Autor | Brigitte Riebe |
Titel | Liebe ist ein Kleid aus Feuer |
Seitenzahl | 655 |
Verlag | Diana |
ISBN | 978-3-453-35226-1 |
Bewertung |
Inhalt
Burg Scharzfels, 946: Eila ist die Tochter des Ritters Raymond, der im Dienst König Ottos steht. Als solcher ist der Ritter nicht oft auf seiner heimatlichen Burg anzutreffen, so dass Eila in seiner Abwesenheit große Freiheiten genießt. Sie verbringt ihre Zeit lieber außerhalb der Burg als mit ihrer verbitterten Mutter, die für sie keine Liebe zu empfinden scheint.
Doch dann taucht Roswitha, die Tochter eines Kampfgefährten Raymonds, auf der Burg auf. Obwohl sie etwa im gleichen Alter sind, sind die Mädchen doch grundverschieden, denn Rose saugt Wissen nur so auf, während Eila im Unterricht nur Zeitverschwendung sieht. Dennoch entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft…
Meine Meinung
Diesen Roman von Brigitte Riebe habe ich inzwischen zwei Mal gelesen, und beide Male habe ich mich am Ende gefragt, was ich da jetzt eigentlich gelesen habe, wovon die Geschichte überhaupt handelt. Bei den meisten Romanen lässt sich die Handlung in ein, zwei Sätzen kurz anreißen, hier fällt es mir sehr schwer, zu fassen, was genau im Mittelpunkt des Buches steht.
Am zutreffendsten wäre wohl, zu behaupten, dass es um das Erwachsenwerden einer jungen Ritterstochter im Umfeld König Ottos geht, um ihre Freundschaften, ihre Familie, die erste und die große Liebe, um politische Intrigen, in die das Mädchen hineingezogen wird. Es geht um ihren Vater, der ein großes Geheimnis hat, um ihre Mutter, deren Geheimnis nicht weniger groß ist, um den Schmiedejungen Lando, der sich in das falsche Mädchen verguckt, um König Otto, der von seiner Verwandtschaft unter Druck gesetzt wird. All dies bildet ein buntes Bild, bei dem es nicht an Spannung mangelt, das in seiner Gesamtkomposition aber auf mich nicht ganz stimmig erscheint.
Neben Angehörigen des Königshauses trifft Eila auch auf weitere historische Persönlichkeiten. Eine von ihnen ist ihre junge Freundin Rose, die als Dichterin Roswitha von Gandersheim in die Geschichte eingegangen ist. Allerdings ist über das Leben, insbesondere die Jugend, der historischen Roswitha quasi nichts bekannt, so dass auch sie hier weitestgehend als fiktive Figur gesehen werden kann. Zudem erscheint sie mir hier eher als ein Nebencharakter, sie tut, was man ihr sagt, und so verblasst sie neben der starken Eila schon recht bald.
Eila ist ein schwärmerischer, wankelmütiger Teenager, sie scheint selbst nicht zu wissen, was sie will. Mal ist es der Eine, in den sie sich verguckt, dann doch lieber der Andere. Sie ist hitzköpfig und spontan, dazu nicht immer die Liebenswürdigkeit in Person. Mich hat sie schon recht bald ziemlich genervt. Dann wiederum zeigt sie Facetten, die man gar nicht erwartet, wenn sie sich in die Dienste des Königs begibt.
Viele der anderen Charaktere meint man schon nach wenigen Seiten einschätzen zu können, und über weite Teile des Buches trifft diese Einschätzung dann auch zu. Gelegentlich, insbesondere zum Ende hin, zeigen sie dann aber auch mal andere Facetten, was die Geschichte auflockert. Nicht wenige haben aber etwas zu verbergen, was die Geschichte dann wieder unglaubwürdiger erscheinen lässt.
Der geschichtliche Hintergrund um König Otto ist durchaus informativ, ohne Vorwissen hatte ich aber beim ersten Lesen vor einigen Jahren meine Schwierigkeiten, die Rahmenhandlung zu verstehen und in dem geschichtlichen Zusammenhang zu sehen. Mit dem nötigen Wissen jedoch war auch dieser Aspekt verständlich.
Der Roman wartet mit umfangreichem Zusatzmaterial auf. Neben einer Karte und einem Stammbaum Ottos findet sich eine Literaturliste sowie ein sehr ausführliches historisches Nachwort, in dem die Autorin über Wahrheit und Fiktion aufklärt sowie weitere historische Hintergründe darlegt.
Fazit
Diesen Roman kann man lesen, man verpasst aber auch nichts, wenn man ihn nicht liest. Als Einstieg in diese historische Epoche würde ich dieses Buch keinesfalls empfehlen, wenn man jedoch eine nette Geschichte über das Erwachsenwerden im Frühmittelalter lesen mag, die durchaus zu fesseln weiß, kann hier gerne zugreifen.