Autor | Manfred Böckl |
Titel | Die Piratin |
Seitenzahl | 383 |
Verlag | Ullstein |
ISBN | 978-3-548-23234-8 |
Bewertung |
Inhalt
1599 auf Schloss Carrigahowly auf der Insel Clare: Grainne O’Malley, die berühmte und berüchtigte irische Piratin, ist gestorben. Neun Weggefährten der Frau treffen hier zusammen, um ihrer zu gedenken und um ihr Leben und ihren Tod zu feiern. Als Nachruf erzählt jeder der Männer eine Episode aus seinem Leben, in der Grainne eine wichtige Rolle gespielt hat, egal ob im positiven oder negativen Sinn. Zu Wort kommen Söhne und Bruder, Freunde und Mannschaftsmitglieder, aber auch Feinde der Piratin. Und nach jeder Erzählung wird ein Band, das die Männer mit Grainne verknüpft, der Piratin zurückgegeben…
Meine Meinung
Grainne O’Malley, auch Grace O’Malley oder Granuaille genannt, ist eine historische Persönlichkeit. Dennoch zögere ich, dieses Buch als biografischen Roman zu bezeichnen, zu übertrieben erscheinen mir so manche Darstellungen. Einige der beschriebenen Weggefährten scheinen zudem der Fantasie des Autors entsprungen zu sein, da sich ihr Leben in Biografien anders darstellt. So hat Grainne wahrscheinlich beide Ehemänner überlebt, und einen Sohn namens Padraic konnte ich auch nirgends finden. Auf ein erklärendes Nachwort, in dem hierauf Bezug genommen worden sein könnte, wird leider verzichtet. Nur in einigen wenigen Fällen klären Fußnoten darüber auf, dass eine Begebenheit tatsächlich so überliefert ist. Leider fehlen auch hier Quellenangaben.
Die beschriebenen Episoden fand ich größtenteils nicht sehr überzeugend in ihrer Darstellung. Warum die Wahl gerade auf diese gefallen ist, erschließt sich mir nicht, denn einige fand ich einfach nur langweilig. Möglicherweise handelt es sich aber gerade bei diesen um überlieferte Geschichten. Hier hätte ich einfach mehr erwartet, das Leben der Piratin hätte viel mehr hergegeben, aber einige wichtige Details ihrer Biografie, zum Beispiel ihre Zeit in englischer Gefangenschaft, wurden nicht einmal in einem Nebensatz erwähnt.
Der Erzählstil sagt mir auch nicht sonderlich zu. Hier sind mindestens angetrunkene, zum Teil aber wohl ziemlich besoffene Männer dabei, ihr jeweiliges denkwürdiges Erlebnis mit Grainne zu beschreiben. Diese Szenen sind teilweise einfach nur übertrieben geschildert, einige fand ich aber auch nur auf eine lächerliche Weise beschrieben. Einige der Weggefährten versuchen während der Erzählung, sich selbst ins rechte Licht zu rücken, machen sich dadurch aber auch einfach nur lächerlich. Wenn man in einer Episode außerdem auf fast jeder Seite einmal „Ich, Sir Henry Sidney“ lesen muss, ist dies auch ziemlich ermüdend. Über Verluste an Menschenleben wird genauso wenig ein Wort verloren wie über weitere Gefühle. Grainne selbst wird als extrem unsympathische, übermenschlich starke, überhebliche, dabei aber recht naive Person dargestellt, die tut, was sie will, egal, wie sehr sie dabei lügt und wer zu Schaden kommt. Es kann ja sein, dass sie wirklich so war, durch die Art der Beschreibung wirkt sie aber wie eine Karikatur, so dass ich sie nicht ernst nehmen konnte.
Die Szenen zwischen den einzelnen Kapiteln fand ich zum Teil eher unappetitlich, liegt doch die Leiche auf dem Tisch direkt neben dem Essen. Auf einige Beschreibungen hätte ich gut verzichten können.
Anmerkung
Der Roman ist auch unter dem Titel Die neun Leben der Grainne O’Malley erschienen.
Fazit
Als biografischen Roman über Graine O’Malley nicht zu gebrauchen, eher als reine Unterhaltungslektüre, sofern einem der übertriebene Erzählstil zusagt – mein Fall war er nicht. Wer mehr über die irische Piratin erfahren möchte, sollte wohl eher zu anderen Romanen oder Sachbüchern greifen.