Lange Zeit habe ich wenig von mir hören lassen, etwa einen Monat lang war hier ziemlich Funkstille, obwohl ich doch eigentlich immer mal wieder etwas schreiben wollte.
Da kommt mir die heutige Montagsfrage von Buchfresserchen Svenja ganz recht, um mal wieder Leben auf den Blog zu bringen.
Die Frage heute lautet:
Wie kommst du mit Gewalt in Büchern zurecht? Magst du blutige Szenen oder lehnst du sie ab?
Bei historischen Romanen bleibt es nicht aus, dass die verschiedenen Formen von Gewalt beschrieben werden. Ob auf dem Schlachtfeld selbst oder nach dem Ende einer Belagerung, wenn die Sieger eine Stadt überfluten, oder ob die jugendliche Protagonistin Opfer einer Gewalttat wird, in vielen Romanen sind Beschreibungen dieser Art zu finden.
Ob ich die beschriebenen Szenen mag oder sie ablehne kommt ganz auf die jeweilige Art der Darstellung an.
Wenn Bernard Cornwell einer bestimmten Schlacht einen ganzen Roman widmet und dann eben hier ein Arm abgehackt und dort Hirnmasse verspritzt wird, finde ich das jetzt nicht zu extrem, denn bei Romanen dieser Art weiß ich in der Regel schon im Vorfeld, dass mich so etwas erwarten könnte. Auch dass es da schon mal zur beiläufigen Beschreibung von Gewalt an Frauen und Kindern kommt, gehört da schon in gewissem Maße dazu, denn es ist nun einmal dazu gekommen.
Was mich viel mehr stört sind unnötige Gewaltakte, die eben wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun haben, die so wirken, als ob sie nachträglich hinzugefügt wurden, um die Spannung nochmal hoch zu treiben und die Hauptperson unnötig leiden zu lassen.
So kann man in nicht wenigen Romanen lesen, wie die weibliche Hauptperson vergewaltigt wird. In manchen Romanen markiert diese Gewalttat einen wichtigen Punkt in der Handlung, oder diese Szene wird nur angedeutet, in anderen wiederum scheint die Frau dagegen so taff zu sein, dass sie die bildlich beschriebene Tat einfach so wegsteckt.
Ich lehne Vergewaltigungsszenen nicht grundsätzlich ab, es muss aber begründet sein, warum eine solche Szene den Weg ins Buch gefunden hat.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass es immer auf das jeweilige Buch ankommt. Bei einigen weiß ich, was mich erwartet, und da rechne ich auch mit einiger eher unpersönlicher Gewalt, bei anderen dagegen wird es dann doch sehr persönlich, und da kommt es darauf an, wie eine solche Szene in die Handlung eingebettet ist, ob sie mich abstößt oder eben nicht.
Ohne die Darstellung oder zumindest die Erwähnung von Gewalt werden aber die wenigsten historischen Romane auskommen, so dass man hier immer davon ausgehen muss, gewissen Elementen zu begegnen.
Wie steht ihr zur Darstellung von Gewalt in Romanen?
Hey :)
Ich würde die Frage ähnlich beantworten wie du.
Im Historischen Roman ist das aber wirklich nochmal besonders, wäre ja fast surreal, wenn da keine Gewalt drin vorkäme. Ich glaube aber, ich kann Gewalt in Büchern besser verkraften als z.B. in Filmen – da ist es mir dann doch oft zu anschaulich.
Interessante Frage jedenfalls. Wie ich das wahrnehme, ist dann aber wahrscheinlich doch von Buch zu Buch komplett unterschiedlich.
Viele Grüße :)
Da kann ich mich dir komplett anschließen. In Filmen muss es wirklich nicht sein, in Büchern stecke ich das eher weg, und auch da kommt es wirklich darauf an, wie der Autor es umsetzt.
Cornwells Schlachtenszenen mag ich eigentlich recht gerne, obwohl die wirklich wenige Fragen offen lassen, aber bei dem einen oder anderen Autor, der in die gleiche Kerbe schlagen möchte, ist mir das einfach (noch) zu unbeholfen und manchmal auch zu übertrieben.
Die Frage fand ich aber auf jeden Fall doch sehr interessant. Ich habe mir auch die Frage gestellt, ob mir spontan ein historischer Roman einfällt, in dem es zu keinem einzigen Gewaltakt kommt. Bisher ist mir keiner eingefallen, aber wenn ich einen finde, liefere ich ihn nach.
Bei mir ist es auch so, dass mich unnötige Gewaltakte stören und vor allem auch Gewalt, die gar nicht thematisiert wird, obwohl ich das eigentlich erwarten würde, etwa, wenn eine Figur erstmals mit Gewalt konfrontiert wird und das einfach mal so hinnimmt. Und ja, gerade bei Vergewaltigungsszenen ist das oft der Fall. Da habe ich den Eindruck, dass eine solche mal eben eingefügt wird, ohne dabei überhaupt darüber nachzudenken, was so etwas in einem Menschen anrichten kann. So etwas nervt mich sehr.
Wenn Gewalt aber gut umgesetzt ist und/oder sich durch das Setting/Genre ergibt, habe ich damit keine Probleme.
Die Frage ist ja immer, was unnötig ist.
Ist es unnötig, wenn eine (historisch überlieferte) Schlacht stattfindet und der Autor beschreibt, wie die Hauptperson kämpft und wie grausam die Kämpfe sind? Da wird dann der Kampf regelrecht persönlich. Wenn nur oberflächlich berichtet wird, dann kommt das oft als nicht ganz so dramatisch rüber, ich kann aber auch verstehen, wenn man nicht unbedingt lesen muss, wie so ein Kampf im Detail verläuft.
Ich habe gerade einen Roman beendet, in dem es auch eine Vergewaltigungsszene gab. Anstatt diese aber im Detail zu beschreiben, hat sich die Autorin sehr zurückgenommen. Der Gewaltakt wird nur umschrieben, das Grauen wird dadurch aber beinahe noch greifbarer, als wenn die Tat ausgeschrieben worden wäre. Das hat mir auf jeden Fall besser gefallen als so manche ausgeschriebene Szene, bei der man sich wie ein Voyeur fühlt.
Bei historischen Schlachten finde ich es nicht unnötig, aber oft sind in Büchern Gewaltszenen, bei denen ich das Gefühl habe, sie sind nur dazu da, um Mitleid für die Hauptfigur zu wecken oder besonder effektvoll zu wirken. Das ist dann eher nicht so mein Fall.