Frank Goyke – Fersengeld

AutorFrank Goyke
TitelFersengeld
Seitenzahl252
Verlagberlin.krimi.verlag
ISBN978-3-89809-029-9
Bewertung

Inhalt
Havelberg, 1431: Der Beckergeselle Christian Eichkatz liebt die Tochter seines Meisters, die allerdings einem Anderen versprochen ist. Als die beiden eines Abends gemeinsam erwischt werden, wird Christian des Hauses verwiesen. Auch die Eltern wollen ihn nicht wieder bei sich aufnehmen, hat er doch ihren guten Ruf beschmutzt.
Also verlässt Christian die Stadt und zieht in Richtung Berlin, nur um kurz darauf von Melchior, dem Sohn des Bäckers, eingeholt zu werden, der sich den Hussiten anschließen will.
In Rathenow treffen die beiden auf den Ritter Veit von Ribbeck. Gemeinsam werden sie Zeuge eines Mordes, der mehr ist, als er zu sein scheint…

Meine Meinung
Bis vor Kurzem hatte ich noch nie von dem Autor Frank Goyke gehört, und wenn mir dieser Krimi nicht eher zufällig in die Hände gefallen wäre, wäre es auch dabei geblieben. Gelesen habe ich diesen Roman auch nur deshalb, weil er mit seinen gerade einmal 251 Seiten zu den dünnsten im Regal gehört und ich ein Buch für wenige Stunden gesucht habe.
Zu Beginn hat mich dieser Krimi dann auch zunächst angesprochen, ein Prolog, in dem ein Verbrechen geplant wird, hat meine Neugier geweckt, war doch nicht klar, wer hier spricht und worum es eigentlich geht. Auch der eigentliche Einstieg war dann zwar wie erwartet eher gemächlich, aber nicht uninteressant. Positiv fand ich, dass hier mit den Hussiten und der Darstellung ihrer Ideologien und dem drohenden Ende des Ritterstands und dem Aufstieg der Bürger tatsächlich ein historischer Bezug geschaffen wird, so dass der Roman tatsächlich zu keiner anderen Zeit hätte spielen können. Leider haben sich auch kleinere Fehler eingeschlichen, die sich durch ein wenig mehr Recherche hätten vermeiden lassen, wie beispielsweise das Auftreten der Syphilis, die aber erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gekommen ist, 1431 aber in Europa unbekannt war.
Der Mordfall, in den die drei Reisenden hineinstolpern, ist zunächst nicht unspannend, und die Reaktionen der Protagonisten sind ebenfalls angemessen. Wer allerdings erwartet, dass unsere Reisenden sich nun tatsächlich mit der Aufklärung befassen, liegt falsch, denn diese Aufgabe übernehmen andere Personen, während die drei jungen Männer weiterziehen. Dadurch hatte ich den Eindruck, dass die Auflösung des Falls eher in den Hintergrund rückt, zumal der Ermittler selbst recht blass bleibt. Es gibt auch diverse falsche Fährten, die mich aber nicht sehr interessiert haben, weil ich zu dem Zeitpunkt eher daran interessiert war, wie es eigentlich mit unserem Gesellen weitergeht.
Während die Schilderung der Geschehnisse weitestgehend glaubwürdig verläuft, ist sie dagegen an anderen Stellen sehr salopp gehalten, sie wird beinahe ins Lächerliche gezogen. Und die zunächst überzeugend beschriebenen Charaktere werden ab einem bestimmten Punkt zu Karikaturen, erst zum Ende hin bessert sich dies wieder. Insbesondere die Darstellung von Melchiors Aufeinandertreffen mit den Hussiten ist so absurd, dass ich das Buch nicht mehr ernst nehmen konnte. Nun mag die Grundaussage stimmen, die während dieses Treffens vermittelt wird, die Umsetzung hat mich aber so gar nicht angesprochen.
Auch das Ende dieses Romans hat mich enttäuscht, denn während der Kriminalfall abgeschlossen ist, lässt mich Christians Schicksal eine Fortsetzung erwarten, die aber meines Wissens nie erschienen ist.
Was mich im Nachhinein sehr stutzig gemacht hat ist der Untertitel dieses Buches: Die Hübschlerin und der Tod des Kaufmanns. Es kommt zwar die eine oder andere Hübschlerin vor, jedoch nicht in einer Rolle, die diesen Untertitel rechtfertigen würde.
Zusatzmaterial such man hier übrigens vergeblich. Es gibt zwar eine Danksagung und eine Autorenvorstellung, aber keine weitergehenden Informationen zum Inhalt. Diese wären zur Einordnung nett gewesen, waren allerdings im Jahr 2004 noch nicht so weit verbreitet wie heute.

Fazit
Wenn man dieses Buch wie ich zufällig in die Finger bekommt und eine kurzzeitige Unterhaltung sucht, dann kann man hier vielleicht mal hinein schnuppern. Allen anderen würde ich eher den Griff zu anderen historischen Krimis raten, die diese Bezeichnung eher verdienen und durch ihre Recherche und Darstellung überzeugen können.

Michael Blake – Der Tanz des Kriegers

AutorMichael Blake
TitelDer Tanz des Kriegers
OriginaltitelThe Holy Road
ÜbersetzerPetra Kall
SerieDer mit dem Wolf tanzt Band 2
Seitenzahl399
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15059-5
Bewertung

Inhalt
USA, 1874: Seit elf Jahren lebt Lieutenant John J. Dunbar unter dem Namen Der-mit-dem-Wolf-tanzt bei den Comanchen, zusammen mit seiner Frau, ebenfalls einer Weißen, und ihren drei Kindern. Die Lebensweise ihres Volkes ist ihnen fremd geworden und sie halten sich vor den Weißen verborgen.
Doch als eines Tages Siedler Die-sich-mit-der-Faust-behauptet sehen und sie vor den Indianern retten wollen, bleibt Der-mit-dem-Wolf-tanzt nichts anderes übrig, als wieder zu John Dunbar zu werden und sich auf die Suche nach ihr zu begeben.
Doch nicht nur für den ehemaligen Lieutenant bringt die Begegnung mit den Weißen Leid, denn ihre Lebensgrundlage, die Büffelherden, wird ihnen von den Weißen genommen. Ihnen bleibt die Wahl, sich den Bedingungen des Präsidenten in Washington zu beugen oder sich auf den Kriegspfad zu begeben. Welches ist die richtige Entscheidung?

Meine Meinung
Mit Der Tanz des Kriegers setzt der inzwischen verstorbene Autor Michael Blake seine Geschichte um den Soldaten und Krieger Der-mit-dem-Wolf-tanzt fort. War der erste Band aber noch eine Art Abenteuerroman über einen Aussteiger, der sich mit der Lebensweise der Comanchen vertraut macht, so handelt es sich hier um eine Geschichte um das Ende der freien Comanchen, in der es nicht nur eine Hauptperson gibt. Vielmehr kristallisieren sich hier schon recht bald mehrere Hauptpersonen heraus, zwischen denen der Autor immer wieder hin und her springt.
Da ist neben Der-mit-dem-Wolf-tanzt beispielsweise Der-viel-lächelt, ein junger Krieger, der gut mit Pferden umgehen kann, aber ansonsten wenig Bedeutendes vollbracht hat, der aber für die Enkelin von Zehn Bären schwärmt. Auch Weiser Vogel, der neugierige Medizinmann, der John Dunbar schon im ersten Band eine Chance eingeräumt hat und der sich sehr für die Lebensweise der Weißen interessiert, spielt wieder eine Rolle, und auch Wind im Haar, der Anführer der Lanzenträger und somit ein wichtiger Krieger des Stammes, soll nicht unerwähnt bleiben.
All diese Personen haben ihre eigenen Erlebnisse, die oft zusammenhängen, manches Mal aber auch nebeneinander her laufen, um sich dann wieder zu überschneiden. Manche dieser Charaktere lehnen sich zumindest an historischen Personen an, auch einige der Ereignisse haben so oder ähnlich stattgefunden, und insbesondere über das Schicksal des Stammes wird man nicht im Trüben gelassen. Und so ist die Handlung schon überwiegend traurig und teilweise sogar schockierend, obwohl doch eigentlich genügend darüber bekannt ist.
Das Buch ist in einer nüchternen, deutlichen Sprache verfasst, die kaum emotionale Tiefe zulässt, es wird sehr viel mehr beschrieben als gezeigt. Dies ist in Anbetracht der Handlung vielleicht auch nicht verkehrt, jedoch kommt so kaum eine Bindung zu den Charakteren zustande. Bis auf die Hauptpersonen bleiben die meisten sowieso sehr blass, sie handeln getreu ihren Rollen als Krieger, Vermittler oder „böse weiße Büffeljäger“. Über den Alltag der Comanchen erfährt man wie im ersten Band nur dann etwas, wenn es für die Handlung relevant ist. Auch wörtliche Rede findet man kaum, sehr oft nur hier und da mal einen Satz, ohne Antwort des Dialogpartners, echte Gespräche sind dagegen selten. Im Vergleich zum ersten Band ist diese Fortsetzung aber stilistisch schon besser geschrieben, die Sätze erschienen mir nicht ganz so abgehackt, was aber auch an der Übersetzung liegen kann.
Im Großen und Ganzen war mir der Roman zu kurz gefasst, eine Ansammlung von Episoden, die alle zu einem Punkt führen. Mehr Details über das Leben an sich, eine emotionalere Darstellung, die mehr als nur die äußere Sicht beschreibt, mehr als nur oberflächlich beschriebene Charaktere hätten aus der Handlung, die für sich genommen stimmig ist, einen guten Roman gemacht.

Fazit
Stilistisch besser als sein Vorgänger, jedoch durch die Konzentration auf mehrere verschiedene Hauptpersonen sehr zerpflückt, kann mich auch dieser zweite Band der Reihe nicht überzeugen, dazu ist die Erzählung einfach zu gestrafft, zu oberflächlich. Wer jedoch wissen will, wie das Leben von Der-mit-dem-Wolf-tanzt weitergeht, kommt um dieses Buch bisher nicht herum, denn eine mögliche Verfilmung lässt weiterhin auf sich warten.

Antonia Hodgson – Der Galgenvogel

AutorAntonia Hodgson
TitelDer Galgenvogel
OriginaltitelThe Last Confession of Thomas Hawkins
ÜbersetzerKatharina Volk, Sonja Rebenik-Heidegger
SerieTom Hawkins Band 2
Seitenzahl460
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-65346-3
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Das Teufelsloch

Inhalt
London, 1728: Tom Hawkins, Gentleman und Spieler, ist auf dem Weg nach Tyburn, wo der Galgen auf ihn wartet. Doch wie ist er in diese Situation geraten?
Wenige Tage zuvor: Nach seinem Aufenthalt im Marshalsea-Gefängnis lebt Tom Hawkins nun schon drei Monate mit seiner Lebensgefährtin Kitty zusammen. Doch nicht nur erregt dieses Arrangement das Missfallen der Nachbarn, auch droht ihn die Langeweile der ehrbaren Arbeit zu erdrücken.
Doch die findet ihr Ende, als im Haus des Nachbarn ein Dieb gesichtet wird und Tom in diese Ereignisse hineingezogen wird. Gleichzeitig erhält er von James Fleet, einem Anführer der Londoner Unterwelt, einen Auftrag, der einfach erscheint, aber sein ganzes Leben auf den Kopf stellt…

Meine Meinung
Der Galgenvogel ist der zweite Band der Krimireihe um den Gentleman Tom Hawkins. Es ist nicht zwingend notwendig, Das Teufelsloch gelesen zu haben, da alle relevanten Ereignisse kurz angerissen, alle wiederkehrenden Personen vorgestellt werden. Will man aber Das Teufelsloch noch lesen, sollte man dies vorher tun, da man sonst unweigerlich gespoilert wird.
Auch dieser Roman ist überwiegend als Ich-Erzählung angelegt, nur gelegentlich finden sich wenige Seiten aus Sicht eines allwissenden Erzählers, der der Handlung vorgreift und die Fahrt zum Galgen beschreibt.
Dieses Stilmittel ist recht interessant, schließlich wollte ich so von Anfang an wissen, wie sich Tom in diese Situation gebracht hat und ob er irgendwie gerettet werden kann. Auch zeigt dieser Aufbau, dass Toms Ermittlungen gründlich schief laufen, und es ist spannend, mitzuverfolgen, wie sich die Dinge entwickeln.
In diesem Roman, der auf dem Cover als historischer Thriller bezeichnet wird, geht es um zwei Ereignisse, die Tom parallel beschäftigen, dem Mord an einem Nachbarn, in dem er abwechselnd als Verdächtiger und als Ermittler beschäftigt ist, sowie der Auftrag von James Fleet, der ihn in die höchsten Kreise, genauer gesagt in den Einflussbereich der Königin, bringt. Beide Fälle sind zu Beginn nicht übermäßig spannend, der erste erscheint recht gewöhnlich, der zweite zwar abenteuerlich, aber nicht allzu gefährlich. Doch schon recht bald zeigt sich, dass hinter beiden viel mehr steckt als erwartet, und sehr oft sind die Menschen in Toms Umfeld nicht das, was sie zu sein scheinen.
Tom ist ein Schlawiner, der sich oft zu helfen weiß. Obwohl er recht schlau ist, zeigt er doch gelegentlich noch eine gewisse Naivität, so dass er in die eine oder andere Falle gerät oder von Anderen ausgenutzt wird, ohne es zu merken. Und da der Leser nie mehr weiß als Tom zum jeweiligen Zeitpunkt – vom drohenden Tod durch Erhängen einmal abgesehen – wird auch er gründlich mit an der Nase herum geführt. Bis zum Ende gab es immer wieder neue Wendungen, die mich bereits Gelesenes mit neuen Augen haben sehen lassen, so dass die Spannung nie nachgelassen hat. Auch wenn die Handlungen sehr verworren sind, sind sie doch nie unlogisch oder unglaubwürdig beschrieben.
Doch Tom ist eben nicht nur ein schlauer junger Mann mit Beziehungen zur Londoner Unterwelt, er hat viele Facetten, die ihn mal richtig sympathisch, dann aber wieder unsympathisch erscheinen lassen. So liebt er seine Kitty sehr, er kann es nicht ertragen, dass sie von Nachbarn als seine Hure gesehen wird und würde sie gerne heiraten, dann wiederum verprasst er ihr Geld im Spielsalon und bringt sich immer wieder in Schwierigkeiten. Doch auch Kitty ist eine Person, die überzeugt, obwohl man sie nur aus Toms Beschreibungen sieht. Sie weiß, was sie will und kann sich gut durchsetzen, ist hilfsbereit, wenn Hilfe benötigt wird, und sie ist temperamentvoll und hält sich auch nicht zurück, wenn deutliche Worte angebracht sind.
Neben diesen beiden gibt es noch eine Reihe anderer Nebenfiguren, unter anderem den jungen, wortkargen Sam Fleet, der bei Tom und Kitty wohnt, die sehr gut ausgearbeitet sind und in ihrer Darstellung überzeugen.
Der Schreibstil ist angenehm, die Übersetzung gelungen. Auffällig sind kursiv gedruckte Betonungen, die man fast auf jeder Seite vorfindet, die mir manches Mal unnötig erschienen sind, die aber wohl dazu passen, dass es sich um eine Ich-Erzählung handelt.
Über den historischen Hintergrund dieses Thrillers, die „Gefangenschaft“ von Henrietta Howard, der Mätresse des Königs, habe ich zuvor noch nie etwas gehört, jedoch scheint er sehr gut recherchiert zu sein. Ein sehr ausführliches, absolut lesenswertes Nachwort geht auf die Hintergründe ein, doch auch auf einige andere Ereignisse wird hier Bezug genommen.

Fazit
Ein lesenswerter historische Thriller, bei dem der Leser immer wieder an der Nase herumgeführt wird. Vielleicht ist er nicht ganz so spannend wie der erste Band, da der Einstieg recht gewöhnlich erscheint, jedoch weiß er bis zum Ende zu fesseln.

Vielen Dank an Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar!

Bernard Cornwell – Der weiße Reiter

AutorBernard Cornwell
TitelDer weiße Reiter
OriginaltitelThe Pale Horseman
ÜbersetzerMichael Windgassen
SerieSaxon Chronicles Band 2
Seitenzahl510
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24283-0
Bewertung

Achtung: Rezension enthält kleinere Spoiler zu Das letzte Königreich

Inhalt
England, 877: Nach der Schlacht bei Cynuit nimmt Uhtred sich die Zeit, um sicherzugehen, dass es seiner Familie gut geht, statt direkt König Alfred von Wessex Bericht zu erstatten. Und so kommt es, dass seine Taten nicht nur nicht gewürdigt werden, sondern Andere den Ruhm einstreichen.
Sein Plan, sich nun den Dänen anzuschließen, scheitert an einem weiteren Waffenstillstand Alfreds, da Uhtreds Freund Ragnar als Geisel dient. Und so zieht sich der junge Krieger auf sein Gut zurück.
Schon bald ergibt sich die Möglichkeit, Reichtümer zu erwerben. Doch wird der Waffenstillstand halten?

Meine Meinung
Der weiße Reiter beginnt genau da, wo der erste Band der Reihe um den Krieger Uhtred endet, nämlich nach der Schlacht von Cynuit. Aus dramaturgischen Gründen hat Cornwell diese Schlacht um ein Jahr vorverlegt, so dass ein neuer Gegenspieler gebraucht wurde, doch dieser fiktive Charakter, auf den der Titel des Romans zurück geht, hätte ebenso damals leben können. Die Änderung der Chronologie vergebe ich Cornwell gerne, enthält der Roman doch daneben viele weitere historische Persönlichkeiten und reale Ereignisse, zudem ist der Roman so spannend erzählt, dass ich ihn auch beim dritten Mal Lesen kaum raus der Hand legen konnte.
Im Zentrum des Geschehens steht der Kriegszug der Dänen, der beinahe dazu geführt hätte, ganz England unter dänische Kontrolle zu bringen, und wie Alfred von Wessex es geschafft hat, die Nordmänner doch zurückzudrängen.
Wie man es von Cornwell kennt wird auch hier wieder viel gekämpft, und wenn es gerade keine große Schlacht ist, dann eben ein Kriegszug oder ein Zweikampf – irgendetwas passiert immer. Dabei werden diese Kämpfe schon sehr detailverliebt beschrieben, je nach Situation auch jeder Schwertstreich für sich, dennoch schafft es Cornwell, diese Beschreibungen, die auch mal unappetitlich sein können, nie langweilig werden zu lassen.
Auch ein wenig Mystik kommt in diesem Roman in Form einer jungen Seherin vor, ob es sich jedoch tatsächlich um mystische Elemente handelt oder um Zufälle, von denen der Erzähler nur glaubt, dass sie zusammenhängen, muss der Leser für sich entscheiden.
Der Ich-Erzähler Uhtred ist ein arroganter junger Mann, der nie behauptet, etwas anderes zu sein. Er glaubt, über den Dingen zu stehen und lügt, dass sich die Balken biegen, wenn es ihm dienlich erscheint, so dass ich mir auch nie sicher bin, ob ich ihm als Leser alles abkaufen kann, was er über seine Erlebnisse erzählt. Sein Glaube an die alten Götter, der Wunsch nach Ruhm und Geld und besonders sein Ziel, sein Erbe zurück zu erhalten, treiben ihn an. Dabei ist er sehr zynisch und macht sich schnell Feinde, insbesondere unter Priestern und sehr gläubigen Anhängern des Christentums.
Eine weitere sehr wichtige Person ist König Alfred, der tiefgläubig ist und in allen Lebenslagen auf Gott und dessen Einmischung vertraut, der eher auf Priester als auf seine militärischen Berater hört und unter einer wiederkehrenden Krankheit leidet. Er ist das genaue Gegenteil von Uhtred, und obwohl man ihn nicht als Gegenspieler der Hauptperson bezeichnen kann, kommt es dennoch oft zu Situationen, in denen der junge Northumbrier den König von Wessex abgrundtief hasst, den er nicht als seinen König sieht und dem er sich immer nur für eine begrenzte Zeit unterstellt.
Obwohl sämtliche andere Charaktere nur durch Uhtreds Sicht beschrieben werden und er oft eine negative Sichtweise an den Tag legt, sind die meisten doch sehr lebendig beschrieben.
Die Zusatzausstattung ist mit dem zum ersten Band identisch: Eine Karte, die die wichtigsten Handlungsorte umfasst, ist genauso enthalten wie eine Erläuterung zu den Ortsnamen sowie ein Nachwort zu den tatsächlichen historischen Ereignissen.

Fazit
Auch der zweite Band der Reihe ist sehr lesenswert, wenn man einen spannenden Roman über die Zeit Alfreds des Großen und den Beinahe-Untergang des angelsächsischen Englands lesen mag und man auch gerne über Kriegshandlungen liest. Man sollte jedoch zwingend mit dem ersten Band beginnen, da die Romane aufeinander aufbauen und die Handlung nahtlos fortgeführt wird.

William V. Crockett – Die Keltin

AutorWilliam V. Crockett
TitelDie Keltin
OriginaltitelWorlds Apart
ÜbersetzerJoachim Peters
SerieDie Keltin Band 1
Seitenzahl666
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-35701-7
Bewertung

Inhalt
Nördlich des Antoninuswalls, im 2. Jahrhundert nach Christus: Die achtjährige Kaledonierin Neeve, die sehr gut zeichnen kann, muss mitansehen, wie ihr Vater von den Römern hingerichtet wird. Als wenig später das kaledonische Heer von den Römern vernichtet wird und Neeves Mutter und Schwester in die Sklaverei verschleppt werden, beginnt ein starker Hass auf die Römer in ihr zu brodeln, und sie schwört sich selbst und ihren Brüdern, die Römer zu bekämpfen, bis das Land von ihnen befreit ist.
Zur gleichen Zeit in Rom: Vectis Trebellius Quadratus, der Sohn eines Praetorianers, wächst mit dem Wissen auf, dass die Römer militärisch allen anderen Völkern überlegen sind. Sein Ziel ist es, selbst einmal eine hohe Position im Militär einzunehmen.
Wann und wo werden Neeve und Vectis aufeinander treffen?

Meine Meinung
Bei Die Keltin handelt es sich um den Debütroman des Autors William V. Crocket. Die Version, auf der die deutsche Übersetzung basiert, ist nie in Originalsprache erschienen, stattdessen ist eine überarbeitete Fassung erst einige Jahre später veröffentlicht worden. Inwieweit beide Fassungen voneinander abweichen kann ich nicht sagen, doch zumindest die ersten Seiten unterscheiden sich stark. Aus diesem Grund bezieht sich diese Rezension ausdrücklich nur auf die deutsche Fassung.
Die Geschichte setzt mit der Kindheit Neeves und Taranis‘ an. Dies hat einerseits zur Folge, dass der Leser weiß, wie lange die unterschiedlichen Positionen gefestigt sind und worauf die Haltungen sich begründen, andererseits dauert es so recht lange, bis die beiden Hauptpersonen erstmals aufeinandertreffen und die Handlung so richtig interessant wird.
Anhand der genannten Konstellation könnte man erwarten, dass hier eine Liebesgeschichte eine wichtige Rolle spielt. Diese ist jedoch längst nicht so dominant, wie der Klappentext des Romans dies vermuten lässt, und die Darstellung hat mir sehr gut gefallen. Abgesehen davon liegt der Schwerpunkt des Romans auf dem Freiheitskampf der Kaledonier und dem Versuch der Römer, den Antoninuswall zu halten. Es geht darum, wie unterschiedlich die Römer und die Kelten das Römische Reich wahrnehmen, wie unterschiedlich die Welten doch sind, um Bündnisse zwischen den keltischen Stämmen, den Aufbau der Kastelle, auch erfährt man einiges über Kartenzeichner und wie wichtig diese für die Römer waren. Diese Hintergrundinformationen werden recht beiläufig in die Handlung eingefügt. Nun kenne ich mich selber wenig mit der Antike aus, ich gehe jedoch davon aus, dass das Beschriebene authentisch ist, ist der Autor selbst doch Dozent für römische Geschichte an einer Uni in New York.
Neben den Handlungssträngen um Neeve und Vectis gibt es noch einen dritten, der von einem machtgierigen römischen Senator handelt, dem jedes Mittel recht ist, auch Mord, um seine Ziele zu erreichen. Mir haben diese Szenen nicht ganz so gut gefallen, nicht unbedingt, weil sie wenig glaubwürdig wären, sondern einfach, weil mir dieser Senator zu abgebrüht ist und er mit allen bösen Taten davonzukommen scheint.
Die meisten Charaktere fand ich aber sehr angenehm und auch glaubwürdig beschrieben. Zwar waren die Hauptpersonen vielleicht ein wenig zu gut, insbesondere Vectis, der für seine Position doch ein recht weiches Herz hat, im Großen und Ganzen hat es aber einfach gepasst, weil sich der Autor Zeit nimmt, selbst die meisten Nebencharaktere mit einer Vergangenheit auszustatten, die ihre Taten und Einstellungen begründet.
Einzig die Darstellung der Druiden hat mir so gar nicht gefallen. Nicht nur werden sie recht negativ dargestellt, sie haben zudem noch recht mystische Auftritte, die nicht erklärt werden. Dieser Ausflug in die Fantasy trübt den Eindruck dieses sonst doch so schönen Romans ein wenig.
Am Schreibstil oder der Übersetzung hatte ich nichts auszusetzen, die Geschichte ließ sich sehr flüssig lesen. Stellenweise ist die Handlung schon mal blutig, bei diesem Thema lässt sich das nicht vermeiden, auf detaillierte Beschreibungen von Grausamkeiten wird jedoch verzichtet.
Zusatzmaterial ist leider überhaupt nicht vorhanden, es gibt weder Vor- noch Nachwort, auch ein Personenregister oder eine Karte sucht man leider vergeblich.

Fazit
Ein sehr schöner Roman, der recht gemächlich beginnt, dann aber an Fahrt aufnimmt und den ich gerne alle paar Jahre wieder zur Hand nehme.