Deana Zinßmeister – Fliegen wie ein Vogel

AutorDeana Zinßmeister
TitelFliegen wie ein Vogel
SerieFairbanks Band 1
Seitenzahl354
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-26644-2
Bewertung

Inhalt
Luise von Wittenstein erfährt nach dem Tode ihres Vaters, dass sie einen Halbbruder hat, der aller Wahrscheinlichkeit nach in England lebt. Um diesen zu finden, reist sie zunächst mit ihrer Freundin Colette nach London, nur um dort zu erfahren, dass er nach Australien in die dortige Strafkolonie deportiert werden soll. So beschließt sie, ihm zu folgen. Weil aber die Reise nach Australien für ledige Frauen nicht so ohne Weiteres möglich ist, heiratet sie einen ihr unbekannten Mann.

Meine Meinung
Es fällt mir nicht leicht, diesen Roman, der die erste Hälfte von Luises Geschichte erzählt, zu bewerten und einem Genre zuzuordnen. Mehrfach hatte ich den Eindruck, dass die Autorin selbst nicht wusste, was für einen Roman sie schreiben wollte – sollte es ein Abenteuerroman werden, in dem es um die Befreiung der misshandelten Kinder in den Fabriken Londons geht, liegt der Schwerpunkt auf der Ausreise und dem Fußfassen in Australien und der Suche nach dem Bruder, oder sollte es doch eine Liebesgeschichte werden? Immer wieder verschiebt sich der Schwerpunkt, mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung.
Weitere Schwierigkeiten ergeben sich durch die Zeitsprünge – immer wieder werden mehrere Monate übersprungen, und später liest man rückblickend über einzelne Episoden aus dieser Zeit. Und dazwischen findet man immer wieder Passagen, in denen eine Person der Hauptperson etwas erklärt, was sich aber in etwa so liest wie ein Sachbuch, zwar informativ, aber nicht sehr lebendig.
Sprachlich ist der Roman sehr einfach gehalten, oft werden einfach Hauptsätze aneinandergereiht, was mich nach einer Weile doch sehr gestört hat.
Die Charakterdarstellung wollte mir auch nicht so recht gefallen. Die Damen, insbesondere Luise, waren dann doch sehr forsch, andererseits aber auch naiv. Ich konnte mir sehr schwer vorstellen, dass eine deutsche Landadelige einerseits wenig von den Lebensumständen der Arbeiterschicht in London und anderen Industriestädten weiß, sich andererseits aber auch direkt darauf einlässt und direkt den Menschen in den Slums helfen will, obwohl sie doch genügend eigene Probleme hat. Dadurch wird dann auch die Suche nach dem Bruder, welcher ja der eigentliche Grund für die Reise war, immer mal wieder für meinen Geschmack zu sehr in den Hintergrund gedrängt.
Während ich mir vorstellen kann, dass Luise während ihrer Internatsaufenthalte in der Schweiz genügend Englischkenntnisse erworben hat, um sich in England und Australien verständigen zu können, habe ich da bei Colette meine Zweifel, insbesondere, was die Sprache in den Slums anbelangt.

Fazit
Für ein Erstlingswerk ist der Roman ganz in Ordnung, er vermag es, ganz gut zu unterhalten. Doch gibt es zu viele Kritikpunkte, um ihn besser zu bewerten.

Barbara von Bellingen – Mord und Lautenklang

AutorBarbara von Bellingen
TitelMord und Lautenklang
SerieGret Grundlin Band 1
Seitenzahl269
VerlagEcon
ISBN3-612-25073-6
Bewertung

Inhalt
Köln, im Jahr 1500: Auf einem Turnier stirbt ein älterer Ritter scheinbar an einer Art Schlag. Nur wenige Tage später stirbt dessen Bruder während einer Jagd, und weitere Todesfälle in der Familie innerhalb weniger Tage sorgen für Aufsehen. Doch Gret Grundlin, Magd und Gehilfin eines Arztes, erkennt, dass es sich nicht um natürliche Todesfälle handeln kann, sondern dass sich jemand der Familienmitglieder entledigt.
Doch wie genau konnte dies geschehen, und wer kann der Schuldige sein?

Meine Meinung
Gret ist eine Person, wie man sie heutzutage oft in historischen Romanen vorfindet, die aber nicht hundertprozentig in ihre Zeit passen will. Sie hält sich für eine unscheinbare, graue Maus, dabei ist sie anscheinend hübsch, gebildet (schließlich ist sie in einem Kloster aufgewachsen und kann lesen), klug und wortgewandt, zuweilen auch noch frech und vorlaut und steht auf ihren eigenen Beinen.
Sie versucht auf verschiedenen Wegen, einen Beweis für die Morde zu finden, dabei gerät sie hin und wieder in Gefahr, aus der sie aber doch immer wieder entkommen kann, nicht selten durch Hilfe von Freunden.
Mir war leider schon nach dem ersten Todesfall klar, wer der Mörder ist, und so war die ganze Ermittlung für mich eher ein Hinterherstolpern, immer wieder hätte ich Gret am liebsten schütteln wollen, weil sie mal wieder etwas Dummes oder Gefährliches angestellt hat.
Der Erzählteil des Buches ist in Hochdeutsch verfasst, doch in der wörtlichen Rede wird je nach Bildungsgrad mehr oder weniger köl’scher Dialekt verwendet, der Medicus wirft zudem hin und wieder lateinische Begriffe ein. Dennoch bleibt der Krimi meist gut lesbar.

Fazit
Dieser historische Krimi hat mich, obwohl er extrem vorhersehbar ist, ganz nett unterhalten.

Mariella Righini – Die Florentinerin

AutorMariella Righini
TitelDie Florentinerin
OriginaltitelFlorentine
ÜbersetzerSylvia Antz
Seitenzahl295
VerlagHeyne
ISBN3-453-12434-0
Bewertung

Inhalt
Florenz, 15. Jahrhundert: Die 16-jährige Simonetta wird mit Marco Vespucci verheiratet, doch der Lebemann kann mit Frauen wenig anfangen, am allerwenigsten mit seiner eigenen Ehefrau, die von ganz Florenz aufgrund ihrer Schönheit und ihres Auftretens bewundert wird. Als Giuliano de Medici Simonetta das erste Mal sieht, ist auch er direkt von ihr verzaubert. Über Jahre hinweg begegnen sich die beiden jungen Menschen immer wieder, oft aber auch nur aus der Ferne, doch nach und nach bahnt sich eine platonische Liebe an, der die beiden aber nicht nachgeben dürfen, da Simonetta schließlich verheiratet ist.

Meine Meinung
Die Geschichte, wie man sie in der Zusammenfassung lesen kann, klingt ja sehr interessant. Wie lesenswert könnte der Roman sein, wenn denn mal etwas passiert wäre! Die Hauptpersonen beschreiben nahezu abwechselnd, wie dieses oder jenes Fest verlaufen ist, wie sie diesen Maler getroffen oder bei jenem Ereignis mitgewirkt haben, ab und zu auch, dass sie den jeweils Anderen aus der Ferne gesehen haben. Über einen Großteil des Buches ist wirklich kaum mehr passiert, und dieses Wenige wurde dann auch noch durch einen verschachtelten Satzbau so verfasst, dass ich manche Sätze doppelt und dreifach lesen musste. Dazu kam dann an einigen Stellen noch die Auzählung etlicher Hunde- und Pferdenamen, die für die Geschichte selbst keinerlei Relevanz hatten. Diese hätte sich die Autorin durchaus sparen können, war es doch so schon schwer genug, die Fülle der Personen im Auge zu behalten. Zudem hatte ich auch das Gefühl, eher einen Roman über die Kunst der Renaissance, insbesondere Sandro Botticellis, zu lesen, denn eine Geschichte über die erwähnte Liebesbeziehung. Da ich sehr wenig über die historischen Hauptpersonen weiß, die tatsächlich gelebt haben, kann ich nicht beurteilen, inwiefern die Autorin an die Tatsachen gehalten hat und wo noch Spielraum gewesen wäre. Doch kann ich mir vorstellen, dass die Thematik durchaus noch Raum für mehr hergegeben hätte. So fliegen die Jahre nur so dahin, in denen nahezu nichts passiert, ich kann so nicht wirklich nachvollziehen, wie sich die beiden ineinander verliebt haben sollen: Können sie sich überhaupt kennen, oder beruhen diese tiefen Gefühle nicht nahezu ausschließlich auf Äußerlichkeiten und Hörensagen?

Fazit
Aus der Geschichte hätte man so viel mehr machen können! Stattdessen verliert sich die Autorin in Nebensächlichkeiten und langen, unnötigen Beschreibungen. Für mich leider enttäuschend.

Robert Lyndon – Der Thron der Welt

AutorRobert Lyndon
TitelDer Thron der Welt
OriginaltitelHawk Quest
ÜbersetzerKarolina Fell
SerieHawk Quest Band 1
Seitenzahl957
VerlagWunderlich
ISBN978-3-8052-5026-9
Bewertung

Inhalt
Wenige Jahre nach der Eroberung Englands durch die Normannen trifft der fränkische Söldner Vallon in den Alpen auf den jungen sizilianischen Studenten Hero. Dieser bittet den Söldner, ihn nach England zu begleiten, damit er eine Lösegeldforderung überbringen und damit einen Auftrag erfüllen kann. Doch mit der Überbringung der Forderung ist es nicht getan, denn da die Familie zu wenig Geld für die Auslösung besitzt, muss Ersatz beschafft werden: Weiße Gerfalken aus dem hohen Norden sollen dem türkischen Sultan überbracht werden.
Mit einigen neu gefundenen Freunden machen sich Hero und Vallon auf den Weg, gefolgt von neuen Feinden, die verhindern wollen, dass das Lösegeld überbracht wird.
Die Reise führt nun von England aus unter anderem nach Island, Norwegen und Russland bis hin nach Anatolien, und immer ist der Ausgang der Reise ungewiss.

Meine Meinung
Ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen, da eine spannende Szene nach der anderen beschrieben wird. Störende Längen habe ich dagegen kaum wahrgenommen.
Andererseits werden dafür die Charaktere recht oberflächlich beschrieben, die angedeutete Entwicklung einzelner Personen sind mir oft überhaupt nicht aufgefallen, bis sie im Roman selbst angesprochen wurde, und auch die Gefühle blieben mir weitestgehend verborgen. Die Liebesgeschichten, die sich im Verlauf des Romans angedeutet haben, waren für mich völlig nebensächlich und zum Teil auch noch unverständlich, da ich in den Handlungen der betreffenden Charaktere nichts erkennen konnte, das darauf hingedeutet hat. Und so bleiben einzelne Personen für mich regelrecht austauschbar, da sie keinen unverwechselbaren Charakter und wenig Vorgeschichte besitzen.
Selbst die Motivation der Hauptpersonen, überhaupt weiter an dieser Reise teilzunehmen, bleibt mir größtenteils verborgen.
Trotz dieser Kritikpunkte finde ich den Roman gelungen!
Immer wieder folgen unvorhergesehene Ereignisse, auch Vallon als Hauptperson verhält sich nicht immer berechenbar. Es werden viele Länder beschrieben, und alleine die enthaltene Information über die Falknerei des 11. Jahrhunderts ist sehr interessant. Einige Kämpfe werden sehr detailreich geschildert, und auch vor sonstigen grausamen Beschreibungen schreckt der Autor nicht zurück.
Das Ende lässt die Möglichkeit offen, hier noch einen zweiten Band anzuschließen, auch wenn diese Geschichte abgeschlossen ist.

Fazit
Robert Lyndon schafft es, mit seinem Erstlingswerk einen Roman abzuliefern, der über fast 1000 Seiten spannend bleibt und wenige Längen beinhaltet. Ich würde diesen Roman allen Lesern empfehlen, die sich einfach unterhalten lassen wollen und sich dabei nicht von Beschreibungen brutalerer Szenen abschrecken lassen.

Vielen Dank an den Wunderlich-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!

Ursula Neeb – Die Hurenkönigin

AutorUrsula Neeb
TitelDie Hurenkönigin
SerieDie Hurenkönigin ermittelt Band 2
Seitenzahl395
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-28376-0
Bewertung

Inhalt
Anfang des 16. Jahrhunderts in Frankfurt: In der Stadt ist die Syphilis ausgebrochen, und die Huren der Stadt haben es schwer, da sie für die Verbreitung der Seuche verantwortlich gemacht werden. Doch damit nicht genug, denn plötzlich verschwindet eine der Huren und wird wenige Tage später ermordet und verstümmelt aufgefunden. Da der Rat der Stadt wenig tut, um den Mord aufzuklären, versucht Ursel Zimmer, die Gildemeisterin und Hurenkönigin, den oder die Schuldigen zu finden.

Meine Meinung
Dieser Roman ist der zweite, den ich von Ursula Neeb gelesen habe. In dem ersten Roman, Das Geheimnis der Totenmagd, war die Hurenkönigin Ursel Zimmer eine Nebenperson, hier steht sie als ermittelnde Person im Zentrum.
Der Prolog passt meiner Ansicht nach nicht sehr gut zum Rest des Romans, da im Verlauf des Buches nicht darauf eingegangen wird, um wen es sich genau handelt.
Ursel Zimmer ist eine Person, bei der es mir sehr schwer gefallen ist, mich mit ihr zu identifizieren. Manches Mal ist ihr Vorgehen sehr forsch oder gar unüberlegt, zu anderen Zeiten versinkt sie in Selbstmitleid. Dies macht sie menschlich, andererseits möchte man sie aber auch manches Mal einfach nur schütteln.
Das langsame Tempo dieses Buches ist für einen historischen Krimi durchaus angemessen und auch normal, da viele Methoden noch nicht bekannt waren und auch Laien die Ermittlungen durchführen. Das Ende ging mir dafür dann aber ein wenig zu schnell, hier hätte die Autorin noch mal ein wenig Tempo rausnehmen können.
Einer meiner Kritikpunkte am Vorgängerbuch war die inkonsequente Verwendung eines frankfurter Dialekts. Vielleicht hat die Autorin einige Rezensionen gelesen, in denen dieser Punkt angesprochen wurde, auf jeden Fall hat sie aber in diesem Buch fast vollständig auf einen Dialekt verzichtet, sehr selten fallen mal ein paar wenige Wörter, die nicht Hochdeutsch sind, doch ist es so auch stimmig. Die Sprache ist dennoch manches Mal recht derb, so wie man es vielleicht von Leuten der unteren Schichten erwarten würde.

Fazit
Alles in Allem hat mich dieser historische Krimi recht gut unterhalten. Man konnte das Buch recht schnell weglesen, da es einfach geschrieben war, es war recht wenig Tiefgang vorhanden, doch entsprach dies auch meinen Erwartungen. Wer so richtig in die Welt der Renaissance eintauchen will sollte diesen Roman eher meiden, da es sich eher um leichte Unterhaltung handelt. Wer eben diese sucht kann hier getrost zugreifen.

Vielen Dank an den Ullstein-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!