Autor | Judith Merkle Riley |
Titel | Die Vision |
Originaltitel | In Pursuit of the Green Lion |
Übersetzer | Dorothee Asendorf |
Serie | Margaret of Ashbury Band 2 |
Seitenzahl | 538 |
Verlag | Bastei Lübbe |
ISBN | 978-3-404-25233-6 |
Bewertung |
Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Die Stimme!
Inhalt
England, 1356: Gerade frisch zum dritten Mal verheiratet muss Margaret sehen, wie sie in ihrem neuen Zuhause zurecht kommt. Die Burg starrt vor Dreck, es gibt weder Kinderfrau noch Zofe, und ihr Mann ist verzweifelt, da er nun seinem Ruf nicht mehr folgen kann. Zusätzlich gibt es Ärger um Margarets Erbe, denn andere Parteien melden ebenfalls Anspruch darauf an. Und zu allem Überfluss treiben auch noch zwei Geister auf der Burg ihr Unwesen…
Das Problem um das Erbe ist schnell aus der Welt geschafft, doch die Folge ist, dass Margarets Ehemann, nun zum Ritter geschlagen, als Chronist mit in den Krieg nach Frankreich ziehen muss.
Meine Meinung
Dieser Band der Trilogie schließt nahezu lückenlos an Die Stimme an. Zwar waren mystische Elemente schon fester Bestandteil des ersten Bandes und machen einen wesentlichen Teil der Handlung aus, in diesem Band nehmen sie aber noch mehr Raum ein. So kommt es sehr häufig zu Gesprächen zwischen Margaret und den Geistern, als wäre dies die natürlichste Sache der Welt, und auch andere Charaktere nehmen die Geister wahr und kommunizieren mit ihnen, ohne sich übermäßig über deren Existenz zu wundern. Im ersten Band dagegen war Margaret die einzige, die Geister wahrnehmen konnte, war aber weit davon entfernt, sich mit ihnen unterhalten zu können. Diese Entwicklung gefällt mir hier gar nicht.
Dass Margaret dagegen eine anscheinend göttliche Stimme vernimmt und über Heilkräfte verfügt, gerät hier über weite Teile des Romans in den Hintergrund.
Fand ich die Charaktere im ersten Band noch ziemlich gelungen, hatte ich hier eher den gegenteiligen Eindruck. Sei es der tumbe Krieger, das Dienstmädchen, dass viele Betten wärmt, oder der böse Dominikaner, kaum ein Klischee wird ausgelassen. Höhepunkte sind hier der eitle Satanist und die schwarze Witwe, die extrem überspitzt dargestellt werden. Dagegen sind Margaret und Gregory beinahe als normal zu sehen. Doch auch hier sind manche Handlungen doch sehr ungewöhnlich und in der Realität schwer vorzustellen.
Die ganze Geschichte an sich ist auch insgesamt nicht gerade logisch. Zwar ist es nicht allzu abwegig, dass eine Frau sich in ein anderes Land begibt, um ihren Mann aus der Gefangenschaft auszulösen, doch der Grund für die Inhaftierung ist geradezu lächerlich, und auch die Abenteuer, die die Gruppe unterwegs erlebt, sind ziemlich weit hergeholt. Das soll vermutlich witzig sein, ich fand es irgendwann aber nur noch langweilig.
Die Geschichte wird abwechselnd auktorial und aus Margarets Perspektive geschildert, so dass man gleichermaßen einen Überblick über die Geschehnisse als auch die Gedanken der jungen Frau hat. Dies fand ich geschickt gewählt, denn obwohl Margaret in ihrer recht naiven Art manchmal genervt hat, war es doch gelegentlich spannend, ihre Einschätzung zur Lage und ihren Gedankengängen zu folgen, wenn man selbst die Situation schon kennt. Wie schon der Vorgänger ist auch dieser Roman locker und unkompliziert geschrieben und leicht zu lesen, die Seiten sind nur so dahin geflogen, und obwohl ich so meine Probleme mit dem Inhalt hatte, wollte ich dennoch immer wissen, wie es weiter geht.
Fazit
Wer gerne satirisch angehauchte Romane mit überspitzten Charakteren mag, könnte Gefallen an diesem Roman finden. Wer es allerdings lieber ernster mag und eine rationale Handlung und glaubwürdige Darstellung der Charaktere erwartet, wird möglicherweise wenig Freude an diesem Roman haben.