Michael Crichton – Gold

AutorMichael Crichton
TitelGold
OriginaltitelPirate Latitudes
ÜbersetzerUlrike Wasel, Klaus Timmermann
Seitenzahl367
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47661-9
Bewertung

Inhalt
Port Royal, 1665: In den karibischen Kolonien der englischen Krone ist Piraterie streng verboten, Freibeuterei jedoch geduldet, sind gekaperte Schiffe gern gesehene Beute.
Als ein einlaufendes Handelsschiff Berichte über ein tief liegendes spanisches Kriegsschiff mitbringt, das vor einer Festung ankert, wittert der Gouverneur von Jamaika fette Beute und informiert Captain Hunter, einen gewieften Freibeuter. Dieser stellt eine Mannschaft mit besonderen Fähigkeiten zusammen, denn der Ort, an dem das Schiff gesichtet wurde, gilt als uneinnehmbar. Wie wird die Mannschaft vorgehen, und wird sie erfolgreich sein?

Meine Meinung
Der Roman Gold – Pirate Latitudes wurde im Nachlass Michael Crichtons gefunden und posthum herausgebracht. Doch auch wenn er wohl schon vor langer Zeit abgeschlossen wurde, kann ich verstehen, warum sich der Autor zu Lebzeiten gegen eine Veröffentlichung entschieden hat.
Es handelt sich hier um eine reine Abenteuergeschichte, in der nicht nur gegen die Spanier gekämpft wird und in der es fast nur um diese eine Kaperfahrt geht – Vorgeschichten und Ereignisse nach der Handlung werden angerissen, spielen aber über weite Teile keine Rolle. Der historische Hintergrund orientiert sich lose an den tatsächlichen Umständen der Freibeuterei in Jamaika, die beschriebenen Ereignisse werden aber kaum stattgefunden haben. Leider gibt es – möglicherweise den Umständen der Veröffentlichung geschuldet – kein Nachwort, das über die tatsächlichen Verhältnisse in der Karibik informieren könnte.
Auch sind nicht alle Handlungen logisch, es wird schon recht dick aufgetragen, denn egal, auf welche Schwierigkeit die Gruppe stößt, es stellt sich immer nur die Frage, wie sie gemeistert wird, und nicht, ob sie es überhaupt schaffen. Mit Menschenleben wird hier dennnoch nicht zimperlich umgegangen, viele Gegner oder auch Mannschaftsmitglieder sterben dann schon mal eher beiläufig.
Dabei greift Crichton sehr tief in die Stereotypenkiste, denn das Team, das hier zusammengestellt wird, besteht aus Typen, die weitestgehend genau eine Eigenschaft oder besondere Fähigkeit haben und somit eine bestimmte Funktion erfüllen. So haben wir hier natürlich mit Captain Hunter den Kapitän, den Kopf des Unternehmens, der klug genug ist, den Plan zu erstellen, daneben aber seiner Mannschaft gegenüber loyal ist und auch sonst nur viele gute Eigenschaften vereint. Daneben gibt es noch den Sprengstoffspezialisten, den stummen Kletterer und das Adlerauge, um nur ein paar zu nennen.
Dadurch, dass man weiß, um welche Eigenschaften es sich handelt, wird der Roman doch streckenweise recht vorhersehbar – zum Glück gibt es aber dennoch die eine oder andere Überraschung, sonst wäre es trotz all der Spannung doch irgendwann langweilig geworden.
Trotz der Vorhersehbarkeit konnte mich der Roman dann doch ganz gut unterhalten. Das Tempo ist hoch, auch durch viele kurze Kapitel, die zum Teil nur drei Seiten lang sind und auch schon mal mit Cliffhangern enden, die Handlung ist einfach gestrickt, das Personal eingeschränkt, so dass man kaum in Gefahr gerät, den Überblick zu verlieren. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und wollte immer wissen, welches Problem sich wohl als nächstes ergeben würde, denn dass es welche geben würde war zu erwarten.
Auch sprachlich ist der Roman nicht herausfordernd, sondern doch eher einfach gehalten, was dem Lesefluss zugute kommt. Gelegentlich gibt es einzelne spanische Wörter, die man aber nicht verstehen muss oder die aus dem Zusammenhang selbsterklärend sind.
Wie schon erwähnt ist kein Nachwort enthalten, eine Karte dient aber dazu, dem Leser einen groben Überblick über die Seereise zu bieten.

Fazit
Als Abenteuer- und reiner Unterhaltungsroman ist Gold – Pirate Latitudes gut lesbar und recht nett, jedoch sollte man in historischer und logischer Hinsicht keinerlei Ansprüche stellen, um das Buch genießen zu können. Sicher nicht der beste Roman von Crichton, weshalb ich nachvollziehen kann, warum er zu Lebzeiten des Autors nicht verlegt wurde.

Ken Follett – Sturz der Titanen

AutorKen Follett
TitelSturz der Titanen
OriginaltitelFall of Giants
ÜbersetzerDietmar Schmidt und Rainer Schumacher
SerieJahrhundert-Trilogie Band 1
Seitenzahl1022
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16660-2
Bewertung

Inhalt
Europa, Januar 1914: In vielen Ländern des Kontinents brodelt es, viele Menschen sind unzufrieden, Großbritanien und das Deutsche Reich liefern sich ein Wettrüsten und Russland und Österreich interessieren sich für den Balkan. Um eine bessere Einschätzung zu gewinnen, wie hoch die Chancen stehen, dass es bald zu einem Krieg kommen könnte, trifft sich König George V. auf Ty Gwyn, dem walisischen Landsitz der Familie Fitzherbert, mit einer Gruppe junger Männer aus verschiedenen Nationen, die intime Einblicke in die Regierungsgeschäfte ihres Landes besitzen.
Noch während der König sich in Wales aufhält, kommt es in den Kohlegruben der Fitzherberts zu einem Unglück, bei dem viele Männer sterben. Wie wird der König sich in dieser Situation verhalten? Und werden die Prognosenüber den Krieg zutreffen?

Meine Meinung
Ken Follett ist im Genre der historischen Romane für seine umfangreichen Erzählungen bekannt, und da ich sehr gerne lange in Geschichten eintauche, habe ich inzwischen auch schon ein paar Romane des Autors gelesen. Doch während mich unter anderem seine Kingsbridge-Bücher von der Handlungszeit her doch sehr ansprechen, ist mein Interesse am zwanzigsten Jahrhundert längst nicht ganz so groß. Und so hat der Auftakt von Folletts Jahrhundert-Trilogie mehrere Jahre darauf gewartet, von mir gelesen zu werden.
Schon nach wenigen Kapiteln zeigt sich, dass es sich hier um einen typischen Roman aus Folletts Feder handelt. Es gibt eine ganze Reihe von Hauptpersonen, die, je nach Handlungszeit und entsprechenden Ereignissen, mal mehr und mal weniger gleichmäßig betrachtet werden und über diverse Länder Europas sowie Amerika verteilt sind, aber irgendwie doch alle in Beziehung zueinander stehen. Sie alle vorzustellen nimmt im Buch recht viel Raum ein, dennoch ist man sofort mitten in der Geschichte drin, auch wenn das erste Kapitel, das drei Jahre vorher spielt, eher eine Art Prolog darstellt.
Dadurch, dass Menschen aus den verschiedenen Ländern betrachtet werden, erhält der Leser ein recht umfassendes, wenn auch vereinfachtes Bild über die Ursachen und den Ablauf des Ersten Weltkriegs. Nachdem ich das Buch beendet hatte, hatte ich das Gefühl, mehr aus diesen gut tausend Seiten gelernt zu haben als aus dem Geschichtsunterricht in der Schule. Egal ob Schlieffen-Plan, die jeweiligen Gründe für den Kriegseintritt der Länder, die den Krieg letzten Endes zum Weltkrieg gemacht haben, die Revolutionen in Russland und die dortige Entwicklung von der Monarchie zur Sowjetrepublik, um nur ein paar Beispiele zu nennen, wird hier leicht verständlich und zudem noch spannend vermittelt, daneben werden aber auch andere politische Themen wie das Wahlrecht in England angesprochen. Aber egal, worum es gerade geht, eine der Hauptpersonen steckt immer irgendwie mitten in den wichtigen Ereignissen drin, und auch wenn dies vielleicht doch etwas weit her geholt scheint, ist es mir nicht negativ aufgefallen.
Bei einigen vorherigen Romanen Folletts war die Einordnung der Charaktere in gut und böse recht starr, man wusste gleich mit dem ersten Auftritt, wie man sie einzuordnen hatte. Hier ist das nicht so extrem der Fall. Auch wenn mir manche Charaktere sympathischer waren als andere, so hat sich diese Einstellung erst nach und nach entwickelt. Der walisische Earl Fitz beispielsweise kam mir zu Beginn eigentlich recht nett vor, doch je weiter die Handlung fortschreitet, umso mehr bin ich von dieser anfänglichen Einstellung abgewichen. Ähnlich ging es mir auch bei anderen Charakteren, es gab eigentlich niemanden, dessen Handlungen mir immer gut und richtig vorkamen. Dabei handelt niemand grundlos böse oder grausam, die Handlungen sind immer durch die Umstände oder eigene Interessen begründet. Dennoch gibt es einige doch eher stereotype Charaktere wie den leichtlebigen Lew Peschkow oder die adlige Suffragette Maud. Bei der Fülle an Charakteren hat mich das aber nicht weiter gestört.
Der Schreibstil ist, wie von Follett gewohnt, schnörkellos und leicht verständlich, und auch die Übersetzung ist mir nicht negativ aufgefallen – bei Übersetzerteams nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.
Für einen Roman mit einem solchen Umfang, der sich zudem mit der politischen Situation so vieler verschiedener Länder befasst, sind in meiner Ausgabe erstaunlich wenig Zusatzmaterialien enthalten. Einzig ein Personenregister zu Beginn erleichtert den Überblick, ein sehr kurzes Nachwort zum Thema historische und fiktive Charaktere dient hier als Ergänzung. Erwartet hätte ich aber auf jeden Fall noch mindestens eine Karte, vielleicht auch eher zwei, um die Orte der Kriegsschauplätze, der Märsche der Armeen und die Landesgrenzen vor oder nach dem Krieg besser nachvollziehen zu können.

Fazit

Ich weiß nicht, warum ich diesen Roman so lange vor mir her geschoben habe, denn der Roman ist spannend und lehrreich, und es gibt weit weniger starre Charaktere, als ich im Vorfeld vermutet hätte. Wer ein einfaches, umfassendes Bild über diese Zeit erhalten will, sollte einen Blick auf diesen Roman werfen. Der zweite Band der Reihe wird bestimmt nicht mehr lange ungelesen in meinem Regal stehen bleiben.

Ruben Laurin – Die Kathedrale des Lichts

AutorRuben Laurin
TitelDie Kathedrale des Lichts
Seitenzahl591
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-17636-6
Bewertung

Inhalt
1227: Nach der Vollendung eines Auftrags in Maulbronn will der Baumeister Bohnsack mit seiner Tochter nach Magdeburg ziehen, um dort am Neubau der Kathedrale mitzuwirken, doch Helena ist von dieser Aussicht gar nicht begeistert.
Der Ritter Ansgar von Lund muss aus Prag fliehen, nachdem er in flagranti erwischt wurde. Unterwegs trifft er auf die wunderhübsche Tochter des Baumeisters.
Moritz besitzt ein großes Talent für die Bildhauerei, doch er ist ein Sklave und arbeitet im Steinbruch. Regelmäßig wiederkehrende Anfälle, während denen er Menschen in seiner Nähe angreift, lassen ihn viel Ablehnung erfahren. Als er auf eine Verurteilung nach einem solchen Anfall wartet, treffen Reisende auf der Burg ein…

Meine Meinung
Wenn es um Romane geht, in denen der Bau einer Kathedrale thematisiert wird, werde ich schon hellhörig. Wenn diese Romane dann auch noch von Autoren stammen, die mich bisher nicht enttäuscht haben, muss ich sie unbedingt lesen.
So auch hier, denn sobald ich erfahren hatte, dass sich hinter dem Pseudonym der Autor Thomas Ziebula verbirgt, dessen Romane über den Dreißigjährigen Krieg mir sehr gefallen haben, ist das Buch nach ganz oben auf der Prioritätenliste gewandert.
Den geschichtlichen Hintergrund des Romans bildet, wie schon erwähnt, der Neubau der Kathedrale zu Magdeburg sowie die Entstehung der bekanntesten Skulpturen, die dort zu finden sind, allen voran die der Skulptur des Heiligen Mauritius. Da über die Künstler jedoch nahezu nichts bekannt ist, hat der Autor hier große Freiheiten, seine eigene Geschichte um deren Entstehung zu spinnen.
Im Zentrum der Geschichte steht die schöne Helena, Tochter des Bauherren Bohnsack, von Vielen verehrt, aber noch unverheiratet, die nicht weiß, was und wen sie will und von ihrem Vater auch nicht gerade in die Ehe gedrängt wird.
Bewerber um ihre Hand sind unter anderem der Ritter Ansgar, der sich Aufgrund seiner früheren Liebschaften an vielen Orten Europas nicht mehr blicken lassen kann, der Bildhauer Gotthart, der ein dunkles Geheimnis in sich trägt, sowie der wendische Waisenjunge Moritz, ehemaliger Sklave und ebenfalls Bildhauer mit großem Talent, der den Mord an seinen Eltern rächen will.
Eine weitere wichtige Person ist Mechthild, eine junge, fromme Frau, die viel Zeit auf dem Baustellengelände verbringt, immer ins Gebet vertieft.
Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, etwa ein Drittel des gesamten Buches, die Vorgeschichte seiner Figuren zu erzählen. Man erfährt, was ihre Wünsche und Ängste sind, und so nach und nach führen die Wege Aller nach Magdeburg.
Ab hier jedoch wird die Zeit schon mal sehr gerafft, und je mehr sich der Roman dem Ende nähert, umso länger sind die Zeiten, die übersprungen werden. Hier ging es mir dann doch oft einfach zu schnell, und es passte vom Tempo einfach nicht zum Beginn der Geschichte. So sind die Charaktere zu Beginn noch recht gut ausgebaut, je weiter die Geschichte fortschreitet, umso stärker werden sie auf wenige Eigenschaften reduziert.
Auch gibt es einige Szenen, die mir etwas weit her geholt waren und von denen ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie so hätten passieren können. So hatte ich beispielsweise meine Probleme damit, wenn Moritz innerhalb kurzer Zeit den Umgang mit Waffen erlernt und sich gestandenen Rittern gegenüber im Kampf behaupten kann, auch wenn er zuvor schon ein guter Faustkämpfer ist. Und auch der Umgang mit „Unzucht“, ein Thema, das hier, insbesondere gegen Ende, immer wieder vorkommt und dann auch näher erläutert wird, erschien mir nicht ganz schlüssig.
Gut dagegen fand ich, dass der Autor sich nicht davor scheut, selbst Hauptcharaktere recht früh ableben zu lassen. Zudem treffen einige der Figuren auch schon mal Entscheidungen, die sie im Nachhinein bereuen. So bleibt zumindest ein gewisser Teil an Spannung enthalten, während andere Entwicklungen schon recht früh zu erahnen sind.
Ein zweiter Handlungsstrang spielt im Jahr 285 und erklärt, wer denn der Heilige Mauritius eigentlich ist. Leider wird hier nur die Heiligenlegende nacherzählt, dabei aber auch im Nachwort außen vor gelassen, dass es sich eben nur um eine Legende handelt und dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass sich das Beschriebene tatsächlich so abgespielt hat.
Der Erzählstil ist weitestgehend einfach gehalten und gut lesbar. Jedoch hat es mich schon sehr irritiert, dass der Handlungsstrang über Mauritius rückblickend erzählt wurde, mit dem Wissen von heute. Ich möchte eigentlich nicht im Romantext lesen, dass ein Fluss heute anders heißt als damals oder dass erst nachfolgende Generationen etwas mit einer Prophezeiung anfangen konnten. Doch auch in den Kapiteln der Haupthandlung fällt der Autor schon mal aus der Zeit.
Ergänzt wird der Roman durch ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel, ein Glossar sowie ein Nachwort zum historischen Kontext und ist somit recht gut ausgestattet, auch wenn ich, wie schon erwähnt, mehr Informationen zu Mauritius erwartet hätte.

Fazit
Dieser Roman sollte ein Neuanfang werden, doch ist dieser in meinen Augen nicht ganz geglückt. Eine Fortsetzung des Stils der ersten historischen Romane Ziebulas hätte mir wohl eher zugesagt.

Elizabeth Chadwick – Das Herz der Königin

Autor Elizabeth Chadwick
Titel Das Herz der Königin
Originaltitel The Winter Crown
Übersetzer Nina Bader
Serie Alienor von Aquitanien Band 2
Seitenzahl 672
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-7341-0151-9
Bewertung

Inhalt
London, 1154: An der Seite ihres Mannes, Henry Plantagenet, wird Alienor, Herzogin von Aquitanien, zur Königin Englands gekrönt – ein Triumph für die ehemalige Königin Frankreichs. Sie hofft, ihrem Mann eine ebenbürtige Partnerin zu sein, ist sie doch dazu erzogen worden, selbst zu regieren. Sie will nicht nur Zuchtstute und Mutter der legitimen Kinder ihres Mannes sein.
Doch Henry hat andere Pläne. Schenkt er ihr zu Beginn ihrer Ehe noch sein Gehör, sind es insbesondere die Zeiten ihrer Schwangerschaften, in denen er ihr rationales Denken abspricht. Stattdessen schenkt er sein Vertrauen seinem Kanzler Thomas Becket. Alienor bezweifelt, dass dies eine weise Entscheidung ist…

Meine Meinung
Das Leben Alienors von Aquitanien ist so ausgefüllt von Ereignissen, dass man diese kaum in einem Buch zusammenfassen kann. Aus diesem Grund hat sich Elizabeth Chadwick dazu entschieden, drei Romane über diese großartige Frau zu schreiben. Das Herz der Königin ist der zweite Teil, der etwa zwanzig Jahre umfasst, vom Zeitpunkt ihrer Krönung zur Königin Englands im Jahr 1154 bis zu ihrer Haft in Sarum im Jahr 1174.
Die erste Hälfte des Romans wird stark dominiert von ihrer Rolle als Mutter, in die sie von Henry gedrängt wird, und ihrem Wunsch, mehr Einfluss in politische Entscheidungen zu haben. Diesen Abschnitt ihres Lebens fand ich, obwohl nicht langweilig erzählt, aufgrund ihrer oft erzwungenen Passivität längst nicht so spannend wie etwa die zweite Hälfte des Buches, in der es vorrangig darum geht, wie Alienor die Ansprüche ihrer Söhne unterstützt.
Dabei orientiert sich die Handlung sehr stark an dem, was heute noch über diese Zeit in Erfahrung zu bringen ist. Die Personen, allen voran natürlich Alienor und Henry, aber auch Thomas Becket, dessen Rolle hier sehr dominant betrachtet wird, und im späteren Verlauf die Prinzen, sind glaubwürdig beschrieben, niemand zeigt nur gute oder nur schlechte Seiten, und auch die Entwicklung der Charaktere ist sehr gut erkennbar und natürlich gestaltet. Allerdings bleiben im Kontrast dazu einzelne Nebencharaktere wie Alienors Töchter leider sehr blass und erhalten kaum eigene Persönlichkeit.
Alienor ist wie schon im ersten Band der Trilogie eine starke Frau, die weiß, was sie will. Dass sie hier von ihrem Mann oftmals nicht ernst genommen wird, frustriert sie doch sehr. Meistens war sie mir sehr sympathisch, konnte ich ihren Frust doch aus heutiger Sicht gut verstehen, in anderen Situationen musste ich mir jedoch gezielt bewusst machen, welche Rolle sie inne hatte und in welcher Zeit wir uns befinden, um ihre Entscheidungen nachvollziehen zu können.
Auch Henry ist eine faszinierende Gestalt, die in der Darstellung denen aus diversen anderen Romanen, die ich bisher gelesen habe, entspricht. Er legt wenig Wert auf Äußerlichkeiten und gibt ungern die Zügel aus der Hand, dazu ist er ein Frauenheld, der seiner Königin zu keinem Zeitpunkt treu ist. Auch seine Haltung ist in Anbetracht seiner Position und seiner Zeit verständlich.
Die politischen Ver- und Entwicklungen sind nicht immer leicht zu durchschauen, weshalb man mit einer gewissen Aufmerksamkeit lesen sollte, doch Informationen und Details über diese Zeit fließen wie beiläufig in den Text ein, so dass ich nie den Eindruck hatte, von ihnen erschlagen zu werden. Dem gegenüber steht ein etwas trockener, schnörkelloser Schreibstil, doch Elizabeth Chadwick war mir bisher nie als besonders emotionale Autorin aufgefallen, so dass dies nicht unbedingt negativ zu sehen ist. Zudem ist der Roman so gut lesbar und leicht verständlich.
Wie schon im Vorgängerroman wurden hier die Namen, wie sie die Autorin verwendet hat, beibehalten und nicht mit übersetzt. Dies hat den Vorteil, dass gezielt gewählte Spitznamen oder Abweichungen von der offiziellen Schreibweise wie beispielsweise Harry für den jungen König oder Jeoffrey für Henrys illegitimen Sohn das Lesen stark erleichtern, ohne einen Bruch darzustellen.
Ein Personenregister als solches ist nicht vorhanden, dafür kann man im Anhang drei Stammbäume finden, die einem die Zuordnung mancher Personen erleichtern. Zudem gibt es, wie von Chadwick gewohnt, ein recht ausführliches Nachwort, in dem noch einmal auf bestimmte Personen näher eingegangen wird.

Fazit
Ein guter zweiter Teil, der durch viele häusliche Szenen nicht ganz so spannend ist wie der erste Band, der aber trotzdem sehr lesenswert ist und viele Informationen über diese faszinierende Frau beinhaltet.

Monatsrückblick Februar 2018

Nun ist der Winter fast vorbei, doch er verabschiedet sich mit aller Härte. Da gibt es kaum etwas Besseres, als sich mit einem guten Buch ins Bett oder aufs Sofa zu verkrümeln. Wenn da nicht noch die dicke Erkältung wäre, die mit Kopfschmerzen dafür sorgt, dass man doch nicht so viel lesen kann, wie man gerne möchte…

Gelesene Bücher
Wie geplant habe ich auch diesen Monat zwei Bücher durchgelesen. Und das sind mehr, als ich erwartet hätte, schließlich hat man im Februar ja doch ein paar Stunden weniger Lesezeit als in allen anderen Monaten. Und wenn man dann noch bedenkt, dass eins der beiden Bücher dann noch ein echter Wälzer mit über tausend Seiten ist, kann ich mich wirklich nicht beschweren.

Ken Follett – Sturz der Titanen
Ruben Laurin – Die Kathedrale des Lichts

Die Kathedrale des Lichts habe ich in einer Leserunde gelesen, weshalb ich das Buch kurzfristig eingeschoben habe. Beide Bücher habe ich erst in den letzten Tagen beendet, weshalb es noch keine Rezensionen gibt. Auch über die endgültige Bewertung muss ich mir noch Gedanken machen.

Rezensionen
Mein Plan, jede Woche eine Rezension zu veröffentlichen, geht bisher sehr gut auf. Dabei halte ich mich sogar bisher an den Zeitplan, den ich mir zu Jahresbeginn erstellt habe. Anscheinend hilft es mir tatsächlich, eine solche Orientierung zu haben, was ich vorher nie gedacht hätte. Die Fortschritte im Aubbau der ausstehenden Rezensionen sind so zwar langsam, aber kontinuierlich, und das Ziel rückt immer näher.

Neuzugänge
Mit Neuerwerbungen halte ich mich bewusst sehr zurück. Wenn jedoch ein Autor, von dem mir bereits zwei Romane sehr gut gefallen haben, eine Leserunde veranstaltet und dazu Bücher verlost, kann ich mich nicht zurückhalten und muss mich bewerben. Und so habe ich tatsächlich das Buch Die Kathedrale des Lichts von Ruben Laurin (Thomas Ziebula) gewonnen. Da ich dieses Buch aber auch gleich gelesen habe, zählt das wohl eher nicht zum SuB-Aufbau.
Wenn aber meine Schwester Bücher aussortiert, darunter diverse historische Romane, kann ich nicht anders, als diese bei mir aufzunehmen, um sie zumindest anzulesen. Weggeben kann ich sie danach immer noch.
Und bei meiner anderen Schwester habe ich ein Buch im Regal gefunden, das schon länger auf meiner Wunschliste steht. Schön, wenn man sich gegenseitig Bücher leihen kann, der größte Vorteil von Papierbüchern gegenüber Ebooks…

Und so sind folgende Bücher bei mir eingezogen (das letzte zumindest vorübergehend):
Peter Berling – Die Nacht von Jesi
Peter Berling – Die Kinder des Gral
H.S. Laube – Der Falke
Hannes Wertheim – Der Kardinal des Satans
Stephen Saylor – Römischer Lorbeer
Gerd Trommer – Die Hölle hat viele Gesichter
Björn Larsson – Long John Silver
Barbara Hambly – Die Entführung auf dem Quirinal
Paul Harding – Die Sakristei des Todes
Andrea Schacht – Göttertrank

Kennt ihr eines der Bücher? Berling ist ja recht bekannt, wenn auch die Meinungen über ihn stark auseinander gehen, Andrea Schacht lese ich wahnsinnig gerne, aber die anderen Autoren sind ja doch eher unbekannt.

Sonstiges
In kleinen Schritten geht es mit den angekündigten Veränderungen vorwärts. Nicht nur wurden die Folgen-Links für RSS und Bloglovin‘ aufgehübscht, ich bin jetzt auch auf Facebook und Twitter unterwegs! Für mich ein riesiger Schritt, habe ich mich insbesondere Twitter doch lange verweigert, und bei Facebook bin ich auch nur in einer Gruppe unterwegs und kenne mich außerhalb davon kaum aus.

Ausblick
Wieder nehme ich mir vor, zwei Bücher abzuschließen. Wenn ich auf die bereits angelesenen Bücher schaue, sollte dies locker machbar sein. Texas steht da weiterhin ganz oben auf der Liste der Bücher, die ich endlich zum Abschluss bringen will, aber ich kann jetzt noch nicht sagen, ob meine Motivation diesen Monat ausreicht, um hier am Ball zu bleiben.
Zum Thema Rezensionen habe ich ja weiter oben schon etwas geschrieben. Hier sind bereits zwei der fünf Rezensionen fertig, der Zeitplan sollte also einzuhalten sein.

Ich freue mich wirklich wie ein kleines Kind, dass ich mich wieder so motivieren kann, hier regelmäßig zu schreiben, nachdem es doch zwischenzeitlich so still war.