Immer wieder nehme ich mir vor, Bücher, die ich zum Teil vor vielen Jahren gelesen habe und die mir damals gefallen haben, noch einmal zu lesen, um sie hier vorstellen zu können. Doch nicht immer klappt das auch, und dann sind neue Bücher doch wichtiger.
Doch vor ein paar Tagen bin ich auf eine Challenge bei Lu’s Buchgeflüster gestolpert, bei der es genau darum gehen soll: Mindestens zwölf Bücher sollen bis Ende März 2015 ein weiteres Mal gelesen und auch rezensiert werden, also im Schnitt jeden Monat eins. Das halte ich durchaus für machbar, und so habe ich auch einen Anreiz, wirklich am Ball zu bleiben.
Judith Merkle Riley – Die Stimme
Autor | Judith Merkle Riley |
Titel | Die Stimme |
Originaltitel | A Vision of Light |
Übersetzer | Dorothee Asendorf |
Serie | Margaret of Ashbury Band 1 |
Seitenzahl | 477 |
Verlag | Bechtermünz |
ISBN | 3-8289-6808-2 |
Bewertung |
Inhalt
London, 1355: Als eine Stimme zu ihr spricht und sie dazu drängt, ihre Erlebnisse zu Papier zu bringen, macht sich Margaret auf die Suche nach einem Schreiber. Einzig Bruder Gregory erklärt sich bereit, diesen Auftrag anzunehmen, zu abwegig ist die Idee, dass eine Frau, noch dazu eine so junge, etwas Wichtiges zu sagen hätte.
Ashbury, einige Jahre zuvor: In dem kleinen Dorf wächst Margaret nicht groß anders als andere Kinder auf. Je älter sie wird, umso auffälliger ist ihre Schönheit. Und so wird sie recht früh mit einem Händler aus dem weit entfernten Northampton verheiratet. Ihr Eheleben gestaltet sich aber ganz anders, als es sich das Mädchen erträumt hat…
Meine Meinung
Dieser Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt, einerseits Margarets Erlebnisse, während sie ihr Buch diktiert, andererseits die Beschreibung ihres Lebens in Ich-Perspektive. Dabei nimmt die Rahmenhandlung recht viel Platz ein. Dies war mir zu Beginn eigentlich zu viel, erscheint sie doch zunächst als eher unwichtig. Und auch mit dem Beginn von Margarets Aufzeichnungen wurde ich nicht sofort warm, beginnen diese doch mit der Beschreibung der Kindheit, die recht gewöhnlich zu sein scheint. Doch mit Fortschreiten des Romans wird klar, warum die Rahmenhandlung so ausführlich beschrieben wird, und auch Margarets Lebensgeschichte wird spannender, je mehr der Leser über ihr Leben erfährt. Dabei wartet der Roman mit einigen unerwarteten Wendungen auf, die mich das Buch kaum haben zur Seite legen lassen.
Margarets Erlebnisse sind aber auch unglaublich. So spricht eine Stimme zu ihr, von der man annehmen kann, dass sie göttlichen Ursprungs ist. Zusätzlich hat die junge Frau aber auch weitere Fähigkeiten, die sie nach und nach ihrem Schreiber und damit auch dem Leser enthüllt. Obwohl diese besonderen Fähigkeiten eher in den Fantasy-Bereich fallen, ist die Geschichte um sie herum überzeugend erzählt und dabei durchaus glaubwürdig.
Viele verschiedene Themen werden in diesem Roman angesprochen, unter anderem Gesundheit und Geburtshilfe, Ablasshandel und Alchimie. Auch die Kirche spielt eine nicht zu verachtende Rolle, meist in Form von Kirchenmännern, die den Menschen vorschreiben, wie sie zu glauben und ihren Beruf auszuüben haben. Dabei gibt es aber nicht den einen Feind oder Gegenspieler, die eine große Bedrohung. Stattdessen sind es einzelne Hürden, die es zu bewältigen gilt.
Die Charaktere haben mir in ihrer Darstellung gefallen. Die meisten sind vielschichtig und auch nicht immer das, was sie zu sein vorgeben. Insbesondere Bruder Gregory, ein Mann, der gerne Visionen hätte und mit Gott sprechen würde, dabei aber so gar nicht dem Bild eines Mönchs entspricht, fand ich sehr gelungen beschrieben. Doch auch Malachi, der Alchimist, ist ein sehr interessanter Charakter.
Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen, dabei kommt der Humor nicht zu kurz.
Das Ende kommt ein wenig überraschend und lässt den Leser ein wenig in der Luft hängen, weshalb es sich empfiehlt, die Fortsetzung gleich im Anschluss zu lesen.
Fazit
Ein spannender, dabei leicht und humorvoll geschriebener Roman mit Einflüssen aus der Fantasy, der ein wenig gemächlich beginnt. Wer diese Art von Büchern mag, sollte sich diesen Roman genauer anschauen, auch wenn er schon vor längerer Zeit erschienen ist.
Rebecca Gablé – Das Lächeln der Fortuna – Erweiterte Ausgabe
Autor | Rebecca Gablé |
Titel | Das Lächeln der Fortuna - Erweiterte Ausgabe |
Serie | Waringham Band 1 |
Seitenzahl | 1757 |
Verlag | Bastei Lübbe |
ISBN | 978-3-404-16944-3 |
Bewertung | keine Bewertung |
Dies ist eine ergänzende Rezension, in der ich auf Änderungen der Erweiterten Ausgabe gegenüber der Standardedition eingehen will. Für eine inhaltliche Rezension siehe hier.
Bei dieser zweibändigen Schuberausgabe handelt es sich um die ursprüngliche Version des historischen Debütromans von Rebecca Gablé, bevor diese im Lektoratsprozess deutlich gekürzt wurde. Den Zusatz „Erweiterte Ausgabe“ finde ich ein wenig irreführend, da das Buch ja nicht für diese Ausgabe erweitert wurde, sondern es sich um die ungekürzte Originalversion handelt.
Diese schlägt mit 1757 gedruckten Seiten in zwei Bänden zu Buche, während die Standardausgabe je nach Auflage zwischen ca. 1200 und 1300 Seiten hat. Diese etwa 450 bis 550 Seiten Differenz sagen aber nicht allzu viel darüber aus, wie viel Inhalt nun tatsächlich gestrichen wurde, da sich die Schriftgröße deutlich unterscheidet und in der Erweiterten Ausgabe wesentlich weniger Text auf einer Seite zu finden ist als in der Standardausgabe. Wäre die Schriftgröße gleich, dann wäre der Unterschied deutlich geringer, wobei ein Teil davon auch noch auf das doppelte Ende entfällt.
Zusätzliche Szenen konnte ich ohne einen direkten Vergleich nur wenige entdecken, die deutlichste Änderung sind zwei längere Szenen um die Familie Hillock. Einen großen Mehrwert haben mir diese jetzt nicht geboten, sie waren einfach eine nette Ergänzung. Das ursprüngliche Ende konnte mich auch nicht überzeugen, aber wenigstens sind beide abgedruckt, so dass man hier nicht auf die Standardausgabe zurückgreifen muss, um dieses zu lesen. Dafür sind andere Szenen weiter ausgebaut, was aber hauptsächlich dann auffällt, wenn man den ursprünglichen Handlungsablauf noch im Kopf hat.
Es fällt auf, dass schon die erste Szene in der Standardausgabe länger ist als in der erweiterten Ausgabe. Nicht zu finden sind hier hauptsächlich Beschreibungen der Personen und der Umgebung. Möglicherweise lässt sich dies damit begründen, dass hier eben so wenig von einem Lektor eingegriffen wurde wie möglich, um den ursprünglichen Charakter zu bewahren, jedoch ist diese Erweiterte Ausgabe dadurch längst nicht so flüssig lesbar, wie man es von den späteren (lektorierten) Büchern der Autorin kennt.
Das fehlende oder eingeschränkte Lektorat macht sich auch an anderer Stelle bemerkbar, nämlich wenn ein Mann der Kirche, der in der Regel mit Vater angesprochen wird, an einer Stelle plötzlich zum Father wird.
Positiv dagegen ist, dass die einzelnen „Kapitel“ mit Angaben zu Handlungsort und -zeit überschrieben sind, wie es in den späteren Romanen der Autorin immer der Fall ist, nur eben in diesem historischen Debüt noch nicht.
Ich bin mir nicht sicher, für wen diese Veröffentlichung eigentlich gedacht ist. Sicherlich für die Fans der Autorin, die sich begeistert auf die Suche nach neuen Szenen begeben. Allen Anderen würde ich aber eher zur Standardversion raten, da der Mehrwert der erweiterten Ausgabe tatsächlich eher gering ist, die Standardausgabe aber flüssiger zu lesen ist.
Mir selbst hat diese Version recht gut gefallen, ein Muss ist sie aber auf keinen Fall.
Fazit
Ob sich diese erweiterte Ausgabe lohnt, muss jeder für sich entscheiden, weshalb ich hier auf eine eigene Wertung verzichte. Da sich inhaltlich aber wenig zur Standardausgabe ändert, würde ich dafür aber die volle Punktzahl vergeben.
Rebecca Gablé – Das Lächeln der Fortuna
Autor | Rebecca Gablé |
Titel | Das Lächeln der Fortuna |
Serie | Waringham Band 1 |
Seitenzahl | 1196 |
Verlag | Bastei Lübbe |
ISBN | 978-3-404-13917-0 |
Bewertung |
Inhalt
Abtei von St. Thomas, Curn, 1360: Für Robin, den zwölfjährigen Sohn und Erben des Earl of Waringham, ändert sich sein Leben vollkommen, als er erfahren muss, dass sein Vater des Verrats beschuldigt wurde und sich selbst das Leben genommen hat. Aller Güter und Titel beraubt, will Robin dennoch nur nach Hause.
Zurück in Waringham findet er Arbeit in der Pferdezucht und ist mit seinem Leben zufrieden. Doch der neue Earl, ein guter Freund seines Vaters, möchte aus Robin einen Ritter machen. Mortimer, der Sohn des Earls, macht ihm dagegen das Leben schwer. Und so wundert es nicht, dass Robins Leben als Pferdeknecht nicht von langer Dauer ist.
Meine Meinung
Jedes Mal, wenn ich diesen Roman wieder zur Hand nehme – und das war in den letzten zehn Jahren häufiger der Fall – bin ich wieder von Beginn an gefesselt. Direkt vom ersten Satz an ist man in der Geschichte drin, während man Robin auf seinen Abenteuern begleitet. Der Schreibstil ist temporeich und recht einfach gehalten, so dass ich selbst nur so durch das Buch geflogen bin – bei 1200 Seiten keine Kleinigkeit. Die Handlung bleibt dabei die meiste Zeit über spannend, mit kleinen Einbrüchen, wenn Robins Leben mal wieder ruhiger verläuft, langweilig war mir allerdings nie.
Es fällt auf, dass Robin eine Person mit ziemlich modernen Ansichten ist. Da er aber in der Regel mit diesen alleine ist und die anderen Menschen in seinem Umfeld diese nicht teilen, erscheint mir diese Einstellung nicht zu weit hergeholt, denn andersdenkende Menschen hat es schon immer gegeben. Einzig der Umgang mit Leofric, einem taubstummen Jungen, dem sich durch die Freundschaft zu Robin neue Wege erschließen, will in meinen Augen nicht ganz in diese Zeit passen.
In diesem Roman erhält der Leser Einblick in viele verschiedene Bereiche, die mehr oder weniger ausführlich beschrieben werden. Die Pferdezucht nimmt besonders zu Beginn einen größeren Raum ein, weicht aber später den Beschreibungen des Krieges und des Lebens bei Hofe. Politik spielt in diesem Roman eine nicht zu verachtende Rolle. Es geht um Krieg mit Frankreich und Schottland, Erhebung von Steuern, Aufstände, Religion, also alles, was einem Ritter in seinem Leben so begegnet.
Auch wenn die Autorin es schafft, Zusammenhänge verständlich darzustellen, sollte man sich zumindest am Rande für die englische Geschichte interessieren, sonst könnte der Roman trotz seiner spannenden Handlung anstrengend zu lesen sein.
Es ist nicht immer einfach, die Charaktere ihren Titeln und den aktuellen persönlichen Standpunkten oder Fraktionen zuzuordnen, auch wenn das Personenregister dabei eine große Hilfe ist. Etwas vereinfacht wird die Sache dadurch, dass die Autorin einigen Personen Spitznamen gibt oder den ganzen Roman über bei einem Namen bleibt.
Ein klein wenig übernatürlich geht es hier auch zu: Robin kann mit Pferden kommunizieren, sie nur durch seine Gedanken zum Stehen oder Gehen bringen. Auch wenn diese Gabe an einigen Stellen eine wichtige Rolle einnimmt, steht sie nicht im Vordergrund.
Fazit
Ein Roman, den ich gerne jedem ans Herz legen würde, der sich für englische Geschichte des Spätmittelalters interessiert und sich von Wälzern nicht abschrecken lässt.
Jack Whyte – Der Schatz des Blutes
Autor | Jack Whyte |
Titel | Der Schatz des Blutes |
Originaltitel | Knights of the Black and White |
Übersetzer | Barbara Schnell |
Serie | Die Templer Band 1 |
Seitenzahl | 604 |
Verlag | Blanvalet |
ISBN | 978-3-442-36347-6 |
Bewertung |
Inhalt
Payens, 1088: Kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag wird Hugh de Payens Mitglied einer geheimnisvollen Bruderschaft, die sich Orden der Wiedergeburt in Sion nennt. In den folgenden Jahren widmet er sich den Studien der geheimen Schriften, die von der Bruderschaft aufbewahrt werden und eine unbequeme Wahrheit enthalten.
Als der Papst wenige Jahre später zur Befreiung Jerusalems aufruft, sind Hugh und seine Freunde unter den ersten, die – im Auftrag ihres Ordens – das Kreuz nehmen. Doch der Kreuzzug verläuft anders, als Hugh erwartet hätte, und die Dinge, die er gesehen und erlebt hat, prägen ihn auf lange Zeit…
Meine Meinung
Erwartet hatte ich einen spannenden, dabei aber auch halbwegs glaubwürdigen Roman über Hugues des Payens – hier Hugh genannt -, über den ersten Kreuzzug, die Gründung des Templerordens und die Gründe dafür, gepaart mit Theorien um den geheimnisvollen Schatz der Templer. Davon ist hier aber leider wenig zu finden.
Der Anfang ist dabei noch recht spannend. Anschaulich wird die Initiation in den Geheimbund beschrieben, Hugh und seine Freunde charakterisiert. Doch schon bald darauf lässt die Spannung nach, stattdessen wird eine der größten Schwächen des Romans deutlich: Der Schreibstil, der Aufbau der Handlung, die gesamte Gliederung scheinen undurchdacht.
Es werden immer wieder Szenen beschrieben, die für die Handlung nebensächlich sind und überhaupt keinen Einfluss auf das weitere Geschehen haben. Es gibt große zeitliche Sprünge in der Handlung, über einige ausgewählte Ereignisse, die oft ebenfalls nebensächlich sind, wird man rückblickend informiert. Zusätzlich gibt es immer wieder Informationsblöcke, die die Romanhandlung unterbrechen und so fast jeden Ansatz von Spannung unterbinden. Auch auf unnötige Wiederholungen stößt man regelmäßig.
Nach etwa einem Viertel des Buches beginnt der Roman endlich, doch noch Spannung aufzubauen, endlich geht es um das Thema, über das ich lesen wollte, nämlich Hughs Erlebnisse in Jerusalem, die zur Gründung des Ordens der Tempelritter führen. Doch urplötzlich, mit der Einführung eines jungen Ritters, verschiebt sich der Schwerpunkt weg von den Templern hin zu den sexuellen Fantasien einer mächtigen Frau. Plötzlich stehen nicht mehr Hugh und der Orden im Mittelpunkt, sondern die Erlebnisse von Stephen St. Clair, eben jenem jungen Ritter, die recht wenig mit Hugh und seinen Freunden zu tun haben.
Am Ende hatte ich das Gefühl, dass dieser Handlungsbogen, der über etwa die Hälfte des Romans verläuft, nur zum Füllen der Seiten gedacht war, denn für mich wirkt er aufgesetzt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er zur Geschichte des Templerordens etwas beigetragen hätte.
Die Personen bleiben größtenteils blass. Hughs Freunde, die zu Beginn ausführlich charakterisiert wurden, verkommen schon sehr bald zu unwichtigen Randfiguren, die nur durch die gelegentliche Nennung des Namens präsent bleiben. Für die weiteren Gründungsmitglieder gilt dies umso mehr, da diese nie näher beschrieben werden. Einzig Hugh und ab der Mitte dann Stephen St. Clair werden ein wenig charakterisiert, doch zu wenig, um sie menschlich erscheinen zu lassen.
Die Theorie, die hier aufgestellt wird und in der es um die Vorfahren der Templer geht, finde ich sehr abwegig, insbesondere, da sie im Verlauf des Romans eigentlich selbst widerlegt wird.
Fazit
Aus dem Thema hätte man so viel machen können, bietet es doch genügend Freiraum für Spekulationen und viele Möglichkeiten für eine spannende Geschichte. Stattdessen handelt es sich um eine plumpe Darstellung einer abstrusen Theorie, die mit stilistischen Schwächen aufwartet und kaum Spannung aufkommen lässt. Schade!