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Jonas Herlin – Krieger des Nordens

AutorJonas Herlin
TitelKrieger des Nordens
Seitenzahl479
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-7341-0189-2
Bewertung

Inhalt
Niederrhein, 842: Eine Horde Wikinger überfällt die Stadt Xanten und besetzt diese, unter ihnen der Jarl Grimr Schädelspalter mit seinen beiden Söhnen Olav und Thorbrand. Doch Grimr will mehr Beute machen und beschließt, mit seinen Leuten die Gruppe zu verlassen und nach Novaesium zu fahren. Durch die Unruhen im Reich, herbeigeführt durch den Erbstreit der Söhne Ludwigs des Frommen, können die Wikinger ungehindert den Rhein befahren.
Doch auch zwischen den Halbbrüdern Olav und Thorbrand herrscht Unfriede, denn Olav, der lieber plant als sich in einen unnötigen Kampf verwickeln zu lassen, möchte gerne die Nachfolge seines Vaters antreten, doch dieser scheint Thorbrand zu bevorzugen…

Meine Meinung
Krieger des Nordens ist der erste Roman von Jonas Herlin. Leider wird hier im Klappentext wieder extrem weit vorgegriffen, große Teile der erwähnten Handlung finden erst etwa nach der Hälfte des Romans, zum Teil erst wenige Seiten vor Schluss statt, weshalb ich dazu raten würde, den Klappentext nicht zu lesen!
Es handelt sich um einen dieser Romane, in denen die Themen Krieg und Eroberung, Missgunst und Verrat eine große Rolle spielen, während Romantik überhaupt nicht vorkommt. Zwar gibt es im Roman einige wenige Frauen, doch wird keine einzige mit Namen genannt.
Im Zentrum der Geschichte steht der Bruderzwist, wobei dieser hauptsächlich von einer Seite ausgeht.
Die Halbbrüder Olav und Thorbrand sind am selben Tag geboren, und da niemand sagen kann, wer der ältere ist, stehen sie in Konkurrenz um die Nachfolge ihres Vaters zueinander.
Thorbrand, der Sohn einer fränkischen Sklavin, der im Christentum unterwiesen wurde und auch die deutsche Sprache spricht, ist seinem Vater sehr ähnlich. Beide stürzen sie sich in den Kampf, wenn es denn gefordert ist, sie sind immer unter ihren Männern, doch Thorbrand lässt sich auch leicht erregen und ist dann in seinem Zorn nicht aufzuhalten. Olav dagegen ist bedächtiger, nachdenklicher. Er bestreitet seine Kämpfe lieber in den hinteren Reihen, um strategisch dort eingreifen zu können, wo es nötig ist. Obwohl seine Pläne oft aufgehen und er sich auf die Unterstützung der Sippe seiner Mutter verlassen kann, ist es doch die Anerkennung seines Vaters, die ihm fehlt.
Wider Erwarten ist es nicht Olav, der hier der Sympathieträger des Romans ist, sondern Thorbrand, der unter den intriganten Art seines eifersüchtigen Bruders gelegentlich zu leiden hat.
Neben den beiden Hauptpersonen gibt es noch zahlreiche Nebencharaktere, die nicht nur einen Namen, sondern tatsächlich auch Ansätze von Persönlichkeit haben, was man bei anderen Romanen dieser Art nicht immer vorfindet. Allerdings fand ich so manche Charaktereinführung ein wenig holprig und nicht ganz elegant gelöst.
Erfreulicherweise wird auf die Einteilung der Charaktere in gut und böse verzichtet, was auch den verwirrenden politischen Zuständen geschuldet ist.
In dem Roman gibt es, wie bereits erwähnt, zahlreiche Kämpfe. Diese sind oft recht kurz beschrieben und beschränken sich auf die wichtigsten Handlungen, dennoch sollte man blutigen Beschreibungen etwas abgewinnen können. Für meinen Geschmack waren manche der Kämpfe auch ein wenig zu glücklich, wenn dann sechs Männer gegen einen kämpfen und der einzelne Krieger gewinnt.
Den historische Hintergrund liefert der Bruderzwist unter den Erben Ludwigs des Frommen, in deren Länder die Wikinger einfallen. Hintergrundinformationen über die Zusammenhänge erfährt der Leser zusammen mit Thorbrand, allerdings fand ich Thorbrands Abenteuer, während dessen er diese Informationen erhält, ein wenig aufgesetzt, als würde diese Reise nur stattfinden, damit der Leser diese Informationen erhalten kann.
Während die politischen Zusammenhänge anscheinend recht gut recherchiert wurden, haben mich doch ein paar Ungereimtheiten und Fehler in anderen Bereichen enttäuscht, beispielsweise die teuren Glasfenster in den kleinen Klosterkirchen oder scharf gewürztes Essen, um Fäulnis zu überdecken.
Neben einem Nachwort zum historischen Kontext ist das Buch mit einer Karte ausgestattet. Leider ist diese so gestaltet, dass gerade die wichtigsten Handlungsorte genau in der Mitte und somit in der Falz des Buches liegen, so dass sie wenig hilfreich ist.

Fazit
Der Debütroman von Jonas Herlin ist nicht frei von Schwächen, insbesondere bei der Einführung der Charaktere und der Art und Weise, wie der historische Hintergrund dargestellt wird, kann dafür jedoch in anderen Bereichen punkten. Wer Romane von Bernard Cornwell und Robert Low mag, könnte auch hier seine Freude haben, wer jedoch zumindest ein wenig Romantik benötigt, sollte die Finger von diesem Buch lassen.

Nachtrag, ein knappes Jahr später: Ich habe kürzlich erfahren, dass Jonas Herlin ein Pseudonym des Autors Alfred Bekker ist. Bekker hat schon sehr viele Romane veröffentlicht, so dass alle meine Anmerkungen zum Debütroman Herlins hinfällig sind, auch Fehler wie die genannten sollten einem versierten Verfasser historischer Romane nicht unterlaufen. Hätte ich dies vorher gewusst, hätte ich eine andere Wertung gegeben, ich lasse die Rezension jetzt dennoch so stehen, wie sie ist, da sie meinen damaligen Eindruck widerspiegelt.

Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag und Literaturschock für das Rezensionsexemplar!

Bernard Cornwell – Das letzte Königreich

AutorBernard Cornwell
TitelDas letzte Königreich
OriginaltitelThe Last Kingdom
ÜbersetzerMichael Windgassen
SerieSaxon Chronicles Band 1
Seitenzahl475
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24222-9
Bewertung

Inhalt
Northumbria, 866: Als Drachenboote an der Küste gesichtet werden, stellen sich die Angelsachsen den Wikingern entgegen. Unter ihnen ist Uhtred, Aldermann der Bebbanburg, der von einem Sieg ausgeht und deshalb seinen zehnjährigen Sohn, der ebenfalls Uhtred genannt wird, mit in den Krieg ziehen lässt.
Doch die Engländer geraten in eine Falle, die Verteidiger werden von den Dänen besiegt, der junge Uhtred, der in der Schlacht großen Mut bewiesen hat, gefangen genommen. Doch der Junge fühlt sich bei Earl Ragnar wohl, ist dieses Leben doch so ganz anders als das, was er bisher geführt hat. Nur eines ärgert ihn: Sein Onkel nennt sich nun Aldermann, ein Titel, der einzig ihm zusteht…

Meine Meinung
Das letzte Königreich ist der Auftakt zu einer längeren Romanreihe, deren Ende zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen ist. Der Ich-Erzähler Uhtred berichtet hier sehr subjektiv über die Ereignisse in seiner Jugend und wertet diese gelegentlich in seinem Rückblick. Dabei erkennt man schon sehr früh, wie hier die Prioritäten gesetzt werden: Die Demonstration von Stärke durch Muskelkraft oder durch Siege im Krieg ringen Uhtred Bewunderung ab, Lesen und Schreiben sowie die christliche Religion, die Barmherzigkeit anstelle von Kampfesmut belohnt, stoßen ihn ab. Romantik kann man hier kaum erwarten, treten insgesamt doch eher wenige Frauen auf, meistens werden sie nur dann genauer beschrieben, wenn sie für die Entwicklung von Uhtreds Lebensweg verantwortlich sind. Dafür gibt es die eine oder andere längere Beschreibung von Schlachten, die zwar nicht ganz so exzessiv ausfallen wie in einigen anderen Büchern Cornwells, dafür aber nicht weniger blutig beschrieben werden. Die Sprache ist direkt, manches Mal auch fast obszön, auch wird mit Schimpfwörtern nicht gespart, doch passt dies zu dem Charakter der Hauptperson.
Zu Beginn des Romans ist Uhtred ein kleiner Junge von gerade einmal zehn Jahren. Obwohl mit dem Tod seines Vaters und mit Sklavenarbeit verbunden, ist das Leben bei den Dänen für ihn aufregend und seinem alten Leben vorzuziehen. Und so ist es kein Wunder, dass er sich bald den Dänen näher fühlt als den Angelsachsen, er spricht ihre Sprache, zieht ihre Götter dem Christentum vor und wird später sogar von Ragnar als Ziehsohn anerkannt. Dennoch ist seine Loyalität nicht unerschütterlich.
Andere Charaktere werden zwar anschaulich, aber nicht allzu ausschweifend beschrieben, was für eine Ich-Erzählung eigentlich die Regel ist. Dies wird dadurch unterstützt, dass Uhtred immer wieder von anderen Personen umgeben ist und selten jemand über einen längeren Zeitraum an seiner Seite bleibt.
In diesem Roman werden, durch die subjektive Beschreibung Uhtreds gewertet, die Eroberung weiter Teile Englands durch die Wikinger und die ersten Jahre Alfreds des Großen als König von Wessex beschrieben. Sehr oft ist der junge Mann Teil des Geschehens und nicht bloß außenstehender Beobachter. Zwischen den großen Ereignissen wird das Leben der Menschen, Däne wie Engländer, beschrieben, wobei hier nicht allzu sehr auf Details eingegangen wird. Die Darstellung halte ich für überwiegend glaubwürdig, auch wenn Uhtred so manches Mal sehr viel Glück hat. Dabei gibt es hier nicht den einen großen Spannungsbogen, vielmehr hangelt sich die Geschichte von Wendepunkt zu Wendepunkt mit kleineren Höhepunkten zwischendurch und einem etwas größeren gegen Ende.
An Zusatzausstattung weist dieses Buch eine Karte sowie Erläuterungen zu Ortsnamen auf, die hier zeitgenössischen Schreibweisen entsprechen. Auch ein Nachwort, unter anderem zum historischen Kontext, ist enthalten und bietet einige weiterreichende Informationen.

Fazit
Der Auftakt zu Cornwells Saxon Chronicles hat mir ausgesprochen gut gefallen, er ist spannend, informativ und herrlich subjektiv. Romantik sollte man nicht erwarten, und große Gefühle gibt es vor allem dann, wenn Uhtred seine Liebe für den Kampf deutlich macht. Wer sich für die Zeit Alfreds des Großen und die Wikinger in England interessiert, dabei aber keine Probleme mit blutigen Beschreibungen hat, darf hier gerne genauer hinschauen.

Juliet Marillier – Flame of Sevenwaters

AutorJuliet Marillier
TitelFlame of Sevenwaters
SerieSevenwaters Band 6
Seitenzahl432
VerlagRoc
ISBN978-0-451-41487-8
Bewertung

Inhalt
England, 9. Jahrhundert: Einige Jahre zuvor hat ein Feuer Maeve schlimm verletzt, seitdem lebt sie bei ihrer Tante, einer Heilerin. Noch immer trägt sie die Narben in ihrem Gesicht, und ihre Hände sind nutzlos. Aus Angst, dass ihre Eltern sie abstoßend finden könnten, ist sie nie nach Hause zurück gekehrt.
Nun jedoch ist ihre Rückkehr in die Heimat notwendig geworden, denn die Ereignisse, in die ihre Schwester Clodagh einige Jahre zuvor verwickelt war, schlagen große Wellen: Es droht Krieg. Ein Hengst, in England gezüchtet, soll die Gemüter kühlen.
Zu Hause angekommen sieht sich Maeve mit ihren Ängsten konfrontiert, aber auch ihr Bruder Finbar ahnt, dass schwierige Zeiten bevorstehen.

Meine Meinung
Dies ist der abschließende Band der Sevenwaters-Reihe.
Während ich von dieser Reihe schon gewohnt bin, dass die Bücher recht gemächlich beginnen und sich die Autorin viel Zeit für die Einleitung nimmt, war es mir hier doch ein wenig zu viel des Guten. Knapp 150 Seiten müssen vergehen, bevor Maeve in den Konflikt hineingezogen wird, und selbst dann dauert es noch ein paar mehr Seiten, bis es richtig spannend wird. Hier hätten es auch einige Seiten weniger getan!
In diesen ersten Kapiteln geht es also hauptsächlich um Maeve, die gut mit ihrer Behinderung zurechtzukommen scheint, die aber tatsächlich darunter leidet, wenn Menschen schlecht über ihr Aussehen reden. Deshalb ist ihr die Gesellschaft von Tieren lieber als die von Menschen, da sich Tiere nicht um das Aussehen eines Menschen scheren. Leider ist sie doch eine eher nervige Hauptperson. Auch wenn sie nach außen nicht zeigt, dass sie leidet, berichtet sie immer wieder und wieder darüber, wie sehr sie eingeschränkt ist, wie ihre Nahrung zurechtgeschnitten werden muss, wie wenig sie sich mit ihrer Mutter versteht und so weiter.
Auch ihr kleiner Bruder Finbar wird ausführlich vorgestellt. Wie sein Namensvetter und Großonkel hat auch er eine seherische Gabe, weshalb er von einem Druiden unterrichtet wird. Wegen der Erlebnisse in Heir to Sevenwaters wird er jedoch von seinen Eltern sehr behütet, eine normale Kindheit ist kaum möglich. Und so ist es auch Finbar, der eben durch seine Gabe die Handlung vorantreibt.
Eine Liebesgeschichte kann man in diesem Roman auch finden, jedoch tritt sie sehr stark in den Hintergrund und beschränkt sich gerade mal auf die letzten paar Kapitel, zudem ist sie meiner Meinung nach doch ein wenig plump dargestellt. In den ersten Bänden ist es gerade die langsame Entwicklung der Beziehung zwischen den Charakteren, der Zauber des Verbotenen, die den Reiz ausmacht. Hier hatte ich das Gefühl, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein.
Ein Großteil des Romans ist wie gewohnt in der Ich-Perspektive aus Maeves Sicht beschrieben. Einige Kapitel jedoch berichten in der dritten Person von einer Reise, durch die Ciarán eine Lösung für das Problem in der Anderwelt zu finden hofft. Dies ist für die Reihe ungewohnt, doch gefällt es mir besser als der Erzählerwechsel in Seer of Sevenwaters.

Fazit
Es ist gut, dass die Sevenwaters-Reihe nun abgeschlossen ist, da mit diesem Band meiner Meinung nach der Tiefpunkt der Reihe vorliegt. Langatmig, mit einer eher nervigen Ich-Erzählerin und einem eher abrupten Ende, dem der Zauber der vorhergehenden Bände fehlt.

Juliet Marillier – Seer of Sevenwaters

AutorJuliet Marillier
TitelSeer of Sevenwaters
SerieSevenwaters Band 5
Seitenzahl448
VerlagRoc
ISBN978-0-451-46385-2
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert: Sibeal steht kurz vor ihrer Initiation als Druidin, zuvor soll sie noch einen Sommer auf Inis Eala verbringen, um ihre Gedanken zu ordnen.
Doch dann sinkt ein Schiff vor der Insel, nur drei Personen überleben. Knut ist ein Nordmann, seine Frau Svala eine hochgewachsene Schönheit, die anscheinend nicht sprechen kann und die sich sehr merkwürdig verhält. Der dritte Überlebende schwebt lange in Lebensgefahr, zudem kann er sich an nichts erinnern, selbst seinen Namen hat er vergessen. Trotzdem wird er von Knut bedroht, damit er über die Ereignisse auf der Reise schweigt.
Sibeal kümmert sich aufopferungsvoll um den jungen Mann, dessen Erinnerung nach und nach zurückkehrt…

Meine Meinung
Auch in diesem Roman wird wieder aus der Ich-Perspektive erzählt. Doch dieses Mal erfährt man die Ereignisse nicht nur aus der Sicht einer Tochter von Sevenwaters, zusätzlich kommt auch der junge Schiffbrüchige zu Wort.
Zur Unterscheidung sind die Abschnitte mit dem Namen des jeweiligen Erzählers überschrieben, außerdem berichtet Sibeal in der Vergangenheit, der junge Mann in der Gegenwart. Trotzdem hatte ich so meine Schwierigkeiten mit der Zuordnung der Abschnitte, weil ich einfach über diese Hinweise hinweg gelesen habe und einfach wissen wollte, wie es weiter geht. Leider bleiben die Personen ein wenig blass, selbst die Ich-Erzähler konnten mich nicht ganz überzeugen. Sie sind einfach nicht so vielschichtig beschrieben, wie ich es in dieser Reihe gewohnt bin, große Entwicklungen bleiben aus.
Dass die Abschnitte mit dem Namen des Erzählers überschrieben sind, hilft zwar bei der Orientierung, sorgt aber auch dafür, dass man den Namen des Schiffbrüchigen von Beginn an weiß, selbst wenn er sich selbst nicht an ihn erinnern kann und einen neuen Namen erhält. Und auch wenn der Name selbst für die Handlung nicht wichtig ist, hat es mir doch ein wenig die Spannung genommen.
Auf eine lange Einleitung, wie man sie schon aus einigen anderen Bänden der Reihe kennt, wird hier wieder verzichtet. Stattdessen beginnt dieser Band mit einem spannenden Prolog, der direkt einige Fragen aufwirft. Man ist sofort in der Geschichte drin, Sympathien werden von Beginn an gelegt. So konnte ich mir aber auch sehr schnell vorstellen, in welche Richtung sich der Roman entwickelt. Dennoch bleibt der Roman spannend, da einige interessante Wendungen auftauchen.
Der gesamte Roman spielt fern von Sevenwaters. Dadurch fehlt ein wenig von dem Zauber, der in den anderen Bänden allgegenwärtig ist.
Dieses Buch lässt sich ohne Vorwissen lesen, jedoch empfiehlt es sich, zumindest den vierten Band der Reihe zu kennen, um einige Entscheidungen besser verstehen zu können. Ich hätte eigentlich erwartet, dass der Konflikt, der in Heir to Sevenwaters entstanden ist, hier weiter thematisiert wird, tatsächlich jedoch tritt er stark in den Hintergrund.
Zusätzlich werden wichtige Ereignisse aus Der Sohn der Schatten nacherzählt. Wer diesen zweiten Band nicht kennt, sollte ihn dringend zuerst lesen, um gravierende Spoiler zu vermeiden. Diese Nacherzählung der Ereignisse passt zwar in den Kontext, hätte meiner Meinung nach aber nicht sein müssen.

Fazit
Der Roman ist unterhaltsam, die Liebesgeschichte überzeugend. Dennoch hat mir der Roman nicht ganz so gut gefallen wie die anderen Bände der Reihe, möglicherweise auch deshalb, weil er sich inhaltlich und stilistisch zu weit von diesen entfernt.

Juliet Marillier – Heir to Sevenwaters

AutorJuliet Marillier
TitelHeir to Sevenwaters
SerieSevenwaters Band 4
Seitenzahl418
VerlagRoc
ISBN978-0451462633
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert: Auf Sevenwaters herrscht Unruhe, denn Lady Aisling erwartet erneut ein Kind, und die recht plötzliche Hochzeit ihrer Tochter Deirdre sorgt für Spannungen unter den Verbündeten, da sie untereinander nicht in Freundschaft verbunden sind.
Unter den Hochzeitsgästen sind auch Aidan und Cathal, Gefährten von Johnny. Deirdres Zwillingsschwester Clodagh gegenüber ist der eine zuvorkommend, während der andere merkwürdige Andeutungen über Tod und Verrat macht.
Als Aisling einen gesunden Sohn zur Welt bringt, scheinen alle Probleme lösbar, doch schon kurz darauf wird der Junge entführt und an seiner Stelle ein Wechselbalg hinterlassen, den nur Clodagh als solchen erkennt. Und so begibt sie sich auf eine abenteuerliche Suche nach ihrem Bruder…

Meine Meinung
Da die erste Trilogie mit Das Kind der Stürme abgeschlossen ist, kann man theoretisch mit diesem Band in die zweite einsteigen. Vorkenntnisse werden nicht benötigt. Es werden zwar ein paar Personen und Ereignisse aus der ersten Trilogie erwähnt, doch sind sie für das Verständnis dieses Romans nicht nötig, als kleine Einstiegshilfe gibt es aber noch einen Stammbaum, der dabei hilft, den Überblick über die ganzen Familienangehörigen zu behalten, sowie ein Personenregister mit Angaben zur Aussprache.
Auch in diesem Roman, dem Auftakt der zweiten Sevenwaters-Trilogie, lässt sich die Autorin wieder viel Zeit, bis die Geschichte richtig beginnt. Und so passiert auf den ersten hundert Seiten der englischen Ausgabe recht wenig. Es wird gefeiert, Musik gemacht und Geschichten erzählt, der Haushalt wird geführt, die Feier vorbereitet, und die Kinder machen Unsinn, wie es sich gehört, alles recht alltäglich, dabei auch gelegentlich ein wenig langatmig. Doch hat dies, wie bei allen Büchern der Sevenwaters-Reihe, einen guten Grund, denn dies dient einerseits dazu, die Personen vorzustellen und zu charakterisieren sowie die angespannte Situation greifbar zu machen. Andererseits werden durchaus Hinweise auf den späteren Handlungsverlauf gegeben, auch wenn dies nicht offensichtlich ist. Und so kommt es, dass der eigentliche Beginn der Handlung erst nach einem guten Viertel des Romans einsetzt. Wer auch die erste Sevenwaters-Trilogie mag, wird mit dieser gemächlichen Erzählweise wohl keine Schwierigkeiten haben, alle anderen sollten sich dessen bewusst sein und das Buch nicht schon nach fünfzig Seiten abschreiben.
Danach jedoch nimmt die Handlung an Fahrt auf und es passiert ziemlich viel in relativ kurzer Zeit. Hier hätte ich gelegentlich nichts dagegen gehabt, wenn die Handlung langsamer verlaufen wäre.
Wie schon zuvor schreckt auch hier die Autorin nicht davor zurück, schreckliche Dinge passieren zu lassen, die mich doch zwischenzeitlich geschockt haben. Zwei Szenen musste ich mehrfach lesen, weil ich einfach nicht glauben konnte, was da passiert.
Ansonsten unterscheidet sich die Handlung schon ein wenig von den Vorgängern, denn erstmals wird diese Welt verlassen und eine andere betreten, der Fantasyanteil ist höher.
Clodagh ist eine sehr mütterliche Person, eine Hausfrau, wie sie im Buche steht. Und so ist es kein Wunder, dass sie schon recht früh von Cathal als langweilig eingestuft wird. Dieser Eindruck wird zunächst bestätigt, doch mit dem eigentlichen Beginn der Geschichte kann man schon bald erkennen, dass noch mehr in der jungen Frau steckt. Als Ich-Erzählerin betrachtet sie viele Dinge relativ nüchtern, zeigt aber auch ihre Gefühle, zum Beispiel, als sie böse auf Cathal ist, da er die Kinder gefährliche Dinge hat tun lassen.
Cathal und Aidan sind Ziehbrüder, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Beide sind auf ihre Art interessant und haben ihre Geheimnisse, beide hätte ich mir als Partner für Clodagh vorstellen können.

Anmerkung
Die deutsche Übersetzung trägt den Titel Die Erben von Sevenwaters.

Fazit
Empfehlenswert für alle, die sich gerne von historischen Fantasyromanen mit Liebesgeschichte verzaubern lassen – nicht nur für Leser der ersten Bände.