Autor | Jack Whyte |
Titel | Die Brüder des Kreuzes |
Originaltitel | Standard of Honor |
Übersetzer | Barbara Schnell |
Serie | Die Templer Band 2 |
Seitenzahl | 670 |
Verlag | Blanvalet |
ISBN | 978-3-442-36348-3 |
Bewertung |
Inhalt
Heiliges Land, 1187: Bei der Schlacht von Hattin wird das Heer der Franken vernichtend geschlagen. Alexander Sinclair, ein schottischer Tempelritter, ist dem Tod nur durch die Hilfe seines Freundes Lachlan Moray entgangen. Doch Alexander ist schwer verletzt, die nächste Zuflucht, die noch nicht von den Feinden überrannt ist, weit entfernt…
Aquitanien, zwei Jahre später: Als Gegenleistung für gebotene Hilfe soll André St. Clair seinen Lehnsherrn Richard Plantagenet auf seinen geplanten Kreuzzug folgen – als Tempelritter, wenn der Orden ihn aufnehmen sollte. Als Mitglied einer geheimen Bruderschaft steht der Aufnahme kaum etwas im Wege, und schon bald erhält er seinen ersten Auftrag: Seinen Vetter Alexander Sinclair zu finden…
Meine Meinung
Nach dem enttäuschenden ersten Band hatte ich an diesen Roman recht geringe Erwartungen und war dementsprechend vorerst positiv überrascht. Die Geschichte beginnt mit der Schlacht von Hattin, man ist direkt mitten in der Geschichte drin, und die Spannung wird auch zunächst hoch gehalten. Doch nach etwa hundert Seiten kam die Ernüchterung, nämlich mit dem Bruch in der Handlung. Denn hier zeigt sich, dass dieser Band genau die gleichen Schwächen aufweist wie der Auftakt der Trilogie: Anstatt einem roten Faden zu folgen, einen Handlungsbogen auszubreiten und sich an ihm entlangzuhangeln, anstatt die Erwartungen an den Roman zu erfüllen, die auf den ersten Seiten geschürt werden, verliert sich der Autor in Beschreibungen von Botendiensten, die André St. Clair für seinen ehemaligen Lehnsherrn ausführen soll, und das, obwohl er doch als Novize bei den Templern nur noch diesen Gehorsam schuldig sein sollte, sowie der Vorbereitungen für den Kreuzzug und die Reise nach Outremer. Dadurch hatte ich das Gefühl, als ob der Autor einfach drauflos geschrieben hätte, völlig ohne Konzept.
Dabei nimmt es der Autor auch nicht ganz genau, was historische Details anbelangt. So wird aus dem römisch-katholischen Kaiser Friedrich Barbarossa mal eben ein Anhänger der orthodoxen Kirche, und auch der Deutsche Orden – der zu dem Zeitpunkt der Romanhandlung noch gar nicht gegründet war – soll dieser angehören. Aus König Richard wird auch mal eben ein Judenhasser, der jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um diese zur Belustigung seines Hofes zu quälen, während ich bisher immer der Meinung war, dass Richard mehr oder weniger darum bemüht war, die Juden in seinem Land zu schützen. Erklärungen dazu, beispielsweise in einem Nachwort, sind leider nicht vorhanden, und so bleiben diese Behauptungen in der Luft stehen.
Was es mit der geheimen Bruderschaft auf sich hat, wird hier nur am Rande erläutert, wer weitergehende Informationen sucht, muss den ersten Band der Reihe lesen. Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich, dass die Existenz einer solchen Bruderschaft überhaupt möglich gewesen wäre, schaut man sich die religiösen Verhältnisse des Mittelalters an. Und so ist es meiner Meinung nach ganz gut, dass sie hier eher als Mittel zum Zweck dient und nicht als wesentlicher Inhalt des Romans.
Die Schreibweise ist durchaus fesselnd, der Autor versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen. Leider wird sehr häufig im entscheidenden Moment weggeblendet, das Ergebnis dem Leser beiläufig mitgeteilt, so dass ich mich häufig gefragt habe, warum diese Episode eigentlich beschrieben wurde, statt dem Leser ebenfalls eine Kurzfassung zu präsentieren.
Die beiden Hauptpersonen Alexander und André sind schnell charakterisiert: Sie sind belesen, gebildet und lernen schnell, sie sind gute Kämpfer mit Schwert und Armbrust, und Ehre ist für sie essentiell, kurz gesagt entsprechen sie einem hohen Ritterideal und sind dabei doch langweilig und austauschbar.
Fazit
Wie schon im ersten Band hätte man aus diesem guten und auch spannenden Ansatz eine wunderbar fesselnde Abenteuergeschichte machen können, doch kann der spannende Schreibstil das verschenkte Potenzial und die sehr freie Interpretation historischer Details nicht ausgleichen.
Von Jack Whyte hab ich auch mal was gelesen (den ersten Band der Camulod-Bücher) und ich kann mich erinnern, dass er es da mit historischen Fakten auch nicht so genau genommen hat. Allerdings habe ich es da aufgrund des ohnehin etwas phantastischen Themas hingenommen.
Schade, dass dich der Roman auch sonst nicht überzeugen konnte. Gerade langweilige Hauptfiguren können einen spannenden Ansatz ziemlich zerstören.
Der erste Band konnte mich ja auch nicht überzeugen, und in beiden Fällen sind es eben nicht nur die verdrehten Fakten, die mich die Bücher haben schlecht bewerten lassen. Das alleine wären vielleicht zwei Punkte Abzug gewesen, wenn die Bücher auch sonst in Ordnung gewesen wären. Aber in beiden Fällen kommt es mir so vor, als hätte der Autor einfach drauflos geschrieben, als hätte er keine Idee gehabt, wo seine Geschichten hinführen sollen, weshalb es dann ganz plötzlich irgendwelche neuen Hauptpersonen und Handlungsbögen gibt und die ursprüngliche Handlung in den Hintergrund gedrängt wird.
Das muss einfach nicht sein.