Archiv des Autors: Rissa

Rebecca Gablé – Das Haupt der Welt

AutorRebecca Gablé
TitelDas Haupt der Welt
SerieOtto der Große Band 1
Seitenzahl864
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-431-03883-5
Bewertung

Inhalt
Brandenburg, 929: Die slawischen Heveller werden von den Sachsen unter König Heinrich angegriffen. Als die Burg fällt, werden der achtzehnjährige Priesteranwärter Tugomir und seine vier Jahre jüngere Schwester Dragomira, beide Kinder des slawischen Fürsten Vaclavic, als Geiseln genommen. Während Dragomira als Geliebte des Prinzen Otto aber gut mit ihrer neuen Situation zurechtzukommen scheint, hat Tugomir Probleme, sich in seine neue Rolle als Geisel zu gewöhnen und seinen Platz zu finden. Insbesondere Gero, einer der Kommandanten des Königs, macht ihm das Leben schwer. Doch dann wird bekannt, dass Tugomir in der Heilkunst ausgebildet wurde…

Meine Meinung
Über diesen Teilbereich der deutschen Geschichte wusste ich bisher wenig bis gar nichts, und so freut es mich, dass sich gerade Rebecca Gablé an dieses Thema gewagt hat, auch wenn ich zunächst ein wenig skeptisch war, denn mit dieser Autorin verbinde ich überwiegend ihre herausragenden Englandromane.
Der Einstieg in diesen Roman verlief bei mir etwas holprig, da die Handlung mich zwar direkt fesseln konnte, ich mich aber erst einmal auf die ungewohnten slawischen Namen einstellen musste. Dass hier direkt ein Dragomir und eine Dragomira vorkommen, war auf den ersten Blick ein wenig irritierend. Auch treten auf einen Schlag viele Personen auf, die etwa gleich viel Raum einnehmen, so dass Tugomir als eigentliche Hauptperson etwas kurz kommt. Dies legt sich aber spätestens nach dem ersten Viertel des Romans, und zu diesem Zeitpunkt war ich völlig gefesselt.
Da die Hauptpersonen nicht fiktiv sind, erschienen mir einige Charaktere ein wenig steif, dennoch haben sie mir sehr gut gefallen. Insbesondere Tugomir, der ständig mit seiner Situation hadert, da er zwischen den Stühlen steht und beide Seiten kennt, hat mich überzeugt. Otto dagegen bleibt, obwohl ihm ein guter Teil des Romans gewidmet ist, ein wenig blass.
Die Handlung ist bestimmt von den historischen Ereignissen über etwa zwölf Jahre, soweit sie bekannt sind, hierbei spielt die sächsische Politik König Heinrichs und seines Nachfolgers eine große Rolle. Einige Entscheidungen scheinen allerdings so weit hergeholt, dass ich sie, wären sie nicht belegt, sondern erfunden, für sehr unglaubwürdig halten würde.
Auch das Christentum nimmt eine nicht gerade unwichtige Rolle in diesem Roman ein, schließlich geht es auch um den Konflikt zwischen Christen und Heiden, und die Missionierung ist ein nicht unwesentlicher Bestandteil im Kampf zwischen Sachsen und Slawen.
Wie schon in einigen ihrer anderen Romane gibt es auch hier ein kleines übernatürliches Element, für das es keine Erklärung gibt, es passt aber einfach sehr gut in die Handlung, da es Tugomirs Glauben verdeutlicht.
Der Schreibstil ist wie von Rebecca Gablé gewohnt gut, leicht zu lesen, dabei aber nicht zu simpel, dadurch werden aber kompliziertere Verhältnisse leicht verständlich dargestellt.
Die Autorin verzichtet auch nicht darauf, Kampfszenen so zu schildern, dass man ihnen die Brutalität anmerkt, dabei geht sie aber auch nicht zu sehr ins Detail.

Fazit
Es fällt mir schwer, diesen Roman nicht mit den anderen Romanen der Autorin zu vergleichen, denn er ist einfach ein wenig anders, schon allein aufgrund des Handlungsortes, und trotzdem handelt es sich um einen typischen Roman von Rebecca Gablé: Wer Gefallen an ihren anderen Romanen hat und sich für deutsche Geschichte interessiert, wird hier wohl auch seine Freude daran haben, wer jedoch von Politik in Romanen gelangweilt ist, wird hier nicht glücklich werden.
Für mich ein Jahreshighlight!

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Leserunden-Exemplar!

Thomas Ziebula – Der Gaukler

AutorThomas Ziebula
TitelDer Gaukler
Seitenzahl655
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16837-8
Bewertung

Inhalt
Umland um Heidelberg, um 1618: Susanna und Hannes sind seit ihrer Kindheit ineinander verliebt, doch Susannas Vater ist gegen die Heirat, da Hannes katholisch getauft ist.
David ist der Ziehsohn des Kroaten Stephan, mit einer kleinen Gauklertruppe ziehen sie von Stadt zu Stadt. Durch Davids Sprüche in seiner Rolle als Jean Potage bereitet er seiner Truppe allerdings immer wieder Probleme.
Schon bald verbreiten sich erste Gerüchte über Angriffe auf deutsche Städte durch Tillys Soldaten im ganzen Land. Susannas Eltern jedoch wägen die Familie in Sicherheit, denn die Kämpfe scheinen weit entfernt und Heidelberg gut geschützt. Doch der Krieg rückt näher und wird schon bald große Auswirkungen auf das Leben der drei jungen Leute haben…

Meine Meinung
Zu Beginn hatte ich leichte Probleme, mich zeitlich zurechtzufinden, da der Autor sparsam mit der Nennung von Jahreszahlen umgeht, es aber insbesondere zwischen den ersten Kapiteln große zeitliche Sprünge gibt. Hier sollte man schon sehr genau lesen, um die Hinweise nicht zu übersehen. Dies gibt sich jedoch ein wenig nach ein paar Kapiteln, spätestens mit dem zweiten Abschnitt, da hier die Kapitel zeitlich dichter aufeinander folgen.
Auch wird darauf verzichtet, allzu tiefe Einblicke in die Gedanken der Hauptpersonen zu gewähren, diese muss man aus der Handlung erschließen. Somit hat es ein wenig länger gedauert, bis ich das Gefühl hatte, sie richtig zu kennen. Sie haben mir aber sehr gut gefallen, da sie menschlich wirken und in ihre Zeit passen: David ist jemand, der scheinbar nicht erwachsen werden will und aus seinen Fehlern kaum Lehren zieht, Susanna eine fest verwurzelte junge Frau, die es sich nicht vorstellen kann, ihre Heimat zu verlassen, Hannes dagegen ist ein weitsichtiger Zimmermannsgeselle, der sehr genau plant und Susanna in Sicherheit wissen will. Alle drei machen im Verlauf des Romans eine große Entwicklung durch, ohne aus ihrer Rolle zu fallen. Einzig Susannas Schönheit, durch die sie ungewollt Aufmerksamkeit auf sich zieht, scheint mir ein wenig übertrieben.
Während ich eine Weile gebraucht habe, um richtig in den Roman einzusteigen, hat er mich immer mehr gefesselt, je mehr ich gelesen habe. Insbesondere der dritte Abschnitt hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Der Schreibstil des Autors hat mich überzeugt. Auffällig ist, dass darauf verzichtet wird, einigen Nebenfiguren Namen zu geben. Stattdessen werden sie nach Berufsbezeichnung oder Verwandtschaftsgrad benannt. Dies ist ungewohnt, dient aber der Übersichtlichkeit, da man so nicht noch mehr Namen zuordnen muss, sondern sich auf die Handlung konzentrieren kann, die nicht immer unkompliziert ist.
Sehr informativ fand ich die Passagen über die Gaukler und Schauspieler, da ich hierüber sehr wenig wusste.
In einem Nachwort finden sich hierzu noch mehr Informationen, auch wird dort erwähnt, welche Aspekte fiktiv und welche historisch belegt sind.
Man kann diesen Roman auch ohne Vorwissen über den Dreißigjährigen Krieg lesen, es fällt allerdings ein wenig leichter, wenn man schon ein wenig über die verschiedenen Parteien weiß und einige Namen zuordnen kann. Eine Zeittafel oder ein Personenregister wären hilfreich gewesen, fehlen aber leider.
Der Klappentext enthält leider massive Spoiler, ich würde davon abraten, ihn zu lesen.

Fazit
Ein sehr ergreifender Roman über eine traurige Zeit, die durch die Gaukler und Schauspieler ein bisschen weniger trostlos erscheint.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!

Challenge: Blanvalet-Challenge 2014

Auf dem Blog vom Lesenden Katzenpersonal findet seit zwei Jahren die Blanvalet-Challenge statt, bei der es Ziel ist, innerhalb eines Jahres mindestens 20 Romane aus dem Blanvalet-Verlag zu lesen und zu rezensieren.
Auch 2014 wird die Blanvalet-Challenge wieder stattfinden.

Blanvalet-Challenge

Da sich einerseits viele Romane aus diesem Verlag in meinem SuB befinden, ich andererseits aber auch noch einige ältere noch einmal lesen und rezensieren wollte, werde ich im nächsten Jahr an der Challenge teilnehmen.

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Monatsrückblick Oktober 2013

Jetzt ist der November schon zu einem Drittel vorbei, höchste Zeit für den Blick auf den Oktober.
Vorgenommen hatte ich mir ja recht viel, aber wie vermutet ist die Planung dann doch nicht ganz aufgegangen, was nicht zuletzt an zweieinhalb Leserunden lag.

Gelesen habe ich folgende Bücher:

Rebecca Gablé – Das Haupt der Welt (Rezension folgt)
Diana Norman – Die Piratenkönigin
Silvia Stolzenburg – Der Teufelsfürst
Barbara Goldstein – Der Maler der Liebe
Thomas Ziebula – Der Gaukler (Rezension folgt)

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Philippa Gregory – Der Thron der roten Königin

AutorPhilippa Gregory
TitelDer Thron der roten Königin
OriginaltitelThe Red Queen
ÜbersetzerElvira Willems und Astrid Becker
SerieRosenkrieg-Reihe Band 2
Seitenzahl478
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-25672-1
Bewertung

Inhalt
England 1453: Eigentlich ist sich Margaret Beaufort schon als Kind sicher, dass sie ihr Leben am liebsten als Nonne verbringen möchte. Doch als eine der wenigen Nachkommen des Hauses Lancaster ist es ihre Pflicht, zu heiraten und einen Erben zu gebären.
Und so wird sie, selbst noch ein Kind, mit Edmund Tudor verheiratet, der mehr als doppelt so alt ist wie sie. Über viele Jahre wird ihr Leben von Vormündern und Ehemännern bestimmt. Und dann besteigt Edward of York den englischen Thron – schlechte Zeiten für einen Lancaster-Erben…

Meine Meinung
Ich fand diesen Roman recht mühsam zu lesen.
Besonders die übertriebene Gläubigkeit Margarets war mir ein Dorn im Auge, es kam mir so vor, als würde sie nur eine Rolle spielen, um Andere von ihrer Heiligkeit zu überzeugen. Dass sie sich gerade Johanna von Orleans als Vorbild wählt finde ich ein wenig merkwürdig, war Johanna doch eine Feindin Englands und Mitte des 15. Jahrhunderts noch nicht als Heilige oder Märtyrerin rehabilitiert.
Obwohl man nahezu über den ganzen Roman hinweg Margarets Sicht der Ereignisse liest, bleibt sie mir zu blass und sehr kalt. Über ihre Herkunft oder ihre Familie erfährt man sehr wenig, nur, dass ihr Vater früh verstorben ist und ihre Mutter sich darum kümmert, ihre Tochter unter die Haube zu bringen. Halbgeschwister werden in einem Nebensatz erwähnt, kommen aber im Roman sonst nicht vor.
Ihr Ehemann Edmund Tudor liegt ihr nicht am Herzen, so viel ist offensichtlich, doch wie kommt ihre mehr als brüderliche Zuneigung zu Jasper Tudor zustande? Hier hätte ich mehr erwartet, bietet doch die Perspektive die besten Möglichkeiten, gerade solche Erklärungen zu liefern.
Zu Beginn des Romans kommt mir die Protagonistin vor wie ein naives Kind – was sie zweifellos mit neun Jahren auch noch ist – doch ändert sich das im Laufe des Romans nicht, obwohl ein Zeitraum von über dreißig Jahren beschrieben wird.
Die Handlung des Romans folgt dem Verlauf der Rosenkriege, doch erfährt man über sie recht wenig, nur gelegentlich durch Berichte, denn Margaret berichtet immer nur über das, was sie selbst erfährt. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf ihrem Sohn, wie sie die Vormundschaft über ihn zurückerhalten kann bzw. im späteren Verlauf plant, ihn zum König zu machen.
Wer den ersten Roman der fünfteiligen Reihe, Die Königin der weißen Rose, schon kennt, wird einige Parallelen entdecken, spielen die beiden Romane doch größtenteils zur selben Zeit und beschäftigen sich zumindest zum Teil mit den gleichen Themen. Und so ist es auch kein großes Geheimnis mehr, inwiefern Margaret an der Verschwörung um die „Prinzen im Tower“ beteiligt ist, ebenso wenig wie Elizabeths Enthüllung.
Schwer aufgestoßen ist mir ein Anachronismus gegen Ende des Romans: Die Syphilis, wenn sie hier auch nur nebenbei erwähnt wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Europa bekannt, erst recht nicht unter diesem Namen.

Fazit
Ich hatte mehr erwartet: Einen spannenden Ausflug in die Gedanken Margaret Beauforts und ihren Kampf um den Thron für ihren Sohn. Spannung konnte ich allerdings kaum feststellen, und Margaretes fanatische Gedanken fand ich wenig überzeugend.
Wer sich für die Rosenkriege interessiert, kann hier einen anderen Ansatz kennenlernen, überzeugt hat mich der Roman aber nicht.