Monatsrückblick Juni 2014

Die letzten Tage habe ich wenig von mir hören lassen, doch auf den Juni will ich zumindest halbwegs pünktlich zurückblicken.

Gelesen
Wieder einmal habe ich eher wenig gelesen, irgendwie fehlt mir gerade ein wenig die Motivation, mir ein Buch zu schnappen, man kann schon fast von einer Leseflaute reden. Wenn ich dann aber mal angefangen habe, lese ich dann doch gerne viele Seiten am Stück.
Deshalb sind es diesen Monat nur vier Bücher geworden, davon immerhin drei von meiner Leseliste!

Dagmar Trodler – Die Tage des Raben *Re-Read*
Brenda Vantrease – Der Illuminator
Dagmar Trodler – Die Rose von Salerno *TOP*
Valeria Montaldi – Der Herr des Falken *FLOP*

Die fehlenden Rezensionen werden natürlich nachgetragen, allerdings kann ich jetzt schon sagen, dass Top und Flop nur einen Stern auseinander liegen. Somit war der Monat eher durchschnittlich, aber wenigstens war keine große Enttäuschung dabei.

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Brenda Vantrease – Der Illuminator

AutorBrenda Vantrease
TitelDer Illuminator
OriginaltitelThe Illuminator
ÜbersetzerGloria Ernst
SerieDer Illuminator Band 1
Seitenzahl574
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36622-4
Bewertung

Inhalt
Norfolk, England, im Jahr 1379: Lady Kathryn ist Witwe und Mutter von Zwillingssöhnen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Doch sie hat finanzielle Sorgen, denn ihr kleines Landgut wirft kaum Gewinn ab.
Als sich ihr die Möglichkeit bietet, einen Illuminator und dessen Tochter auf Kosten des Kirche bei sich aufzunehmen, nimmt sie das Angebot des Abtes gerne an.
Finn, der Illuminator, ist aber kein gehorsamer Diener der katholischen Kirche, er sympathisiert mit den Lollarden und arbeitet nebenbei an der Illumination von Wycliffes Bibelübersetzung.
Kurz nach Finns Ankunft wird ein Priester erschlagen in der Nähe von Blackingham Manor aufgefunden. Wer kann für diesen Mord verantwortlich sein?

Meine Meinung
Wer hier von einem Krimi ausgeht, liegt falsch, denn um die Ermittlung des Täters geht es hier weniger. Vielmehr dient der Mord dazu, die Geschichte ins Rollen zu bringen und die Personen vor schwierige Entscheidungen zu stellen.
Geschichtlicher Hintergrund für diesen Roman bilden die Bibelübersetzung Wycliffes und die beginnende Reformation durch die Lollarden sowie die Politik von John of Gaunt, dem Onkel des jungen Königs.
Hauptperson ist weniger der Illuminator Finn, was man bei dem Titel des Buches wahrscheinlich erwarten würde, sondern vielmehr Lady Kathryn. Eigentlich eine sympathische Frau, ist sie entsprechend ihrer Zeit in ihrer Denkweise festgefahren, Vorurteile bestimmen ihr Verhältnis zu anderen Menschen. Auch der Bezug zum Geld scheint ihr nur im Ansatz bewusst zu sein, sieht sie doch nicht, wie schwierig es für ihre Leibeigenen ist, die Kopfsteuer zu zahlen. Diese Einstellung wirkt zwar authentisch, ich kann mir gut vorstellen, dass der Adel sich wenig um die Belange der Untergebenen gekümmert hat, doch hatte ich dadurch so meine Probleme mit Kathryn.
Finn dagegen ist das absolute Gegenteil. Er stellt sich gegen Konventionen, greift ein, wenn er es für nötig erachtet, er sieht Unrecht, wenn er ihm begegnet und tut sein Möglichstes, neue Ideen zu verbreiten. Er ist hilfsbereit, und der Stand oder die Herkunft einer Person bedeuten ihm wenig. Er sieht den Menschen, wie er ist.
Wieso sich ausgerechnet zwischen den beiden Personen eine Beziehung entwickelt, hat sich mir nicht direkt erschlossen. Da sie auch eher oberflächlich beschrieben ist und eher Taten als Gefühle beschrieben werden, wusste ich bis zum Schluss nicht, was ich davon halten sollte. Auch an anderen Stellen sind Schilderungen eher sachlich und kühl, so dass ich mich wenig angesprochen gefühlt und sogar gelegentlich gelangweilt habe.
Erwartet hatte ich einen Roman, in dem Liebesgeschichte und die Geschichte um die Bibelübersetzung etwa gleich gewichtet sind, doch stattdessen entwickelt sich die Geschichte ganz anders als gedacht. Stellenweise sind die Schilderungen ziemlich brutal, doch durch die sachlichen Beschreibungen der Tatsachen haben mich diese Szenen wenig berührt. Auch das Ende war dann ganz anders, als ich noch zur Mitte hin erwartet hätte, was einerseits positiv ist, weil ich dadurch überrascht wurde, andererseits aber ein leicht unbefriedigendes Gefühl zurückgelassen hat.
Andere Personen entspringen zum Teil den typischen Klischees, schon beim ersten Auftreten bekommt man eine Ahnung, welche Rolle sie wohl spielen werden.
Auch einen kleinen Einschlag in die Fantasy gibt es hier: Eine junge Küchenmagd kann Seelen in Form eines farbigen Schimmers sehen. Dies ist aber für die Handlung nebensächlich, der Roman hätte auch sehr gut ohne dies funktioniert und mir dann möglicherweise auch besser gefallen.

Fazit
Zwar konnte mich der Roman erzählerisch nicht berühren, doch war der Inhalt interessant und das Ende völlig unerwartet, so dass ich auf die Fortsetzung neugierig geworden bin. Wer über die Schwächen hinwegsehen kann, könnte seine Freude mit diesem Roman haben.

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Margaret Frazer – Die Magd

AutorMargaret Frazer
TitelDie Magd
OriginaltitelThe Servant's Tale
ÜbersetzerAnke Grube
SerieSchwester Frevisse Band 2
Seitenzahl347
VerlagEcon
ISBN3-612-25057-4
Bewertung

Inhalt
England, 1433: Als Gaukler in der Weihnachtszeit einen schwerverletzten Mann unter seinem umgekippten Wagen finden, bringen sie ihn ins nahegelegene Kloster. Schnell wird klar, dass der Leibeigene seine Hand nie mehr benutzen können wird. Seine Frau Meg, die im Kloster als Magd arbeitet, ist verzweifelt, weiß sie doch nicht, wie sie ihre Familie nun ernähren soll.
Doch in der Nacht stirbt der Mann, und während der ältere Sohn die Gaukler für den Tod des Vaters verantwortlich macht, ist der jüngere geradezu fasziniert von ihnen.
Plötzlich sterben weitere Menschen. Hatte der ältere Sohn doch Recht, sind die Schausteller gefährliche Leute? Schwester Frevisse ermittelt.

Meine Meinung
Dieser historische Krimi ist der zweite Band einer Reihe um Schwester Frevisse, einer Nonne, die gerne ihre Nase in Dinge hineinsteckt, die sie nichts angehen. Den Vorgänger kenne ich nicht, doch ist dies für das Verständnis auch nicht weiter wichtig. Es gibt zwar ein paar Anspielungen auf den ersten Band, und auch die Charakterisierungen der übrigen Nonnen fallen hier recht knapp aus, was daraufhin deuten könnte, dass sie im ersten Band ausführlicher beschrieben sind, doch abgesehen davon scheint es nicht weiter wichtig zu sein, diesen zu kennen.
Dafür, dass dieser Krimi mit knapp 350 Seiten eher dünn ist, sind die Personen recht gut ausgebaut. Insbesondere Schwester Frevisse, über deren Vergangenheit, die ihre Entscheidungen stark beeinflusst, man ein wenig erfährt, aber auch die Gaukler und Meg, die Frau des Verstorbenen, sind gut beschrieben. Nicht immer sind sie sympathisch, insbesondere mit den Schauspielern konnte ich wenig anfangen, doch wurden die meisten Personen trotz der Kürze sehr menschlich dargestellt.
Wie häufig bei historischen Krimis verläuft auch dieser sehr gemächlich. Ein Großteil des Kriminalfalls spielt sich erst in der zweiten Hälfte des Buches ab. Die Auflösung erfolgt entsprechend ziemlich knapp.
Diese Einteilung gefällt mir allerdings nicht so sehr, also eine Hälfte Einleitung mit Vorstellung der Charaktere und der Ausgangssituation, eine Hälfte Kriminalfall, Ermittlung und Aufklärung. Dadurch wird der erste Teil doch eher langweilig, der zweite dagegen viel zu knapp und komprimiert.
Dazu kommt, dass ich schon sehr früh eine Ahnung hatte, wer hinter den Morden stecken könnte, und diese hat sich dann auch am Ende bestätigt. Die falschen Fährten konnten mich nicht in die Irre führen, wodurch dann noch weniger Spannung aufkam.
An zwei Stellen im Buch führen die Gaukler Schauspiele auf. Diese werden ziemlich genau beschrieben, mitsamt sich öffnender Vorhänge und Pausenfüllern. Doch so, wie sie beschrieben sind, dürften die Stücke jeweils nur wenige Minuten gedauert haben und kaum den Aufwand Wert gewesen sein, dafür eine Bühne aufzubauen. Hier wäre es möglicherweise besser gewesen, auf eine solch genaue Beschreibung zu verzichten und dies der Fantasie des Lesers zu überlassen, denn so wirkt es nur wie ein Seitenfüller.

Fazit
Erst ein wenig zu langweilig, in der zweiten Hälfte zu schnell, dann noch die Seitenfüller und eine Auflösung, die mir schon beim ersten Todesfall klar war… Dieser Krimi konnte mich nicht überzeugen, und so werde ich die Reihe, die im Englischen immerhin 17 Bände umfasst, nicht weiter verfolgen.

Rebecca Gablé – Der König der purpurnen Stadt

AutorRebecca Gablé
TitelDer König der purpurnen Stadt
Seitenzahl960
VerlagBastei Lübbe
ISBN3-404-15218-2
Bewertung

Inhalt
London, 1330: Jonah Durham ist Lehrling im Betrieb seines Vetters Rupert Hillock, einem Mitglied der Londoner Tuchhändlergilde, doch insbesondere Ruperts Frau Elizabeth sieht in ihm eine Bedrohung. Einzig seine Großmutter zeigt ihm auf ihre eigene Weise ein wenig Zuneigung.
Doch die Beziehung zwischen Meister und Lehrling verschlimmert sich nach dem Tod von Jonahs Großmutter beträchtlich, so dass auch die Londoner Gilde einer Auflösung des Lehrvertrags zustimmen muss. Insbesondere einer zufälligen Begegnung mit dem König und seiner flämischen Frau hat der junge Händler es zu verdanken, dass er schon bald zu Erfolg gelangt. Doch Rupert hat noch eine Rechnung mit ihm offen…

Meine Meinung
Jonah Durham ist kein einfacher Mensch. Durch seine verschlossene Art und sein düsteres Aussehen erweckt er nicht viele Sympathien bei seinen Mitmenschen, mir selbst hat seine Darstellung aber sehr gut gefallen. Nicht immer konnte ich seine Aktionen gutheißen, doch wird er dadurch, dass er auch mal nicht ganz so angenehme Dinge tut, lebendig. Weniger überzeugend fand ich dagegen, dass Jonah in seinem Leben wirklich viel Glück hat, viel mehr, als es bei Gablés anderen Protagonisten der Fall ist, die schon ausgesprochene Glückspilze sind. Bei ihm verläuft das Leben weniger als ständiges Auf und Ab, stattdessen geht es fast nur nach oben. Kleinere Rückschläge sind in kurzer Zeit überstanden, Probleme schnell aus der Welt geschafft, und selbst große Tragödien spielen nur kurz eine Rolle. Solch ein kometenhafter Aufstieg gepaart mit so viel Glück erscheint mir dann doch eher unglaubwürdig.
Schon recht früh wird klar, wer Freund und wer Feind ist. Einzelne Personen kann man sogar einschätzen, bevor sie überhaupt erstmals aufgetreten sind, nur anhand deren Reputation. Dennoch wird die Beziehung, in der sie zu Jonah stehen, immer begründet und beruht nicht ausschließlich auf persönlicher Abneigung. Auch das Ende war für mich doch sehr vorhersehbar.
Trotzdem konnte ich diesen Roman kaum aus der Hand legen und habe ihn in nur drei Tagen gelesen, bei knapp 1000 Seiten kein Kinderspiel. Mal sind es kleinere Abenteuer, mal der Ausgang eines neuen Vertrags, mal gesponnene Intrigen von Jonahs Konkurrenten, die mich an das Buch gefesselt haben. Langeweile kam überhaupt nicht auf, obwohl der Roman etwa 19 Jahre umspannt.
Da es sich bei der Hauptperson um einen Händler handelt, wird in diesem Roman der politische Schwerpunkt auf die Wirtschaftspolitik Edwards III. gelegt. Andere Bereiche werden zwar auch gestreift, aber oft mit wirtschaftlichen Überlegungen in Verbindung gesetzt. Dies fand ich sehr interessant, wird dabei doch anschaulich beschrieben, wie kurzfristig manchmal doch gedacht wurde. Dabei sind diese Betrachtungen einfach dargestellt, sie nehmen auch keinesfalls überhand und sind gut in die Handlung eingebettet. Einzig zu Beginn des Romans gibt es einen Informationsblock über den Aufbau der Londoner Gilden, der nur dadurch nicht aufgesetzt wirkt, dass einer jungen Auszubildenden die Situation geschildert wird. So jedoch ist auch dies sinnvoll in die Geschichte eingebunden.
Es hat mich sehr gefreut, in diesem Roman immer wieder auf Gervais of Waringham und Geoffrey Dermond zu treffen, zwei Personen, die im anschließend spielenden, aber zuerst geschriebenen Roman Das Lächeln der Fortuna eine wichtige Rolle spielen.

Fazit
Ich gebe es zu: Ich liebe die Romane von Rebecca Gablé. Trotz der Mängel möchte ich dem Roman volle Punkte geben, weil einfach das Verhältnis zwischen Unterhaltung und vermittelter Geschichte stimmt.
Empfehlen möchte ich das Buch all denjenigen, die sich für englische Geschichte interessieren und Wälzern gegenüber nicht abgeneigt sind.