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Elizabeth Chadwick – Das Herz der Königin

AutorElizabeth Chadwick
TitelDas Herz der Königin
OriginaltitelThe Winter Crown
ÜbersetzerNina Bader
SerieAlienor von Aquitanien Band 2
Seitenzahl672
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-7341-0151-9
Bewertung

Inhalt
London, 1154: An der Seite ihres Mannes, Henry Plantagenet, wird Alienor, Herzogin von Aquitanien, zur Königin Englands gekrönt – ein Triumph für die ehemalige Königin Frankreichs. Sie hofft, ihrem Mann eine ebenbürtige Partnerin zu sein, ist sie doch dazu erzogen worden, selbst zu regieren. Sie will nicht nur Zuchtstute und Mutter der legitimen Kinder ihres Mannes sein.
Doch Henry hat andere Pläne. Schenkt er ihr zu Beginn ihrer Ehe noch sein Gehör, sind es insbesondere die Zeiten ihrer Schwangerschaften, in denen er ihr rationales Denken abspricht. Stattdessen schenkt er sein Vertrauen seinem Kanzler Thomas Becket. Alienor bezweifelt, dass dies eine weise Entscheidung ist…

Meine Meinung
Das Leben Alienors von Aquitanien ist so ausgefüllt von Ereignissen, dass man diese kaum in einem Buch zusammenfassen kann. Aus diesem Grund hat sich Elizabeth Chadwick dazu entschieden, drei Romane über diese großartige Frau zu schreiben. Das Herz der Königin ist der zweite Teil, der etwa zwanzig Jahre umfasst, vom Zeitpunkt ihrer Krönung zur Königin Englands im Jahr 1154 bis zu ihrer Haft in Sarum im Jahr 1174.
Die erste Hälfte des Romans wird stark dominiert von ihrer Rolle als Mutter, in die sie von Henry gedrängt wird, und ihrem Wunsch, mehr Einfluss in politische Entscheidungen zu haben. Diesen Abschnitt ihres Lebens fand ich, obwohl nicht langweilig erzählt, aufgrund ihrer oft erzwungenen Passivität längst nicht so spannend wie etwa die zweite Hälfte des Buches, in der es vorrangig darum geht, wie Alienor die Ansprüche ihrer Söhne unterstützt.
Dabei orientiert sich die Handlung sehr stark an dem, was heute noch über diese Zeit in Erfahrung zu bringen ist. Die Personen, allen voran natürlich Alienor und Henry, aber auch Thomas Becket, dessen Rolle hier sehr dominant betrachtet wird, und im späteren Verlauf die Prinzen, sind glaubwürdig beschrieben, niemand zeigt nur gute oder nur schlechte Seiten, und auch die Entwicklung der Charaktere ist sehr gut erkennbar und natürlich gestaltet. Allerdings bleiben im Kontrast dazu einzelne Nebencharaktere wie Alienors Töchter leider sehr blass und erhalten kaum eigene Persönlichkeit.
Alienor ist wie schon im ersten Band der Trilogie eine starke Frau, die weiß, was sie will. Dass sie hier von ihrem Mann oftmals nicht ernst genommen wird, frustriert sie doch sehr. Meistens war sie mir sehr sympathisch, konnte ich ihren Frust doch aus heutiger Sicht gut verstehen, in anderen Situationen musste ich mir jedoch gezielt bewusst machen, welche Rolle sie inne hatte und in welcher Zeit wir uns befinden, um ihre Entscheidungen nachvollziehen zu können.
Auch Henry ist eine faszinierende Gestalt, die in der Darstellung denen aus diversen anderen Romanen, die ich bisher gelesen habe, entspricht. Er legt wenig Wert auf Äußerlichkeiten und gibt ungern die Zügel aus der Hand, dazu ist er ein Frauenheld, der seiner Königin zu keinem Zeitpunkt treu ist. Auch seine Haltung ist in Anbetracht seiner Position und seiner Zeit verständlich.
Die politischen Ver- und Entwicklungen sind nicht immer leicht zu durchschauen, weshalb man mit einer gewissen Aufmerksamkeit lesen sollte, doch Informationen und Details über diese Zeit fließen wie beiläufig in den Text ein, so dass ich nie den Eindruck hatte, von ihnen erschlagen zu werden. Dem gegenüber steht ein etwas trockener, schnörkelloser Schreibstil, doch Elizabeth Chadwick war mir bisher nie als besonders emotionale Autorin aufgefallen, so dass dies nicht unbedingt negativ zu sehen ist. Zudem ist der Roman so gut lesbar und leicht verständlich.
Wie schon im Vorgängerroman wurden hier die Namen, wie sie die Autorin verwendet hat, beibehalten und nicht mit übersetzt. Dies hat den Vorteil, dass gezielt gewählte Spitznamen oder Abweichungen von der offiziellen Schreibweise wie beispielsweise Harry für den jungen König oder Jeoffrey für Henrys illegitimen Sohn das Lesen stark erleichtern, ohne einen Bruch darzustellen.
Ein Personenregister als solches ist nicht vorhanden, dafür kann man im Anhang drei Stammbäume finden, die einem die Zuordnung mancher Personen erleichtern. Zudem gibt es, wie von Chadwick gewohnt, ein recht ausführliches Nachwort, in dem noch einmal auf bestimmte Personen näher eingegangen wird.

Fazit
Ein guter zweiter Teil, der durch viele häusliche Szenen nicht ganz so spannend ist wie der erste Band, der aber trotzdem sehr lesenswert ist und viele Informationen über diese faszinierende Frau beinhaltet.

Elizabeth Chadwick – Das Lied der Königin

AutorElizabeth Chadwick
TitelDas Lied der Königin
OriginaltitelThe Summer Queen
ÜbersetzerNina Bader
SerieAlienor von Aquitanien Band 1
Seitenzahl640
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-38353-5
Bewertung

Inhalt
Aquitanien, 1137: Als Alienor, die Tochter des Herzogs von Aquitanien, im Alter von dreizehn Jahren zur Waisen wird, trägt sie eine große Last auf ihren Schultern, denn sie ist die Erbin ihres Vaters. Doch ihr Erbe ist bedroht, schließlich ist es ein Leichtes, einem Mädchen durch Zwangsheirat die Macht zu entreißen. Und so begibt sie sich unter die Vormundschaft des französischen Königs, anstatt ihren kindlichen Schwärmereien nachzugeben, und wird bald mit dem Prinzen Louis verheiratet, der eigentlich für ein Leben im Kloster vorgesehen war.
Doch dann stirbt der König, und das junge Paar muss die Last der Verantwortung für zwei große Reiche tragen…

Meine Meinung
Dieser Roman bildet den Auftakt einer Trilogie um Alienor von Aquitanien.
Diese wird hier als bodenständige, früh erwachsen gewordene Person dargestellt, die weiß, was sie will und was ihre Pflicht ist, auch wenn sie ein ganz anderes Leben vorgezogen hätte. Sie ist dazu erzogen worden, ihr Land zu regieren, wobei ihre Klugheit ihr eine große Hilfe ist. Sie wird sehr sympathisch dargestellt, gelegentlich nimmt sie sich aber Dinge heraus, die ich so nicht von ihr erwartet hätte. Louis dagegen, obwohl zunächst als netter, frommer junger Mann vorgestellt, hat mir von Kapitel zu Kapitel weniger gefallen, was wohl so beabsichtigt war. Seine Entwicklung ist verständlich, wenn man seine Erziehung im Kloster sowie seine Erlebnisse berücksichtigt, jedoch kam sie stellenweise recht unerwartet.
Da es sich hier um einen biografischen Roman handelt, ist hier nicht der eine große Spannungsbogen zu erwarten. Der Schwerpunkt liegt tatsächlich auf dem Leben Alienors von Aquitanien, die ein hohes Alter erreicht und ihren Kopf oftmals durchgesetzt hat. Obwohl sie eine der schillerndsten gestalten des Hochmittelalters ist, ist über sie nicht allzu viel bekannt, und was überliefert ist, ist nicht selten widersprüchlich und häufig abwertend. Elizabeth Chadwick interpretiert diese Informationen auf ihre Weise und gibt hier ein glaubwürdiges und stimmiges Bild über die junge Alienor ab.
Dabei wird der Roman nie langweilig, denn Alienors Leben war selbst in jungen Jahren schon nicht ganz alltäglich. Lücken werden glaubhaft gefüllt, Zeiten, in denen wenig passiert, übersprungen, ohne dass man dabei aus dem Fluss der Geschichte gerissen wird.
Im Gegensatz zu anderen Romanen der Autorin, die übersetzt wurden, werden hier die Namen der Herrschenden nicht ins Deutsche übertragen, sondern anscheinend so beibehalten, wie die Autorin sie selbst verwendet hat. Leider gibt es kein Personenregister, doch ist die Anzahl der Personen überschaubar, Namen sind so gewählt, dass es kaum zu Verwechslungen kommen kann, und bei überlieferten Mehrfachbelegungen werden verschiedene Schreibweisen angewandt, so dass man auch gut ohne eine solche Hilfe zurecht kommt. Dafür sind mehrere Stammbäume, zwei Karten sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin enthalten.
Der Schreibstil ist angenehm, schnörkellos, dabei aber auch nicht zu schlicht. Allzu moderne oder auch extrem altertümliche Begriffe sind mir nicht aufgefallen.

Fazit
Ein sehr schöner Roman, den ich gerne gelesen habe und der mich in einigen Punkten überraschen konnte, obwohl ich schon mehrere Bücher kenne, in denen Alienor von Aquitanien zumindest am Rande vorkommt. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung und empfehle diesen Roman all denjenigen, die sich für diese interessante Persönlichkeit interessieren und mehr über sie erfahren wollen.

Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Tereza Vanek – Die Dichterin von Aquitanien

AutorTereza Vanek
TitelDie Dichterin von Aquitanien
Seitenzahl704
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47226-0
Bewertung

Inhalt
1162 in der Nähe von Paris: Marie ist zusammen mit ihrem Ziehvater in eher ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Statt sie wie ein normales Mädchen zu erziehen, hat Guillaume ihr Lesen, Schreiben und etwas Latein beigebracht, unnützes Wissen für eine fast mittellose junge Frau.
Doch Marie ist die uneheliche Tochter eines Edelmannes, dessen Namen sie nicht kennt, dessen Familie aber gelegentlich Geld für ihren Unterhalt schickt.
Als Guillaume unerwartet stirbt und Marie nicht weiß, wie es weitergehen soll, trifft ein Bote ein, der sie an den Hof ihres Onkels holen soll, zu Henri, dem Grafen von Anjou und dem englischen Thronfolger. Von einem Tag auf den anderen wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt…

Meine Meinung
Wie man aus dem Nachwort des Romans entnehmen kann, ist über die Dichterin Marie de France fast nichts bekannt. Nicht einmal, dass sie zur Zeit Henris und Alienors gelebt hat, kann als sicher angesehen werden, auch wenn es wohl gute Gründe für diese Annahme gibt.
Somit ist die Marie, wie sie in diesem Roman beschrieben wird, reine Fiktion. Viele Ereignisse, die erwähnt werden, sind aber tatsächlich überliefert, weshalb diese Geschichte doch sehr authentisch wirkt, und ich kann mir gut vorstellen, dass das Beschriebene so oder ähnlich hätte passieren können.
Marie ist eine junge Frau, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wird und deren Leben sich schlagartig ändert. Und so wundert mich ihr Verhalten, der versuchte Ausbruch aus dem goldenen Käfig, auch überhaupt nicht, genauso wenig wie ihre Schüchternheit Alienor gegenüber oder ihr Verhalten in Wales.
Auch die anderen Charaktere fand ich sehr überzeugend: Henri, der Onkel, mit dem sie sehr wenig zu tun hat und der sich ihr gegenüber distanziert verhält, Alienor, an deren Hof sie sich die meiste Zeit über aufhält, ihre Tante Emma, die sich jedem gegenüber unhöflich verhält und einige mehr. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Beziehung zwischen Henri und Alienor über die Jahre betrachtet wird und die Auswirkungen der Änderungen offensichtlich werden. Die Aufstände der Söhne gegen den Vater werden beschrieben, aber auch die Ängste Alienors vor dem Alter. Gelegentlich wird von der Geschichte abgewichen, dies wird dann aber explizit im Nachwort erwähnt. Politik spielt hier eine nicht geringe Rolle, nimmt aber auch nicht so viel Raum ein, dass sie überwiegt. Man kann der Handlung ohne Vorwissen gut folgen, es schadet jedoch auch nicht, schon ein wenig über die Ereignisse zu wissen, um der Rahmenhandlung besser folgen zu können.
Die Dichtkunst nimmt eher wenig Raum ein. Erst in der zweiten Hälfte rückt sie stärker in den Mittelpunkt, beschränkt sich dabei aber meist darauf, dass die Inhalte der Gedichte der Marie de France nacherzählt werden. Die beiden Teile des Romans werden jedoch von überlieferten Gedichten im okzitanischen Original und in deutscher Übersetzung eingeleitet.
Auch eine Liebesgeschichte gibt es in diesem Roman, deren Darstellung mir ganz gut gefällt. Sie wirkt authentisch, nicht wie aufgesetzt. Als uneheliche Verwandte und Mündel des Königs kann Marie ihr Leben schließlich nicht selbst bestimmen, sondern muss sich seinen Wünschen beugen.
Das Ende kam mir dann jedoch ein wenig zu plötzlich, hier hätte ich noch mehr erwartet, es lief dann einfach zu glatt. Dafür fand ich den Epilog unnötig, auch wenn ein weiterer Handlungsstrang dadurch abgeschlossen wird.
Wie schon erwähnt bietet ein ausführliches Nachwort zusätzliche Informationen zur Geschichte, außerdem enthält das Buch eine Zeittafel, einen Stammbaum der Könige Englands sowie eine Karte der Handlungsorte zur Orientierung.

Fazit
Ein sehr schöner Roman über eine Frau, die durchaus so wie beschrieben gelebt haben könnte. Empfehlenswert für alle, die sich für Alienor von Aquitanien und das zwölfte Jahrhundert interessieren.