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William V. Crockett – Die Keltin

AutorWilliam V. Crockett
TitelDie Keltin
OriginaltitelWorlds Apart
ÜbersetzerJoachim Peters
SerieDie Keltin Band 1
Seitenzahl666
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-35701-7
Bewertung

Inhalt
Nördlich des Antoninuswalls, im 2. Jahrhundert nach Christus: Die achtjährige Kaledonierin Neeve, die sehr gut zeichnen kann, muss mitansehen, wie ihr Vater von den Römern hingerichtet wird. Als wenig später das kaledonische Heer von den Römern vernichtet wird und Neeves Mutter und Schwester in die Sklaverei verschleppt werden, beginnt ein starker Hass auf die Römer in ihr zu brodeln, und sie schwört sich selbst und ihren Brüdern, die Römer zu bekämpfen, bis das Land von ihnen befreit ist.
Zur gleichen Zeit in Rom: Vectis Trebellius Quadratus, der Sohn eines Praetorianers, wächst mit dem Wissen auf, dass die Römer militärisch allen anderen Völkern überlegen sind. Sein Ziel ist es, selbst einmal eine hohe Position im Militär einzunehmen.
Wann und wo werden Neeve und Vectis aufeinander treffen?

Meine Meinung
Bei Die Keltin handelt es sich um den Debütroman des Autors William V. Crocket. Die Version, auf der die deutsche Übersetzung basiert, ist nie in Originalsprache erschienen, stattdessen ist eine überarbeitete Fassung erst einige Jahre später veröffentlicht worden. Inwieweit beide Fassungen voneinander abweichen kann ich nicht sagen, doch zumindest die ersten Seiten unterscheiden sich stark. Aus diesem Grund bezieht sich diese Rezension ausdrücklich nur auf die deutsche Fassung.
Die Geschichte setzt mit der Kindheit Neeves und Taranis‘ an. Dies hat einerseits zur Folge, dass der Leser weiß, wie lange die unterschiedlichen Positionen gefestigt sind und worauf die Haltungen sich begründen, andererseits dauert es so recht lange, bis die beiden Hauptpersonen erstmals aufeinandertreffen und die Handlung so richtig interessant wird.
Anhand der genannten Konstellation könnte man erwarten, dass hier eine Liebesgeschichte eine wichtige Rolle spielt. Diese ist jedoch längst nicht so dominant, wie der Klappentext des Romans dies vermuten lässt, und die Darstellung hat mir sehr gut gefallen. Abgesehen davon liegt der Schwerpunkt des Romans auf dem Freiheitskampf der Kaledonier und dem Versuch der Römer, den Antoninuswall zu halten. Es geht darum, wie unterschiedlich die Römer und die Kelten das Römische Reich wahrnehmen, wie unterschiedlich die Welten doch sind, um Bündnisse zwischen den keltischen Stämmen, den Aufbau der Kastelle, auch erfährt man einiges über Kartenzeichner und wie wichtig diese für die Römer waren. Diese Hintergrundinformationen werden recht beiläufig in die Handlung eingefügt. Nun kenne ich mich selber wenig mit der Antike aus, ich gehe jedoch davon aus, dass das Beschriebene authentisch ist, ist der Autor selbst doch Dozent für römische Geschichte an einer Uni in New York.
Neben den Handlungssträngen um Neeve und Vectis gibt es noch einen dritten, der von einem machtgierigen römischen Senator handelt, dem jedes Mittel recht ist, auch Mord, um seine Ziele zu erreichen. Mir haben diese Szenen nicht ganz so gut gefallen, nicht unbedingt, weil sie wenig glaubwürdig wären, sondern einfach, weil mir dieser Senator zu abgebrüht ist und er mit allen bösen Taten davonzukommen scheint.
Die meisten Charaktere fand ich aber sehr angenehm und auch glaubwürdig beschrieben. Zwar waren die Hauptpersonen vielleicht ein wenig zu gut, insbesondere Vectis, der für seine Position doch ein recht weiches Herz hat, im Großen und Ganzen hat es aber einfach gepasst, weil sich der Autor Zeit nimmt, selbst die meisten Nebencharaktere mit einer Vergangenheit auszustatten, die ihre Taten und Einstellungen begründet.
Einzig die Darstellung der Druiden hat mir so gar nicht gefallen. Nicht nur werden sie recht negativ dargestellt, sie haben zudem noch recht mystische Auftritte, die nicht erklärt werden. Dieser Ausflug in die Fantasy trübt den Eindruck dieses sonst doch so schönen Romans ein wenig.
Am Schreibstil oder der Übersetzung hatte ich nichts auszusetzen, die Geschichte ließ sich sehr flüssig lesen. Stellenweise ist die Handlung schon mal blutig, bei diesem Thema lässt sich das nicht vermeiden, auf detaillierte Beschreibungen von Grausamkeiten wird jedoch verzichtet.
Zusatzmaterial ist leider überhaupt nicht vorhanden, es gibt weder Vor- noch Nachwort, auch ein Personenregister oder eine Karte sucht man leider vergeblich.

Fazit
Ein sehr schöner Roman, der recht gemächlich beginnt, dann aber an Fahrt aufnimmt und den ich gerne alle paar Jahre wieder zur Hand nehme.