Sabrina Qunaj – Das Blut der Rebellin

AutorSabrina Qunaj
TitelDas Blut der Rebellin
SerieGeraldines Band 2
Seitenzahl699
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47989-4
Bewertung

Inhalt
Südwales, 1146: Die achtjährige Isabel de Carew wohnt mit ihrer Familie friedlich auf Burg Llansteffan, während in England ein Bürgerkrieg um die Nachfolge des verstorbenen Königs herrscht. Doch dann greifen walisische Rebellen die normannischen Besitzungen an. Der Anführer des Angriffs ist jedoch Cadell, der Fürst von Südwales und Verwandter Isabels, und so kommen die Frauen und Kinder mit einem Schrecken davon.
Fünf Jahre später: Isabel soll mit dem Sheriff von Pembroke verlobt werden und die Zeit bis zur Hochzeit bei ihrer zukünftigen Schwiegermutter verbringen. Doch auf dem Weg dorthin trifft ihre Reisegruppe auf Männer des Sheriffs, die unbewaffnete Waliser angreifen. Unter den Gejagten befindet sich auch Cadell…

Meine Meinung
Ist über Isabels Großmutter Nesta ferch Rhys noch recht viel bekannt, so ist Isabel de Carew wenig mehr als ein Name im Stammbaum. Doch aus den wenigen Informationen, die über sie zu finden waren, hat Sabrina Qunaj einen spannenden Roman gemacht, der in die Vergangenheit entführt und Isabels Leben zeigt, wie es tatsächlich hätte gewesen sein können.
Isabel wird dabei von Beginn an als kleine Rebellin dargestellt, die sich im Umgang mit der Steinschleuder übt und sich für die Geschichten ihrer Großmutter Nesta interessiert. Dadurch hat sie starke Sympathien für die Waliser entwickelt, deren Unterdrückung sie nicht gut heißt, erkennt sie doch selbst in jungen Jahren, dass Gewalt nur weitere Gewalt hervorruft.
Isabels Verlobter, der Sheriff, ist solch ein Unterdrücker, der seine Machtposition missbraucht. Schnell wird klar, dass Isabel an seiner Seite nicht glücklich werden wird. Unterstützung erhält sie dagegen von Ralph le Walleys, der wie sie normannisches uns walisisches Blut in sich trägt und ein Geheimnis mit Isabel teilt.
An dieser Personenkonstellation kann man schon in etwa erkennen, in welche Richtung sich dieser Roman entwickelt. Doch kann man hier viel mehr erwarten als eine einfache Liebesgeschichte.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Auch wenn einige von ihnen zunächst in ihren Rollen festgelegt scheinen, so wurde ich doch immer mal wieder überrascht. Die Haltung der Charaktere wird dabei überwiegend begründet, selbst der Sheriff hat einen Grund für sein Verhalten. Eine Entwicklung ist in vielen Fällen feststellbar, ein sehr gutes Beispiel dafür bietet Lady Hayt, die Mutter des Sheriffs, und auch die Frage, ob sich die Einstellung einzelner Personen über die Jahre hinweg vielleicht geändert haben könnte, kommt immer wieder auf.
Isabels Erlebnisse im späteren Verlauf des Romans mögen stellenweise recht weit hergeholt wirken, doch sind sie in meinen Augen im Rahmen des Möglichen, haben Frauen doch unter den Walisern eine ganz andere Stellung als unter den Normannen.
Der Roman deckt einen Zeitraum von gut zwanzig Jahren ab. Gelegentlich gibt es Lücken von einigen Monaten oder Jahren, doch hatte ich nie das Gefühl, dass die Lücken in der Geschichte störend wären oder dass ich etwas verpasst hätte. Immer wieder gibt es Stellen, an denen ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, so gespannt war ich auf den Ausgang der Ereignisse. Dabei ist die Handlung mit dem historischen Hintergrund verflochten, denn der Kampf der Waliser gegen die Normannen spielt eine wesentliche Rolle im Leben Isabels. Die politischen Zusammenhänge werden einfach erklärt, wobei hier der Schwerpunkt auf die walisische Geschichte gelegt wird und die Ereignisse in England nur insofern beschrieben werden, wie sie für die Romanhandlung notwendig sind.
Der Erzählstil ist dabei flüssig und angenehm zu lesen, ein paar wenige regional geprägte Ausdrücke sind mir jedoch aufgefallen und haben mich gelegentlich stutzen lassen.
Dem Roman vorangestellt sind Stammbäume der walisischen Fürstenfamilien sowie ein Personenregister mit Hinweisen zur Aussprache der walisischen Namen, zudem findet sich ein Glossar zu walisischen Begriffen zusammen mit einem Nachwort zum historischen Kontext am Ende des Buches.

Fazit
Wieder einmal ein wunderbarer Roman aus der Feder Sabrina Qunajs. Wer sich für die Geschichte Wales interessiert und sich schon für Die Tochter des letzten Königs begeistern konnte, wird auch hier wenig falsch machen.

Vielen Dank an den Goldmann-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Elizabeth Chadwick – Die normannische Braut

AutorElizabeth Chadwick
TitelDie normannische Braut
OriginaltitelThe Winter Mantle
ÜbersetzerGabriele Zelisko
SerieNormannensaga Band 1
Seitenzahl604
VerlagBlanvalet
ISBN3-442-36415-9
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1067: Nach dem Sieg bei Hastings kehrt Wilhelm, nun König von England, in seine Heimat zurück. In seinem Gefolge finden sich auch einige englische Edelleute, die als Geiseln am normannischen Hof leben sollen.
Judith ist schon bald von Waltheof Siwardsson, dem Earl von Northampton, fasziniert, der nicht nur gut aussieht – für einen Angelsachsen zumindest -, sondern auch noch gebildet und zudem sehr stark ist, sich aber auch leicht von seinem Emotionen leiten lässt.
Nach einem Unfall, der zur Folge hat, dass Simon, der Sohn des Seneschalls, mit einem komplizierten Beinbruch das Bett hüten muss, kommen sich Waltheof und Judith näher. Doch als Nichte des Königs ist der Angelsachse keine gute Partie…

Meine Meinung
Der deutsche Titel ist meiner Meinung nach sehr unglücklich gewählt, lässt er doch einen eher romantischen Roman um historische Hauptpersonen vermuten. Selbst nach den ersten paar Kapiteln hatte ich noch diesen Eindruck. Doch recht bald sollte er sich relativieren, denn auch wenn es sich hier um einen der frühen Werke Chadwicks handelt, so handelt es sich doch, wie von der Autorin gewohnt, um einen biografisch orientierten Roman, wenn auch ein wenig anders als gewohnt aufgebaut.
Auffällig ist hier nämlich, dass es sich eigentlich um zwei Romane in einem handelt, etwa nach der Hälfte gibt es einen Schnitt, es werden einige Jahre übersprungen, danach wird die Geschichte mit neuen Hauptpersonen fortgesetzt. Dieser Sprung ist gut begründet, ich möchte jedoch nicht weiter darauf eingehen, um nicht zu viel vorweg zu nehmen. Wer sich mit Waltheofs Geschichte auskennt, kann sich jedoch den Grund dafür vorstellen. Ich jedoch war ziemlich überrascht, hier diesen Schnitt vorzufinden, obwohl ich schon zuvor mit dem Namen Waltheof of Huntingdon vertraut war, schließlich handelt es sich um eine wichtige Person im Zusammenhang der Eroberung Englands.
Die Zusammenhänge werden hier leicht verständlich dargelegt und begründet, so dass kein Vorwissen über diese Zeit notwendig ist. Und auch wenn manche Entscheidungen und Einstellungen heute schwer nachvollziehbar sind, so sind sie doch nie unlogisch.
Die Charaktere haben mir in ihrer Darstellung überwiegend gefallen. Zu Beginn werden vor allem ihre Vorzüge herausgestellt, sie scheinen nahezu perfekt zu sein, zudem werden sie auch als gutaussehend beschrieben, doch ihre negativen Eigenschaften zeigen sich erst mit der Zeit. So ist Judith recht störrisch und hat auch egoistische Züge, auch Eifersucht ist ihr nicht fremd. Waltheof dagegen lässt sich leicht von Anderen beeinflussen, was sich schon bald als sehr großes Problem herausstellt. Und Simon de Senlis, der nach dem Unfall sein Bein nicht ohne Schmerzen belasten kann, ist zwischen der Freundschaft zu Waltheof und der Treue zu seinem Herzog hin und her gerissen. Auch andere Charaktere sind vielschichtig, selbst Judiths boshafte Mutter Adelaide zeigt gelegentlich andere Seiten, obwohl sie zunächst als Musterbeispiel für einen missgünstigen Charakter hätte gelten können.
Leider bleibt durch die Zweiteilung der Geschichte und dadurch die Kürze der beiden Romanhälften wenig Raum für die langsame Entwicklung, so dass ich die Änderungen als recht abrupt wahrgenommen habe, manche Charaktere zeigen sich nach dem Schnitt völlig anders, als ich sie zuvor wahrgenommen habe. Insgesamt gefällt mir aber die Darstellung der Geschichte und der Charaktere, kann ich mir doch gut vorstellen, dass es tatsächlich so oder ähnlich gewesen sein könnte.
Der Schreibstil ist zweckmäßig, nicht ganz so gut, wie ich es von anderen Büchern der Autorin kenne, was an der Übersetzung liegen könnte oder daran, dass es sich um einen der früheren biografisch orientierten Romane Chadwicks handelt.
Neben dem Nachwort gibt es leider kein Zusatzmaterial, allerdings wären diese hier auch nicht zwingend notwendig.

Fazit
Durch die Zweiteilung finde ich dieses Buch nicht ganz so gelungen wie andere Romane der Autorin, ich habe es dennoch sehr gerne gelesen. Für diejenigen, die sich für englische Geschichte um König Wilhelm I. interessieren einen Blick wert.

Monatsrückblick Juni 2015

Ein Monatsrückblick gleich zu Beginn des nächsten Monats? Ja, auch so etwas soll es gelegentlich geben…

Gelesene Bücher
Mit der Anzahl der Bücher bin ich in diesem Monat ziemlich zufrieden, auch wenn ich wieder einmal ganz andere gelesen habe als geplant. Die Wertung ist dagegen durchwachsen, zwischen 2,5 und 5 Sternen ist alles dabei. Mehr könnt ihr dann hoffentlich bald in Form von Rezensionen erfahren, falls es euch interessieren sollte.

Judith Merkle Riley – Die Zauberquelle
Guido Dieckmann – Die Stadt der schwarzen Schwestern
Robyn Young – Die Blutsfeinde
Robert Low – Der Löwe erwacht *FLOP*
Patricia Bracewell – Die Normannin *TOP**

Zusätzlich habe ich noch ein Manuskript gelesen, dazu erfahrt ihr dann mehr, wenn es zur Veröffentlichung kommen sollte.

Weiterlesen

Robert Low – Der Löwe erwacht

AutorRobert Low
TitelDer Löwe erwacht
OriginaltitelThe Lion Wakes
ÜbersetzerChristine Naegele
SerieDie Königskriege Band 1
Seitenzahl464
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-41168-5
Bewertung

Inhalt
Schottland, 1297: John Balliol, König der Schotten, ist von Englands König, Edward I., abgesetzt und seiner Insignien beraubt worden. Doch noch immer brodelt der Widerstand gegen die englische Besatzung, immer wieder begehrt das Volk gegen die Unterdrücker auf, und auch die Adeligen Schottlands müssen sich für eine Seite entscheiden.
Henry „Hal“ Sientcler ist ein junger Ritter, der sich eigentlich aus den Kriegshandlungen heraushalten will, doch so einfach ist dies nicht. Auf der Burg Douglas trifft er auf Robert Bruce und John Comyn, den Earl of Buchan, deren Familien verfeindet sind. Als während einer Jagd eine Leiche gefunden wird, sind mehrere Parteien an der Aufklärung des Mordes interessiert…

Meine Meinung
Wenn ich diesen Einstieg in eine Trilogie mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, so wäre dies „verwirrend“. Denn obwohl ich durch andere Romane bereits mit einem Großteil der historischen Persönlichkeiten vertraut bin, hatte ich hier doch meine Schwierigkeiten, überhaupt durchzusteigen.
Dies liegt zunächst an der großen Anzahl der Charaktere, die gleich zu Beginn eingeführt werden, fiktive wie auch historische. Aber nicht die Anzahl ist so verwirrend, sondern besonders die Art und Weise der Einführung hat mir Schwierigkeiten bereitet.
So geht es zu Beginn seitenweise um den „Hundejungen“, der keinen anderen Namen trägt, darum, wie er in diese Position gekommen ist, wie er von den Menschen um ihn herum behandelt wird. Doch viele der in dem Zusammenhang eingeführten Personen tauchen im weiteren Verlauf des Romans gar nicht weiter auf, stattdessen wird die nächste Person und deren Umkreis genauer vorgestellt. Und so hat es eine ganze Weile gedauert, bis sich eine richtige Hauptperson herauskristallisiert hat.
Dabei handelt es sich um Hal Sientcler von Herdmanston, einen jungen Ritter ohne großes Vermögen, der eigentlich Sir Patrick Dunbar lehnspflichtig ist, durch die Umstände aber in den Dienst der Bruces gerät. Durch die Ermittlungen in dem Mordfall und die Liebe gerät er zwischen die Fronten. Seine Motive konnte ich größtenteils nachvollziehen, auch wenn mir ein wenig der Einblick in sein Innenleben gefehlt hat.
Bei vielen der Nebenfiguren handelt es sich um Leute niederen Standes. Da wären Hals Gefährten, die mit ihm durchs Land ziehen und auch an Kämpfen gegen die Engländer teilnehmen, doch mit den wenigsten bin ich in irgend einer Form warm geworden, sie waren bloß eine Reihe von Namen, die dann nach und nach aus dem Roman verschwunden oder auch mal dazugekommen sind und die sich höchstens durch äußere Merkmale hervorgetan haben. Dann ist da noch der walisische Bogenschütze Addaf, der auf Seiten der Engländern an den Schlachten bei Stirling Bridge und Falkirk teilnimmt und durch dessen Augen man einen Blick auf die andere Seite erhaschen kann, der aber eigentlich keine große Rolle spielt. Und dann sind da noch diejenigen, die in irgendeiner Form in den Mordfall verwickelt sind.
Um einen Überblick über die ganzen Charaktere zu behalten, gibt es ein sehr ausführliches Personenregister. Zum Nachschlagen zwischendurch finde ich es jedoch ungeeignet, weil auf Ereignisse, die lange nach Ende des ersten Bandes der Trilogie geschehen, eingegangen wird.
Zusätzlich war auch die Handlung zunächst schwer nachzuvollziehen. Wer steht hier gerade auf welcher Seite und warum, warum treffen alle auf Burg Douglas zusammen, und warum ist der Tote, der während der Jagd aufgefunden wird, plötzlich so wichtig? Der Mordfall wirkt hier meiner Meinung nach doch recht aufgesetzt, denn auch wenn er mit einem großen Geheimnis zusammenhängt, so konnte er mich gar nicht packen.
Erst nach etwa der Hälfte des Romans war ich in der Geschichte drin, nachdem die vielen handelnden Personen aufgestellt und die Fronten geklärt waren. Große Schwierigkeiten haben mir weiterhin viele Rückblicke bereitet, wenn plötzlich mitten in einer Szene über Vergangenes nachgedacht wird, dies aber nicht sofort ersichtlich wird. Auch größere Zeitsprünge um einige Wochen oder Monate, die gerade dann ansetzen, wenn etwas Spannendes passiert ist und ich auf die Reaktion der anderen Beteiligten gespannt war, haben den Lesefluss gestört.
Dabei ist die Geschichte gar nicht mal unspannend. Die Schlachten bei Stirling Bridge und Falkirk stehen zwar nicht im Zentrum des Romans, doch werden sie glaubwürdig überwiegend aus der Sicht der kleinen Leute beschrieben, der Fußsoldaten und Bogenschützen. Das Kämpfen wird hier nicht so ausführlich zelebriert, wie es bei manch anderem Autor der Fall ist, doch fließt auch hier recht viel Blut. Doch kann dieser positive Aspekt leider nicht über die Kritikpunkte hinwegtrösten.
Dennoch hat mir das Ende dieses ersten Bandes Hoffnung auf den zweiten Teil gemacht, so dass ich die Reihe noch nicht abschreiben mag.

Fazit
Der Auftakt dieser Trilogie überhäuft einen direkt mit Informationen, so dass der Einstieg sich schwierig gestaltet. Wer sich für diesen Abschnitt der schottischen Geschichte interessiert, kann sich den Roman gerne genauer anschauen, doch sollten schon einige Vorkenntnisse vorhanden sein, auch sollte man keine allzu leichte Lektüre erwarten.

Vielen Dank an den Heyne-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Ulf Schiewe – Der Schwur des Normannen

AutorUlf Schiewe
TitelDer Schwur des Normannen
SerieRobert Guiscard Band 3
Seitenzahl443
VerlagKnaur
ISBN978-3.426-51640-9
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Das Schwert des Normannen und Die Rache des Normannen!

Inhalt
Süditalien, 1054: Nach den Ereignissen in Salerno hat Gilbert seinen Dienst bei seinem Herrn und Ziehbruder Robert Hauteville, genannt Guiscard, das Schlitzohr, aufgekündigt. Besonders, seit er erfahren hat, dass er zwischenzeitlich Vater geworden ist, hält ihn nichts mehr davon ab, seine Geliebte Gerlaine zu suchen, die von muslimischen Sklavenhändlern entführt wurde. Doch wo soll Gilbert mit der Suche beginnen? Der junge Mann erhält Unterstützung von verschiedenen Seiten, und so begibt er sich nach Sizilien, dem Reich der Sarazenen, wo er weitere Hinweise über die Identität der Piraten zu finden hofft. Sein einziger Anhaltspunkt ist der Hinweis auf eine besondere Tätowierung…

Meine Meinung
Während es in den ersten beiden Bänden um historische Ereignisse aus dem Leben Robert Guiscards ging, in denen der fiktive Charakter Gilbert Le Porchon mitgemischt und den Erzähler gegeben hat, geht es hier überwiegend um Gilberts eigene Erlebnisse. Diese sind zwar zum Großteil frei erfunden, basieren aber auf Tatsachen wie dem Sklavenhandel im Mittelmeerraum und der Besiedelung Siziliens durch die Sarazenen. Dabei wird wieder viel Hintergrundwissen vermittelt, auch wenn einige historische Ereignisse aus dramaturgischen Gründen zeitlich verschoben wurden.
Die Abenteuer selbst sind spannend beschrieben, immer habe ich mit den Helden mitgefiebert. Um wirklich authentisch zu sein spielt das Glück eine zu große Rolle, doch hat mich das hier kaum gestört.
Wie schon in den vorherigen Bänden ist auch Gilbert wieder der Ich-Erzähler des Romans. War mir der erste Band noch zu nüchtern, zu sehr von außen beschrieben, hat Ulf Schiewe hier wie schon im direkten Vorgänger den richtigen Punkt zwischen zu trockener und zu emotionaler Darstellung gefunden, um den Leser mit ihm mitfiebern und mitfühlen zu lassen. Dabei ist Gilbert auch erwachsener geworden, mit seinen vierundzwanzig Jahren muss er wichtige Entscheidungen treffen, von denen das Wohl seines Sohnes oder das Leben seiner Freunde abhängt, ist er doch der Anführer seiner kleinen Truppe. Auch wenn nicht alle diese Entscheidungen besonders glücklich sind, so zieht er daraus doch seine Lektionen.
Die meisten anderen Charaktere, unter ihnen auch Gerlaine, bleiben leider eher blass, da sie nur aus Gilberts Sicht beschrieben werden, dies ist aber bei Ich-Erzählungen keine Seltenheit. Auch wenn es einige Charakter gibt, die man direkt als gut oder böse beziehungsweise den Helden freundlich oder feindlich gesinnt zuordnen kann, so ist dies längst nicht bei allen der Fall. Manche können auch selbst spät im Buch noch überraschen.
Um den Einstieg zu erleichtern oder die Erinnerung zu den ersten Bänden aufzufrischen gibt es hier immer mal wieder einzelne Sätze oder Absätze, die über vorhergegangene Ereignisse aufklären, auf lange und komplexe Erklärungen wird jedoch verzichtet. Dies ist sehr angenehm, war mir doch längst nicht mehr alles präsent. Dennoch würde ich empfehlen, die Vorgänger zunächst zu lesen, weil sonst doch viele Details nicht ganz so leicht nachzuvollziehen sind.
Als Zusatzmaterial sind sowohl eine Karte als auch ein sehr ausführliches Personenregister enthalten, historische Nachbemerkungen vermitteln zusätzliches Hintergrundwissen und klären darüber auf, welche Ereignisse fiktiv und welche historisch belegt sind.

Fazit
Vielleicht haben Gilbert und seine Freunde ein wenig zu viel Glück, als dass dieser Roman vollständig glaubwürdig ist, als Abenteuergeschichte mit historischem Hintergrund funktioniert diese Geschichte aber wunderbar. Wer sich für die Geschichte der Normannen in Italien interessiert, sollte sich diese Reihe genauer anschauen, ich empfehle jedoch, mit dem ersten Band zu starten.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!