Montagsfrage: Ende zuerst lesen?

Wie an jedem Montag hat Buchfresserchen auch heute wieder eine Frage gestellt, die ich gerne beantworten möchte.

Montagsfrage von Buchfresserchen

Liest du bei Büchern auch schon mal das Ende zuerst oder würde das dein Lesevergnügen zerstören?

Das Ende selbst lese ich eigentlich selten, bevor ich nicht das ganze Buch gelesen habe. Mir fällt zumindest spontan kein Buch ein, bei dem ich das in letzter Zeit getan hätte.
Was ich aber häufiger mache, ist, dass ich nach hinten blättere und schaue, was sich da noch so alles findet. Im Anhang gibt es schließlich oft ein Glossar, ein Personenregister, ein Nachwort oder sonstiges Zusatzmaterial.
Manchmal lese ich dann auch das Nachwort zuerst, und dadurch werde ich dann auch schon mal gespoilert. Aber da ist dann die Neugier darüber, was denn nun (möglicherweise) Fakt und was Erfindung ist, manchmal doch zu groß.
Und mich stört das auch wenig. Genauso gut werde ich schließlich auch gespoilert, wenn ich nebenbei bei Wikipedia nachlese oder aber einen Roman zu einem Thema lese, über das ich schon mehr gelesen habe und mich entsprechend ein wenig auskenne. Das passiert eben, wenn man viele Bücher liest, in denen reale Personen und reale Ereignisse beschrieben werden.

Wie sieht das bei euch aus? Blättert ihr öfter mal ans Ende oder lasst ihr das lieber sein?

Monatsrückblick Oktober 2015

Der November ist schon wieder ein paar Tage alt, trotzdem will ich euch meinen Rückblick auf den Lesemonat Oktober nicht vorenthalten.

Gelesene Bücher
Im Rückblick auf den September hatte ich ja schon geschrieben, dass mich eine Lese- und Schreibflaute erwischt hatte. Diese hat sich quasi durch den ganzen Oktober gezogen, was man auch an der Anzahl der Beiträge erkennen konnte. Und so habe ich – neben ganz vielen Büchern, die ich mal wieder nur angelesen habe – nur zwei Bücher durchgelesen, bei denen es sich noch dazu um Re-Reads handelt.

Maren Winter – Der Stundensammler
Brigitte Riebe – Liebe ist ein Kleid aus Feuer

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Michael Peinkofer – Das Buch von Ascalon

AutorMichael Peinkofer
TitelDas Buch von Ascalon
Seitenzahl846
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16798-2
Bewertung

Inhalt
London, 1096: Der junge angelsächsische Dieb Conwulf spart eisern, um schon bald seine Geliebte Nia, eine walisische Sklavin an einem normannischen Hof, freikaufen zu können. Doch bevor es dazu kommen kann, stirbt Nia an den Folgen einer Vergewaltigung.
Conn schwört Rache, doch schon bald gerät er in große Gefahr, denn er wird Zeuge eines geheimen Gesprächs…
Zur gleichen Zeit in Köln: Die Juden der Stadt sind besorgt, weil es in Teilen des Landes zu Ausschreitungen gegenüber Glaubensbrüdern gekommen ist. Besonders Isaac ben Salomon fürchtet die Zukunft, wird er doch an ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen erinnert…

Meine Meinung
Eigentlich hatte ich keine allzu hohen Erwartungen an diesen Roman, haben mich doch andere Bücher des Autors nicht gerade begeistern können. Umso sehr war ich am Ende überrascht, dass mir diese Geschichte doch sehr gefallen hat.
In dem Roman gibt es mehrere Handlungsstränge, um Conn, Isaac ben Salomon und seine Tochter Chaya, aber auch um Guillaume de Rein, den normannischen Adeligen, der Conns Hass auf sich gezogen hat, und auch ein Armenier kommt zu Wort. Über einen Großteil des Romans laufen diese Handlungsstränge parallel, nur gelegentlich gibt es Überschneidungen. Am Ende jedoch fügt sich alles zusammen.
Das Hauptthema dieses Romans ist der erste Kreuzzug. Die schlechte Versorgungslage und die mangelhafte Organisation werden genauso thematisiert wie die Unstimmigkeiten unter den Anführern des christlichen Heers, und auch die Zwistigkeiten zwischen den muslimischen Herrschern werden angesprochen.
Sehr oft sind es einzelne Episoden, die aneinander gereiht werden und zwischen denen immer mal wieder größere Zeitabstände liegen: Hier eine Belagerung, da ein kleiner Kampf, dort der Versuch, Nahrung zu erwerben oder zu erbeuten. Gelegentlich erfährt man in späteren Szenen, was für Folgen eine bestimmte Handlung hatte. Diese einzelnen Episoden, die sich über mehrere Jahre erstrecken, sind weitestgehend spannend und auch glaubwürdig beschrieben, Peinkofer scheut auch nicht davor zurück, liebgewonnene Charaktere sterben zu lassen. Nur gelegentlich haben einige sehr unwahrscheinliche Zufälle die Glaubwürdigkeit der Romanhandlung ein wenig getrübt.
Überspannt werden diese einzelnen Szenen durch das große Rätsel um das Buch von Ascalon. Worum es sich dabei handelt wird erst ziemlich zum Schluss erklärt, obwohl einzelne Charaktere schon sehr früh davon wissen. Hier geht es, wie ich es von Peinkofer kenne, wieder ein wenig in Richtung Fantasy, jedoch nicht so stark wie in anderen seiner Romane.
Die Darstellung der Charaktere ist mal mehr, mal weniger gut gelungen.
Conn gefällt mir, er ist der Sympathieträger des Romans. Er ist anpassungsfähig, macht aber auch mal Fehler und trifft auch schon mal die falschen Entscheidungen, seine Handlungen konnte ich jedoch immer nachvollziehen.
Die weibliche Hauptperson ist die Jüdin Chaya. Sie fällt ein wenig aus der Rolle, tritt sie doch über weite Teile des Romans als Mann verkleidet auf, wodurch das Reisen zwar sicherer für sie ist, insgesamt halte ich eine solche Verkleidung über so einen langen Zeitraum jedoch für wenig glaubwürdig.
Conns Gegenspieler ist der Normanne Guillaume de Rein, ein Sadist und Egoist. Seine Mutter hat Großes mit ihm vor, und zusammen vollführen sie viele Grausamkeiten. Leider sind die beiden sehr einseitig beschrieben, hier hätte ich mehr erwartet.
Doch es gibt andere wichtige Charaktere, die wesentlich vielschichtiger beschrieben sind, die Geheimnisse mit sich herumtragen, die nach und nach aufgedeckt werden.
Die Romanhandlung wird durch eine farbige Europakarte in der vorderen Klappe und ein Personenregister zu Beginn des Buches ergänzt. Zwar gibt es auch ein kurzer Nachwort, hier wird jedoch nicht auf die Historie eingegangen. Ich kann mir vorstellen, dass der Kreuzzug selbst recht authentisch beschrieben ist, doch inwiefern nun das Buch von Ascalon eine Erfindung des Autors oder Bestandteil jüdischer Überlieferung ist hätte ich schon gerne gewusst.

Fazit
Ein spannender Roman über den ersten Kreuzzug, ein geheimnisvolles Buch und eine gefahrvolle Reise. Mein Lesespaß wurde ein wenig durch einige einseitig beschriebene Charaktere und zu glückliche Zufälle getrübt, doch wurde dies an anderer Stelle wieder ausgeglichen. Wer gerne Abenteuerromane liest und sich für den Kreuzzug interessiert, könnte mit diesem Buch seine Freude haben.

Montagsfrage: Signierte Bücher?

Die Lese- und Schreibflaute hat mich noch immer voll im Griff, weshalb hier zur Zeit recht wenig los ist. Trotzdem will ich die heutige Montagsfrage von Buchfresserchen beantworten.

Montagsfrage von Buchfresserchen

Die Frage heute lautet:

Besitzt du Bücher, die vom Autor signiert wurden?

Ich lege nicht besonders viel Wert auf Signaturen oder Widmungen und habe mich deshalb noch nie darum bemüht. Ich war auch noch nie auf einer Lesung oder einer Buchmesse. Trotzdem besitze ich ein paar Bücher mit Signatur, und die gebe ich so schnell auch nicht wieder her.

Fotos kann ich euch leider heute nicht zeigen, weil die Bücher zum Teil ausgelagert sind und bei meinen Eltern stehen, aber zumindest nennen kann ich sie.

Da wäre zunächst Rebecca Gablés Der dunkle Thron zu nennen, das ich beim Monatsrätsel auf der Homepage der Autorin gewonnen habe. Ich habe mich damals riesig darüber gefreut, denn damit gerechnet hatte ich wirklich nicht, und die persönliche Widmung macht das Buch doch zu etwas ganz Besonderem, schließlich handelt es sich bei Rebecca Gablé um eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen.

Die Rosen von Montevideo von Carla Federico habe ich ebenfalls gewonnen, beim Sternegewinnspiel von Droemer-Knaur.

Dann hat meine Mutter vor einigen Jahren mal in ihrem Lieblingsforum ein Buch gewonnen, Hexenschwester von Katerina Timm, das sie eigentlich gar nicht interessiert, dafür eher in mein Beuteschema passt. Deshalb steht es jetzt in meinem Bücherregal. Im Buch steht nicht nur eine ganz liebe Widmung an meine Mutter, ihm liegt auch eine Postkarte mit Weihnachtsgrüßen bei.

Und dann habe ich noch zwei signierte Bücher, die ausnahmsweise mal nicht historisch sind, nämlich die ersten beiden Bände der Ghostwalker-Reihe von Michelle Raven. Ich habe Michaela mal privat getroffen, und da hat sie mir die Bücher einfach so geschenkt, was mich riesig gefreut hat.

Wie sieht es bei euch aus? Nutzt ihr jede Gelegenheit, um eine Signatur zu ergattern oder sind sie euch völlig egal?

Bernard Cornwell – Das Zeichen des Sieges

AutorBernard Cornwell
TitelDas Zeichen des Sieges
OriginaltitelAzincourt
ÜbersetzerKarolina Fell
Seitenzahl557
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-25255-6
Bewertung

Inhalt
England, 1413: Nick Hook ist seit seiner Kindheit Bogenschütze aus Leidenschaft. Als Forstmann im Dienste von Lord Slayton, der möglicherweise Nicks Vater ist, hat er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Durch eine Familienfehde, die sich schon über einige Generationen hinzieht, gerät Nick jedoch immer mal wieder in Schwierigkeiten.
Als Bogenschützen aus dem ganzen Land nach London beordert werden, um bei einer Massenhinrichtung an Lollarden zu assistieren, ist auch Nick dabei. Doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse aufgrund der Fehde, und Nick muss aus England flüchten. Sein Können am Bogen bietet ihm ein Auskommen, und so findet es sich bald in Diensten der Krone in der Stadt Soissons wieder.

Meine Meinung
Der Originaltitel dieses Romans lautet „Azincourt“, damit trägt er den Namen eines Ortes, an dem eine der bedeutendsten Schlachten des Hundertjährigen Krieges ausgefochten wurde. Somit sollte man sich nicht wundern, wenn auch in diesem Roman von Bernard Cornwell Kriege und detaillierte Kampfhandlungen viel Raum einnehmen. Es wird geflucht, geschossen, gehauen, gefoltert, gemordet, belagert, Verrat geübt und was alles sonst noch dazu gehört. Wer mehr Abwechslung erwartet, sollte zu anderen Büchern greifen. Auch das Thema der Lollarden, das zu Beginn kurzzeitig aufgegriffen wird, wird nicht weiter vertieft, sondern dient nur als Aufhänger für Nicks Beteiligung am Krieg. Dieser ist jedoch keineswegs langweilig beschrieben, vielmehr habe ich von Beginn an mit den englischen Bogenschützen mitgefiebert, und das, obwohl ich den Ausgang der Schlacht bereits kannte und es keine großen Überraschungen gibt.
Von dem Kampf um Soissons über die Belagerung von Harfleur bis nach Azincourt begleitet der Leser den Bogenschützen Nick Hook, den ich nicht gerade als Sympathieträger bezeichnen würde. Nick ist ein begnadeter Bogenschütze, stärker als die meisten seiner Kollegen, so dass er auch den größten Bogen spannen kann, und dabei extrem zielsicher. Diese kämpferischen Eigenschaften sind es, die ihn am ehesten charakterisieren. Sein Charakter sind dagegen eher nebensächlich: Seine Feinde hasst er bis zum Tod, und moralische Bedenken, sie zu töten, scheint er nicht zu haben, seine Freunde sind ihm heilig, und seinem König gegenüber ist er loyal. Er ist eigentlich der perfekte Soldat, als Hauptperson in einem Roman ist er allerdings eher langweilig – wären da nicht die Stimmen in seinem Kopf, in denen er die Heiligen Crispin und Crispinian, die Stadtheiligen von Soissons, zu erkennen meint und die ihm gelegentlich beratend zur Seite stehen. Ob es sich hier um Einbildung oder ein Wunder handelt wird nicht klar, jedoch kann ich mir vorstellen, dass dies im ausgehenden Mittelalter, als noch stark an die Wunderwirkung der Heiligen geglaubt wurde, ein und dasselbe gewesen sein könnte.
Eine weitere wichtige Person ist Melissande, illegitime Tochter eines französischen Ritters, die in Soissons auf Nick trifft und von ihm gerettet wird. Hier kommt es, wie es kommen muss: Die beiden werden ein Paar. Besonders viel Romantik sollte man hier nicht erwarten, für Cornwells Verhältnisse werden auf diese Beziehung jedoch recht viele Worte verwendet.
Als großer Wortkünstler ist Bernard Cornwell nicht gerade bekannt, und so ist auch hier die Sprache recht einfach und zweckmäßig gehalten, auch der verwendete Wortschatz ist nicht sehr hoch, was ich nicht der Übersetzung anlaste. Auf einige Beschimpfungen trifft man alle paar Seiten, besonders einfallsreich wird hier jedenfalls nicht geflucht.
Wie man es heutzutage erwarten kann, ist auch dieser Roman recht gut ausgestattet. Neben Karten zu Nordfrankreich, der Belagerung von Harfleur und der Aufstellung bei Azincourt gibt es noch ein sehr ausführliches Nachwort des Autors, in dem er unter anderem auf das Kräfteverhältnis der Armeen und das Können der Bogenschützen eingeht.

Fazit
Trotz der zweckmäßigen Sprache, den einfachen Charakterdarstellungen und der recht einseitigen Handlung hat mich der Roman sehr gut unterhalten, schafft es Cornwell doch, lebendige Bilder vor meinem Auge entstehen zu lassen.
Wer sich für die Beschreibung von Kriegshandlungen im Allgemeinen und die Schlacht bei Azincourt im Besonderen interessiert, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Zartbesaiteten würde ich jedoch vom Lesen dieses Romans abraten.