Autor | Rebecca Gablé |
Titel | Das zweite Königreich |
Serie | Helmsby Band 1 |
Seitenzahl | 879 |
Verlag | Bastei Lübbe |
ISBN | 978-3-404-14808-0 |
Bewertung |
Inhalt
East Anglia, 1064: Auf einem Jagdausflug werden Dunstan und Cædmon, die Söhne des Thane of Helmsby, von einem Drachenschiff überrascht und von den dänischen Piraten mit Pfeilen beschossen. Während Dunstan nahezu unverletzt davonkommt, wird Cædmon so schwer am Bein verletzt, dass er zum Krüppel wird.
Als Harold Godwinson, der Earl von Wessex, den Thane darum bittet, ihm einen seiner Söhne als Übersetzer für eine Reise in die Normandie mitzugeben, fällt seine Wahl auf Cædmon. Der allerdings ist gar nicht glücklich darüber, seine Heimat verlassen zu müssen.
Schon bald trifft er auf William, den Herzog der Normandie, der ein ihm gegebenes Versprechen unbedingt gehalten sehen will…
Meine Meinung
In diesem Roman beschreibt Rebecca Gablé die Zeit der Eroberung Englands durch William I., an dessen Seite sie den fiktiven Cædmon of Helmsby stellt. Durch ihn bekommt der Leser ein wenig Einblick in das Leben der Angelsachsen, die unter dem Einfall der Normannen zu leiden haben. Auch die Perspektive der Dänen, die sich im Osten Englands niedergelassen haben, wird beachtet, spielt aber in diesem Roman eine untergeordnete Rolle.
Cædmon ist keine besonders aufregende Person, doch er steht immer zu seinen Prinzipien. Dies bringt in gelegentlich in Schwierigkeiten, denn als „Mund und Ohr“ des Herzogs und späteren Königs darf er sich keine Fehler erlauben. Als Angelsachse versucht er aber sein Möglichstes, sein Volk vor dem Zorn des neuen Königs zu bewahren. Sein einziger wirklicher Fehler scheint die Liebe zu der falschen Frau zu sein. Obwohl er dadurch gelegentlich langweilig und berechenbar, manchmal auch zu modern wirkt, ist mir Cædmon als Hauptfigur sehr sympathisch.
Über zwanzig Jahre lang folgt der Leser dem jungen Mann und erfährt so etwas über Williams Politik, die Entscheidungen des Königs und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung im Großen wie im Kleinen. So geht es um die Konflikte auf dem Festland, die Probleme mit aufständischen Angelsachsen, bestechlichen Dänen und adeligen Geiseln und vieles mehr. Wer mit dieser Thematik wenig anfangen kann, wird wahrscheinlich wenig Freude an diesem Roman haben, da die Handlung sich natürlich an den innen- und außenpolitischen Ereignissen orientiert. Schlachten werden ebenfalls beschrieben, wenn auch nicht in allen grausamen Details. Dennoch wird nichts beschönigt.
Auch Williams Söhne und deren Erziehung nehmen eine wichtige Rolle in diesem Roman ein. Die Töchter des Königs werden dagegen kaum erwähnt, spielen diese doch für die Zukunft Englands und der Normandie keine Rolle. Überhaupt werden Frauen nur dann erwähnt, wenn sie direkt etwas mit Cædmons Leben zu tun haben.
Auch so gibt es eine Fülle an Personen, fiktiven wie historischen, die jedoch selten stereotyp wirken. In der Regel sind ihre Motivationen klar erkennbar, so dass ihre Handlungen nachvollziehbar sind.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig, auf allzu komplizierte Satzstrukturen wird verzichtet, ebenso auf einen betont altertümlichen Wortschatz, so dass man diesen Roman trotz seiner vielen Seiten zügig lesen kann.
Ein kurzes Nachwort gibt ein paar mehr Details über die Zukunft Englands nach Ende des Buches sowie Erläuterungen darüber, an welchen Stellen die Autorin von den schriftlichen Überlieferungen abgewichen ist. Ein Personenverzeichnis findet man ebenfalls am Ende des Buches, eine Karte vorne im Buch hilft bei der Orientierung.
Fazit
Ein wunderschöner Roman über das Leben und Wirken Williams I. Wer sich für diese Thematik interessiert und dicken Büchern gegenüber nicht abgeneigt ist, könnte viel Freude an diesem Roman haben.