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Posie Graeme-Evans – Der Eid der Heilerin

AutorPosie Graeme-Evans
TitelDer Eid der Heilerin
OriginaltitelThe Innocent
ÜbersetzerCornelia Stoll
SerieHeilerin Anne Band 1
Seitenzahl512
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-45910-0
Bewertung

Inhalt
England, 1450: Nach einer wilden Flucht bringt eine junge Frau im Wald ein Mädchen zur Welt, unterstützt von ihrer Zofe. Doch die Mutter überlebt die Geburt nicht. Um das Kind vor den Verfolgern zu schützen, überlässt die Zofe es einer Kräuterkundigen, die im Wald wohnt.
Fünfzehn Jahre später: Anne reist nach London, um hier eine Stellung als Dienstmädchen im Haus eines Kaufmanns anzutreten. Ihr Wissen um die Heilkunst kommt ihr schon bald zugute, denn die Herrin ist schwer erkrankt. Ihre Erfolge werden jedoch nicht von jedem Mitglied des Haushalts wohlwollend betrachtet, denn die erste Kammerjungfer der Herrin ist auf Anne eifersüchtig. Und auch der Sohn des Hausherrn wird auf Anne aufmerksam und stellt ihr nach…

Meine Meinung
Diese Trilogie von Posie Graeme-Evans war vor rund fünfzehn Jahren mein Einstieg in das Thema der englischen Rosenkriege. Der Eid der Heilerin ist der erste Band. Damals, so ganz ohne Vorwissen, konnte mich die Reihe begeistern. Dieses Mal jedoch bin ich mit einer gewissen Skepsis an dieses Buch herangegangen – dazu später mehr.
Den historischen Hintergrund bildet hier die Regierungszeit Edwards IV. Auch wenn der Schwerpunkt nicht auf dem politischen Geschehen liegt, so erfährt der Leser nebenbei ein wenig über Edwards Probleme mit dem „Königsmacher“ Richard of Warwick und seinem Bruder George, genügend, um neugierig zu machen, aber nicht so viel, um dies in den Fokus zu stellen, denn dieser liegt auf der Liebesgeschichte zwischen Anne und Edward.
Der Roman ist mehr oder weniger zweigeteilt. Während man in der ersten Hälfte Annes Aufstieg im Haus des Kaufmanns Mathew Cuttifer beobachtet, folgt man ihr in der zweiten Hälfte in den Haushalt der Königin Elizabeth Wydeville.
Anne, die zwar nicht dem Schönheitsideal ihrer Zeit entspricht, aber über eine unvergleichliche Ausstrahlung verfügt, dabei so gebildet ist, dass sie neben Englisch und Französisch auch Latein spricht, in der Heilkunde und auch noch in vielen Haushaltstätigkeiten bewandert ist, stellt hier die weibliche Hauptperson dar. Sie ist selbstlos und drängt sich niemals in den Mittelpunkt, und dennoch zieht sie die Augen aller Männer auf sich. Während dies sie in den Augen der Leser schon sehr sympathisch erscheinen lässt, ist mir dies doch einfach zu viel es Guten, weniger wäre hier wohl mehr gewesen.
Über König Edward erfahren wir im Vergleich doch deutlich weniger. Seine politischen Tätigkeiten werden hier nicht allzu genau beschrieben, sondern nur angerissen, dafür erfährt man wesentlich mehr über seinen Verschleiß an willigen jungen Frauen.
Insgesamt sind die Charaktere doch sehr schablonenhaft und ohne wesentliche Entwicklung beschrieben. Nicht nur die Hauptpersonen bleiben recht eindimensional, auch sämtliche Nebencharaktere kann man in Gut und Böse einteilen. Dabei ist der Personenkreis schon eher klein gehalten, so dass es nicht allzu schwer fällt, den Überblick zu behalten.
Sexszenen gibt es in diesem Roman einige, meiner Meinung nach auch einige zu viele, und die wenigsten haben mit Anne direkt zu tun. Auch sind einige recht explizit, was nicht hätte sein müssen.
Die Liebesgeschichte im Zentrum des Romans ist recht dünn, denn aus Schwärmerei auf der einen Seite und Lust auf der anderen wird viel zu schnell mehr, ein Prickeln zwischen den Charakteren kann man selten wahrnehmen, und auch Romantik sucht man meist vergebens.
Während ich den überwiegenden Teil der Handlung durchaus spannend und, abgesehen von den starren Charakteren, gut dargestellt finde, so gibt es doch insbesondere ein Element des Romans, mit dem ich mich nicht anfreunden kann. Dies ist die Herkunft Annes, die den Dreh- und Angelpunkt des Romans darstellt und eine deutliche Wendung herbeiführt. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich diese hier nicht auflösen.
Über einen guten Teil des Romans bleibt sie ein Rätsel, doch die Erklärung stellt Anne vor neue Probleme und manch einen Leser vor ein Rätsel. Denn während die Autorin versucht, Annes Zeugung schlüssig darzulegen, so kann eine solche Theorie mit Recht angezweifelt werden, so dass es unwahrscheinlich ist, dass das Beschriebene so hätte passieren können. Innerhalb des Romans funktioniert diese Darstellung jedoch. Drückt man also ein Auge zu, ist der Roman durchaus unterhaltsam.
Der Schreibstil ist wenig auffällig, so dass man der nicht allzu komplizierten Handlung sehr gut folgen kann, gerät teilweise jedoch etwas ausschweifend und schwülstig, jedoch nie so, dass es mich gestört hätte.
Zusatzmaterial ist leider nicht vorhanden, dabei wäre ein Nachwort schon sehr begrüßenswert gewesen. Auch eine Karte hätte sicher nicht geschadet.

Fazit
Sieht man davon ab, dass der Dreh- und Angelpunkt der Handlung auf Annes Abstammung beruht, die, betrachtet man die Beteiligten genauer, extrem unwahrscheinlich ist, so handelt es sich hier um einen netten Roman um eine Liebe (oder Schwärmerei), die nicht sein darf, mit leider etwas zu starren Charakteren.

Bernard Cornwell – Schwertgesang

AutorBernard Cornwell
TitelSchwertgesang
OriginaltitelSwordsong
ÜbersetzerKarolina Fell
SerieSaxon Chronicles Band 4
Seitenzahl479
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24802-3
Bewertung

Inhalt
Mercien, 885: Im Auftrag König Alfreds kämpft Uhtred gegen die Dänen, die Wessex bedrohen, sowohl zu Lande als auch zu Wasser. Dennoch will der König Uhtred nicht völlig vertrauen, denn dieser ist kein Christ, sondern hängt dem alten Glauben an.
Als Alfreds Neffe Aethelwold Uhtred erzählt, dass ein Toter, aus dem Grab auferstanden, ihnen eine Zukunft als König weissagt, wird er hellhörig und möchte mehr erfahren. Und so trifft er auf die Besatzer Lundenes, die Norweger Sigefrid und Eric.
Doch schon bald muss er erkennen, dass er einem Betrug aufgesessen ist. Und so bleibt er weiterhin Alfred treu, in dessen Auftrag er Lundene und somit den Zugang zur Themse befreien soll…

Meine Meinung
Schwertgesang ist der vierte Band der Reihe um den angelsächsischen Krieger Uhtred. Und auch dieses Mal führt Bernard Cornwell sein bewährtes Rezept fort und bietet dem Leser einen kleinen Abschnitt englische Geschichte, eingebettet in viele Kämpfe.
Wieder einmal ist dieses Ereignis, von dem Cornwell hier berichtet, nämlich die Eroberung Londons unter König Alfred, zwar überliefert, man weiß aber fast nichts darüber, selbst über das Jahr ist man sich nicht sicher, so dass dem Autor viele Freiheiten bleiben, eine spannende Geschichte zu verfassen. Somit ist ein großer Teil der Romanhandlung fiktiv, was aber der Glaubwürdigkeit keinen Abbruch tut, denn man kann sich gut vorstellen, dass es so oder ähnlich durchaus hätte passiert sein können. Doch man erfährt auch genügend Details, die sich tatsächlich ereignet haben. So wird berichtet, wie Alfred eine große Anzahl Orte im Land befestigen lässt, und auch Æthelflaeds Ehe mit Æthelred, im Roman Uhtreds Cousin, spielt eine wichtige Rolle.
Man merkt Uhtred an, dass er, inzwischen rund dreißig Jahre alt, kein ganz junger Spund mehr ist. Noch immer ist er ein großartiger Kämpfer, der zunächst an sich denkt, der auch nicht davor zurückschreckt, Gewalt anzuwenden, um seinen Standpunkt zu bekräftigen und seine Wünsche durchzusetzen. Seine Ehre ist ihm aber sehr wichtig, und so nimmt er einmal gesprochene Eide sehr ernst.
Doch ist er auch zu einem Familienmenschen geworden, der zwei Kinder hat und sich um seine Frau sorgt. Auch um Æthelflaed, die Tochter König Alfreds, empfindet der Krieger viel, liebt er sich doch wie eine Tochter. Somit erscheint Uhtred hier deutlich menschlicher als noch in den vorherigen Bänden, in denen über zartere Gefühle kaum ein Wort verloren wurde.
Dennoch liegt der Schwerpunkt weiterhin auf diversen Kämpfen, von kleinen Scharmützeln, wie sie direkt im Prolog beschrieben werden, bis hin zu Großereignissen. Spannend sind sie alle, aber manche sind eher oberflächlich gehalten, andere schon deutlicher bis in alle brutale Einzelheiten. Insgesamt lässt sich die Handlung in zwei große Spannungsbögen einteilen, die zusammengenommen eine runde Geschichte ergeben. Diese deckt aber nur eine sehr kurze Zeitspanne von wenigen Monaten ab, während es in vorherigen Bänden meist mehrere Jahre waren.
Viele Weggefährten Uhtreds, Freunde wie Feinde, haben in diesem Roman einen weiteren Auftritt, manche nur kurz, andere sind als Krieger in Uhtreds Reihen ständig präsent. Da diese hier nur mit wenigen Worten vorgestellt werden, empfiehlt es sich sehr, die Reihe von Beginn an zu lesen und die Einzelbände nicht für sich zu lesen.
Vielen Autoren scheint es schwer zu fallen, bei Ich-Erzählungen auch die Nebencharaktere lebendig werden zu lassen. Damit hat Cornwell jedoch keine Probleme, denn auch wenn einige wie Bischof Asser sehr einseitig beschrieben werden, kann man sie sich doch sehr gut vorstellen, sie sind mehr als nur eine Ansammlung von Namen auf dem Papier. Auch die Antagonisten, die in diesem Roman auftreten, nämlich die Norweger Sigefrid und Erik, werden hier gekonnt dargestellt. Dabei gelingt der Spagat, Gegenspieler Uhtreds nicht einseitig, sondern durchaus auch mit ihren sympathischen Seiten darzustellen.
Der Schreibstil ist, wie man es von Cornwell gewohnt ist, sehr gut verständlich und zudem so bildlich, dass sich bei mir ein sehr gutes Kopfkino einstellt. Die Ortsnamen sind auch dieses Mal an der damaligen Schreibweise orientiert, eine Auflistung zu Beginn des Buches erleichtert die Orientierung. Daneben gibt es noch eine Karte, die die Gegend um London sowie eine schematische Darstellung der Stadt selbst zeigt. Diese sind für das Verständnis der Beschreibungen im Roman sehr hilfreich. Auch ein Nachwort darf natürlich nicht fehlen.

Fazit
Schwertgesang bietet, wie man es von Bernard Cornwell gewohnt ist, eine spannende Handlung eingebettet in ein Stück englische Geschichte. Für Fans der Reihe absolut lesenswert!

James Aitcheson – Die Ritter des Nordens

AutorJames Aitcheson
TitelDie Ritter des Nordens
OriginaltitelThe Splintered Kingdom
ÜbersetzerBernhard Weber
SerieConquest Band 2
Seitenzahl540
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47975-7
Bewertung

Inhalt
England, 1070: Nachdem der junge Ritter Tancred a Dinant Ruhm in Eoferwic erworben hat, wird er mit einem kleinen Gut an der Grenze zu Wales belehnt. In letzter Zeit mehren sich die Angriffe der Waliser auf seine neue Heimat, so dass sich Tancred immer öfter zur Wehr setzen muss.
Schon bald benachrichtigt ihn sein Lehnsherr, dass sich die Waliser und die Angelsachsen gegen die Normannen verbündet haben und einen Angriff planen, während gleichzeitig die Küsten von den Nordmännern bedroht werden. Und so bleibt Tancred nichts anderes übrig, als erneut in den Kampf zu ziehen…

Meine Meinung
Bei Die Ritter des Nordens handelt es sich um den zweiten Band einer Trilogie um den fiktiven bretonisch-normannischen Ritter Tancred a Dinant. Kernpunkt des Romans sind die Schwierigkeiten, denen sich die Normannen in England in den Jahren nach der Eroberung ausgesetzt sehen, und die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden. Der deutsche Titel erschließt sich mir hier nicht, er scheint völlig willkürlich gewählt zu sein, denn Ritter aus dem Norden gibt es hier nicht. Der Originaltitel The Splintered Kingdom, zu Deutsch in etwa „Das zersplitterte Königreich“, drückt dagegen treffend aus, worum es geht, nämlich um das von von vielen Splittergruppen bedrängte normannische Reich.
Im Verlauf des Romans wird immer wieder auf vergangene Ereignisse Bezug genommen, ohne dass jedoch explizit zusammengefasst wird, was im ersten Band, Der Pakt der Schwerter, geschehen ist. Aus diesem Grund empfiehlt es sich nicht, diesen zweiten Band für sich oder mit einem großen zeitlichen Abstand zum ersten zu lesen, da einem sonst zu viel entgeht.
Zwischen dem Ende des ersten und dem Beginn des zweiten Bandes liegt etwa ein Jahr, über das der Leser nicht allzu viel erfährt, das aber auch nicht allzu ereignisreich gewesen sein dürfte.
Tancred ist inzwischen in Earnford nahe der walisischen Grenze heimisch geworden. Er hat seine eigenen Ritter, zudem lernt er die englische Sprache, um sich mit seinen Untergebenen verständigen zu können. Und er hat eine Geliebte, die sein Kind erwartet. Doch als sein Lehnsherr ihn ruft, muss der Ritter in den Krieg ziehen.
Als Ich-Erzähler lässt Tancred einen daran teilhaben, wie er diese schwierige Zeit erlebt. Das Warten, die strategische Planung, kleinere Konflikte, die sich aufbauschen und gefährliche Ausmaße annehmen, all das erfährt der Leser aus erster Hand.
Dabei ist Tancred doch sehr von sich selbst eingenommen, obwohl er doch nur ein kleiner Ritter ist. Als großer, starker Mann, der geschickt im Kampf ist und gut taktieren kann, hat er sich einen gewissen Ruf erworben, den es immer wieder zu verteidigen gilt.
Und so verwundert es wohl kaum, dass sich der Roman weitestgehend mit Kämpfen beschäftigt. Er beginnt mit einem kleinen Feldzug gegen walisische Räuber und Plünderer, beschreibt hier einen kleinen Kampf unter wenigen Personen, dann einen großen Kriegszug, einen Überfall hier, eine Kriegslist dort.
Ein wenig erscheint Tancred als Übermensch, dass er so viele große und kleine Kämpfe nahezu unverletzt übersteht, jedoch wird schon deutlich, dass es sich nicht um harmlose Scharmützel handelt.
Dennoch gibt es auch zartere Themen. Zwar nimmt die Liebe keine zentrale Rolle ein, dennoch gibt es hier zwei Frauen, denen Tancred Zuneigung entgegenbringt, und das auf eine verständliche Art und Weise, nicht übertrieben stark, aber auch nicht so, als wäre dieser Aspekt der Handlung völlig unwichtig.
Auch die eine oder andere interessante Wendung darf man hier erwarten, die ich so nicht vorhergesehen hätte, die aber der Handlung gut tut.
Während Tancreds Charakter recht gut dargestellt wird, bleiben nahezu alle anderen Figuren blass oder erscheinen schablonenhaft, insbesondere die Freunde und Untergebenen Tancreds sind absolut austauschbar und sind kaum mehr als Namen auf dem Papier. Manche von ihnen werden im Verlauf des Romans etwas genauer beschrieben, was aber kaum hilft, wenn sie schon über mehrere hundert Seiten gesichtslose Kämpfer nicht näher beschriebenen Alters waren. Dies wird durch die Ich-Erzählung begünstigt, da so einzig Tancreds Sicht berücksichtigt wird. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen, was der Geschichte gut getan hätte.
Für eine Ich-Erzählung ist der Schreibstil zudem vergleichsweise nüchtern. Zwar sind die Beschreibungen sehr bildlich, man kann sich die Umgebung oder die Handlungen recht gut vorstellen, diese Erzählperspektive lässt aber auch zu, dass der Erzähler Einfluss auf die Stimmung seiner Geschichte nimmt und die Handlung dadurch emotional einfärbt. Und dies fehlt mir hier doch ein wenig, um wirklich mit Tancred mitfiebern zu können.
Während also die Handlung grundsätzlich viel Spannung aufweist, wird durch die sehr blassen Charaktere viel Potenzial verschenkt.
Um den Leser ein wenig stärker in die Zeit vor knapp tausend Jahren zurückzuführen, hat sich James Aitcheson dazu entschieden, die Ortsnamen in zeitgenössischer Schreibweise zu verwenden. Dazu findet sich auch eine Erklärung im Buch.
Als weiteres Zusatzmaterial gibt es eine Karte Englands sowie ein Nachwort, in dem auf die historischen Ereignisse eingegangen wird.

Fazit
Ein eigentlich spannender zweiter Band einer Trilogie, der sehr auf Kämpfe fokussiert ist, dessen blasse Charaktere aber den Lesespaß deutlich mindern.

Alys Clare – Sei geweiht der Hölle

AutorAlys Clare
TitelSei geweiht der Hölle
OriginaltitelFortune Like the Moon
ÜbersetzerAna Maria Brock
SerieHawkenlye-Mysteries Band 1
Seitenzahl284
VerlagAufbau
ISBN978-3-746-62127-2
Bewertung

Inhalt
England, 1189: Kurz vor seiner Krönung erlässt König Richard eine Generalamnestie für alle Gefängnisinsassen Englands, um seine künftigen Untertanen für sich einzunehmen.
Doch kurz darauf wird ausgerechnet eine Nonne tot aufgefunden, und diese Gewalttat wird entlassenen Mördern und somit dem König angelastet.
Um nun einer Welle der Angst entgegenzuwirken entsendet Richard seinen Ritter Josse d‘ Acquin zur Abtei Hawkenlye, um der Sache auf den Grund zu gehen. Josse, halber Engländer und mit der Gegend halbwegs vertraut, nimmt sich der Aufgabe gewissenhaft an und findet in der Äbtissin Helewise eine unerwartete Partnerin bei der Aufklärung des Verbrechens.
Schon bald erkennen die beiden einige Ungereimtheiten – hinter dem Mord scheint mehr zu stecken, als es zunächst den Anschein hat…

Meine Meinung
Oft kann ich wenig mit historischen Krimis anfangen, weil sie zu sehr auf den Zufall bauen, einfach unglaubwürdig sind, die ganze Ermittlung einfach sehr langatmig beschrieben wird oder der Krimi nur als Vorwand für eine Liebesgeschichte dient, weshalb ich eher selten Bücher aus diesem Genre kaufe – oft gelangen sie über Umwege zu mir, so auch in diesem Fall. Glücklicherweise handelt es sich um den ersten Band einer Reihe, die ganze siebzehn Bände umfasst.
Die Autorin Elizabeth Harris, die hier unter dem Pseudonym Alys Clare schreibt, ist inzwischen kein unbeschriebenes Blatt mehr, denn inzwischen hat sie rund vierzig Romane geschrieben. Dennoch war sie mir bisher völlig unbekannt.
Der historische Hintergrund rund um die Krönung König Richards ist hier hinreichend beschrieben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wieso dem König oder besser gesagt dessen Mutter Eleanor so sehr an der Aufklärung dieses Falles gelegen ist. Für die weitere Handlung des Krimis und die Aufklärung des Mordes ist dies allerdings weitestgehend irrelevant. Dennoch vermag es die Autorin, ein gutes Gefühl für die Zeit an sich zu vermitteln, immer wieder fließen nebenbei Beschreibungen über die Städte oder Güter mit ein, man erfährt, wie die Menschen leben oder denken, so dass die Atmosphäre dieser Zeit gut übertragen wird. Auch wenn die Abtei Hawkenlye selbst fiktiv ist, kann man sie sich sehr gut vorstellen.
Josse d’Acquin ist eher zufällig an diesen Fall geraten, eigentlich bringt er keine besondere Qualifikation mit sich, die ihn für solche Arbeiten besonders befähigen. Er ist Ritter, war in seinen etwa dreißig Lebensjahren jedoch oft genug im Krieg, um den Kampf nicht zu suchen. In seiner Heimat wird er nicht gebraucht, und so hat er keinen Ort, den er als sein Zuhause betrachtet.
Äbtissin Helewise dagegen ist 37 Jahre alt und nach dem Tod ihres Mannes in das Kloster eingetreten. Sie ist auch nach vier Jahren im Amt noch sehr weltlich eingestellt, muss sie doch auch über das Wohl ihrer Schützlinge wachen.
Beide verfügen über einen wachen Verstand, so dass sie bald erkennen, dass es sich hier nicht um das Verbrechen handelt, nach dem es im ersten Moment aussieht.
Beide Hauptcharaktere sind sehr menschlich gezeichnet. Sie haben ihre Fehler, eine Vergangenheit, die sie mit sich tragen, und selbst wenn darüber in diesem Band nicht allzu viel durchdringt, so ist doch deutlich zu spüren, dass sich die Autorin hier Gedanken über die Vorgeschichte ihrer Figuren gemacht hat.
Andere Charaktere dagegen werden nicht so deutlich beschrieben, doch auch diese kann man kaum als Stereotype bezeichnen.
Historische Krimis zeichnen sich oft dadurch aus, dass die Ermittler in der Regel Laien sind und somit über wenig oder gar kein kriminalistisches Vorwissen verfügen, wodurch die Ermittlungen oft schleppend vorangehen. Dies ist auch hier der Fall. Die meiste Ermittlungsarbeit fällt Josse zu, der von einem Ort zum nächsten reitet, Menschen befragt, wieder zurück reist, sich wieder umhört, und am nächsten Tag dasselbe Spiel. Dabei legt er Strecken zurück, bei denen ich mir nur schwer vorstellen kann, dass ein Pferd sie an einem Tag bewältigen kann.
Der Fall selbst ist schon eher ungewöhnlich, und ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, dass auch die Auflösung eher unerwartet war.
Der Schreibstil ist ansprechend. Er ist nicht kompliziert, der Inhalt wird leicht verständlich vermittelt, und auch dem einen oder anderen Schachtelsatz kann man gut folgen.
Auf Zusatzmaterial muss man hier leider verzichten, jedoch ist solches auch kaum notwendig. Eine Karte wäre vielleicht schön gewesen, ebenso ein kleines Nachwort, doch wirklich vermisst habe ich diese Dinge nicht.

Fazit
Mit Sei geweiht der Hölle erfindet Alys Clare den historischen Krimi sicher nicht neu. Die Auflösung kann dennoch überraschen, die Umsetzung ist weitestgehend logisch und die Charakterzeichnung überzeugt, so dass ich hier gerne eine vorsichtige Empfehlung aussprechen möchte.

Rebecca Gablé – Teufelskrone

AutorRebecca Gablé
TitelTeufelskrone
SerieWaringham Prequel
Seitenzahl928
VerlagLübbe
ISBN978-3-785-72660-0
Bewertung

Inhalt
England, 1193: König Richard ist in Gefangenschaft geraten! Diese Nachricht muss der Königinmutter so schnell wie möglich überbracht werden, und so reitet Yvain of Waringham, Bruder eines Ritters aus Richards Gefolge, nach Winchester, wo er zudem noch mit dem Meister der Templer reden soll, um seine Aufnahme in den Orden zu erbitten.
Nach der Erfüllung seiner Aufträge trifft der Vierzehnjährige jedoch auf Richards Bruder John, den Mann, der auf gar keinen Fall zu früh von Richards Gefangennahme erfahren darf. Während Yvain noch geschickt Johns Fallen umschifft, kann er nicht ahnen, wie sehr dieses Zusammentreffen sein Leben beeinflussen soll…

Meine Meinung
Auf diesen Roman über König John habe ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut, denn Romane über diese Zeit lese ich mit am liebsten. Nun war ich gespannt, wie eine meiner Lieblingsautorinnen die Zeit und insbesondere diesen nicht gerade beliebten König beschreiben würde.
In vielen anderen Romanen und auch in Rebecca Gablés Sachbuch Von Ratlosen und Löwenherzen wird kaum ein gutes Haar an John gelassen, und so war ich überrascht, dass hier doch ein paar positive Seiten von John aufgezeigt werden – die er auch besessen haben muss, denn sonst hätte wohl kaum jemand treu zu ihm stehen können.
Die Hauptperson ist jedoch Yvain of Waringham, zu Beginn knapp fünfzehn Jahre alt und Knappe, zunächst im Haushalt seines Vaters, später dann in Johns Diensten. Wer schon den einen oder anderen Waringham-Roman gelesen hat, erkennt vielleicht etliche Wesenszüge wieder, die auch spätere Generationen in sich tragen. So ist Yvain ziemlich direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund, was ihn schon mal in Schwierigkeiten bringt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn – in Johns Haushalt auch nicht unbedingt gesund – und steht treu zu seinen Freunden. Auch die Pferdeliebe nimmt hier einen wichtigen Punkt ein, denn auch wenn es die Zucht auf Waringham noch nicht gibt, so besitzt Yvain doch die Gabe, die in späteren Generationen gelegentlich auftritt.
Andere wichtige Personen in diesem Roman sind Guillaumes Frau Amabel, in die Yvain seit Jahren verliebt ist, und etliche Knappen aus Johns Haushalt, allen voran William de Braose.
Die meisten wichtigen Charaktere, fiktive wie historische, sind vielschichtig beschrieben. Sie haben positive wie negative Seiten, so dass sie menschlich erscheinen. Einzig zwei Personen stechen für mich da heraus, nämlich Yvain selbst, der der typische, überaus sympathische Gablé-Held ist, sowie Pentecôte FitzHugh, ein anderer Knappe aus Johns Haushalt, der Yvain nicht leiden kann und ihm immer wieder Steine in den Weg legt. Mich hat dies jetzt nicht gestört, jedoch kann ich mir vorstellen, dass dies nicht jedem gefallen mag.
Dieser Roman umfasst rund 23 Jahre, in denen wir den fiktiven Yvain of Waringham an Johns Seite erleben, während sein Bruder Guillaume in König Richards Diensten steht. Es gibt viele spannende Ereignisse, die meisten davon historisch belegt, die einen selbst dann mitfiebern lassen, wenn man schon mehrfach darüber gelesen hat und sie eigentlich nicht mehr überraschen oder schockieren können sollten. Daneben erfahren wir aber auch ein wenig über das Leben in der kleinen Baronie Waringham, was Fans der Reihe besonders freuen dürfte. Man erfährt, warum die Waringhams keinen weiteren Familiennamen haben – was mich in Das Lächeln der Fortuna doch sehr gewundert hat – und bekommt eine Ahnung, wie eine weitere Gabe, nämlich die Kraft der Vorsehung, in die Familie gekommen ist.
Bei einem so langen Handlungszeitraum lassen sich größere Zeitsprünge nicht vermeiden, manchmal von mehreren Wochen und Monaten, gelegentlich aber auch von einigen Jahren.
Auch wenn kriegerische Handlungen im Roman beschrieben werden, so wird doch auf die Ausschmückung grausamer Details verzichtet.
Der Schreibstil ist eher schlicht gehalten, dabei jedoch so temporeich, dass ich auch in diesem Roman nur so durch die Seiten geflogen bin und das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Da es sich um ein Prequel der Waringham-Reihe handelt und etliche Generationen vor Das Lächeln der Fortuna spielt, steht er mehr oder weniger für sich alleine und es ist nicht nötig, einen anderen Roman der Reihe oder überhaupt von der Autorin zu kennen, es nimmt aber auch keine Spannung, sollte man bereits mit den älteren Romanen vertraut sein.
Ein Nachwort über Fakt und Fiktion rundet den Roman perfekt ab, daneben gibt es noch ein Register der wichtigsten Charaktere. In der Hardcover-Ausgabe sind zudem farbige Karten auf den Innenseiten des Covers zu finden.

Fazit
Ja, ich liebe die Romane von Rebecca Gablé! Und das wird sich wohl auch nicht ändern. Da die Autorin ihrem Stil hier treu bleibt, kann ich diesen Roman all denjenigen empfehlen, die schon andere Bücher von ihr mochten, wer jedoch mit ihren Geschichten wenig anzufangen weiß, wird wohl seine Meinung durch diesen Roman kaum ändern.