Autor | Bernard Cornwell |
Titel | Das Zeichen des Sieges |
Originaltitel | Azincourt |
Übersetzer | Karolina Fell |
Seitenzahl | 557 |
Verlag | RoRoRo |
ISBN | 978-3-499-25255-6 |
Bewertung |
Inhalt
England, 1413: Nick Hook ist seit seiner Kindheit Bogenschütze aus Leidenschaft. Als Forstmann im Dienste von Lord Slayton, der möglicherweise Nicks Vater ist, hat er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Durch eine Familienfehde, die sich schon über einige Generationen hinzieht, gerät Nick jedoch immer mal wieder in Schwierigkeiten.
Als Bogenschützen aus dem ganzen Land nach London beordert werden, um bei einer Massenhinrichtung an Lollarden zu assistieren, ist auch Nick dabei. Doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse aufgrund der Fehde, und Nick muss aus England flüchten. Sein Können am Bogen bietet ihm ein Auskommen, und so findet es sich bald in Diensten der Krone in der Stadt Soissons wieder.
Meine Meinung
Der Originaltitel dieses Romans lautet „Azincourt“, damit trägt er den Namen eines Ortes, an dem eine der bedeutendsten Schlachten des Hundertjährigen Krieges ausgefochten wurde. Somit sollte man sich nicht wundern, wenn auch in diesem Roman von Bernard Cornwell Kriege und detaillierte Kampfhandlungen viel Raum einnehmen. Es wird geflucht, geschossen, gehauen, gefoltert, gemordet, belagert, Verrat geübt und was alles sonst noch dazu gehört. Wer mehr Abwechslung erwartet, sollte zu anderen Büchern greifen. Auch das Thema der Lollarden, das zu Beginn kurzzeitig aufgegriffen wird, wird nicht weiter vertieft, sondern dient nur als Aufhänger für Nicks Beteiligung am Krieg. Dieser ist jedoch keineswegs langweilig beschrieben, vielmehr habe ich von Beginn an mit den englischen Bogenschützen mitgefiebert, und das, obwohl ich den Ausgang der Schlacht bereits kannte und es keine großen Überraschungen gibt.
Von dem Kampf um Soissons über die Belagerung von Harfleur bis nach Azincourt begleitet der Leser den Bogenschützen Nick Hook, den ich nicht gerade als Sympathieträger bezeichnen würde. Nick ist ein begnadeter Bogenschütze, stärker als die meisten seiner Kollegen, so dass er auch den größten Bogen spannen kann, und dabei extrem zielsicher. Diese kämpferischen Eigenschaften sind es, die ihn am ehesten charakterisieren. Sein Charakter sind dagegen eher nebensächlich: Seine Feinde hasst er bis zum Tod, und moralische Bedenken, sie zu töten, scheint er nicht zu haben, seine Freunde sind ihm heilig, und seinem König gegenüber ist er loyal. Er ist eigentlich der perfekte Soldat, als Hauptperson in einem Roman ist er allerdings eher langweilig – wären da nicht die Stimmen in seinem Kopf, in denen er die Heiligen Crispin und Crispinian, die Stadtheiligen von Soissons, zu erkennen meint und die ihm gelegentlich beratend zur Seite stehen. Ob es sich hier um Einbildung oder ein Wunder handelt wird nicht klar, jedoch kann ich mir vorstellen, dass dies im ausgehenden Mittelalter, als noch stark an die Wunderwirkung der Heiligen geglaubt wurde, ein und dasselbe gewesen sein könnte.
Eine weitere wichtige Person ist Melissande, illegitime Tochter eines französischen Ritters, die in Soissons auf Nick trifft und von ihm gerettet wird. Hier kommt es, wie es kommen muss: Die beiden werden ein Paar. Besonders viel Romantik sollte man hier nicht erwarten, für Cornwells Verhältnisse werden auf diese Beziehung jedoch recht viele Worte verwendet.
Als großer Wortkünstler ist Bernard Cornwell nicht gerade bekannt, und so ist auch hier die Sprache recht einfach und zweckmäßig gehalten, auch der verwendete Wortschatz ist nicht sehr hoch, was ich nicht der Übersetzung anlaste. Auf einige Beschimpfungen trifft man alle paar Seiten, besonders einfallsreich wird hier jedenfalls nicht geflucht.
Wie man es heutzutage erwarten kann, ist auch dieser Roman recht gut ausgestattet. Neben Karten zu Nordfrankreich, der Belagerung von Harfleur und der Aufstellung bei Azincourt gibt es noch ein sehr ausführliches Nachwort des Autors, in dem er unter anderem auf das Kräfteverhältnis der Armeen und das Können der Bogenschützen eingeht.
Fazit
Trotz der zweckmäßigen Sprache, den einfachen Charakterdarstellungen und der recht einseitigen Handlung hat mich der Roman sehr gut unterhalten, schafft es Cornwell doch, lebendige Bilder vor meinem Auge entstehen zu lassen.
Wer sich für die Beschreibung von Kriegshandlungen im Allgemeinen und die Schlacht bei Azincourt im Besonderen interessiert, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Zartbesaiteten würde ich jedoch vom Lesen dieses Romans abraten.