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V.M. Whitworth – Der letzte Getreue der Königin

AutorV.M. Whitworth
TitelDer letzte Getreue der Königin
OriginaltitelThe Bone Thief
ÜbersetzerKatharina Naumann
SerieWulfgar Band 1
Seitenzahl446
VerlagRowohlt Polaris
ISBN978-3-86252-018-3
Bewertung

Inhalt
Worcester, Mercien, im Jahr 900: Nach dem Tod König Alfreds regieren seine Tochter Athelfled und ihr Mann, König Athelred, über Mercien.
Doch dann wird König Athelred vom Schlag getroffen, und Athelfled sieht Mercien von allen Seiten bedroht. Die einzige Möglichkeit, die Herrschaft über das Land zu erhalten, sieht sie in der Wiederbeschaffung einer Reliquie, den Gebeinen des Heiligen Oswald. Diese befinden sich jedoch in Bardney, einem Ort, der von Dänen besetzt ist.
Wulfgar ist ein junger Mönch, der als Sekretär in Athelfleds Diensten steht. Nur begleitet von dem noch jüngeren und unerfahrenen Edelmann Ednoth soll er die Gebeine aufspüren und nach Gloucester bringen. Doch die beiden sind nicht die einzigen, die sich für diese Reliquien interessieren….

Meine Meinung
Zu Beginn habe ich mir nicht allzu viel von diesem Roman versprochen, denn die Ausgangslage klingt einfach nur zu gewöhnlich: Zwei Männer sollen einen Gegenstand besorgen und erleben dabei ein paar Abenteuer. Das Besondere an diesem Roman sind jedoch die beiden Hauptpersonen. Wulfgar hat so überhaupt nichts Heldenhaftes an sich. Er ist leicht einzuschüchtern, kein bisschen wortgewandt, dabei auch noch recht tollpatschig. Ednoth dagegen ist großspurig und von sich selbst überzeugt, für ihn ist diese Reise ein aufregendes Abenteuer.
Und so wundert es nicht, wenn sie doch ganz anders verläuft, als ich anhand des Klappentextes erwartet hatte. Der Roman beginnt gemächlich, die Spannung steigt jedoch bald, und ab der Mitte konnte ich das Buch kaum noch zur Seite legen, weil einfach so viele fesselnde Dinge passieren. Das Ende kam mir dann allerdings etwas plötzlich, ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist, obwohl das Abenteuer abgeschlossen war. Eine Fortsetzung ist schon angekündigt, und so gehe ich davon aus, dass diese Lücken in späteren Bänden dieser Reihe geschlossen werden.
Obwohl es sich bei diesem Roman um eine Erzählung in der Dritten Person handelt, steht Wulfgar ganz klar im Zentrum. Seine Gedanken und Gefühle bekommt der Leser mitgeteilt, und so wird der Mönch zu einem Charakter, den ich mir ganz gut vorstellen konnte. Auch eine Entwicklung im Laufe des Romans ist erkennbar.
Im Vergleich zu Wulfgar bleibt Ednoth leider sehr blass. Man erfährt kaum etwas über ihn, weder wie alt er genau ist, noch, ob er Familie hat, und selbst seine Persönlichkeit bleibt bis auf die offensichtlichen Dinge recht vage. Auch aus den anderen Personen, die nach und nach eingeführt werden, wurde ich nicht schlau, deren Motive für die Handlungen waren nicht immer offensichtlich. Hier hätte ich mich über etwas tiefere Einblicke gefreut.
Die Idee, mal Charaktere in ein Abenteuer zu schicken, die kaum weniger dafür geeignet sein könnten, finde ich an sich nicht schlecht. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass eine solch wichtige Mission, von der das Schicksal eines ganzen Königreichs abhängt, zwei unerfahrenen und eigentlich völlig unvorbereiteten Männern übertragen worden wäre. Dieser Ansatz ist für mich ziemlich unlogisch, auch in Hinblick auf den Zeitrahmen, der für die Reise angesetzt ist.
Aufklärung darüber, was über die Wiederbeschaffung dieser Reliquie tatsächlich bekannt ist, finden sich im Nachwort. Zudem gibt es ein kleines Glossar, ein Personenverzeichnis und einen kurzen Hinweis zur Währung. Diese wären nicht zwingend nötig gewesen, doch sind sie als Ergänzung recht nett. Eine Karte, um die Reiseroute verfolgen zu können, hätte mir allerdings mehr geholfen.

Fazit
Wer Gefallen an mittelalterlichen Abenteuerromanen mit ungewöhnlichen Hauptcharakteren findet, kann sich diesen Roman gerne genauer anschauen. Als Auftakt einer Reihe gut lesbar.

Tereza Vanek – Die Dichterin von Aquitanien

AutorTereza Vanek
TitelDie Dichterin von Aquitanien
Seitenzahl704
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47226-0
Bewertung

Inhalt
1162 in der Nähe von Paris: Marie ist zusammen mit ihrem Ziehvater in eher ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Statt sie wie ein normales Mädchen zu erziehen, hat Guillaume ihr Lesen, Schreiben und etwas Latein beigebracht, unnützes Wissen für eine fast mittellose junge Frau.
Doch Marie ist die uneheliche Tochter eines Edelmannes, dessen Namen sie nicht kennt, dessen Familie aber gelegentlich Geld für ihren Unterhalt schickt.
Als Guillaume unerwartet stirbt und Marie nicht weiß, wie es weitergehen soll, trifft ein Bote ein, der sie an den Hof ihres Onkels holen soll, zu Henri, dem Grafen von Anjou und dem englischen Thronfolger. Von einem Tag auf den anderen wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt…

Meine Meinung
Wie man aus dem Nachwort des Romans entnehmen kann, ist über die Dichterin Marie de France fast nichts bekannt. Nicht einmal, dass sie zur Zeit Henris und Alienors gelebt hat, kann als sicher angesehen werden, auch wenn es wohl gute Gründe für diese Annahme gibt.
Somit ist die Marie, wie sie in diesem Roman beschrieben wird, reine Fiktion. Viele Ereignisse, die erwähnt werden, sind aber tatsächlich überliefert, weshalb diese Geschichte doch sehr authentisch wirkt, und ich kann mir gut vorstellen, dass das Beschriebene so oder ähnlich hätte passieren können.
Marie ist eine junge Frau, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wird und deren Leben sich schlagartig ändert. Und so wundert mich ihr Verhalten, der versuchte Ausbruch aus dem goldenen Käfig, auch überhaupt nicht, genauso wenig wie ihre Schüchternheit Alienor gegenüber oder ihr Verhalten in Wales.
Auch die anderen Charaktere fand ich sehr überzeugend: Henri, der Onkel, mit dem sie sehr wenig zu tun hat und der sich ihr gegenüber distanziert verhält, Alienor, an deren Hof sie sich die meiste Zeit über aufhält, ihre Tante Emma, die sich jedem gegenüber unhöflich verhält und einige mehr. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Beziehung zwischen Henri und Alienor über die Jahre betrachtet wird und die Auswirkungen der Änderungen offensichtlich werden. Die Aufstände der Söhne gegen den Vater werden beschrieben, aber auch die Ängste Alienors vor dem Alter. Gelegentlich wird von der Geschichte abgewichen, dies wird dann aber explizit im Nachwort erwähnt. Politik spielt hier eine nicht geringe Rolle, nimmt aber auch nicht so viel Raum ein, dass sie überwiegt. Man kann der Handlung ohne Vorwissen gut folgen, es schadet jedoch auch nicht, schon ein wenig über die Ereignisse zu wissen, um der Rahmenhandlung besser folgen zu können.
Die Dichtkunst nimmt eher wenig Raum ein. Erst in der zweiten Hälfte rückt sie stärker in den Mittelpunkt, beschränkt sich dabei aber meist darauf, dass die Inhalte der Gedichte der Marie de France nacherzählt werden. Die beiden Teile des Romans werden jedoch von überlieferten Gedichten im okzitanischen Original und in deutscher Übersetzung eingeleitet.
Auch eine Liebesgeschichte gibt es in diesem Roman, deren Darstellung mir ganz gut gefällt. Sie wirkt authentisch, nicht wie aufgesetzt. Als uneheliche Verwandte und Mündel des Königs kann Marie ihr Leben schließlich nicht selbst bestimmen, sondern muss sich seinen Wünschen beugen.
Das Ende kam mir dann jedoch ein wenig zu plötzlich, hier hätte ich noch mehr erwartet, es lief dann einfach zu glatt. Dafür fand ich den Epilog unnötig, auch wenn ein weiterer Handlungsstrang dadurch abgeschlossen wird.
Wie schon erwähnt bietet ein ausführliches Nachwort zusätzliche Informationen zur Geschichte, außerdem enthält das Buch eine Zeittafel, einen Stammbaum der Könige Englands sowie eine Karte der Handlungsorte zur Orientierung.

Fazit
Ein sehr schöner Roman über eine Frau, die durchaus so wie beschrieben gelebt haben könnte. Empfehlenswert für alle, die sich für Alienor von Aquitanien und das zwölfte Jahrhundert interessieren.

Rebecca Gablé – Das zweite Königreich

AutorRebecca Gablé
TitelDas zweite Königreich
SerieHelmsby Band 1
Seitenzahl879
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-14808-0
Bewertung

Inhalt
East Anglia, 1064: Auf einem Jagdausflug werden Dunstan und Cædmon, die Söhne des Thane of Helmsby, von einem Drachenschiff überrascht und von den dänischen Piraten mit Pfeilen beschossen. Während Dunstan nahezu unverletzt davonkommt, wird Cædmon so schwer am Bein verletzt, dass er zum Krüppel wird.
Als Harold Godwinson, der Earl von Wessex, den Thane darum bittet, ihm einen seiner Söhne als Übersetzer für eine Reise in die Normandie mitzugeben, fällt seine Wahl auf Cædmon. Der allerdings ist gar nicht glücklich darüber, seine Heimat verlassen zu müssen.
Schon bald trifft er auf William, den Herzog der Normandie, der ein ihm gegebenes Versprechen unbedingt gehalten sehen will…

Meine Meinung
In diesem Roman beschreibt Rebecca Gablé die Zeit der Eroberung Englands durch William I., an dessen Seite sie den fiktiven Cædmon of Helmsby stellt. Durch ihn bekommt der Leser ein wenig Einblick in das Leben der Angelsachsen, die unter dem Einfall der Normannen zu leiden haben. Auch die Perspektive der Dänen, die sich im Osten Englands niedergelassen haben, wird beachtet, spielt aber in diesem Roman eine untergeordnete Rolle.
Cædmon ist keine besonders aufregende Person, doch er steht immer zu seinen Prinzipien. Dies bringt in gelegentlich in Schwierigkeiten, denn als „Mund und Ohr“ des Herzogs und späteren Königs darf er sich keine Fehler erlauben. Als Angelsachse versucht er aber sein Möglichstes, sein Volk vor dem Zorn des neuen Königs zu bewahren. Sein einziger wirklicher Fehler scheint die Liebe zu der falschen Frau zu sein. Obwohl er dadurch gelegentlich langweilig und berechenbar, manchmal auch zu modern wirkt, ist mir Cædmon als Hauptfigur sehr sympathisch.
Über zwanzig Jahre lang folgt der Leser dem jungen Mann und erfährt so etwas über Williams Politik, die Entscheidungen des Königs und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung im Großen wie im Kleinen. So geht es um die Konflikte auf dem Festland, die Probleme mit aufständischen Angelsachsen, bestechlichen Dänen und adeligen Geiseln und vieles mehr. Wer mit dieser Thematik wenig anfangen kann, wird wahrscheinlich wenig Freude an diesem Roman haben, da die Handlung sich natürlich an den innen- und außenpolitischen Ereignissen orientiert. Schlachten werden ebenfalls beschrieben, wenn auch nicht in allen grausamen Details. Dennoch wird nichts beschönigt.
Auch Williams Söhne und deren Erziehung nehmen eine wichtige Rolle in diesem Roman ein. Die Töchter des Königs werden dagegen kaum erwähnt, spielen diese doch für die Zukunft Englands und der Normandie keine Rolle. Überhaupt werden Frauen nur dann erwähnt, wenn sie direkt etwas mit Cædmons Leben zu tun haben.
Auch so gibt es eine Fülle an Personen, fiktiven wie historischen, die jedoch selten stereotyp wirken. In der Regel sind ihre Motivationen klar erkennbar, so dass ihre Handlungen nachvollziehbar sind.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig, auf allzu komplizierte Satzstrukturen wird verzichtet, ebenso auf einen betont altertümlichen Wortschatz, so dass man diesen Roman trotz seiner vielen Seiten zügig lesen kann.
Ein kurzes Nachwort gibt ein paar mehr Details über die Zukunft Englands nach Ende des Buches sowie Erläuterungen darüber, an welchen Stellen die Autorin von den schriftlichen Überlieferungen abgewichen ist. Ein Personenverzeichnis findet man ebenfalls am Ende des Buches, eine Karte vorne im Buch hilft bei der Orientierung.

Fazit
Ein wunderschöner Roman über das Leben und Wirken Williams I. Wer sich für diese Thematik interessiert und dicken Büchern gegenüber nicht abgeneigt ist, könnte viel Freude an diesem Roman haben.

Juliet Marillier – Die Tochter der Wälder

AutorJuliet Marillier
TitelDie Tochter der Wälder
OriginaltitelDaughter of the Forest
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 1
Seitenzahl646
VerlagKnaur
ISBN3-426-70226-6
Bewertung

Inhalt
Irland im 9. Jahrhundert: Sorcha und ihre sechs älteren Brüder wachsen zwar mutterlos, doch unbeschwert in den Wäldern von Sevenwaters auf. Doch je älter sie werden, umso mehr werden sie in die Fehde mit einer englischen Familie, in die ihr Vater, Lord Colum of Sevenwaters, verwickelt ist, hineingezogen. Auch Sorcha als Heilerin lernt die Grausamkeiten dieser Fehde kennen.
Doch die größte Gefahr geht von einer Frau aus, die plötzlich und unerwartet an Lord Colums Seite auftaucht und Zwietracht in der Familie sät. Als die Geschwister sich dazu entschließen, etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen, verzaubert sie die Brüder, und es ist an Sorcha, diesen Bann zu brechen.

Meine Meinung
Bei diesem ersten Band einer Reihe handelt es sich um die Umsetzung eines Grimmschen Märchens in Romanform. Doch auch, wenn man das Märchen und somit die groben Züge der Handlung kennt, ist dieser Roman lesenswert, schließlich ist ein solcher Roman doch wesentlich umfangreicher und kann durch seine Erzählweise überzeugen.
Schon alleine durch seine Einbettung in die irische Mythologie erhält er noch etwas Zauberhaftes, und da die Autorin sich nicht strikt an die Vorlage hält. sondern Elemente der irischen Mythologie einbaut, erhält er auch eine große Eigenständigkeit.
Durch das irische Setting sind auch Namen und andere Begriffe irischen Ursprungs, im Anhang gibt es deshalb eine Hilfe zur Aussprache sowie ein Glossar.
Schon auf den ersten Seiten fällt der recht schlichte, gemächliche Schreibstil auf, in dem Sorcha rückblickend ihre Geschichte erzählt. Über recht viele Seiten passiert eher wenig, stattdessen werden mehrere einzelne Episoden aus Sorchas Kindheit wiedergegeben, die die Brüder und Sorcha selbst charakterisieren und in denen das unbeschwerte Leben auf und um Sevenwaters dargestellt wird, aber auch auf Kriegszeiten wird hier eingegangen. Für einige Leser mag dies ein wenig langatmig dargestellt sein, mir jedoch gefällt die Art des Erzählens, die ein wenig erscheint, als ob die Ich-Erzählerin Sorcha nicht wüsste, wo genau sie mit der Geschichte anfangen soll. Manchmal wirken Ich-Erzählungen doch recht steril, hier aber habe ich mich manches Mal direkt angesprochen gefühlt.
Spätestens jedoch zu dem Zeitpunkt, zu dem die Braut des Vaters das erste Mal erwähnt wird, nimmt die Handlung Geschwindigkeit auf. Wer also bis dahin von dem Roman gelangweilt war, sollte ruhig noch ein paar Seiten weiterlesen – es könnte sich lohnen.
Auch in diesem Roman gibt es einige Szenen, die Gewalt beinhalten, doch deutet Sorcha diese nur an und überlässt es damit der Fantasie der Leser, sich vorzustellen, was da passiert sein könnte.
Den Charakterisierungen der verschiedenen Haupt- und Nebenfiguren wird hier sehr viel Raum gegeben. Schon alleine die Brüder werden so dargestellt, dass ich mir jeden einzelnen sehr gut vorstellen konnte, jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigenen Vorlieben. Doch auch später, als Sorcha plötzlich Steine in den Weg gelegt werden, bleiben die Personen vielschichtig beschrieben, es gibt kein Schwarz und Weiß, sondern nur verschiedene Grautöne, die Motive für die diversen Entscheidungen bleiben verständlich. Einzig die Motivation von Lord Colums Braut bleibt hier unklar, darauf wird jedoch in einem späteren Band der Reihe eingegangen.
Besonders historisch ist dieser Roman nicht, es gibt so einige Dinge, die unstimmig sind. So tragen die Engländer, die hier als Briten bezeichnet werden, Namen, die wohl normannischen Ursprungs sind, obwohl sie von der zeitlichen Einordnung eher angelsächsisch sein sollten. Doch da es sich sowieso um historische Fantasy handelt, noch dazu um den Debütroman der Autorin, und die historischen Bezüge rar gesät sind, sehe ich dies hier nicht allzu eng.
Auch wenn es sich um den Auftakt einer mehrbändigen Reihe handelt, kann man diesen ersten Band auch für sich lesen, da er in sich abgeschlossen ist.

Fazit
Ein traumhaft schöner Roman mit einer wunderschönen Liebesgeschichte, den ich schon mehrfach gelesen habe und der mich immer wieder verzaubert, der aber sehr gemächlich beginnt.

Philippa Gregory – Der Thron der roten Königin

AutorPhilippa Gregory
TitelDer Thron der roten Königin
OriginaltitelThe Red Queen
ÜbersetzerElvira Willems und Astrid Becker
SerieRosenkrieg-Reihe Band 2
Seitenzahl478
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-25672-1
Bewertung

Inhalt
England 1453: Eigentlich ist sich Margaret Beaufort schon als Kind sicher, dass sie ihr Leben am liebsten als Nonne verbringen möchte. Doch als eine der wenigen Nachkommen des Hauses Lancaster ist es ihre Pflicht, zu heiraten und einen Erben zu gebären.
Und so wird sie, selbst noch ein Kind, mit Edmund Tudor verheiratet, der mehr als doppelt so alt ist wie sie. Über viele Jahre wird ihr Leben von Vormündern und Ehemännern bestimmt. Und dann besteigt Edward of York den englischen Thron – schlechte Zeiten für einen Lancaster-Erben…

Meine Meinung
Ich fand diesen Roman recht mühsam zu lesen.
Besonders die übertriebene Gläubigkeit Margarets war mir ein Dorn im Auge, es kam mir so vor, als würde sie nur eine Rolle spielen, um Andere von ihrer Heiligkeit zu überzeugen. Dass sie sich gerade Johanna von Orleans als Vorbild wählt finde ich ein wenig merkwürdig, war Johanna doch eine Feindin Englands und Mitte des 15. Jahrhunderts noch nicht als Heilige oder Märtyrerin rehabilitiert.
Obwohl man nahezu über den ganzen Roman hinweg Margarets Sicht der Ereignisse liest, bleibt sie mir zu blass und sehr kalt. Über ihre Herkunft oder ihre Familie erfährt man sehr wenig, nur, dass ihr Vater früh verstorben ist und ihre Mutter sich darum kümmert, ihre Tochter unter die Haube zu bringen. Halbgeschwister werden in einem Nebensatz erwähnt, kommen aber im Roman sonst nicht vor.
Ihr Ehemann Edmund Tudor liegt ihr nicht am Herzen, so viel ist offensichtlich, doch wie kommt ihre mehr als brüderliche Zuneigung zu Jasper Tudor zustande? Hier hätte ich mehr erwartet, bietet doch die Perspektive die besten Möglichkeiten, gerade solche Erklärungen zu liefern.
Zu Beginn des Romans kommt mir die Protagonistin vor wie ein naives Kind – was sie zweifellos mit neun Jahren auch noch ist – doch ändert sich das im Laufe des Romans nicht, obwohl ein Zeitraum von über dreißig Jahren beschrieben wird.
Die Handlung des Romans folgt dem Verlauf der Rosenkriege, doch erfährt man über sie recht wenig, nur gelegentlich durch Berichte, denn Margaret berichtet immer nur über das, was sie selbst erfährt. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf ihrem Sohn, wie sie die Vormundschaft über ihn zurückerhalten kann bzw. im späteren Verlauf plant, ihn zum König zu machen.
Wer den ersten Roman der fünfteiligen Reihe, Die Königin der weißen Rose, schon kennt, wird einige Parallelen entdecken, spielen die beiden Romane doch größtenteils zur selben Zeit und beschäftigen sich zumindest zum Teil mit den gleichen Themen. Und so ist es auch kein großes Geheimnis mehr, inwiefern Margaret an der Verschwörung um die „Prinzen im Tower“ beteiligt ist, ebenso wenig wie Elizabeths Enthüllung.
Schwer aufgestoßen ist mir ein Anachronismus gegen Ende des Romans: Die Syphilis, wenn sie hier auch nur nebenbei erwähnt wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Europa bekannt, erst recht nicht unter diesem Namen.

Fazit
Ich hatte mehr erwartet: Einen spannenden Ausflug in die Gedanken Margaret Beauforts und ihren Kampf um den Thron für ihren Sohn. Spannung konnte ich allerdings kaum feststellen, und Margaretes fanatische Gedanken fand ich wenig überzeugend.
Wer sich für die Rosenkriege interessiert, kann hier einen anderen Ansatz kennenlernen, überzeugt hat mich der Roman aber nicht.