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Ulf Schiewe – Der Bastard von Tolosa

AutorUlf Schiewe
TitelDer Bastard von Tolosa
SerieMontalban Band 1
Seitenzahl919
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-50309-6
Bewertung

Inhalt
Outremer, 1110: Jaufré Montalban hat alles, was sich ein Ritter wünschen kann: Geld, eine Stellung als Kastellan, eine Frau, die er liebt, und eine kleine Tochter.
Als seine Geliebte allerdings bei einem Angriff in seiner Abwesenheit getötet wird ist das Leben, wie er es kennt, vorbei. Kurze Zeit später wird Jaufré gebeten, nach Hause zurückzukehren. Doch zuhause auf Burg Rocafort wohnt seine Ehefrau Berta, der er seit seinem Aufbruch vierzehn Jahre zuvor keine Nachricht hat zukommen lassen.
Dennoch entschließt er sich dazu, mit seiner Tochter und seinem Freund Hamid in seine Heimat Okzitanien zurückzukehren.
Wie wird ihn seine Frau wohl empfangen? Und hat sie überhaupt auf ihn gewartet?

Meine Meinung
Bei diesem Debütroman von Ulf Schiewe geht es um das Thema Kreuzzüge. Doch wer erwartet, hier etwas über die Eroberung Jerusalems und große Schlachten im Namen der Kirche zu lesen, liegt hier falsch. Im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieser Thematik geht es hier nicht um den Auszug ins Heiligen Land, sondern ums Heimkehren. Es geht um die Gründe, die den inzwischen nicht mehr jungen Mann nach Hause treiben, aber auch um den Empfang in der Heimat, um alte Freundschaften, Freud und Leid. Und es geht um ein Geheimnis, das es dem Heimkehrenden nicht leicht macht, in den Alltag zu finden.
In diesem Roman gibt es einige brutale Stellen, die möglicherweise nicht jedermann liegen werden. Ab und zu habe ich mich schon gefragt, ob dieses oder jenes Handlungselement wirklich für den Verlauf der Geschichte nötig war, wenn sie doch nur mit Leid und Tod endet, doch im Großen und Ganzen fand ich die Handlung stimmig.
Die Liebesgeschichte konnte ich dagegen etwas weniger nachvollziehen. Die Beschreibungen waren mir zum Teil zu oberflächlich, so dass die tiefen Gefühle, die sich plötzlich entwickelt haben sollen, für mich nicht erkennbar waren. Dies lässt sich aber zumindest teilweise mit der Perspektive begründen, schließlich ist Jaufré hier der Ich-Erzähler, der sein Leben einem Schreiber diktiert, und in solch einem Fall wäre ein tieferer Einblick in die Gefühlswelt eher unangemessen. Die Idee, Jaufré einer anderen Person seine Lebensgeschichte erzählen zu lassen, ist zwar nicht neu, ist aber hier stimmig.
Nicht ganz überzeugen konnte mich das Stilmittel, am Ende eines Absatzes oder Kapitels auf spätere Ereignisse vorzugreifen, indem Andeutungen über das Gelingen der aktuellen Handlung gemacht werden. Dies soll wohl die Spannung erhöhen, mich hat es nach einigen Malen nur noch gestört.
Leider war das Ende des Romans schon recht früh abzusehen, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Jaufré seine Geschichte selbst erzählt. Somit stellte sich mir weniger die Frage, wie die Geschichte ausgehen wird, sondern eher, was bis dahin noch passieren und wer am Ende überlebt haben wird.
Der Titel des Romans hat mich Anfangs ein wenig verwirrt, doch auch hier ist recht bald klar, auf wen er sich aus welchen Gründen bezieht.

Fazit
Ein abwechslungsreicher Kreuzritterroman, in dem mal eine andere Thematik im Zentrum steht. Eine Empfehlung an alle, die nicht nur seichte Romane mögen.

Katia Fox – Der silberne Falke

AutorKatia Fox
TitelDer silberne Falke
SerieEllenweore-Trilogie Band 2
Seitenzahl609
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15987-1
Bewertung

Inhalt
England, 1184: Wenn es nach seiner Mutter Ellenweore ginge würde William Schwertschmied werden und ihre Schmiede übernehmen. Doch William interessiert sich nicht für diese Arbeit, in der Schmiede ist es ihm zu stickig und zu eng, der Arbeit im dunklen Gebäude kann er nichts abgewinnen. Viel lieber ist er in der freien Natur oder kümmert sich um verletzte Tiere.
Eines Tages findet er einen verletzten Falken, den er gerne gesund pflegen würde. Dieser gehört jedoch König Henry II., der William für seine Mühen belohnen will. Will hat nur einen Wunsch: Er würde gerne Falkner werden. Doch Will hat einen verkrüppelten Fuß, so dass er in seinen Bewegungen eingeschränkt ist.
Dennoch erhält er die Chance, bei einem Falkner in die Lehre zu gehen, was für ihn mit besonderen Herausforderungen verbunden ist. Wird er es schaffen, trotz seiner Behinderung ein angesehener Falkner zu werden?

Meine Meinung
Zu dem ersten Band der Reihe um Ellenweore und ihre Familie gibt es hier einige Parallelen: Wieder verfolgt eine jugendliche Hauptperson ein festes Ziel, das viel zu hoch gegriffen scheint, wieder wird diese Person über etwa zwanzig Jahre begleitet. Und wieder gibt es viel Freud und viel Leid, gute Freunde und ewige Feinde.
Doch während ich das Ziel eines Mädchens, Schwertschmiedin zu werden, recht hochtrabend fand, scheint mir der Wunsch Williams trotz seiner Behinderung nicht unbedingt utopisch. Auch erscheinen mir die Etappen seines Lebens weniger unwahrscheinlich. Eine Liebesgeschichte ist zwar ebenfalls vorhanden, doch hatte ich den Eindruck, dass diese weniger Raum einnimmt als im ersten Band.
Das Thema der Falknerei ist hier nicht nur schmückendes Beiwerk, die Autorin scheint sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben, so dass viele Details in diesem Roman erläutert werden, ohne dabei langweilig zu wirken oder mich aus der Geschichte zu reißen.
Wieder erfährt der Leser nur dasjenige über Englands politische Verhältnisse, das auch William erfährt. Da er durch die Ausübung seines Berufs im engeren Kontakt zu Adeligen steht als seine Mutter zuvor erhält man einen etwas tieferen Einblick in die politischen Entwicklungen.
Es ist übrigens für das Verständnis des Romans nicht nötig, den Vorgänger zu kennen. So entgehen einem zwar möglicherweise ein paar Details, dafür kann man mit William mit spekulieren, wer denn nun sein Vater sein könnte.

Fazit
Dieser zweite Band der Reihe hat mir noch ein wenig besser gefallen als der erste, den ich auch schon nicht schlecht fand. Gute Unterhaltung, dabei sehr informativ.

Katia Fox – Das kupferne Zeichen

AutorKatia Fox
TitelDas kupferne Zeichen
SerieEllenweore-Trilogie Band 1
Seitenzahl637
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15700-6
Bewertung

Inhalt
Orford, 1161. Jahrhundert: Die rothaarige Ellenweore, ein temperamentvolles Mädchen, hilft lieber ihrem Vater in der Schmiede als ihrer Mutter bei der Hausarbeit. Als sie eines Tages etwas beobachtet, das sie nicht hätte sehen dürfen, beschließt Ellen zu fliehen und ihr Glück in der Welt zu suchen. Um aber nicht gleich erkannt zu werden und um gefahrlos reisen zu können, verkleidet sie sich als Junge. Als Gehilfe eines Schwertschmieds reist Alan, wie sie sich nun nennt, in die Normandie.
Gemeinsam mit ihrer englischen Freundin Rose warten dort viele Abenteuer auf sie, sie lernt viele Menschen kennen, findet neue Freunde und auch Feinde. Ellens großer Traum ist es, irgendwann ein Schwert für den König zu schmieden. Doch dann fliegt ihre Tarnung auf…

Meine Meinung
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, hat mich der Klappentext überhaupt nicht angesprochen. Erwartet hatte ich einen typischen Hosenroman, in dem die Heldin, als Mann verkleidet, irgendwann ihren Partner fürs Leben findet, eine Geschichte, deren Schwerpunkt auf der Liebe liegt und bei der am Ende alle glücklich sind, eine typische Geschichte, wie man sie schon mehrfach gelesen hat und bei der die Historie zur Kulisse für die Handlung verkommt. Doch genau dies bekommt man hier nicht geliefert.
Vielmehr handelt es sich um einen historischen Roman, der das Leben der Handwerker zur Zeit König Henry II. beschreibt. Dabei wird die Schmiedekunst, wie sie im 12. Jahrhundert praktiziert wurde, eindrucksvoll erklärt, wenn ich mir auch nicht alle Vorgänge bildlich vorstellen konnte. Die Zeit ist glaubwürdig dargestellt, politische Entscheidungen bekommt der Leser etwa so viel mitgeteilt, wie die Handwerker wie Ellen darüber mitbekommen haben könnten – also nicht allzu viel – , und auch die eine oder andere historische Person spielt eine wichtige Rolle. Insbesondere auf Guillaume le Maréchal, der besser unter dem Namen William Marshal bekannt sein sollte, trifft Ellen hier immer mal wieder.
Liebe ist zwar auch ein Thema, doch genauso sehr geht es um tiefe Freundschaft und Vertrauen, Missgunst und die Erfüllung eines Wunsches, der über allen anderen Dingen steht.
Ellenweore ist eine interessante Person, sie ist nicht leicht unterzukriegen. Auch wenn mit ihr hier eine starke Frau im Zentrum steht, die sich ihren eigenen Weg durchs Leben sucht, bleibt sie dennoch immer ein Kind ihrer Zeit, was an einigen Stellen auch schon mal Unverständnis ihr gegenüber hervorrufen kann. Da Ellen über etwa zwanzig Jahre ihres Lebens begleitet wird, gibt es schon mal Lücken oder es kann auf einzelne Begebenheiten nicht ganz so detailreich eingegangen werden, wie ich es mir gewünscht hätte, doch sind ihre Motive im Großen und Ganzen verständlich, die Darstellung ihrer Person war für mich weitestgehend stimmig.
Ellens Gegenspieler Thibault ist dagegen ein Charakter, dessen Antrieb ich nicht nachvollziehen kann: Wodurch ist sein Hass motiviert? Dass die beiden sich über Jahren hinweg immer wieder über den Weg laufen ist zwar in den Rollen als Schmiedelehrling bzw. Schwertschmiedin und Knappe bzw. Ritter nicht so unwahrscheinlich, doch dass dies gefühlt sehr häufig passiert und der Hass nicht weniger, sondern über die Jahre immer stärker wird, hat mich schon ein wenig gewundert.

Fazit
Ein gut lesbares Buch für Leser historischer Romane, deren Schwerpunkt weder auf Politik noch auf Liebesgeschichten liegt.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Leserunden-Exemplar!