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Geraldine Brooks – Das Pesttuch

AutorGeraldine Brooks
TitelDas Pesttuch
OriginaltitelYear of Wonders. A Novel of the Plague
ÜbersetzerEva L. Wahser
Seitenzahl353
Verlagbtb
ISBN3-442-73223-9
Bewertung

Inhalt
England im Jahr 1665: Als sich ein junger Schneider bei ihr einmietet, ahnt die Witwe Anna Frith noch nicht, dass dies zu viel Leid führen wird. Den als er eines Tages einen Ballen Stoff aus London erhält, trifft mit diesem eine tödliche Krankheit ein, der schon bald die ersten Menschen zum Opfer fallen.
Als der Pfarrer vom Ausbruch der Pest in London erfährt, überzeugt er die Bewohner des Ortes, sich in Quarantäne zu begeben und so die Ausbreitung auf andere Orte zu verhindern.
Mit dem Leid verändern sich die Menschen, bei einigen bilden sich die guten, bei anderen die schlechten Eigenschaften heraus. Aberglaube und die Suche nach dem Schuldigen sorgen für Misstrauen in der kleinen Gemeinschaft.

Meine Meinung
Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit. Einige Ereignisse wurden als Legenden überliefert, viele davon wurden von der Autorin aufgegriffen und in diesem Roman verarbeitet. Doch blieben der Autorin immer noch viele Freiheiten bei der Gestaltung des Romans.
Über den gesamten Handlungsverlauf kann man das Leid und die Trostlosigkeit der Menschen spüren, wird das Erlebte doch durch die Ich-Erzählung aus Sicht der Anna Frith doch umso deutlicher spürbar. Immer wieder werden auch kleine Lichtpunkte beschrieben, doch überwiegen die traurigen Ereignisse. Auch vor schaurigen Beschreibungen, zum Beispiel vor verwesten Leichen, schreckt die Autorin nicht zurück.
Über das Ende des Romans möchte ich nicht zu viel verraten, doch erschien es mir ein wenig zu losgelöst von der übrigen Erzählung, unwahrscheinlich fand ich es allerdings nicht.

Fazit
Insgesamt hat mir dieser Roman sehr gefallen, vermag er es doch, ziemlich authentisch die Situation in einer solch isolierten Gemeinschaft darzustellen.

Deana Zinßmeister – Der Duft der Erinnerung

AutorDeana Zinßmeister
TitelDer Duft der Erinnerung
SerieFairbanks Band 2
Seitenzahl381
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-26724-1
Bewertung

Inhalt
Luise Fairbanks, eine junge deutsche Landadelige, die einen englischen Arzt geheiratet hat, um in Australien nach ihrem Bruder suchen zu können, reist alleine und schwanger in die Heimat, genauer gesagt in die Heimat ihres Mannes, zurück. Sie rechnet damit, dass er ihr bald folgen wird, da sie ihm einen Brief hinterlassen hat. In London angekommen erwarten sie allerdings einige Überraschungen.
In Australien muss Duncan Fairbanks mit seinen eigenen Schwierigkeiten kämpfen. In Rückblicken erfährt man ein wenig über seine eigenen Erlebnisse bei der Rettung von Luises Bruder sowie über seine Reaktion auf Luises Abreise.

Meine Meinung
Die Dinge, die ich schon am ersten Band bemängelt habe, setzen sich in diesem zweiten Band fort.
Die Sprache ist weiterhin recht simpel, und wieder gibt es sehr viele Zeitsprünge nach vorne wie auch nach hinten.
Luises Flucht aus Australien war für mich völlig grundlos, die Ereignisse in London, die Heimlichtuerei, sind doch recht weit hergeholt. Während es im ersten Band mit der Suche nach dem Bruder noch einen roten Faden gibt, der sich mehr oder weniger durch den ganzen Roman zieht, fehlt mir dieser im zweiten Band. Stattdessen stolpert der Leser von einem Handlungsbogen in den nächsten, durch neue Ereignisse werden immer wieder neue Spannungsbögen aufgebaut, bei denen mir allerdings meist schon recht früh klar war, worauf die Handlung bzw. die neue Situation hinausläuft.
Das Zusammentreffen der Geschwister, für das ein sehr großer Aufwand betrieben wurde, verläuft dann letztendlich ziemlich unspektakulär und gerät zur Nebensache.

Fazit
Nach dem doch recht schwachen ersten Band waren es drei Dinge, die mich zum Lesen des zweiten Bandes gebracht haben: Das unbefriedigende Ende des ersten Bandes, die geringe Seitenzahl und die Tatsache, dass ich das Buch schon im Regal stehen hatte.
Letzten Endes handelt es sich um eine passende Fortsetzung, denn die vielen Kritikpunkte kann ich unverändert übernehmen.

Deana Zinßmeister – Fliegen wie ein Vogel

AutorDeana Zinßmeister
TitelFliegen wie ein Vogel
SerieFairbanks Band 1
Seitenzahl354
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-26644-2
Bewertung

Inhalt
Luise von Wittenstein erfährt nach dem Tode ihres Vaters, dass sie einen Halbbruder hat, der aller Wahrscheinlichkeit nach in England lebt. Um diesen zu finden, reist sie zunächst mit ihrer Freundin Colette nach London, nur um dort zu erfahren, dass er nach Australien in die dortige Strafkolonie deportiert werden soll. So beschließt sie, ihm zu folgen. Weil aber die Reise nach Australien für ledige Frauen nicht so ohne Weiteres möglich ist, heiratet sie einen ihr unbekannten Mann.

Meine Meinung
Es fällt mir nicht leicht, diesen Roman, der die erste Hälfte von Luises Geschichte erzählt, zu bewerten und einem Genre zuzuordnen. Mehrfach hatte ich den Eindruck, dass die Autorin selbst nicht wusste, was für einen Roman sie schreiben wollte – sollte es ein Abenteuerroman werden, in dem es um die Befreiung der misshandelten Kinder in den Fabriken Londons geht, liegt der Schwerpunkt auf der Ausreise und dem Fußfassen in Australien und der Suche nach dem Bruder, oder sollte es doch eine Liebesgeschichte werden? Immer wieder verschiebt sich der Schwerpunkt, mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung.
Weitere Schwierigkeiten ergeben sich durch die Zeitsprünge – immer wieder werden mehrere Monate übersprungen, und später liest man rückblickend über einzelne Episoden aus dieser Zeit. Und dazwischen findet man immer wieder Passagen, in denen eine Person der Hauptperson etwas erklärt, was sich aber in etwa so liest wie ein Sachbuch, zwar informativ, aber nicht sehr lebendig.
Sprachlich ist der Roman sehr einfach gehalten, oft werden einfach Hauptsätze aneinandergereiht, was mich nach einer Weile doch sehr gestört hat.
Die Charakterdarstellung wollte mir auch nicht so recht gefallen. Die Damen, insbesondere Luise, waren dann doch sehr forsch, andererseits aber auch naiv. Ich konnte mir sehr schwer vorstellen, dass eine deutsche Landadelige einerseits wenig von den Lebensumständen der Arbeiterschicht in London und anderen Industriestädten weiß, sich andererseits aber auch direkt darauf einlässt und direkt den Menschen in den Slums helfen will, obwohl sie doch genügend eigene Probleme hat. Dadurch wird dann auch die Suche nach dem Bruder, welcher ja der eigentliche Grund für die Reise war, immer mal wieder für meinen Geschmack zu sehr in den Hintergrund gedrängt.
Während ich mir vorstellen kann, dass Luise während ihrer Internatsaufenthalte in der Schweiz genügend Englischkenntnisse erworben hat, um sich in England und Australien verständigen zu können, habe ich da bei Colette meine Zweifel, insbesondere, was die Sprache in den Slums anbelangt.

Fazit
Für ein Erstlingswerk ist der Roman ganz in Ordnung, er vermag es, ganz gut zu unterhalten. Doch gibt es zu viele Kritikpunkte, um ihn besser zu bewerten.

Katia Fox – Das kupferne Zeichen

AutorKatia Fox
TitelDas kupferne Zeichen
SerieEllenweore-Trilogie Band 1
Seitenzahl637
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15700-6
Bewertung

Inhalt
Orford, 1161. Jahrhundert: Die rothaarige Ellenweore, ein temperamentvolles Mädchen, hilft lieber ihrem Vater in der Schmiede als ihrer Mutter bei der Hausarbeit. Als sie eines Tages etwas beobachtet, das sie nicht hätte sehen dürfen, beschließt Ellen zu fliehen und ihr Glück in der Welt zu suchen. Um aber nicht gleich erkannt zu werden und um gefahrlos reisen zu können, verkleidet sie sich als Junge. Als Gehilfe eines Schwertschmieds reist Alan, wie sie sich nun nennt, in die Normandie.
Gemeinsam mit ihrer englischen Freundin Rose warten dort viele Abenteuer auf sie, sie lernt viele Menschen kennen, findet neue Freunde und auch Feinde. Ellens großer Traum ist es, irgendwann ein Schwert für den König zu schmieden. Doch dann fliegt ihre Tarnung auf…

Meine Meinung
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, hat mich der Klappentext überhaupt nicht angesprochen. Erwartet hatte ich einen typischen Hosenroman, in dem die Heldin, als Mann verkleidet, irgendwann ihren Partner fürs Leben findet, eine Geschichte, deren Schwerpunkt auf der Liebe liegt und bei der am Ende alle glücklich sind, eine typische Geschichte, wie man sie schon mehrfach gelesen hat und bei der die Historie zur Kulisse für die Handlung verkommt. Doch genau dies bekommt man hier nicht geliefert.
Vielmehr handelt es sich um einen historischen Roman, der das Leben der Handwerker zur Zeit König Henry II. beschreibt. Dabei wird die Schmiedekunst, wie sie im 12. Jahrhundert praktiziert wurde, eindrucksvoll erklärt, wenn ich mir auch nicht alle Vorgänge bildlich vorstellen konnte. Die Zeit ist glaubwürdig dargestellt, politische Entscheidungen bekommt der Leser etwa so viel mitgeteilt, wie die Handwerker wie Ellen darüber mitbekommen haben könnten – also nicht allzu viel – , und auch die eine oder andere historische Person spielt eine wichtige Rolle. Insbesondere auf Guillaume le Maréchal, der besser unter dem Namen William Marshal bekannt sein sollte, trifft Ellen hier immer mal wieder.
Liebe ist zwar auch ein Thema, doch genauso sehr geht es um tiefe Freundschaft und Vertrauen, Missgunst und die Erfüllung eines Wunsches, der über allen anderen Dingen steht.
Ellenweore ist eine interessante Person, sie ist nicht leicht unterzukriegen. Auch wenn mit ihr hier eine starke Frau im Zentrum steht, die sich ihren eigenen Weg durchs Leben sucht, bleibt sie dennoch immer ein Kind ihrer Zeit, was an einigen Stellen auch schon mal Unverständnis ihr gegenüber hervorrufen kann. Da Ellen über etwa zwanzig Jahre ihres Lebens begleitet wird, gibt es schon mal Lücken oder es kann auf einzelne Begebenheiten nicht ganz so detailreich eingegangen werden, wie ich es mir gewünscht hätte, doch sind ihre Motive im Großen und Ganzen verständlich, die Darstellung ihrer Person war für mich weitestgehend stimmig.
Ellens Gegenspieler Thibault ist dagegen ein Charakter, dessen Antrieb ich nicht nachvollziehen kann: Wodurch ist sein Hass motiviert? Dass die beiden sich über Jahren hinweg immer wieder über den Weg laufen ist zwar in den Rollen als Schmiedelehrling bzw. Schwertschmiedin und Knappe bzw. Ritter nicht so unwahrscheinlich, doch dass dies gefühlt sehr häufig passiert und der Hass nicht weniger, sondern über die Jahre immer stärker wird, hat mich schon ein wenig gewundert.

Fazit
Ein gut lesbares Buch für Leser historischer Romane, deren Schwerpunkt weder auf Politik noch auf Liebesgeschichten liegt.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Leserunden-Exemplar!