Autor | Andrea Schacht |
Titel | Die Ungehorsame |
Seitenzahl | 441 |
Verlag | Weltbild |
ISBN | 978-3-828-99267-2 |
Bewertung |
Inhalt
Bonn, 1842: Leonora Gutermann, genannt Leonie, ist bereits Mitte Zwanzig und aus gutem katholischen Haus, als sie kurzentschlossen den Heiratsantrag des Protestanten Carl Hendryk Mansel annimmt, den sie kaum kennt. Zusammen beziehen sie ein Haus in Köln, in dem neben der übrigen Dienerschaft auch die Zwillinge Ursel und Lennard leben. Doch die Stellung der Kinder ist nicht ganz eindeutig festgelegt, und so weiß Leonie nicht, wie sie mit ihnen umgehen soll. Doch nicht nur die Herkunft der Kinder ist ein großes Geheimnis, sowohl Leonie als auch Hendryk tragen eigene mit sich herum, die sie niemandem anvertrauen können, was das Zusammenleben verkompliziert.
Doch dann stoßen die Zwillinge eines Tages auf eine Geheimgesellschaft, deren Mitglieder merkwürdige Riten durchführen…
Meine Meinung
Der Einstieg in diesen Roman ist mir nicht leicht gefallen. Man wird zwar direkt in die Geschichte geworfen und ist ohne Einleitung bei der Hochzeit dabei, doch ist hier zunächst der Erzählstil sehr trocken und nüchtern. Möglicherweise soll dieser Sprachstil die Distanz zwischen den Eheleuten darstellen, die sich eigentlich nicht kennen und sehr höflich und distanziert miteinander umgehen, wie es in der Biedermeierzeit wohl nicht unüblich war. Die Spritzigkeit, die ich sonst von Andrea Schacht gewohnt bin, habe ich hier zunächst vermisst, insbesondere, was die wörtliche Rede angeht. Etwa hundert Seiten hat es gedauert, bis ich in der Geschichte drin war. Dann aber nimmt sie aber an Geschwindigkeit zu, so dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Zwischendurch war es mir aber auch mal zu viel des Guten. Die Geheimnisse, die Hendryk und Leonora voreinander haben, sind eigentlich interessant und gewichtig genug, um den Roman zu füllen. Den Geheimbund dagegen fand ich völlig übertrieben und unglaubwürdig, der hätte gerne weggelassen werden können.
Ganz nett fand ich es, zwischendurch auf bekannte Namen aus dem Roman Kreuzblume zu stoßen, der einige Jahre früher spielt.
Historisch gesehen hat der Roman nicht allzu viel Neues zu bieten, man könnte ihn auch als Familienroman vor der historischen Kulisse des Biedermeier bezeichnen, in dem es nebenbei ein klein wenig um den Bau der Eisenbahnlinie zwischen Bonn und Köln geht.
Der Titel des Romans erschließt sich mir bisher noch nicht, denn als ungehorsam sehe ich Leonie eigentlich nicht. Sie versucht, ihrem Mann eine gute Ehefrau zu sein und seinen Anordnungen Folge zu leisten, selbst wenn diese sich manches Mal widersprechen.
Fazit
Auch wenn der Einstieg möglicherweise etwas mühsam erfolgt ist dieser Roman wieder typisch für die Autorin. Wer ihre Bücher mag kann hier gerne zugreifen. Für alle Anderen könnte er aber durchaus zu seicht sein, bietet er doch wenig Hintergrundwissen über diese Zeit.