Rebecca Gablé – Das Spiel der Könige

AutorRebecca Gablé
TitelDas Spiel der Könige
SerieWaringham Band 3
Seitenzahl1197
VerlagBastei Lübbe
ISBN3-404-16307-9
Bewertung

Inhalt
England, 1455: Julian of Waringham hat sich mit seinem Vater überworfen, der noch immer treu zu Henry VI. steht, obwohl offensichtlich ist, dass dieser ein schwacher König ist. Julian dagegen stellt die Lancastertreue seiner Familie infrage, halten es doch selbst einige seiner Cousins mit dem Hause York. Als sein Vater bei einer Schlacht getötet wird und kurz darauf Waringham von Yorkisten überfallen wird, verändern sich die Verhältnisse für Julian und seine Zwillingsschwester Blanche rasant.
Als Erbe des Titels wird Julian nun von Richard of York umworben, der aber schon bald sein wahres Gesicht zeigt. Und so muss Julian sich entscheiden, auf welcher Seite in diesem Konflikt er stehen will.

Meine Meinung
War es bisher nicht nötig, zu Büchern von Rebecca Gablé die Vorgänger gelesen zu haben, würde ich hier dringend dazu raten, Die Hüter der Rose vorher zu lesen. Dieser Roman schließt recht dicht an den zweiten Band der Waringham-Reihe an, so dass nicht wenige Personen bereits bekannt sind. Selbst die Protagonisten konnte man im Vorgänger schon kennen lernen, selbst wenn sie da nur Kleinkinder waren. Dazu kommt, dass es eine große Anzahl fiktiver Personen gibt, die wiederum mit Personen aus anderen Romanen der Autorin verwandt sind, aus den vorherigen Waringham-Bänden, aber es gibt auch Durhams, die mit Jonah aus Der König der purpurnen Stadt verwandt sind. Auch wenn es wie gewohnt ein Personenregister gibt, erschließt sich die Rolle der jeweiligen Personen oft schon aus den Beziehungen der Vorfahren untereinander.
Der Leser erhält mit diesem Roman einen guten Überblick über die Ereignisse während der Rosenkriege aus Sicht der Lancastrianer, denn Julian und Blanche mischen fleißig aus dem Hintergrund mit. Dieser ist wie gewohnt recht politisch, dieses Mal mit Blick auf die englische Innenpolitik. Nicht immer gelingt die Darstellung ohne Verwirrung, denn einige Personen wechseln gerne mal die Seiten, doch überwiegend ist verständlich, worum es geht, auch wenn die Sichtweise recht einseitig ist und der Blick der Yorkisten auf die Ereignisse größtenteils fehlt. Auch die Begründung dafür, was nach Ansicht der Autorin mit den jungen Prinzen passiert sein könnte, ist aus dem Zusammenhang nachvollziehbar und im Nachwort zudem begründet.
Immer wieder gibt es zeitliche Sprünge zwischen den einzelnen Abschnitten des Buches. Sprünge über zwei, drei Jahre stören mich dabei weniger, doch beträgt die größte zeitliche Lücke weit über zehn Jahre und damit nahezu so viel wie zwischen diesem Roman und dem Vorgänger. In dieser Zeit sind neue Hauptpersonen dazugekommen, andere haben sich weiterentwickelt. Zwar ist verständlich, warum es zu diesem großen Schnitt kommt – aus Lancaster-Sicht passiert hier einfach nicht viel – doch war mir der Bruch hier einfach zu groß, um mich mit den Personen weiterhin verbunden zu fühlen.
Julian ist nicht immer ein Sympathieträger, manchmal konnte ich seine Handlungen und Einstellungen nicht nachvollziehen, nicht immer war ich mit ihnen einverstanden. Besonders sein Verhalten gegenüber Königin Marguerite macht ihn nicht gerade sympathisch, und auch, wie er sich über weite Teile des Romans seiner Frau gegenüber gibt, haben bei mir für Unverständnis gesorgt.
Blanche, die zweite Hauptperson in diesem Roman, ist ebenfalls eine schwierige Person, doch ihre Beweggründe konnte ich größtenteils nachvollziehen. Ob diese nun realistisch sind, ist wieder eine andere Sache.
Während einige Charaktere, fiktive wie historische, sehr gelungen dargestellt sind, gibt es dennoch ein paar, die mich nicht überzeugen konnten, da mir die Motivation für deren Handlung nicht groß genug ist.

Fazit
Das Spiel der Könige ist kein schlechter Roman, doch konnte mich dieser dritte Band der Waringham-Reihe entgegen meinen Erwartungen – schließlich hatte ich das Buch vor einigen Jahren schon einmal gelesen – nicht vollständig überzeugen. Dennoch würde ich ihn allen Interessierten am Thema Rosenkriege und englischer Geschichte allgemein empfehlen – sofern der Vorgänger gelesen wurde.

Rebecca Gablé – Die Hüter der Rose

AutorRebecca Gablé
TitelDie Hüter der Rose
SerieWaringham Band 2
Seitenzahl1115
VerlagBastei Lübbe
ISBN3-404-15683-8
Bewertung

Inhalt
England, 1413: John ist mit seinen dreizehn Jahren der jüngste Spross aus dem Hause Waringham. Gerne würde er wie seine älteren Halbbrüder in den Dienst des neu gekrönten Königs treten und bei Hofe seine Ausbildung zum Ritter fortsetzen, doch sein Vater hat scheinbar andere Pläne mit ihm. Um diesen zuvorzukommen, beschließt John, auszureißen und auf eigene Faust nach Westminster zu reisen.
Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass es doch ein wenig anders ist als in seinen Vorstellungen. Unter den anderen Knappen macht er sich schnell einige Freunde, doch nicht jeder ist auf einen Waringham gut zu sprechen…

Meine Meinung
Wieder einmal entführt uns Rebecca Gablé ins England des Mittelalters. Einige Jahre nach Das Lächeln der Fortuna angesiedelt, führt dieser Roman die Geschichte der Waringhams fort, die eng mit der Geschichte Englands und den Königen aus dem Hause Lancaster verbunden ist.
Hauptperson ist John, der zwar den Namen Waringham trägt, aber im Gegensatz zu seinen Brüdern keinen Anspruch auf einen Titel hat. Über fast dreißig Jahre begleitet ihn der Leser, erfährt, wie er zum Mann heranwächst und sein Leben meistert, Kriege miterlebt und sein Leben in den Dienst der Krone stellt.
Auch wenn John eine fiktive Person ist, sind seine Erlebnisse doch passend in den historischen Kontext eingebettet. Bis auf die Tatsache, dass er ebenso wie sein Vater die Fähigkeit hat, mit Pferden zu kommunizieren, ist er ein Person, die so tatsächlich gelebt haben könnte. Vielleicht ist er ein wenig zu gutmütig und zu weichherzig, dafür war er mir aber umso sympathischer.
Auch andere Charaktere werden bildhaft beschrieben. Johns Halbbruder Raymond beispielsweise ist nicht unbedingt immer ein Sympathieträger, doch konnte ich ihn mir sehr gut vorstellen. Doch auch die historischen Personen wie Owen Tudor oder John Neville, genannt Somerset, konnten mich in ihrer Darstellung überzeugen.
Einige Personen, deren Namen oder Familienzugehörigkeit mir aus Das Lächeln der Fortuna bekannt waren, kommen auch vor, doch hält sich dies im Rahmen, so dass auch ein Leser, der den Vorgänger nicht kennt, das Buch ohne Schwierigkeiten verstehen können sollte.
Wie von der Autorin gewohnt werden hier geschichtliche Fakten mit den privaten Erlebnissen der Hauptperson geschickt verwoben, so dass ein Geflecht entsteht, das einem die politischen Ereignisse nahebringt, aber auch das normale Leben nicht vernachlässigt. Und so ist John häufig bei Erlebnissen dabei, die in die Geschichte eingegangen sind, wie beispielsweise der Schlacht bei Agincourt, die zwar nicht übermäßig blutig, aber auch nicht gerade oberflächlich beschrieben wird, und auch der Jungfrau von Orléans, der John skeptisch gegenüber steht, begegnet er. Genauso gut geht er aber auch seinen privaten Zielen nach, so dass es auch stellenweise romantisch wird.
Vorwissen über diese Zeit, über den Hundertjährigen Krieg und die Regierungszeit Henry V. sind für das Verständnis nicht nötig, da die Zusammenhänge leicht verständlich beschrieben werden. Selbst die große Anzahl an Personen, von denen die wichtigsten in einem Personenregister gelistet sind, hat mir hier keine Schwierigkeiten bereitet.

Fazit
Wieder einmal ein lesenswerter Roman über die Geschichte Englands, die ich allen ans Herz legen möchte, die sich für diese Zeit interessieren und Wälzern nicht abgeneigt sind.

Ulf Schiewe – Die Comtessa

AutorUlf Schiewe
TitelDie Comtessa
SerieMonatalban Band 3
Seitenzahl555
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-50731-5
Bewertung

Inhalt
Narbona, 1142: Der junge Ritter Arnaut de Montalban und sein Schildträger Severin wollen Graf Alfons von Tolosa, ihrem Lehnsherren, ihre Dienste anbieten. Allerdings verhindert Arnauts aufbrausendes Temperament, dass es dazu kommt.
Bevor sie jedoch wieder abreisen, erhalten sie ein interessantes Angebot: Sie sollen in die Dienste der Vescomtessa Ermengarda treten, die vor einer erzwungenen Ehe fliehen will. Von dem Auftreten der jungen Frau schwer beeindruckt stimmen die beiden jungen Ritter zu. Doch die Flucht gestaltet sich nicht so leicht wie erhofft, denn die Häscher sind ihnen dicht auf den Fersen, und nicht alle wollen Ermengarda lebendig fangen…

Meine Meinung
Bei diesem Roman handelt es sich um eine Fortsetzung zu Ulf Schiewes Erstlingswerk Der Bastard von Tolosa. Dabei ist es aber nicht zwingend notwendig, den Debütroman auch gelesen zu haben, es erleichtert aber das Verständnis einiger Zusammenhänge.
Wieder führt uns der Autor nach Südfrankreich, nach Okzitanien. Dabei sind die Orte und Landschaften überzeugend und lebendig beschrieben, so dass ich sie mir halbwegs gut vorstellen könnte. Die Sprache ist dabei nicht allzu blumig, stellenweise sogar ein wenig derb. Dem gegenüber stehen Gedichte der Troubadoure, die in zwei Sprachen abgedruckt sind, in der langue d’oc sowie in der deutschen Übersetzung. Leider gibt es auch während des Romans immer wieder einzelne okzitanische Worte, die meinen Lesefluss unterbrochen haben. Gerne hätten diese sich auf Titel beschränken oder insgesamt spärlicher verwendet werden dürfen.
Die Geschichte selbst ist eine Erfindung des Autors, auch wenn sie lose auf Urkunden basiert. Ich kann mir jedoch ganz gut vorstellen, dass es so ähnlich hätte passieren können. Allerdings dauert es eine ganze Weile, bis die Geschichte überhaupt in Schwung kommt, das Vorgeplänkel hat sich für mich ein wenig lang hingezogen.
Nun ist eine Flucht vor der erzwungenen Ehe ein Thema, das gerne für romantische Geschichten verwendet wird. Auch wenn es hier ebenfalls eine Liebesgeschichte gibt, ist dieser Roman nicht allzu romantisch beschrieben, sondern eher eine Beschreibung der Abenteuer, die die Gruppe auf der Reise erlebt
Ermengarda wird dabei als recht starke junge Frau dargestellt, die zwar schon mal in Rüstung unterwegs ist, dabei aber keinesfalls ein Übermensch ist, sondern auch mal ganz normale Schwächen zeigt. Ich halte es aber nicht für unwahrscheinlich, dass die historische Ermengarda ebenfalls sehr stark war, wenn man betrachtet, was sie in ihrem Leben erreicht hat, und so fällt die Romanfigur hier in meinen Augen nicht aus der Rolle.
Arnaut, der ein fiktiver Charakter ist, hat mir ebenfalls ganz gut gefallen. Er ist nicht der typische Held. Zwar ist er stark und groß, größer als die meisten seiner Mitmenschen, doch ist er auch aufbrausend und bringt sich dadurch gelegentlich in Schwierigkeiten. Dazu kommt sein Verständnis von Recht und Unrecht, welches sich schon recht früh im Roman zeigt, das mir allerdings recht modern vorkommt. Zwar ist sein Verhalten durchaus logisch, doch entspricht es nicht unbedingt dem, wie ich mir einen Ritter aus dem 12. Jahrhundert vorstelle.
Auch viele der anderen Charaktere können überzeugen. Selbst Ermengardas Gegenspieler sind nicht durchweg negativ zu sehen, sondern haben auch ihre sympathischen Seiten. Ihre Taten sind zudem begründet und basieren nicht nur auf Willkür. Einige Charaktere jedoch waren ein wenig blass, so dass ich sie gelegentlich verwechselt habe.
Gegen Ende verliert der Roman ein wenig an Schwung, dafür stehen politische Entscheidungen im Vordergrund. Der Schluss selbst ist in meinen Augen ein wenig knapp und lässt Raum zur Spekulation, zudem ist er für einen Roman doch nicht gerade befriedigend. Allerdings kann der Roman gar nicht anders abschließen, wenn der Autor die Geschichte nicht umschreiben will, und so erscheint es mir hier doch stimmig. Einige Fragen, die noch offen geblieben sind, werden möglicherweise im direkt anschließenden Roman Die Hure Babylon beantwortet werden.

Fazit
Obwohl nicht ganz so gut wie Der Bastard von Tolosa, kann dieser dritte Roman um die Familie Montalban dennoch ganz gut unterhalten und dabei ein wenig über das Okzitanien im 12. Jahrhundert informieren.

Monatsrückblick September 2014

Wieder einmal ist ein Monat vorbei, und dieses Mal bin ich sogar richtig froh darüber, denn der größte Umzugsstress ist dadurch vorbei.

Gelesene Bücher
Bedingt durch den Umzug habe ich nicht sonderlich viel Zeit zum Lesen gehabt, so dass es auch nicht weiter gestört hat, dass meine Bücher plötzlich in Kartons verschwunden waren. Die Leseliste, die ich mir zu Beginn des Monats erstellt hatte, war dann wohl doch utopisch.

Antonia Hodgson – Das Teufelsloch *TOP*
Silvia Stolzenburg – Das Reich des Teufelsfürsten *FLOP*

Zum Rezensieren bin ich, wie man sich denken kann, auch überhaupt noch nicht gekommen, zusammen mit den Büchern aus August sind es jetzt ganze fünf Rezensionen, die ich noch nachholen muss…

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