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Dagmar Trodler – Freyas Töchter

AutorDagmar Trodler
TitelFreyas Töchter
SerieWaldgräfin Band 2
Seitenzahl512
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36182-3
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Die Waldgräfin!

Inhalt
Schleswig, 1066: Nur knapp konnten Alienor von Sassenberg und ihr Geliebter Erik, Königssohn aus dem Svearreich, dem Grafen von Sassenberg entkommen. Nun planen sie einen Neuanfang in Eriks Heimat.
Doch schon die Reise dorthin erweist sich als schwieriger als geplant, ist Alienor doch schwanger und Erik von Zweifeln darüber geplagt, wie er wohl empfangen werden wird. Seine Sorgen sind nicht unbegründet, denn in seiner Heimat wartet eine Verlobte auf ihn, außerdem ist Alienor als Tochter eines Grafen eine Frau weit unter seinem Stand.
Schon bald zeigt sich, dass seine Sorgen nicht unbegründet sind. Doch Eriks Freund Gisli Svensson und seine Schwester Sigrun stehen Alienor in schweren Zeiten zur Seite…

Meine Meinung
Wie schon im ersten Band wird die Ich-Erzählerin Alienor als Kind ihrer Zeit dargestellt. Sie ist sehr christlich-religiös geprägt, doch ihre Erlebnisse und das Leben in dem heidnischen Schweden lassen sie an der Existenz Gottes zweifeln. Immer wieder gerät sie in Konflikte, die mit dem Glauben zu tun haben und die noch weitreichende Folgen nach sich ziehen. Dennoch gefällt sie mir hier besser als noch in Die Waldgräfin, ist sie doch längst nicht mehr so weinerlich, und auch einen Teil ihrer Ängste hat sie hinter sich gelassen. Zwar tut sie auch hier einige Dinge, die nicht gründlich durchdacht erscheinen, doch konnte ich ihre Beweggründe meist verstehen.
Religion spielt auch in diesem Roman eine sehr große Rolle, schließlich ist dies die Zeit eines großen Umbruchs. Viele Svear halten noch am alten Glauben fest, doch viele fühlen sich auch zum Christentum hingezogen. Und so ist der Konflikt zwischen beiden Gruppierungen im späteren Verlauf des Romans ein wichtiges Thema. Wie es häufiger der Fall ist, kommt ein Roman in einem solchen Fall nicht ohne die Darstellung von Gewalt aus. Dies ist hier nicht übermäßig übertrieben dargestellt, doch so, dass das Grauen spürbar ist.
Habe ich mich beim ersten Band noch über diverse Logiklöcher geärgert, konnte ich hier zu meiner Freude keine feststellen.
Die Darstellung der Liebesbeziehung in diesem Band hat mir sehr gefallen: Die erste Verliebtheit ist vorbei, es stellt sich ein Alltag ein, der mehr oder weniger Schwierigkeiten aufweist, auch kommen erste Zweifel auf. Kann die Liebe den Alltag überleben? Dennoch ist die Geschichte nicht langweilig, immer passiert etwas, auch wenn es dadurch gelegentlich zu größeren zeitlichen Sprüngen kommt. Allerdings gerät Erik durch den Alltag, der ihn häufiger von Alienor trennt, meiner Meinung nach ein wenig zu sehr in den Hintergrund, so dass dann auch der Bruch, der unweigerlich erfolgen muss, gar nicht so viel Gewicht zu haben scheint.
Wie schon im ersten Band gibt es auch hier viele Sätze und einzelne Begriffe aus anderen Sprachen, in diesem Fall Altnordisch und Latein, die im Anhang übersetzt werden. Da keine Seitenzahlen angegeben sind, kann dies zu einer längeren Suche führen, weshalb ich es gelegentlich vorgezogen habe, einfach einen Satz nicht nachzuschlagen. Dies ist schade, denn es wäre sicher kein allzu großes Problem, gelegentlich Seitenzahlen einzufügen, damit man zumindest einen Anhaltspunkt hat.

Fazit
Ein guter zweiter Band der Trilogie, bei dem die Liebesgeschichte ein wenig in den Hintergrund rückt. Für Leser des ersten Bandes unbedingt zu empfehlen!

Jack Whyte – Der Schatz des Blutes

AutorJack Whyte
TitelDer Schatz des Blutes
OriginaltitelKnights of the Black and White
ÜbersetzerBarbara Schnell
SerieDie Templer Band 1
Seitenzahl604
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36347-6
Bewertung

Inhalt
Payens, 1088: Kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag wird Hugh de Payens Mitglied einer geheimnisvollen Bruderschaft, die sich Orden der Wiedergeburt in Sion nennt. In den folgenden Jahren widmet er sich den Studien der geheimen Schriften, die von der Bruderschaft aufbewahrt werden und eine unbequeme Wahrheit enthalten.
Als der Papst wenige Jahre später zur Befreiung Jerusalems aufruft, sind Hugh und seine Freunde unter den ersten, die – im Auftrag ihres Ordens – das Kreuz nehmen. Doch der Kreuzzug verläuft anders, als Hugh erwartet hätte, und die Dinge, die er gesehen und erlebt hat, prägen ihn auf lange Zeit…

Meine Meinung
Erwartet hatte ich einen spannenden, dabei aber auch halbwegs glaubwürdigen Roman über Hugues des Payens – hier Hugh genannt -, über den ersten Kreuzzug, die Gründung des Templerordens und die Gründe dafür, gepaart mit Theorien um den geheimnisvollen Schatz der Templer. Davon ist hier aber leider wenig zu finden.
Der Anfang ist dabei noch recht spannend. Anschaulich wird die Initiation in den Geheimbund beschrieben, Hugh und seine Freunde charakterisiert. Doch schon bald darauf lässt die Spannung nach, stattdessen wird eine der größten Schwächen des Romans deutlich: Der Schreibstil, der Aufbau der Handlung, die gesamte Gliederung scheinen undurchdacht.
Es werden immer wieder Szenen beschrieben, die für die Handlung nebensächlich sind und überhaupt keinen Einfluss auf das weitere Geschehen haben. Es gibt große zeitliche Sprünge in der Handlung, über einige ausgewählte Ereignisse, die oft ebenfalls nebensächlich sind, wird man rückblickend informiert. Zusätzlich gibt es immer wieder Informationsblöcke, die die Romanhandlung unterbrechen und so fast jeden Ansatz von Spannung unterbinden. Auch auf unnötige Wiederholungen stößt man regelmäßig.
Nach etwa einem Viertel des Buches beginnt der Roman endlich, doch noch Spannung aufzubauen, endlich geht es um das Thema, über das ich lesen wollte, nämlich Hughs Erlebnisse in Jerusalem, die zur Gründung des Ordens der Tempelritter führen. Doch urplötzlich, mit der Einführung eines jungen Ritters, verschiebt sich der Schwerpunkt weg von den Templern hin zu den sexuellen Fantasien einer mächtigen Frau. Plötzlich stehen nicht mehr Hugh und der Orden im Mittelpunkt, sondern die Erlebnisse von Stephen St. Clair, eben jenem jungen Ritter, die recht wenig mit Hugh und seinen Freunden zu tun haben.
Am Ende hatte ich das Gefühl, dass dieser Handlungsbogen, der über etwa die Hälfte des Romans verläuft, nur zum Füllen der Seiten gedacht war, denn für mich wirkt er aufgesetzt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er zur Geschichte des Templerordens etwas beigetragen hätte.
Die Personen bleiben größtenteils blass. Hughs Freunde, die zu Beginn ausführlich charakterisiert wurden, verkommen schon sehr bald zu unwichtigen Randfiguren, die nur durch die gelegentliche Nennung des Namens präsent bleiben. Für die weiteren Gründungsmitglieder gilt dies umso mehr, da diese nie näher beschrieben werden. Einzig Hugh und ab der Mitte dann Stephen St. Clair werden ein wenig charakterisiert, doch zu wenig, um sie menschlich erscheinen zu lassen.
Die Theorie, die hier aufgestellt wird und in der es um die Vorfahren der Templer geht, finde ich sehr abwegig, insbesondere, da sie im Verlauf des Romans eigentlich selbst widerlegt wird.

Fazit
Aus dem Thema hätte man so viel machen können, bietet es doch genügend Freiraum für Spekulationen und viele Möglichkeiten für eine spannende Geschichte. Stattdessen handelt es sich um eine plumpe Darstellung einer abstrusen Theorie, die mit stilistischen Schwächen aufwartet und kaum Spannung aufkommen lässt. Schade!

Dagmar Trodler – Die Waldgräfin

AutorDagmar Trodler
TitelDie Waldgräfin
SerieWaldgräfin Band 1
Seitenzahl608
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-35616-4
Bewertung

Inhalt
Grafschaft Sassenberg in der Eifel, 1065: Auf einem herbstlichen Jagdausflug fällt dem Freigrafen ein Wilddieb in die Hände. Dieser schweigt jedoch beharrlich auf alle Fragen, selbst unter der Folter.
Als jedoch Alienor, die ältere Tochter des Grafen, zu Weihnachten dem Gefangenen aus Barmherzigkeit einen Besuch abstattet, erkennt sie, dass er Normannisch spricht, die Sprache ihrer verstorbenen Mutter.
Als ihr Vater dies erfährt, sieht er eine Möglichkeit, doch noch an Informationen zu gelangen: Als Sklave soll der Fremde künftig Alienor dienen, wenn sie ihn über seine Herkunft aushorcht. Schnell wird klar, dass er kein Christ ist, und so will die Grafentochter nichts mit ihm zu tun haben…

Meine Meinung
Der Konflikt zwischen zwei Religionen, dem Christentum, wie es im Mittelalter praktiziert wurde, und dem nordischen Götterglauben, ist in diesem Roman ein sehr großes Thema. Alienor als Ich-Erzählerin macht kein Geheimnis daraus, wie sehr sie in ihrem Glauben fixiert ist und welche Bedenken sie im Umgang mit ihrem heidnischen Sklaven hat. Manches Mal hätte ich sie schütteln können, so naiv, wie ihre Vorstellungen waren. Und so war es auch gelegentlich nervig, wenn sie ihrem Sklaven mal wieder das Wort verboten hat, weil er eine ihr unbequeme Wahrheit ausgesprochen hat, oder wenn sie vor den unsinnigsten Dingen Angst hatte. Andererseits kann man erkennen, wie nach und nach ihr Glaube in den Grundfesten erschüttert wird, eine Entwicklung, die mir dann doch sehr gefallen hat.
Auch sonst ist Alienor eine schwierige Person. Einerseits störrisch und wild, andererseits nicht in der Lage, sich den Dienstboten gegenüber durchzusetzen. Dass ihr Vater sie gelegentlich in er Öffentlichkeit herunter putzt, macht es nicht leichter. Und so wundert mich nicht, dass sie manchmal Dinge tut, die nicht zwingend logisch erscheinen.
Etwas schwer getan habe ich mich mit der Tatsache, dass dem Sklaven, der Hans genannt wird, innerhalb nur weniger Wochen, in denen er von der Folter gesund gepflegt wird, die deutsche Sprache so gut beigebracht wird, dass er sich ohne Schwierigkeiten verständigen kann. Das ging mir einfach zu schnell, selbst wenn es sich bei Hans um ein Sprachgenie handeln sollte. Andererseits wundert es mich überhaupt, warum er in der Sprache unterwiesen wurde, denn eine Verständigung in normannischem Französisch war ja durchaus möglich.
Auch damit, dass Hans schwer verwundet in der Lage ist, Heldentaten zu vollbringen, hatte ich so meine Probleme. Besonders glaubwürdig finde ich dies nicht.
Stellenweise anstrengend fand ich das Buch durch einzelne Wörter und Sätze in fremden Sprachen, egal ob Französisch, Latein, Nordisch oder Hebräisch. In der Reihenfolge, in der sie im Buch auftauchen, werden sie in einem Glossar übersetzt. Da es dort aber keine Angaben zur Seitenzahl gibt, muss man genau im Blick haben, welchen Begriff man als letztes nachgeschlagen hat, sonst ist man nur noch am Suchen.
Trotz all dieser Kritikpunkte hat mir der Roman doch sehr gut gefallen. Die Liebesgeschichte ist trotz aller Widrigkeiten glaubwürdig dargestellt, ich fand sie einfach nur wunderschön, und auch das Ende hat mich überzeugen können und erscheint mir dabei nicht an den Haaren herbeigezogen.

Fazit
Für mich ein wunderschöner Debutroman, den ich trotz seiner Mängel immer mal wieder gerne zur Hand nehme. Es ist aber auch kein Roman für Jedermann. Empfehlenswert für diejenigen, die gerne mal einen Roman mit Liebesgeschichte lesen, sich dabei aber nicht von häufigen Diskussionen um den wahren Glauben abschrecken lassen.

Sabine Wassermann – Die Wikingersklavin

AutorSabine Wassermann
TitelDie Wikingersklavin
Seitenzahl322
VerlagBookspot
ISBN978-3-93735-62-1
Bewertung

Inhalt
Haithabu, 1066: An dem Tag, an dem ein Schweifstern Veränderungen ankündigt, kauft der Schmied Askell die Sklavin Sophia. Er hofft für sich, dass sie ihm Bettgefährtin und Vertraute sein wird. Doch Sophia hat Schreckliches erlebt, als Tochter aus gutem Haus ist ein Leben in Sklaverei für sie kein Leben, und so drängt es sie danach, einen Weg nach Hause zu finden.
Auch Aidan, ein englischer Mönch, findet sich plötzlich als Sklave Askells wieder. Er sieht dies jedoch als Prüfung.
Doch als Askell angegriffen wird, ist es an den beiden Sklaven, sich für einen Weg zu entscheiden: Bleiben sie an seiner Seite oder versuchen sie ihr Glück ohne ihn?

Meine Meinung
Meine Erwartungen an diesen Roman waren nicht sonderlich hoch, zu sehr klangen Titel und Klappentext nach einem Liebesroman vor historischer Kulisse. Auch die relativ wenigen Seiten sprechen eher dafür, sind die meisten historischen Romane doch wesentlich umfangreicher als 322 Seiten.
Doch da ich schon vor einigen Jahren einen anderen Roman der Autorin gelesen habe, der mir recht gut gefallen hat, bin ich doch neugierig geworden.
Zunächst schien sich mein Verdacht auch bestätigt zu haben, da die drei Hauptcharaktere mir in ihrer Art zu bekannt vorkamen. So haben wir hier die traumatisierte Sklavin, die nur nach Hause will und die Menschen in ihrem Umfeld nicht so sieht, wie sie wirklich sind, den geduldigen Mönch, der in er Sklaverei eine Prüfung und seine Mission sieht, wie auch den starken, dunklen Schmied, der anscheinend ein Geheimnis mit sich herum trägt.
Dennoch entwickeln alle drei Charaktere eine eigene Persönlichkeit, die stimmig ist und ihnen Leben einhaucht. Und so hätte ich Sophia manches Mal für ihre Taten und Gefühle schütteln können. Auch die Nebencharaktere handeln glaubhaft.
Diverse unerwartete Wendungen führen außerdem dazu, dass die Geschichte mehr bietet, als ich ursprünglich gedacht hatte. Insbesondere ein Ereignis, das schwerwiegende Folgen hat, hätte ich nie so in einem Roman erwartet, erst recht nicht in einem Liebesroman. Dadurch wird dieser Roman nur interessanter, da er so stark von den Konventionen abweicht.
Ein weiterer auffälliger Punkt ist die Zeit, die von Beginn bis zum Ende des Romans vergeht. Im gesamten Roman werden keine Angaben darüber gemacht, in welchem Jahr oder Monat wir uns gerade befinden. Und so hatte ich zunächst den Eindruck, als wären es nur wenige Monate, über die sich die Handlung erstreckt. Tatsächlich sind es aber mehrere Jahre.
Der historische Hintergrund ist hier auch nicht nur Kulisse, die Ereignisse, die das Jahr 1066 so geprägt haben, sind für die Handlung nicht unwichtig. Gerne hätten sie mehr Raum einnehmen dürfen, doch auch so bieten sie eine etwas andere Perspektive als die, die man schon aus anderen Romanen, meist aus Sicht der Normannen, kennt.
Der Schreibstil ist angenehm leicht und dem Roman angemessen, so dass man der Handlung problemlos folgen kann. Kitschig ist er zu keinem Zeitpunkt, stattdessen wird die Situation der Charaktere recht nüchtern dargestellt.

Fazit
Zusammen mit dem leichten Schreibstil ergibt sich ein stimmiger Roman mit interessanten Wendungen, der für mich gerne länger hätte sein dürfen.

Vielen Dank an Leserunden.de und den Bookspot-Verlag für das Leserunden-Exemplar!

Ulf Schiewe – Das Schwert des Normannen

AutorUlf Schiewe
TitelDas Schwert des Normannen
SerieRobert Guiscard Band 1
Seitenzahl397
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-51316-3
Bewertung

Inhalt
Normandie, Mitte des 11. Jahrhunderts: Nach einer Niederlage gegen seinen Herzog Williame, den Bastard, beschließt Robert Hauteville, seine Heimat zu verlassen und mit ein paar Gefährten nach Italien zu ziehen, wo drei seiner Brüder leben. Hier soll es leicht sein, an Reichtum und Macht zu gelangen.
Unter den Gefährten ist auch Gilbert, der im Haushalt Roberts aufgewachsen ist, sowie seine Freundin Gerlaine, die als einzige Frau die Männer begleitet, was gelegentlich für Unfriede sorgt.
In Italien angekommen wird jedoch schnell klar, dass nicht alles so ist, wie Robert es sich vorgestellt hatte. Und so ist der Weg zu Geld und Ruhm steiler als angenommen.

Meine Meinung
Dieser Roman ist aus Gilberts Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben. Doch über Gilbert selbst, seine Gedanken, Gefühle und Reaktionen erfährt man wenig. Nur in seltenen Augenblicken lässt er einen Blick auf sein Innenleben zu, in der Regel dann, wenn es um sein Privatleben geht. Vielmehr stellt er selten Individuen heraus, die Gruppe wird als ein Ganzes betrachtet. Charakterisierungen gibt es nur wenige, einige wenige Teilnehmer der Reise und der Plünderzüge bleiben sogar namenlos. Dadurch entfallen auch detailliertere Beschreibungen von Einzelhandlungen, beispielsweise in Kämpfen, einzig das Ergebnis scheint zu zählen.
Dies finde ich doch sehr schade, bietet doch gerade die Ich-Perspektive Möglichkeiten, eine Geschichte persönlich zu erzählen und ihr Leben einzuhauchen. Stattdessen bleiben selbst die Hauptpersonen blass, und auch Gilbert, der Ich-Erzähler selbst, erscheint ohne Persönlichkeit.
Die Handlung selbst ist sehr spannend, durch die straffe und doch eher oberflächliche Erzählweise passiert ständig etwas, es gibt kaum Leerlauf. Und so vergehen die Monate wie im Flug, manchmal so schnell, dass ich die zeitliche Orientierung verloren habe. Da es auch keine Angaben zu Jahreszahlen gibt, ist es mir sowieso sehr schwer gefallen, den Überblick über die inzwischen vergangenen Monate und Jahre zu behalten.
Es gibt immer wieder Kämpfe, Überfälle, Belagerungen, und obwohl Roberts Männer häufig auf der Seite der Angreifer und Plünderer stehen, Klöster überfallen und Menschen töten, erschienen sie mir nicht als stereotype Figuren, die Böses tun, weil sie böse sind. Die Konflikte zwischen den Religionen, dem katholischen Christentum im Süden, der orthodoxen Kirche im Osten sowie dem nordischen Glauben, dem die Normannen größtenteils noch anhängen, bieten zumindest den Ansatz einer Motivation. Dabei basiert die Handlung auf wahren Begebenheiten, denn Robert Guiscard ist eine historische Person.
Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl an Charakteren, historischen sowie erfundenen, die zum Teil mit alten und somit ungewohnten Versionen der Namen benannt sind. Dies hat dazu geführt, dass ich gelegentlich nicht mehr wusste, wer diese Person denn jetzt eigentlich ist, und ich im Buch herumgeblättert habe. Ein Personenregister gibt es nämlich leider in diesem Roman nicht, dies soll aber in der Fortsetzung anders sein.
Bei diesem Roman handelt es sich um den Auftakt einer Reihe aus mindestens vier Romanen, von denen der zweite im Sommer erscheinen soll. Während die Handlung um Robert Guiscard in diesem Handlungsbogen zu einem vorläufigen Abschluss kommt, ist die Geschichte um Gilbert und seine Privatangelegenheiten noch völlig offen.

Fazit
Ein spannender und lebendiger Reihenauftakt über eine interessante Zeit, über die ich bisher wenig wusste. Trotz der angesprochenen Kritikpunkte in der Erzählweise ist dieser Roman durchaus überzeugend.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!