Jack Whyte – Der Schwur der Ritter

AutorJack Whyte
TitelDer Schwur der Ritter
OriginaltitelOrder in Chaos
ÜbersetzerBarbara Schnell
SerieDie Templer Band 3
Seitenzahl448
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36349-0
Bewertung

Inhalt
La Rochelle, Frankreich, 1307: Am Freitag, dem 13. Oktober, sollen alle Angehörigen des Templerordens in Frankreich auf Befehl König Philipps verhaftet werden. Einzig die Kommandantur in La Rochelle konnte frühzeitig gewarnt werden, so dass nicht nur die Ritter und Knappen, sondern auch ein Teil der Flotte und der sagenumwobene Templerschatz in Sicherheit gebracht werden kann.
Auf der Suche nach einem sicheren Hafen einigt man sich darauf, Schottland anzusteuern, die Heimat von William Sinclair, dem ranghöchsten Templer und Angehörigen einer geheimen Bruderschaft innerhalb des Ordens, denn der neue schottische König, Robert Bruce, hat sicher Verwendung für gut ausgebildete Krieger…

Meine Meinung
Die ersten beiden Bände der Reihe, in denen es um die Gründung des Ordens sowie die Zeit nach der Schlacht von Hattin geht, haben mir so gar nicht gefallen, weshalb es merkwürdig erscheinen mag, dass ich den dritten Band dann überhaupt noch zur Hand nehme. Ich hatte ihn aber bereits gekauft, und da habe ich eben kurz hineinlesen wollen, um zu schauen, ob er wohl genauso enttäuschend ist wie die ersten Bände. Ich muss sagen, dass ich in gewisser Weise positiv überrascht war, und da das Buch dann mit etwa 440 Seiten um einiges dünner ist als der Rest der Reihe, war es dann auch schnell gelesen.
Wirklich glaubwürdig war die Geschichte zwar trotzdem nicht, aber wenigstens wurde der Fehler der Vorgänger, eine Geschichte anzufangen und mittendrin abzubrechen, nicht wiederholt. Stattdessen gibt es einen einzigen Handlungsbogen, der sich mit der Frage befasst, wie es nun mit dem Templerorden weitergehen soll.
Aufhänger der Handlung ist die Idee, dass eine einzige Kommandantur in Frankreich rechtzeitig von den Plänen Philipps des Schönen informiert werden und so mitsamt dem Templerschatz entkommen konnte. Da ja der sagenumwobene Templerschatz anscheinend nie gefunden wurde, ist dies nicht der einzige Roman, der sich mit diesem Gedankenspiel beschäftigt. Und so beginnt der Roman mit einem richtigen Knaller, es wird spannend, denn jemand versucht zu verhindern, dass die Warnung das richtige Ohr erreicht, und auch die Flucht muss glücken.
Leider war dies aber auch eine der wenigen spannenden Stellen im Roman, denn von nun an plätschert die Geschichte die meiste Zeit auf einem recht geringen Spannungsniveau vor sich hin, nur gelegentlich lodert sie kurz auf, um gleich danach wieder abzuflauen. Gekämpft wird selten, dafür wird mehr geredet und geplant. Als Sir William, der seit seiner Kindheit das erste Mal wieder schottischen Boden betritt, auf Anhänger von Robert Bruce trifft, erhält der Leser erst einmal seitenweise Informationen, wer Bruce überhaupt ist, wie er zum englischen und französischen König und zur Kirche steht. Die meisten dieser Informationen scheinen auch direkt an den Leser gerichtet zu sein, nicht an Sinclair, der zumindest über einen Teil der Dinge informiert sein sollte. Obwohl ich bereits einige Romane gelesen habe, in denen Robert Bruce eine wichtige Rolle spielt, waren mir diese Informationen einfach zu viel und zu geballt untergebracht, dies hätte man viel beiläufiger tun können.
Einer der Pläne, der einen Teil der Templer betrifft, beschäftigt sich mit der Legende eines Landes im Westen, das „Merica“ genannt wird. Hier musste ich doch sehr stutzen. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass es Legenden über ein Land im Westen gegeben hat, aber „Merica“? Das ähnelt doch zu sehr dem Namen, den der Kontinent heute trägt, dieser aber leitet sich vom Namen des Entdeckers Amerigo Vespucci ab und stammt aus dem 16. Jahrhundert, nicht von irgendwelchen Legenden aus dem Mittelalter. Hier frage ich mich, wie des Autor darauf gekommen ist, ausgerechnet diesen Namen zu verwenden, jeder andere Vorschlag wäre besser gewesen.
Die geheime Bruderschaft innerhalb des Templerordens, die es so meiner Meinung nach gar nicht hätte geben können, spielt auch hier wieder eine Rolle, jedoch wird hier auch wieder kaum erklärt, was es mit ihr auf sich hat. Die Informationen, die man hier erhalten hat, waren doch recht oberflächlich – zum Glück, denn so konnte man sie weitestgehend überlesen, und für das Verständnis ist es auch nicht wichtig.
Überraschenderweise gibt es hier eine Liebesgeschichte, die sich aber erst zum Ende hin richtig entwickelt, auch wenn man sie schon sehr früh erahnen kann. Zunächst kam mir dieser Handlungsstrang zu aufgesetzt vor, doch zum Ende hin passt er zum Buch: Nicht zu hundert Prozent überzeugend, aber innerhalb der Buchlogik stimmig.

Fazit
Kein Highlight, aber für mich trotz der Spannungsarmut der beste Band der Reihe. Man verpasst aber auch nichts, wenn man diesen Roman nicht liest.

Donna W. Cross – Die Päpstin

AutorDonna Woolfolk Cross
TitelDie Päpstin
OriginaltitelPope Joan
ÜbersetzerWolfgang Neuhaus
Seitenzahl578
VerlagAufbau
ISBN978-3-746-61400-7
Bewertung

Inhalt
Ingelheim, zu Beginn des 9. Jahrhunderts: Johanna ist die Tochter eines angelsächsischen katholischen Priesters und einer sächsischen Heidin. Schon früh wird klar, dass sie ihrem älteren Bruder Matthias in Sachen Wissbegierde und Intelligenz in nichts nachsteht, während ihr Bruder Johannes von den Unterrichtsstunden überfordert ist. Als Matthias stirbt, gibt der Vater Johanna die Schuld an seinem Tod, glaubt er doch, dass Bildung den Männern vorbehalten sei und ihre Wissbegierde den Zorn Gottes herbeigerufen hat.
Als Johanna nach Fürsprache einer ihrer Lehrer nach Dorstadt an die Domschule eingeladen wird, versucht ihr Vater, seinen Sohn Johannes als den Eingeladenen darzustellen. Doch Johanna weiß sich zu helfen.
In Dorstadt jedoch kommt es zu Ereignissen, die niemand vorhersehen konnte…

Meine Meinung
Wenn man historische Romane liest, kommt man um gewisse Verreter dieses Genres einfach nicht herum. Gemeinsam mit Ken Folletts Die Säulen der Erde und Noah Gordonds Der Medicus ist Die Päpstin von Donna Woolfolk Cross eins der großen, international erfolgreichen Werke. Ich hatte schon viel von diesem Buch gehört, nicht nur inhaltlich, sondern auch, dass die Meinungen weit auseinander gehen. Auch wenn ich versucht habe, mich unvoreingenommen auf den Roman einzulassen, war mir dies nicht recht möglich, die Kritikpunkte hatte ich dann doch stets im Hinterkopf.
Ich glaube auch nicht daran, dass es je eine Frau auf dem Papstthron gegeben hat. Dieser Punkt jedoch hat keinen Einfluss auf meine Wertung, denn auch eine fiktive Handlung kann in einem guten Roman so dargestellt werden, dass sie glaubwürdig erscheint.
Was jedoch recht früh auffällt und was ich wirklich nicht ignorieren kann, sind die historischen Fehler und Anachronismen. Damit meine ich nicht die Änderungen und Anpassungen, die die Autorin im Nachwort selbst erwähnt, wie ein Angriff der Wikinger oder aber ein Kriegszug nach Rom, denn solche Anpassungen stören mich nicht, solange sie zur Handlung passen. Aber beispielsweise ein Hexenprozess hat in einem Roman über diese Zeit nichts zu suchen. Vielmehr hätte der Klerus versuchen sollen, den Menschen den Hexenglauben auszutreiben.
Mein größter Kritikpunkt betrifft aber den eigentlichen Aufhänger der Geschichte: Die gesamte Handlung – ein Mädchen will Zugang zur Bildung und verkleidet sich deshalb als Mann und wird zum Mönch – entwickelt sich aus dem Bestreben Johannas, Wissen zu erlangen, während die Männerwelt es für ungehörig hält, dass eine Frau lesen kann, und dies sogar als Verstoß gegen Gottes Willen sieht. Tatsächlich war es aber zu dieser Zeit so, dass, abgesehen vom Klerus, weit mehr Frauen als Männer lesen konnte, Lesen sogar als Frauenbeschäftigung und als unmännlich angesehen wurde. Vielleicht war es nicht unbedingt normal, dass ein Mädchen aus dem Stand der Landbevölkerung lesen konnte, die Reaktion des Vaters wäre jedoch tatsächlich völlig übertrieben gewesen. Zudem wird im Roman auch eine Adelige für ihre Fähigkeit, lesen zu können, gerügt… Dass Frauen so einen schlechten Stand hatten, wie hier beschrieben, ist einfach nicht zutreffend, das würde eher in die Frühe Neuzeit als ins Mittelalter passen. Würde man diesen Fehler jedoch aus der Geschichte entfernen, dann würde der Aufhänger fehlen, denn Johanna hätte keinen Grund mehr, sich als Mann zu verkleiden, nur um Zugang zur Bildung zu erhalten.
Daneben gibt es noch diverse kleinere Fehler. So hat ein Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren, dessen Frau etwa im selben Alter ist, eine Tochter, die so alt ist wie Johanna zu diesem Zeitpunkt. Der Mann hätte also mit zwölf Jahren Vater werden müssen…
Doch neben all diesen Kritikpunkten gibt es auch einige positive Dinge zu bemerken. So ist die Geschichte an sich durchaus spannend erzählt. Johanna erlebt diverse Abenteuer und trifft auf interessante Leute, immer mal wieder läuft sie Gefahr, entdeckt zu werden. Bis hin zum Finale konnte mich der Roman durchaus unterhalten. Der Schreibstil ermöglicht es, das Buch flüssig zu lesen, das Wort „Meter“, das mir mehrmals aufgefallen ist, schiebe ich mal auf den Übersetzer und hoffe, dass es nicht im Original zu finden ist.
Unglaubwürdig fand ich dagegen wieder, dass Johanna selbst der Kirche und dem christlichen Glauben gegenüber sehr kritisch eingestellt ist und sich dennoch für eine kirchliche Laufbahn entscheidet. So wird sie von ihrer heidnischen Mutter über sächsische Götter unterrichtet, durch einen ihrer Lehrer, der ihr die griechischen Philosophen näher bringt, lernt sie, an der Glaubwürdigkeit der Kirche zu zweifeln. Und trotzdem wird sie, wie der Titel verrät, selbst zum obersten Vertreter der Kirche! Das passt irgendwie nicht.
Mit der Charakterdarstellung hatte ich ebenfalls so meine Probleme, denn eine so extreme Einteilung in Gut und Böse habe ich bisher in kaum einem anderen Roman abseits des Romance-Genres vorgefunden.
In ihrem Nachwort geht Donna W. Cross auf einige Dinge ein, die die Historie betreffen, insbesondere der Frage, ob es eine Päpstin gegeben haben könnte. Sie kommt zu dem Schluss, dass es so gewesen sein muss, dass die Faktenlage keine andere Deutung zulässt. Dies halte ich jedoch für problematisch, denn viele der „Fakten“ sind schlichtweg falsch oder lassen zumindest auch andere Deutungen zu. Als Autor kann man zu seinen Vorstellungen stehen, sollte jedoch auch andere Möglichkeiten zulassen und die Leser nicht davon überzeugen wollen, dass seine Darstellung die einzig richtige ist.

Fazit
Ignoriert man die Tatsache, dass der Aufhänger der Geschichte aus der Luft gegriffen ist, und hat man kein Problem mit einer extrem einseitigen Charakterdarstellung, dann erwartet einen hier eine durchaus spannende Geschichte. Wer allerdings eine durchweg glaubwürdige Handlung und ein Mindestmaß an historischer Genauigkeit erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden.

Rebecca Gablé – Die fremde Königin

AutorRebecca Gablé
TitelDie fremde Königin
SerieOtto der Große Band 2
Seitenzahl763
VerlagLübbe Ehrenwirth
ISBN978-3-431-03977-1
Bewertung

Inhalt
Garda, 951: Adelheid, die verwitwete Königin Italiens, wird von Berengar von Ivrea gefangen gehalten. Sie soll seinen Sohn heiraten, damit die Königswürde auf seine Familie übergeht, dabei war es Berengar, der ihren Mann vergiften ließ. Doch nach viermonatiger Gefangenschaft gelingt es ihr, aus dem Verlies zu fliehen und sich in Sicherheit zu bringen.
Hilfe erhält sie dabei von Gaidemar, einem Bastardsohn aus der Verwandtschaft König Ottos. Schon bald ist er von Adelheid fasziniert, die auch nach so langer Gefangenschaft ungebrochen und immer gefasst ist. Doch in Pavia wartet König Otto auf sie, um ihr ein Angebot zu machen, das sie kaum ausschlagen kann…

Meine Meinung
Die Romane der Autorin Rebecca Gablé stehen für mich für Bücher, die man kaum aus der Hand legen kann, gute Unterhaltung, eingebettet in die tatsächlichen historischen Begebenheiten, dass man so ganz nebenbei noch sehr viel über deutsche und englische Geschichte lernen kann. Und jedes Mal geht es mir wieder so, dass ich Romane dieser Autorin schneller durchlese als manch andere Bücher anderer Autoren, die nur halb so viele Seiten haben.
Man merkt, ich liebe diese Bücher. Dennoch soll dies kein reines Loblied auf sie sein, sondern eine kritische Betrachtung.
Der vorliegende Roman beschreibt die Zeit König Ottos von seiner Hochzeit mit Adelheid bis zur Kaiserkrönung, deckt also etwa elf Jahre ab. In dieser Zeit passiert sehr viel, es gibt Krieg innerhalb der Familie, aber auch mit den Ungarn, den Slawen und den Italienern, und eine der Hauptpersonen ist eigentlich immer mitten drin. Aber auch die Politik spielt eine große Rolle, denn die Herzöge des Reiches sind alle mit Otto verwandt und verschwägert, und auch die kirchliche Macht liegt zum Teil in den Händen der Familie, was nicht nur positive Seiten hat. Hier muss man schon mal ein wenig Konzentration aufwenden, um die Gründe für das Hin und Her über die Dauer des Buches nicht aus den Augen zu verlieren. Wer das nicht mag, ist mit diesem Roman wie auch mit Büchern der Autorin im Allgemeinen nicht gut beraten. Viele Ereignisse sind dabei bis heute überliefert, andere Informationen jedoch nur oberflächlich in den alten Texten enthalten oder sehr widersprüchlich, so dass das Gerüst der Romanhandlung durch die Historie zwar vorgegeben ist, jedoch auch noch genügend Freiraum für die Autorin vorhanden ist, der Phantasie freien Lauf zu lassen und die Handlung mit Leben zu füllen.
Dabei werden die meisten Charaktere aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Insbesondere Adelheid zeigt so viele verschiedene Seiten, dass ich selbst zum Ende hin nicht wusste, ob ich sie als Romanfigur mochte oder nicht, mal war sie mir richtig sympathisch, dann wieder eher das genaue Gegenteil. Sie ist eine sehr gute Politikerin, sehr darauf bedacht, Situationen zum Vorteil ihrer Familie auszunutzen, selbst wenn das bedeutet, ihrem Gatten Informationen vorzuenthalten. Dennoch hat sie auch eine sehr menschliche Seite, die besonders, aber nicht nur im Umgang mit ihren Kindern deutlich wird.
Eine weitere Hauptperson ist Gaidemar, ein fiktiver Charakter aus Ottos Familie. Wer schon den einen oder anderen Roman von Rebecca Gablé gelesen hat, weiß, wie sie ihre fiktiven Charaktere zeichnet: Sie sind in der Regel prinzipientreu und edel, stehen zu ihrem Wort, selbst wenn es sie in Schwierigkeiten bringt, und Freundschaften sind ihnen sehr wichtig. Und genau dies trifft auch auf Gaidemar zu, er ist eindeutig der Sympathieträger in diesem Roman, nur selten bricht er aus seiner Rolle aus, dann aber überrascht dies umso mehr. Dadurch, dass wir ihn erst als jungen Mann von gut zwanzig Jahren kennen lernen, erfahren wir nicht besonders viel über seine Vergangenheit. Er ist ein Panzerreiter, der in einer Ziehfamilie aufgewachsen ist. Er hadert mit seiner Herkunft als Bastard, insbesondere aber damit, dass er nicht weiß, wer seine Eltern waren, macht jedoch das Beste daraus. Im Vergleich zu den fiktiven Hauptcharakteren anderer Romane der Autorin steht jedoch ein wenig im Hintergrund, es ist nicht seine Geschichte, die im Mittelpunkt steht, vielmehr hatte ich den Eindruck, dass die Historie hier das Zentrum der Handlung biödet und Gaidemar nur einen bestimmten Anteil darin hat.
Auch nach inzwischen zehn historischen Romanen weiß ich noch nicht, ob ich es mag oder nicht, wie Frau Gablé ihre Helden zeichnet, denn eigentlich sind sie sich charakterlich zu ähnlich. Dann aber, wenn die fiktiven Hauptcharaktere stärker in den Hintergrund rücken wie hier, fehlt mir irgend etwas. Und so hätte ich hier gerne mehr über Gaidemar gelesen, vielleicht die eine oder andere Episode, die ihn näher beschreibt, um ihn von anderen Gablé-Charakteren zu unterscheiden.
Viele der Personen aus diesem Roman kommen bereits im vorhergehenden Band vor, darunter auch Ottos Bruder Heinrich von Bayern, der hier Henning genannt wird, um es dem Leser zu erleichtern, den Überblick über die ganzen Personen zu behalten. Zwar werden die meisten Charaktere auch hier wieder passend eingeführt, so dass man Das Haupt der Welt nicht zwingend gelesen haben muss, es erleichtert das Verständnis aber sehr, wenn man ihn kennt, schon alleine, um das Verhältnis Ottos zu seinen Brüdern nachvollziehen zu können, denn hier die ganze Vorgeschichte nachzuerzählen hätte einfach den Rahmen gesprengt.
Der Schreibstil ist so, wie man es auch von anderen Romanen der Autorin kennt, nämlich flüssig zu lesen. Komplizierte Sachverhalte werden leicht verständlich dargestellt, Kampfszenen so beschrieben, dass man erkennt, wie brutal der Krieg war, ohne dass dies jedoch ausgemerzt wird. Gleiches gilt für die enthaltene Liebesgeschichte, die sich zwar im Buch findet, aber eben nicht den Hauptteil der Geschichte ausmacht. Auch auf glückliche Zufälle, die die Handlung gerade noch rechtzeitig drehen, verzichtet die Autorin weitestgehend, nur eine Szene gegen Ende könnte man als solchen bezeichnen, ich fand die Situation jedoch schlüssig.
An Zusatzmaterialien wird auch hier nicht gespart. Neben einem ausführlichen Nachwort findet man hier auch wieder ein Personenregister, in dem die wichtigsten Personen enthalten sind, sowie eine farbige Karte und einen Stammbaum der Ottonen, auch ein paar hübsche Illustrationen zu Beginn jedes größeren Abschnitts sind enthalten.

Fazit
Wer schon mit anderen Romanen von Rebecca Gablé wenig anfangen konnte, wird hier wenig Neues finden. Wer sich jedoch für ihre Art, in die Vergangenheit einzutauchen, begeistern kann, wird sich auch hier wieder für viele Stunden an sein Buch gefesselt sehen. Auch wenn dieser Roman vielleicht nicht der beste der Autorin ist, konnte er mich wieder sehr gut unterhalten.

Vielen Dank an die Lesejury für das Leserunden-Exemplar!

Mac P. Lorne – Der Pirat

AutorMac P. Lorne
TitelDer Pirat
Seitenzahl656
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-51748-2
Bewertung

Inhalt
England, 1560: Schon mit zwanzig Jahren ist der junge Seemann Francis Drake ein Ausnahmetalent in seinem Fach, so dass ihm sein Kapitän Sam Richards verspricht, Drake sein Schiff zu vermachen.
Zwanzig Jahre später hat Drake alle Weltmeere befahren, einige Schiffe, die unter seinem Kommando standen, verloren, aber auch große Reichtümer gewonnen, als er auf der Rückreise nach England Gefahr läuft, von spanischen Schiffen aufgebracht zu werden. Nur ein Trick kann ihn, den gefürchteten El Draque, jetzt noch retten.
In England angekommen wird Drake gefeiert, die Spanier fordern allerdings seine sofortige Auslieferung. Um ihn außer Gefahr zu schaffen wird der Kapitän auf eine Mission geschickt, die die englische Seefahrt revolutionieren soll…

Meine Meinung
In diesem Roman beschäftigt sich Mac P. Lorne mit dem Leben des berüchtigten Piraten Francis Drake vom Zeitpunkt der Rückkehr seiner Weltumseglung bis zum Kampf mit der spanischen Armada, also dem Zeitraum, in dem Drake vom Glück verfolgt wurde und großes Ansehen erlangt hat. Gerne hätte ich etwas mehr über die frühen Jahre des Piraten oder auch von der großen Weltreise selbst erfahren, schließlich hat Drake hier viele Abenteuer erlebt, Schiffe und Männer verloren, Schätze gewonnen, gekämpft und gelitten. Leider wird auf diese Zeit nur rückblickend eingegangen, so dass man zwar in groben Zügen erfährt, was geschehen ist, aber ohne, dass man als Leser wirklich dabei ist.
Besonderes Augenmerk wird hier stattdessen auf die Abenteuer gelegt, die die Beziehung zwischen England und Spanien beeinflusst haben, doch auch die Reformen des Schiffsbaus der Engländer unter Mathew Baker und die des Bronzegusses unter Joachim Gans, die für England sehr wichtig waren, sind Themen, die hier aufgegriffen und auch für Laien verständlich erklärt werden. Zwar kann ich mir den Unterschied zwischen Galeeren, Galeonen und Galeassen noch immer nicht merken, doch komplizierte Segelmanöver oder auch der Vorteil von Bronzekanonen gegenüber denen aus Eisen oder die Schwierigkeiten des Gusses waren auch für mich zu verstehen.
Lorne beschreibt hier jedoch nicht nur verbürgte Unternehmen Drakes, auch einen Zeitraum, zu dem Drakes Aufenthaltsort unbekannt ist, füllt der Autor mit einer spannenden Episode, die allerdings mit diesem Hintergrund für meinen Geschmack etwas zu viel Raum einnimmt.
Der Schreibstil ist flüssig, auch wird man nach dem Prolog direkt ins Geschehen geworfen, so dass ich gleich von Beginn an mit Drake mitgefiebert hatte, obwohl mir sein Leben in groben Zügen bereits bekannt war.
Viele, wenn nicht die meisten der handelnden Personen sind historisch belegt. Schwarz-Weiß-Malerei oder eine sehr einseitige Darstellung von Personen ist mir nicht negativ aufgefallen. Einzig Drake wird hier sehr positiv beschrieben, wobei der Autor in seinem Nachwort erklärt, dass es sehr schwer war, Belege dafür zu finden, dass er auch negative Seiten hatte.
Und so wird Drake weitestgehend als sympathischer Mensch dargestellt, dem das Glück über weite Teile seines Lebens hold ist. Schlechte Seiten zeigt er kaum, sieht man von einer einzigen Tat ab, die sich vor dem Romangeschehen abspielt und von der man nur rückblickend erfährt, die aber große Auswirkungen auf Drakes weiteres Leben hat. Nicht nur wird der Seemann Drake hier gezeigt, auch als Privatmann lernt man ihn zumindest ein wenig kennen.
Eine weitere wichtige Person in diesem Roman ist Königin Elizabeth. Ihre Wankelmütigkeit, aber auch der Balanceakt, den sie eingehen musste, um die Herrscher verschiedener Länder nicht vor den Kopf zu stoßen und eine Heirat oder Kriege zu vermeiden, werden hier glaubwürdig beschrieben.
Wie man es heute von historischen Romanen erwartet ist auch dieses Buch mit Zusatzmaterial ausgestattet. Neben einem zehnseitigen Nachwort gibt es vorne im Buch ein Personenregister, das allerdings leichte Spoiler beinhaltet und das man aus diesem Grund nur bei Bedarf zurate ziehen sollte, eine Zeittafel zu den wichtigsten Punkten aus den Leben von Elizabeth I. und Francis Drake, ein Glossar, das insbesondere nautische Begriffe erklärt sowie eine Bibliografie.

Fazit
Ein lesenswerter Roman über eine sehr interessante Persönlichkeit, den ich all denjenigen ans Herz legen möchte, die sich auch nur ein klein wenig für Segelmanöver, den Kampf der Engländer gegen die spanische Armada oder eben die Person Francis Drake selber begeistern können, aber auch als Abenteuerroman lässt sich dieses Buch gut lesen.

Vielen Dank an Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar!

Montagsfrage: Bestimmte Themen?

Mit dem Schreiben von Rezensionen komme ich immer noch nicht hinterher, so dass es hier immer noch sehr ruhig ist. Wenigstens habe ich noch ganz viele Stichwortzettel, so dass ich hoffentlich im Urlaub ein wenig Zeit finden werde, die zu ganzen Texten zu verarbeiten. Damit es hier aber wenigstens ab und zu etwas zu lesen gibt, will ich mal wieder die Montagsfrage von Buchfresserchen Svenja beantworten.

Montagsfrage von Buchfresserchen

Sie lautet:

Habt ihr besondere Vorlieben bei den Themen in euren Büchern (Prinzen, Reisen, Märchen etc.) oder achtet ihr da gar nicht drauf?

Durch mein bevorzugtes Genre ist ein Grundthema schon mal klar: Der Roman spielt irgendwann in der Vergangenheit. Diese Vorliebe habe ich, wenn ich richtig darüber nachdenke, eigentlich schon immer, wenn auch in meiner Kindheit noch nicht so ausgeprägt wie dann mit dem Eintritt in die Welt der Romane.
Über die Jahre hinweg waren es verschiedene Themen, die mich stark interessiert haben. So habe ich eine Zeit lang überwiegend prähistorische Romane gelesen, Ayla, die Bücher von Gear und Gear und vergleichbare Bücher. Einige Jahre später war es dann die Antike, die mich besonders gefesselt hat.

Heute bin ich literarisch überwiegend im Mittelalter unterwegs, am liebsten im frühen sowie im Hochmittelalter, dazu noch sehr gerne auf den britischen Inseln, in „Deutschland“ oder „Frankreich“, aus Mangel an Romanen über diese Zeit darf es dann aber auch schon mal ein anderes Land oder eine spätere Zeit sein. Wichtig ist mir allerdings, dass der historische Hintergrund nicht nur zur Kulisse verkommt, sondern man auch tatsächlich ein Gespür für diese Zeit vermittelt bekommt und historische Ereignisse nicht nur am Rande vorkommen. Oft sind es daher Romane über historische Personen oder zumindest solche fiktiven Charaktere, die historischen Personen zur Seite stehen, die ich bevorzugt lese.

Bestimmte Themen, die mir immer wieder begegnen, gibt es natürlich auch. Mal sind es die Rosenkriege, mal 1066, dann bestimmte Personen wie Alienor von Aquitanien oder Henry VIII. Manchmal lese ich dann gerne mehrere Romane zum selben Thema oder über die gleiche Zeit nacheinander, um verschiedene Eindrücke zu erhalten, oft genug ist aber auch viel Abstand zwischen den Romanen.

Wie sieht das bei euch aus? Muss es breit gefächert sein oder seid ihr eher Themenleser? Hat sich im Laufe eures Lebens die Themenauswahl verändert oder ist sie weitestgehend konstant geblieben?
Ich wünsche euch eine schöne Woche!