Schlagwort-Archive: 15. Jh.

Sandra Worth – Die Herrin der Rosen

AutorSandra Worth
TitelDie Herrin der Rosen
OriginaltitelLady of the Roses
ÜbersetzerSabine Schilasky
Seitenzahl526
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16730-2
Bewertung

Inhalt
England, 1456: Lady Isobel Ingoldesthorpe ist auf dem Weg zum Hof, als auf der Burg von Lord Ralph Cromwell Schutz vor einem Unwetter sucht. Dort trifft sie auf einige Anhänger des Hauses York, unter ihnen John Neville, Bruder von Richard of Warwick. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, doch weiß Isobel, dass ihre Zukunft in den Händen von Königin Marguerite liegt und eine Ehe mit John somit unwahrscheinlich ist.
Während Isobel sich bei Hofe einlebt, ist John nicht untätig und hält um ihre Hand an, doch die Königin verlangt einen hohen Preis – kann Johns Familie die ungeheure Summe aufbringen?

Meine Meinung
Bevor ich mit diesem Roman begonnen habe, hatte ich gemischte Erwartungen. Einerseits wird der Roman als historischer Liebesroman beworben, andererseits haben die Personen tatsächlich gelebt. Zudem ist nicht unwahrscheinlich, dass die beiden Hauptpersonen tatsächlich aus Liebe geheiratet haben, sonst wäre die Familie niemals auf die hohe Forderung der Königin eingegangen. Somit war die Hoffnung groß, dass es sich hier um mehr als pure Romantik handeln würde und die Liebesgeschichte authentisch beschrieben ist.
Nach den ersten Kapiteln hatte ich allerdings das Gefühl, als wäre meine Hoffnung vergebens gewesen. Etwa ein Drittel des Romans beschreibt die Monate zwischen Kennenlernen und Hochzeit aus der Ich-Perspektive eines verliebten, sechzehnjährigen Mädchens, mit allen Zweifeln und Problemen, die sich durch die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Parteien ergeben.
Danach wandelt sich jedoch der Schwerpunkt des Romans und er wird zu einer Chronologie der Rosenkriege aus Sicht der verheirateten Frau. Auf den verbleibenden 350 Seiten wird nun ein Zeitraum von etwa 18 Jahren beschrieben.
Nachdem ich also die beiden Hauptpersonen recht gut kennen gelernt zu haben meinte, ging dieses Gefühl recht bald verloren, da die Zeiträume zwischen den einzelnen Kapiteln immer größer werden. Persönliche Dinge bleiben nun zugunsten von Kriegsbeschreibungen und politischen Entscheidungen nicht selten auf der Strecke. Kinder werden geboren, doch eine Beziehung zu ihnen konnte ich nicht aufbauen, zu wenig erfährt man über sie. Und so bleiben auch viele weitere Personen eindimensional und blass, was möglicherweise auch der Wahl der Erzählperspektive geschuldet ist.
Trotzdem konnte mich dieser Roman unterhalten. Die Chronologie der Rosenkriege war für mich zwar nichts Neues, doch allein die Perspektive aus Sicht einer Schwägerin Warwicks ist schon sehr interessant.

Fazit
Erwartet habe ich eigentlich nicht viel, und das war auch gut so, denn dadurch ist mir eine Enttäuschung erspart geblieben. Ein paar Seiten mehr, um den Charakteren Persönlichkeit zu verleihen, hätten definitiv nicht geschadet.
Wer sich für englische Geschichte interessiert und dabei ein wenig mehr über die Familie Neville erfahren will kann hier vielleicht einen Blick riskieren, wer allerdings einen reinen Liebesroman erwartet, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen.

Corinna Neuendorf – Die Rebenprinzessin

AutorCorinna Neuendorf
TitelDie Rebenprinzessin
Seitenzahl538
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-28171-1
Bewertung

Inhalt
Katzenburg an der Lahn, 1437: An den Ufern der Lahn stehen sich zwei Burgen gegenüber, deren Burgherren verfeindet sind.
Pünktlich zur Weinernte lässt der Graf von Katzenburg seine Tochter Bella Heim holen. Doch das Wiedersehen erfolgt anders als erhofft, denn Rudolph von Katzenburg würdigt seine Tochter kaum eines Blickes, während sie sich nach väterlicher Liebe sehnt.
Auch Gernot von Bärenwinkel schickt nach seinem Sohn Martin, der in Padua Rechtswissenschaften studiert: Er soll das Weingut auf der anderen Seite der Lahn während der Ernte ausspionieren, vermutet Gernot doch ein Geheimnis auf den Weinbergen des Kontrahenten.
Doch schon recht bald begegnet der als Knecht getarnte Martin Bella, die anhand ihrer Kleidung nicht als Tochter des Grafen zu erkennen ist…

Meine Meinung
Der Klappentext dieses Romans zeigt mal wieder eindrucksvoll, wie man es nicht machen sollte, denn er wimmelt nur so von Fehlern. Von einer schlechten Ernte ist die Katzenburg genauso weit entfernt wie Martin ein Geheimnis kennt…
Von Beginn an hatte ich eine Vermutung, wie dieser Roman wohl enden würde, und ich wurde auch nicht groß überrascht. Doch bei Romanen dieser Art, bei der offensichtlich eine Liebesgeschichte im Zentrum steht, ist in der Regel ja auch der Weg das Ziel, und dieser verläuft nicht immer schnurgerade.
Leider sind die Personen recht konturlos und recht eindimensional gezeichnet, die Bösen sind böse, die Guten gut, nur bei wenigen Personen ist die Zuordnung nicht ganz eindeutig. Die Tochter des Grafen ist gutaussehend und bescheiden und Martin sowohl gebildet als auch körperlich in der Lage, sofort als Knecht durchzugehen. Insbesondere Letzteres hat mich gewundert, müsste er doch eigentlich aufgrund seiner Studentenhände zwischen den Knechten, die täglich mit ihren Händen arbeiten, auffallen.
Die beiden Burgen Bärenwinkel und Katzenburg gibt und gab es nie, bei den in diesem Roman erwähnten Ereignissen und den meisten Personen handelt es sich um pure Fiktion, auch wenn er in die tatsächliche Geschichte eingebunden ist. Was den Tatsachen entspricht kann man dem Nachwort entnehmen.
Trotz der erwähnten Mängel hat mich dieser Roman doch noch recht gut unterhalten, da es immer wieder Wendungen gab. Die einfach gehaltene Sprache hat den schnellen Lesefluss nur unterstützt.

Fazit
Wer reine Unterhaltung sucht und Liebesgeschichten gegenüber nicht abgeneigt ist könnte hier fündig werden, mehr sollte man aber nicht erwarten.

Andrea Schacht – Das Spiel des Sängers

AutorAndrea Schacht
TitelDas Spiel des Sängers
Seitenzahl634
VerlagWeltbild
ISBN978-3-868-00557-8
Bewertung

Inhalt
Burg Langel im ausgehenden Mittelalter: Nach dem Tod des Burgherrn ist die Nachfolge ungeklärt, und so ruft der Ritter Ulrich von der Arken mehrere Parteien, die möglicherweise ein Anrecht haben, auf die Burg, um zu entscheiden, wem die Burg letztendlich zugesprochen werden soll. Der Minnesänger Hardo Lautenschläger wird bestellt, um die Anwärter allabendlich zu unterhalten. Doch ist dies der alleinige Grund, warum er auf die Burg bestellt wurde? Abend für Abend erzählt er eine Geschichte, die mehr ist, als sie zu Beginn zu sein scheint.
Als dann auch noch der Burgverwalter vom Söller stürzt, beschließt Ritter Ulrich, die Tore zu schließen, bis die Todesumstände geklärt sind…

Meine Meinung
Auf den ersten paar Seiten hatte ich ein paar Schwierigkeiten mit dem Roman. Dafür waren unter anderem der ständige Wechsel der Perspektive verantwortlich, denn die Geschehnisse wurden mal aus der Ich-Perspektive aus Sicht des Sängers, mal aus der 3. Person beschrieben. Zusätzlich gibt es noch eine Geschichte in der Geschichte, die von dem Sänger erzählt wird und kursiv dargestellt wird.
Ein anderer Grund für meine Startschwierigkeiten war, dass auf einen Schlag viele Personen eingeführt werden, bei denen ich mit der Zuordnung zu den einzelnen Parteien so meine Probleme hatte.
Doch schon nach ein paar Seiten war ich so richtig in der Geschichte drin, als schon die ersten Fragen aufgeworfen wurden: Warum wird der Sänger überhaupt gerufen? Kennt er jemanden auf der Burg? Was hat es mit seinem jugendlichen Helfer auf sich? Und ein Sänger mit rauer, unangenehmer Stimme, die die Zuhörer zusammenzucken lässt, scheint irgendwie auch wenig Sinn zu ergeben. Die Fragen werden aber alle Stück für Stück geklärt.
Als historisch wertvoll würde ich diesen Roman nicht bezeichnen, denn die Vergangenheit bildet eigentlich nur eine Kulisse für diese Kriminalgeschichte. Die Burg hat wohl tatsächlich existiert, wie die Autorin im Nachwort erklärt, doch die Personen sind erfunden. Allerdings repräsentieren sie ihre jeweiligen Stände recht gut und auch unterhaltsam, weshalb man sich schon vorstellen kann, dass diese Personen so gelebt haben könnten. Von Andrea Schacht erwarte ich aber auch weniger eine lehrende als eine unterhaltende Lektüre, und diese kann man hier auf jeden Fall finden. Die Auflösung des Falls geschieht mit viel Ironie, auf dem Weg dahin wird man immer mal wieder mit interessanten Wendungen konfrontiert.
Interessant fand ich, dass jedes Kapitel durch die Strophe eines Liedes eingeleitet wird, diese stammen aus der Feder verschiedener bekannter und unbekannter Sänger und Autoren aus dem Mittelalter, welche allerdings ins Hochdeutsche übersetzt wurden.

Fazit
Gut 600 Seiten leichte Lektüre für Zwischendurch, mit denen ich sehr viel Spaß hatte.

Mariella Righini – Die Florentinerin

AutorMariella Righini
TitelDie Florentinerin
OriginaltitelFlorentine
ÜbersetzerSylvia Antz
Seitenzahl295
VerlagHeyne
ISBN3-453-12434-0
Bewertung

Inhalt
Florenz, 15. Jahrhundert: Die 16-jährige Simonetta wird mit Marco Vespucci verheiratet, doch der Lebemann kann mit Frauen wenig anfangen, am allerwenigsten mit seiner eigenen Ehefrau, die von ganz Florenz aufgrund ihrer Schönheit und ihres Auftretens bewundert wird. Als Giuliano de Medici Simonetta das erste Mal sieht, ist auch er direkt von ihr verzaubert. Über Jahre hinweg begegnen sich die beiden jungen Menschen immer wieder, oft aber auch nur aus der Ferne, doch nach und nach bahnt sich eine platonische Liebe an, der die beiden aber nicht nachgeben dürfen, da Simonetta schließlich verheiratet ist.

Meine Meinung
Die Geschichte, wie man sie in der Zusammenfassung lesen kann, klingt ja sehr interessant. Wie lesenswert könnte der Roman sein, wenn denn mal etwas passiert wäre! Die Hauptpersonen beschreiben nahezu abwechselnd, wie dieses oder jenes Fest verlaufen ist, wie sie diesen Maler getroffen oder bei jenem Ereignis mitgewirkt haben, ab und zu auch, dass sie den jeweils Anderen aus der Ferne gesehen haben. Über einen Großteil des Buches ist wirklich kaum mehr passiert, und dieses Wenige wurde dann auch noch durch einen verschachtelten Satzbau so verfasst, dass ich manche Sätze doppelt und dreifach lesen musste. Dazu kam dann an einigen Stellen noch die Auzählung etlicher Hunde- und Pferdenamen, die für die Geschichte selbst keinerlei Relevanz hatten. Diese hätte sich die Autorin durchaus sparen können, war es doch so schon schwer genug, die Fülle der Personen im Auge zu behalten. Zudem hatte ich auch das Gefühl, eher einen Roman über die Kunst der Renaissance, insbesondere Sandro Botticellis, zu lesen, denn eine Geschichte über die erwähnte Liebesbeziehung. Da ich sehr wenig über die historischen Hauptpersonen weiß, die tatsächlich gelebt haben, kann ich nicht beurteilen, inwiefern die Autorin an die Tatsachen gehalten hat und wo noch Spielraum gewesen wäre. Doch kann ich mir vorstellen, dass die Thematik durchaus noch Raum für mehr hergegeben hätte. So fliegen die Jahre nur so dahin, in denen nahezu nichts passiert, ich kann so nicht wirklich nachvollziehen, wie sich die beiden ineinander verliebt haben sollen: Können sie sich überhaupt kennen, oder beruhen diese tiefen Gefühle nicht nahezu ausschließlich auf Äußerlichkeiten und Hörensagen?

Fazit
Aus der Geschichte hätte man so viel mehr machen können! Stattdessen verliert sich die Autorin in Nebensächlichkeiten und langen, unnötigen Beschreibungen. Für mich leider enttäuschend.