Dagmar Trodler – Die Tage des Raben

AutorDagmar Trodler
TitelDie Tage des Raben
SerieWaldgräfin Band 3
Seitenzahl544
VerlagBlanvalet
ISBN3-442-36601-1
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Die Waldgräfin und Freyas Töchter!

Inhalt
England, 1070: Nachdem Alienor und Erik erkennen mussten, dass es für sie keinen Platz im Svearreich, Eriks Heimat, gibt, zieht es die junge Familie nach England. Dort regiert seit einigen Jahren Guillaume, zuvor Herzog der Normandie, in dessen Diensten Erik früher stand.
Doch in England angekommen müssen sie erleben, wie grausam die Normannen in einigen Gegenden wüten und die Bevölkerung unterdrücken. Besonders in Yorkshire, wo große Landstriche verwüstet sind, gestaltet sich das reine Überleben schwieriger als erwartet, denn Nahrung ist Mangelware. Und so zieht es Erik bald zurück in Guillaumes Dienste.

Meine Meinung
Dieser letzte Band der Trilogie schließt nahezu nahtlos an den Vorgänger an, fällt jedoch im Vergleich stark ab.
Die Entscheidung, nach England auszuwandern, ist nachvollziehbar, schließlich hat Erik gute Aussichten, in Guillaumes Dienste eintreten zu können. Doch warum zieht es die junge Familie ausgerechnet dorthin, wo das Überleben am schwierigsten ist und wo die Normannen erst zuschlagen und dann nachfragen? Diese Entscheidung ist in meinen Augen eher unlogisch.
Auch andere Dinge haben mir so gar nicht gefallen. So trifft Alienor schon sehr früh im Buch auf einen Mann, von dem sie nur wenig später erfährt, dass ihr bisheriges Leben eine Lüge ist und dass sie gar nicht die ist, die sie zu sein glaubt. Dies spielt im späteren Verlauf des Romans immer wieder eine Rolle, kommt mir aber in der Situation doch an den Haaren herbeigezogen vor. Warum muss hier der Stammbaum geändert werden? Und warum trifft sie ausgerechnet auf den einen Mann in England, der etwas über ihre Vergangenheit wissen kann?
In England erkennt Erik bald, dass er ein Krieger und nicht für die Landwirtschaft geschaffen ist. Und so zieht es ihn zu Guillaume, was ja auch ein Grund für die Auswanderung nach England war. Doch warum muss Alienor ihm immer wieder hinterher reiten, die Kinder im Gepäck? Hat sie aus ihren Erfahrungen nichts gelernt? Mich hat es schon bald sehr gestört, dass sie sich und ihre Liebsten dadurch immer wieder in Gefahr bringt. Langsam ist es doch auch mal genug!
In diesem Band kommt ein mystisches Element hinzu: Ein Rabe sucht Alienor immer dann auf, wenn Gefahr droht. Dadurch erklärt sich zwar der Titel, doch warum er überhaupt vorkommt, ist mir schleierhaft.
Manches Mal kann Alienor, die Ich-Erzählerin dieses Buches, auch richtig nerven, wenn sie mal wieder erzählt, dass sie ohne Erik nicht leben kann oder zum wiederholten Mal ohnmächtig wird. Oder wenn sie Götter oder Heilige anfleht, obwohl sie fest davon überzeugt ist, dass ihr doch niemand hilft. Allerdings ist dies hier wesentlich seltener der Fall als in den ersten beiden Bänden.
So schlecht, wie es diese ganzen Kritikpunkte erscheinen lassen, ist dieser Roman dann aber doch nicht. Die Geschichte ist spannend und konnte mich über weite Strecken fesseln. Immer passiert etwas, Leerlauf und Zeit, zur Ruhe zu kommen, gibt es kaum, und selbst wenn es mal Ruhephasen gibt, sind diese kurzweilig beschrieben. Die Sprache ist stellenweise sehr poetisch, was sogar mir aufgefallen ist, während ich doch normalerweise über solche Dinge hinweg lese.
Wie bei den Vorgängern gibt es auch hier wieder einige Sätze in anderen Sprachen, zu Latein, Nordisch und Altfranzösisch ist jetzt auch Angelsächsisch hinzugekommen. Diese werden in einem Glossar übersetzt. Waren es aber in Freyas Töchter noch ganze zwölf Seiten, kommt Die Tage des Raben mit der Hälfte aus, was wesentlich weniger anstrengend zu lesen ist.

Fazit
Leider konnte mich dieser Roman nicht vollständig überzeugen, zu viele kleinere Zufälle und nicht ganz logische Handlungen haben mir den Spaß an der eigentlich sehr spannenden Geschichte genommen. Trotzdem ist der Abschlussband der Trilogie immer noch sehr gut lesbar. Wer wissen will, wie es mit Alienor und Erik ausgeht, sollte sich diesen Band ruhig anschauen.

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