon besser geschrieben, die Sätze erschienen mir nicht ganz so abgehackt, was aber auch an der Übersetzung liegen kann.
Im Großen und Ganzen war mir der Roman zu kurz gefasst, eine Ansammlung von Episoden, die alle zu einem Punkt führen. Mehr Details über das Leben an sich, eine emotionalere Darstellung, die mehr als nur die äußere Sicht beschreibt, mehr als nur oberflächlich beschriebene Charaktere hätten aus der Handlung, die für sich genommen stimmig ist, einen guten Roman gemacht.

Fazit
Stilistisch besser als sein Vorgänger, jedoch durch die Konzentration auf mehrere verschiedene Hauptpersonen sehr zerpflückt, kann mich auch dieser zweite Band der Reihe nicht überzeugen, dazu ist die Erzählung einfach zu gestrafft, zu oberflächlich. Wer jedoch wissen will, wie das Leben von Der-mit-dem-Wolf-tanzt weitergeht, kommt um dieses Buch bisher nicht herum, denn eine mögliche Verfilmung lässt weiterhin auf sich warten.

Sonia Marmen – Dolch und Lilie

AutorSonia Marmen
TitelDolch und Lilie
OriginaltitelLa Rivière des promesses
ÜbersetzerBarbara Röhl
SerieCœur de Gaël Band 4
Seitenzahl860
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36924-9
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler zu Schild und Harfe!

Inhalt
Kanada, 1764: Gut drei Jahre sind seit den Ereignissen in Québec vergangen. Isabelle ist mit einem wohlhabenden Notar verheiratet, den ihr Sohn Gabriel als seinen Vater ansieht. Alexander Macdonald dagegen ist nach dem Krieg aus der Armee entlassen worden und will nun als Trapper genügend Geld verdienen, um sich ein Leben in der Neuen Welt aufzubauen.
Als sich die beiden zufällig begegnen, müssen sie erkennen, dass die Zeit ihre Liebe zueinander nicht hat verlöschen lassen. Doch Alexander lehnt ein erneutes Aufleben der Beziehung ab, kennt er doch die Gründe nicht, die Isabelle in die Ehe getrieben haben. Und auch Isabelles Mann und ihr Bruder wollen mit allen Mitteln verhindern, dass Alex erneut einen Platz in Isabelles Leben einnimmt.

Meine Meinung
Während zwischen den vorhergehenden Bänden der Reihe immer ein Sprung von einer Generation zur nächsten lag, handelt es sich hier um einen nahezu direkten Nachfolger des dritten Bandes der Reihe. Aus diesem Grund würde ich nicht empfehlen, diesen vierten und letzten Band ohne Vorkenntnisse zu lesen.
Auch wenn sich Isabelle und Alexander einige Jahre nicht gesehen und sich ihre Lebensumstände während dieser Zeit gravierend verändert haben, so sind sie doch im Grund dieselben geblieben. Alex ist noch immer der nahezu mittellose Fremde aus Schottland, während Isabelle eine Frau aus gutem Hause ist, die sich auch gelegentlich entsprechend überheblich verhält. Beide Charaktere sind nicht gerade die typischen Romanhelden, sind sie doch alles Andere als Sympathieträger, auch wenn es mir in diesem Band leichter gefallen ist, sie zu mögen, als es im Vorgänger der Fall war.
Es handelt sich hier nicht um einen typischen historischen Liebesroman, denn das Ziel der beiden Hauptpersonen ist zumindest vorerst nicht eine gemeinsame Zukunft, sondern vielmehr, den jeweils anderen zu vergessen. Und so lebt Isabelle ihr sorgenfreies Leben, während Alex noch dabei ist, sich eine Zukunft zu erarbeiten und sich dabei auch anderen Frauen zuwendet. Doch gibt es immer wieder neue Wendungen, die dazu führen, dass die beiden einander nicht vergessen können. Die Autorin schreckt hier auch nicht davor zurück, Charaktere, liebgewonnene wie verhasste, sterben zu lassen. Dies sorgt für Abwechslung und hebt das Buch aus der breiten Masse der historischen Romane heraus, in denen kaum eine wichtige Person zu Schaden kommt, auch wenn es für mich gerne eine Wendung weniger hätte sein können.
Nicht immer fand ich die Entscheidungen der Charaktere nachvollziehbar. So kann ich nicht verstehen, warum Isabelle Alex nicht erklärt hat, warum sie jemand anderen geheiratet und nicht auf ihn gewartet hat, und auch Etiennes Hass und seine daraus folgenden Taten sind für mich schwer verständlich. Andererseits sind sie auch nicht absolut unlogisch, sondern einfach nur menschlich.
Weite Teile der Handlung spielen fern der Zivilisation, man erfährt nicht wenig über die Indianerstämme und über die widersprüchliche Indianerpolitik Kanadas. Die Indianer werden hier nicht als reine Opfer dargestellt, auch diverse Grausamkeiten werden dem Leser nicht vorenthalten.
Sprachlich unterscheidet sich dieser Roman nicht von den Vorgängern. Auffällig ist auch hier die häufige Verwendung von englischer oder gälischer, gelegentlich auch der einen oder anderen indianischen Sprache in der wörtlichen Rede, die dann direkt im Anschluss ins Deutsche übersetzt wird. Auch Fußnoten zu diversen Begriffen findet man recht häufig, wobei die meisten für das Verständnis eher nebensächlich sind.

Fazit
Wer zumindest den Vorgänger kennt und mag, kann hier wenig falsch machen. Mir hat dieser Roman auf jeden Fall wieder ein wenig besser gefallen, auch wenn es für mich dann die eine oder andere Wendung zu viel war. Somit handelt es sich hier um einen befriedigenden Abschluss der Reihe, den ich in der Form nach dem ersten Band nie erwartet hätte. Mit einer Highland-Saga hat dieses Buch aber nichts mehr zu tun.

Lucia St. Clair Robson – Die mit dem Wind reitet

AutorLucia St. Clair Robson
TitelDie mit dem Wind reitet
OriginaltitelRide the Wind
ÜbersetzerHans-Joachim Maass
Seitenzahl862
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-12179-3
Bewertung

Inhalt
Texas, 1836: Die neunjährige Cynthia Ann Parker lebt mit ihrer Familie in einem Fort an der westlichen Siedlungsgrenze des Staates Texas. Als ihr Zuhause von Indianern angegriffen wird, wird sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder John und ihrer Cousine Rachel gefangen genommen. Doch während Rachel als Sklavin gehalten wird, werden Cynthia und John von den Comanchen adoptiert.
Besonders fasziniert ist Cynthia, die nun den Namen Naduah trägt, von Nocona, dem jungen Mann, der sie gefangen genommen hat. Hat sie zunächst Angst vor ihm, bildet sich zwischen ihnen bald eine tiefe Freundschaft.
Doch die Familie Parker hört nicht auf, nach ihren vermissten Angehörigen zu suchen…

Meine Meinung
Cynthia Ann Parker hat tatsächlich gelebt. Wie viele ihrer Erlebnisse, die in diesem Roman beschrieben sind, auch tatsächlich stattgefunden haben, wird leider nicht erwähnt, doch auch so ist ihre Lebensgeschichte faszinierend.
Naduah ist eine interessante Person. Es ist sehr spannend, mitzuerleben, wie sie sich in ihr neues Leben eingewöhnt und in der neuen Kultur aufgeht. Dabei nimmt sie auch die teils grausamen Eigenschaften ihres Stammes Feinden gegenüber an, das Verzieren von Gegenständen mit Skalps, auch und besonders von Weißen, gehört für sie dazu.
Nocona ist eine Person, die mich sehr fasziniert hat. Durch seine vielen Reisen umgibt ihn etwas Geheimnisvolles. Immer wieder habe ich darauf gewartet, dass er wieder in Naduahs Leben tritt, denn schon früh lässt sich erkennen, dass das Mädchen mehr für ihn ist als ein Kind.
Lucia St. Clair Robson schildert das Leben der Comanchen eindringlich, der Alltag wird genauso beschrieben wie Ausnahmesituationen, ohne, dass es dabei langweilig wird. Es wird gezeigt, wie sehr die Menschen unter den weißen Eindringlingen zu leiden haben, andererseits wird aber auch nicht verheimlicht, dass die Comanchen selbst nicht weniger brutal vorgehen und ein sehr kriegerischer Stamm sind.
Immer wieder gibt es Sprünge in der Handlung, die leider meist nicht als solche gekennzeichnet sind, manchmal sogar mehrmals in einem Kapitel. So habe ich mehr als ein Mal die zeitliche Orientierung verloren. Gelegentlich werden Daten und Ereignisse nebenbei erwähnt, so dass ich wieder eine ungefähre Vorstellung darüber bekommen hatte, wie viel Zeit vergangen ist, davon hätte es aber gerne mehr geben dürfen.
Der Schreibstil hat mir leider nicht immer gefallen, ich kann aber nicht sagen, ob dies auf eine mittelmäßige Übersetzung zurückzuführen ist oder ob schon die Vorlage diese Defizite vorzuweisen hat. So werden einige Namen durchgängig in ihrer englischen Übersetzung genannt, während andere ausschließlich auf Comanche niedergeschrieben sind. Mir hätte es besser gefallen, wenn letzteres immer der Fall gewesen wäre oder aber die Namen ins Deutsche statt ins Englische übertragen worden wären. Auch sonst war die Sprache nicht immer flüssig, an einer Stelle findet sich sogar die Abkürzung „d.h.“, die meiner Meinung nach nichts in einem Roman zu suchen hat. Ein paar kleinere inhaltliche Unstimmigkeiten, besonders während Naduah die neue Sprache erlernt, kommen noch dazu. Insgesamt war dieser Prozess doch recht vereinfacht dargestellt.
Während man über den Großteil des Romans immer an Naduahs Seite ist, ihr über die Schulter sieht, verlässt der Roman ab einem bestimmten Punkt kurz vor Ende diese Perspektive. Ab da wird nur noch darüber berichtet, was mit Naduah passiert, man erfährt immer weniger über sie, während der Schwerpunkt auf andere Personen gelegt wird. Auch sonst hatte ich den Eindruck, dass das Buch gegen Ende schnell fertig werden musste, denn Personen, zu denen ich als Leser eine Bindung aufgebaut hatte, werden in einem Nebensatz aus dem Roman entfernt, oder aber sie werden einfach nicht mehr erwähnt. Das fand ich doch sehr schade, hier hätten es gerne ein paar Seiten mehr sein dürfen.

Fazit
Inhaltlich hat mich dieser Roman schon vor vielen Jahren fasziniert, und auch heute habe ich ihn noch gerne gelesen. Vom Schreibstil her kann er mich leider nicht völlig überzeugen. Trotzdem empfehle ich ihn gerne an all diejenigen weiter, die sich für das Leben der Comanchen im 19. Jahrhundert interessieren.

Michael Blake – Der mit dem Wolf tanzt

AutorMichael Blake
TitelDer mit dem Wolf tanzt
OriginaltitelDance with Wolves
ÜbersetzerJoachim Honnef
SerieDer mit dem Wolf tanzt Band 1
Seitenzahl283
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-13348-2
Bewertung

Inhalt
An der westlichen Siedlungsgrenze der USA, 1863: Der amerikanische Bürgerkrieg tobt, doch nach einer Heldentat wird Lieutenant John J. Dunbar auf eigenen Wunsch in den Westen versetzt. Doch als er Fort Sedgewick erreicht, ist es verlassen, und aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände gerät seine Versetzung in Vergessenheit.
Auf sich alleine gestellt versucht Dunbar, dennoch einen geregelten Tagesablauf zu führen und das vernachlässigte Fort herzurichten. Gesellschaft leisten ihm einzig sein Pferd Cisco sowie ein alter Wolf – bis eines Tages Indianer auf ihn aufmerksam werden, die ein Auge auf sein Pferd geworfen haben.
Als er allerdings eine schwer verletzte junge Frau auf der Prärie findet und sie in das Lager der Comanchen bringt, ändert sich sein ganzes Leben…

Meine Meinung
Den meisten sollte der Titel des Buches bekannt sein, wurde es doch mit großem Erfolg verfilmt. Ich selbst kenne den Film bisher nicht, was für eine unabhängige Betrachtung des Buches wahrscheinlich nicht verkehrt ist.
Inhaltlich bietet der Roman nicht allzu viel Neues. Es geht um einen aufgeschlossenen, noblen Mann, der sich an der Natur um ihn herum erfreut und sich nach und nach für die Comanchen erwärmt und an ihrem Leben Anteil nimmt. Über seine Vergangenheit erfährt der Leser so gut wie nichts. Es werden zwar ein paar Andeutungen gemacht, doch werden diese nicht weiter ausgeführt. Dadurch bleibt die ganze Figur doch ziemlich blass.
Auch die anderen Charaktere werden auf wenige Eigenschaften reduziert, der Medizinmann ist weise, verständnisvoll und neugierig, der Krieger wild und ungestüm, und auch Die-sich-mit-der-Faust-behauptet bleibt ziemlich blass, obwohl hier wenigstens ein winziger Einblick in ihre Vergangenheit gegeben wird.
Gleiches gilt für den Alltag und die Zeremonien im Lager der Comanchen, sie werden nur oberflächlich betrachtet, wenn sie gerade für den Fortgang der Geschichte wichtig sind. Etwas mehr Betonung wird auf die Beschreibung der Natur, der Prärie, der Büffeljagd und die mutwillige Zerstörung durch die Weißen gelegt, doch auch diese Beschreibungen sind recht knapp gehalten.
Gelegentlich erfährt man durch Tagebucheintragungen, wie viel Zeit vergangen ist. Diese kommt mir jedoch meist viel zu kurz für all das Erlebte vor. So wird beispielsweise beschrieben, wie der Wolf sich an Dunbar gewöhnt, doch beläuft sich diese Gewöhnungsphase, in der Dunbar den Wolf noch nicht einmal täglich sieht, auf ein paar wenige Tage. Auch die Zeit, in der er sich mit den Indianern anfreundet und ihre Sprache lernt, erscheint mir viel zu knapp.
Der Schreibstil lässt leider sehr zu wünschen übrig. Die Sätze sind sehr kurz gehalten und einfach strukturiert, wodurch sie oft abgehackt wirken und wenig Spannung aufkam. Auch hatte ich so meine Probleme mit dem Satzbau, bei dem gelegentlich mal das Prädikat gefehlt hat, was ich auf die Übersetzung zurückführe. Ich hoffe doch, dass das im Original nicht der Fall ist. Außerdem werden dem Leser offensichtliche Dinge erst noch unter die Nase gerieben. So wird beispielsweise erklärt, dass der Name Loo-Ten-Nant, mit dem die Indianer Dunbar zunächst bezeichnen, sich von Lieutenant, seinem Rang, mit dem er sich vorgestellt hat, ableitet.
Wörter aus der Sprache der Comanchen kommen nicht vor, sondern werden in die Sprache des Buches, in diesem Fall also die deutsche, übertragen, selbst sämtliche Namen, von denen Dunbar die Bedeutung zunächst nicht kennt, werden übersetzt.
Die meisten der Probleme, die ich mit diesem Buch hatte, lassen sich dadurch erklären, dass es wohl direkt mit der Absicht geschrieben wurde, als Grundlage für einen Film zu dienen, für den vertiefende Informationen einfach unwichtig sind. Das erklärt zwar die Defizite, doch wird das Buch dadurch leider nicht besser…

Fazit
Das Buch hätte gut sein können, doch die sehr knappen, oberflächlichen Beschreibungen und der schlechte Schreibstil verhindern dies. Während ich die erzählte Geschichte um den noblen Soldaten ganz interessant fand, konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen. Ich fand das Buch schlichtweg langweilig.