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Thomas Ziebula – Der Gaukler

AutorThomas Ziebula
TitelDer Gaukler
Seitenzahl655
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16837-8
Bewertung

Inhalt
Umland um Heidelberg, um 1618: Susanna und Hannes sind seit ihrer Kindheit ineinander verliebt, doch Susannas Vater ist gegen die Heirat, da Hannes katholisch getauft ist.
David ist der Ziehsohn des Kroaten Stephan, mit einer kleinen Gauklertruppe ziehen sie von Stadt zu Stadt. Durch Davids Sprüche in seiner Rolle als Jean Potage bereitet er seiner Truppe allerdings immer wieder Probleme.
Schon bald verbreiten sich erste Gerüchte über Angriffe auf deutsche Städte durch Tillys Soldaten im ganzen Land. Susannas Eltern jedoch wägen die Familie in Sicherheit, denn die Kämpfe scheinen weit entfernt und Heidelberg gut geschützt. Doch der Krieg rückt näher und wird schon bald große Auswirkungen auf das Leben der drei jungen Leute haben…

Meine Meinung
Zu Beginn hatte ich leichte Probleme, mich zeitlich zurechtzufinden, da der Autor sparsam mit der Nennung von Jahreszahlen umgeht, es aber insbesondere zwischen den ersten Kapiteln große zeitliche Sprünge gibt. Hier sollte man schon sehr genau lesen, um die Hinweise nicht zu übersehen. Dies gibt sich jedoch ein wenig nach ein paar Kapiteln, spätestens mit dem zweiten Abschnitt, da hier die Kapitel zeitlich dichter aufeinander folgen.
Auch wird darauf verzichtet, allzu tiefe Einblicke in die Gedanken der Hauptpersonen zu gewähren, diese muss man aus der Handlung erschließen. Somit hat es ein wenig länger gedauert, bis ich das Gefühl hatte, sie richtig zu kennen. Sie haben mir aber sehr gut gefallen, da sie menschlich wirken und in ihre Zeit passen: David ist jemand, der scheinbar nicht erwachsen werden will und aus seinen Fehlern kaum Lehren zieht, Susanna eine fest verwurzelte junge Frau, die es sich nicht vorstellen kann, ihre Heimat zu verlassen, Hannes dagegen ist ein weitsichtiger Zimmermannsgeselle, der sehr genau plant und Susanna in Sicherheit wissen will. Alle drei machen im Verlauf des Romans eine große Entwicklung durch, ohne aus ihrer Rolle zu fallen. Einzig Susannas Schönheit, durch die sie ungewollt Aufmerksamkeit auf sich zieht, scheint mir ein wenig übertrieben.
Während ich eine Weile gebraucht habe, um richtig in den Roman einzusteigen, hat er mich immer mehr gefesselt, je mehr ich gelesen habe. Insbesondere der dritte Abschnitt hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Der Schreibstil des Autors hat mich überzeugt. Auffällig ist, dass darauf verzichtet wird, einigen Nebenfiguren Namen zu geben. Stattdessen werden sie nach Berufsbezeichnung oder Verwandtschaftsgrad benannt. Dies ist ungewohnt, dient aber der Übersichtlichkeit, da man so nicht noch mehr Namen zuordnen muss, sondern sich auf die Handlung konzentrieren kann, die nicht immer unkompliziert ist.
Sehr informativ fand ich die Passagen über die Gaukler und Schauspieler, da ich hierüber sehr wenig wusste.
In einem Nachwort finden sich hierzu noch mehr Informationen, auch wird dort erwähnt, welche Aspekte fiktiv und welche historisch belegt sind.
Man kann diesen Roman auch ohne Vorwissen über den Dreißigjährigen Krieg lesen, es fällt allerdings ein wenig leichter, wenn man schon ein wenig über die verschiedenen Parteien weiß und einige Namen zuordnen kann. Eine Zeittafel oder ein Personenregister wären hilfreich gewesen, fehlen aber leider.
Der Klappentext enthält leider massive Spoiler, ich würde davon abraten, ihn zu lesen.

Fazit
Ein sehr ergreifender Roman über eine traurige Zeit, die durch die Gaukler und Schauspieler ein bisschen weniger trostlos erscheint.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!

Beate Maly – Das Sündenbuch

AutorBeate Maly
TitelDas Sündenbuch
SerieDas Sündenbuch Band 1
Seitenzahl481
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-28464-4
Bewertung

Inhalt
Heidelberg, 1618: Dem Gelehrten Marek wird ein Buch in Geheimschrift mit dazugehörendem Medaillon angeboten, auf denen ein Fluch liegen soll, an den er aber nicht glaubt.
Doch der Besitz dieser Gegenstände ist tatsächlich gefährlich, denn jemand ist bereit, für sie zu töten. Und so sendet er die Gegenstände nichts ahnend an seine Tochter Jana in Prag, wo die Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken immer weiter zunehmen.
Jana, die nach den Wünschen ihres Onkels dessen Stiefsohn Tomek heiraten soll, ist nun sehr daran interessiert, das Geheimnis zu lüften, das das Buch umgibt, denn sie vermutet darin den Grund dafür, dass ihr Vater sterben musste. Zusammen mit dem Arzt und Wissenschaftler Conrad macht sie sich auf die Reise, um zwei weitere Teile des Schriftstücks zu finden…

Meine Meinung
Als ich die ersten Seiten gelesen habe, habe ich einen sehr spannenden Verschwörungsroman erwartet.
Doch schon als Jana als Hauptperson eingeführt wird, wird sehr viel Spannung aus der Geschichte genommen, weil viel über den Konflikt zwischen den Anhängern der verschiedenen Konfessionen beschrieben wird. Dies hätte meiner Meinung nach wesentlich kürzer gefasst werden können, denn für den Verlauf des Romans spielen diese kaum eine Rolle, und viele der eingeführten Personen tauchen gar nicht mehr weiter auf.
Erst nachdem die beiden Hauptpersonen die Stadt verlassen haben fand ich das Buch wieder spannender, auch wenn sich schon bald die Charaktereigenschaften der beiden noch stärker zeigen sollten. Während Jana mitfühlend und hilfreich ist, sich dabei aber nicht unterkriegen und sich nichts sagen lässt, ist Pfeiffer sehr arrogant und herablassend zu Jana und auch später zu anderen Personen, als Wissenschaftler sieht er sich über den anderen.
Während das Geheimnis um das Schriftstück schon sehr interessant war fand ich es übertrieben, noch ein zweites merkwürdiges Pergament einzufügen, insbesondere, da dessen Entstehungsgeschichte mir Pfeiffer auch nicht sympathischer macht. Das eine, wichtige Buch hätte auch gereicht.
Tomeks Motivation, Jana so lange zu verfolgen, kann ich eigentlich nicht nachvollziehen. Der Schaden für seinen Ruf kann so groß nicht gewesen sein, außerdem hätte er wohl in seiner Heimat selbst genügend zu tun gehabt, wodurch sein Privatleben uninteressant geworden wäre.
Mit dem Ende des Romans werden zwar die meisten offenen Fragen geklärt, doch könnte hier durchaus noch eine Fortsetzung anschließen. So ganz befriedigt hat mich das Ende aber nicht.

Ergänzung: Tatsächlich wird die Geschichte in Der Fluch des Sündenbuchs fortgesetzt.

Fazit
Ein Verschwörungsroman, den ich recht spannend fand, der mich aber nicht überzeugen konnte. Hier wäre weniger möglicherweise mehr gewesen.

Vielen Dank an den Ullstein-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!