Archiv des Autors: Rissa

Monatsrückblick Dezember 2013

Und wieder ist ein Monat vorbei, für den ich mir eigentlich viel mehr vorgenommen hatte – wird das eigentlich irgendwann besser?

Gelesen habe ich:
Juliet Marillier – Heir to Sevenwaters
Claudia & Nadja Beinert – Die Herrin der Kathedrale
Tereza Vanek – Die Dichterin von Aquitanien
Michael Wilcke – Die Frau des Täuferkönigs
Juliet Marillier – Seer of Sevenwaters

Die anderen drei Bücher will ich aber auf jeden Fall auch noch rezensieren, gut genug waren sie, und die Notizen sind auch schon gemacht.

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Juliet Marillier – Der Sohn der Schatten

AutorJuliet Marillier
TitelDer Sohn der Schatten
OriginaltitelSon of the Shadows
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 2
Seitenzahl776
VerlagKnaur
ISBN3-426-70247-9
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert.: Liadan wächst mit ihren Geschwistern Sean und Niamh wohlbehütet auf Sevenwaters auf. Den Mädchen gesteht man zu, sich ihren Ehemann selbst wählen zu dürfen. Doch während die sechzehnjährige Liadan sich als Heilerin noch nicht binden möchte, entscheidet sich Niamh für den einzigen Mann, den sie nicht haben kann, und trifft sich heimlich mit ihm. Als dies entdeckt wird, verheiratet ihre Familie sie mit einem älteren Mann, in der Hoffnung, dadurch eine Allianz mit dessen Familie einzugehen.
Doch kurz nach Niamhs Hochzeit wird Liadan entführt – von Mitgliedern der Bande des bemalten Mannes, einer Söldnerhorde, die Angst und Schrecken unter den Verbündeten von Sevenwaters verbreitet.

Meine Meinung
Während der erste Band der Reihe sehr gemächlich beginnt, muss man hier nicht so lange warten, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Die Vorgeschichte wird zwischendurch in kleinen Happen präsentiert. Man erfährt aber auch nicht so viel, dass sich das Lesen dieses ersten Bandes nicht mehr lohnt, sollte man ihn nicht kennen. Ich würde empfehlen, ihn trotzdem zu lesen, für das Verständnis dieses zweiten Bandes ist es aber nicht notwendig.
Erzählt wird wieder aus der Ich-Perspektive einer Tochter aus dem Hause Sevenwaters. Zu Beginn dieses Romans, dem zweiten Band der ursprünglichen Sevenwaters-Trilogie, ist Liadan so alt wie ihre Mutter am Ende ihrer Geschichte im ersten Band.
Der Schreibstil ist schlicht und ohne Schnörkel, was sehr gut zu der Erzählung aus Sicht eines Mädchens, das zur jungen Frau wird, passt. Einige irische Namen und Begriffe können gegebenenfalls den Lesefluss hemmen, doch ein Glossar bietet neben zusätzlichen Informationen zur irischen Mythologie auch Hinweise zur Aussprache.
Durch Geschichten, die im Roman nacherzählt werden, gibt es immer wieder Einblicke in die irische Sagenwelt, die ich sehr faszinierend finde. Allerdings waren sie mir gelegentlich zu lang, da sie in die Romanhandlung eingebunden sind und diese dadurch ausbremsen.
Der Roman selbst basiert im Gegensatz zum ersten Band der Reihe nicht auf einer mythologischen Vorlage, er erscheint mir deshalb ein bisschen weniger märchenhaft. Das Mystische beschränkt sich in auf Begegnungen mit den mythologischen Völkern, Zauberei spielt weniger eine Rolle.
Familie, Wahrheit und Lüge, Treue, Freundschaft, verpasste Gelegenheiten und falsche Entscheidungen machen einen guten Teil des Romans aus. Es ist schon recht früh klar, dass es sich auch um eine Liebesgeschichte handelt, wollte man den Roman aber auf diesen Punkt reduzieren, würde man ihm nicht gerecht. Dabei hält sich die Autorin beim Beschreiben der Liebesszenen dezent zurück und überlässt das meiste der Fantasie des Lesers.
Die Prophezeiung, die im ersten Band eher am Rande erwähnt wird, nimmt hier an Bedeutung zu. Allerdings wird ihr nicht so viel Bedeutung zugemessen, dass sich die handelnden Personen davon lenken lassen.
Die Personen haben alle ihren eigenen Charakter, die Handlungen sind begründet, einige Personen sind einsichtig, andere nicht, die Fehler, die gemacht werden, menschlich.
Auch schreckt die Autorin nicht davor zurück, liebgewonnene Charaktere aus dem Vorgängerband sterben zu lassen, schließlich befinden wir uns im frühen Mittelalter und die Sterblichkeit ist hoch, und so gibt es auch gelegentlich traurige Momente.

Fazit
Auch bei diesem zweiten Band der ursprünglichen Sevenwaters-Trilogie handelt es sich um einen historischen Fantasyroman, der zum Träumen einlädt. Ich kann ihn nur jedem empfehlen, der sich in diesem Genre wohlfühlt.

Rebecca Gablé – Das zweite Königreich

AutorRebecca Gablé
TitelDas zweite Königreich
SerieHelmsby Band 1
Seitenzahl879
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-14808-0
Bewertung

Inhalt
East Anglia, 1064: Auf einem Jagdausflug werden Dunstan und Cædmon, die Söhne des Thane of Helmsby, von einem Drachenschiff überrascht und von den dänischen Piraten mit Pfeilen beschossen. Während Dunstan nahezu unverletzt davonkommt, wird Cædmon so schwer am Bein verletzt, dass er zum Krüppel wird.
Als Harold Godwinson, der Earl von Wessex, den Thane darum bittet, ihm einen seiner Söhne als Übersetzer für eine Reise in die Normandie mitzugeben, fällt seine Wahl auf Cædmon. Der allerdings ist gar nicht glücklich darüber, seine Heimat verlassen zu müssen.
Schon bald trifft er auf William, den Herzog der Normandie, der ein ihm gegebenes Versprechen unbedingt gehalten sehen will…

Meine Meinung
In diesem Roman beschreibt Rebecca Gablé die Zeit der Eroberung Englands durch William I., an dessen Seite sie den fiktiven Cædmon of Helmsby stellt. Durch ihn bekommt der Leser ein wenig Einblick in das Leben der Angelsachsen, die unter dem Einfall der Normannen zu leiden haben. Auch die Perspektive der Dänen, die sich im Osten Englands niedergelassen haben, wird beachtet, spielt aber in diesem Roman eine untergeordnete Rolle.
Cædmon ist keine besonders aufregende Person, doch er steht immer zu seinen Prinzipien. Dies bringt in gelegentlich in Schwierigkeiten, denn als „Mund und Ohr“ des Herzogs und späteren Königs darf er sich keine Fehler erlauben. Als Angelsachse versucht er aber sein Möglichstes, sein Volk vor dem Zorn des neuen Königs zu bewahren. Sein einziger wirklicher Fehler scheint die Liebe zu der falschen Frau zu sein. Obwohl er dadurch gelegentlich langweilig und berechenbar, manchmal auch zu modern wirkt, ist mir Cædmon als Hauptfigur sehr sympathisch.
Über zwanzig Jahre lang folgt der Leser dem jungen Mann und erfährt so etwas über Williams Politik, die Entscheidungen des Königs und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung im Großen wie im Kleinen. So geht es um die Konflikte auf dem Festland, die Probleme mit aufständischen Angelsachsen, bestechlichen Dänen und adeligen Geiseln und vieles mehr. Wer mit dieser Thematik wenig anfangen kann, wird wahrscheinlich wenig Freude an diesem Roman haben, da die Handlung sich natürlich an den innen- und außenpolitischen Ereignissen orientiert. Schlachten werden ebenfalls beschrieben, wenn auch nicht in allen grausamen Details. Dennoch wird nichts beschönigt.
Auch Williams Söhne und deren Erziehung nehmen eine wichtige Rolle in diesem Roman ein. Die Töchter des Königs werden dagegen kaum erwähnt, spielen diese doch für die Zukunft Englands und der Normandie keine Rolle. Überhaupt werden Frauen nur dann erwähnt, wenn sie direkt etwas mit Cædmons Leben zu tun haben.
Auch so gibt es eine Fülle an Personen, fiktiven wie historischen, die jedoch selten stereotyp wirken. In der Regel sind ihre Motivationen klar erkennbar, so dass ihre Handlungen nachvollziehbar sind.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig, auf allzu komplizierte Satzstrukturen wird verzichtet, ebenso auf einen betont altertümlichen Wortschatz, so dass man diesen Roman trotz seiner vielen Seiten zügig lesen kann.
Ein kurzes Nachwort gibt ein paar mehr Details über die Zukunft Englands nach Ende des Buches sowie Erläuterungen darüber, an welchen Stellen die Autorin von den schriftlichen Überlieferungen abgewichen ist. Ein Personenverzeichnis findet man ebenfalls am Ende des Buches, eine Karte vorne im Buch hilft bei der Orientierung.

Fazit
Ein wunderschöner Roman über das Leben und Wirken Williams I. Wer sich für diese Thematik interessiert und dicken Büchern gegenüber nicht abgeneigt ist, könnte viel Freude an diesem Roman haben.

Monatsrückblick November 2013

Wie schnell doch die Zeit vergeht, bald schon ist das Jahr wieder vorbei…
Und so war ich ganz erstaunt, festzustellen, dass ich im November doch recht viele Bücher gelesen habe. Mit den Rezensionen hänge ich – mal wieder – ein wenig hinterher, doch hoffe ich, sie dieses Jahr noch alle zu schaffen.

Gelesen habe ich
Ildefonso Falcones – Die Kathedrale des Meeres
Oliver Pötzsch – Die Burg der Könige
Martina Kempff – Die Kathedrale der Ketzerin (Rezension folgt)
Juliet Marillier – Die Tochter der Wälder
Juliet Marillier – Der Sohn der Schatten (Rezension folgt)
Bernard Cornwell – Der Erzfeind (Rezension folgt)
V.M. Whitworth – Der letzte Getreue der Königin (Rezension folgt)
Juliet Marillier – Das Kind der Stürme (Rezension folgt)

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Claudia & Nadja Beinert – Die Herrin der Kathedrale

AutorClaudia & Nadja Beinert
TitelDie Herrin der Kathedrale
SerieUta von Ballenstedt Band 1
Seitenzahl767
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-51404-7
Bewertung

Inhalt
Ballenstedt, 1018: Mit zwölf Jahren wird Uta beinahe Opfer einer Vergewaltigung, woraufhin ihr despotischer Vater, der Graf von Ballenstedt, sie der Unzucht bezichtigt, sie verbannt und fast zu Tode prügelt. Als sie einige Tage später aus der Ohnmacht erwacht, wird sie auf Veranlassung der Mutter zum Kloster und Damenstift Gernrode gebracht, wo sie fern des väterlichen Zorns aufwachsen soll. Doch als die Mutter kurze Zeit später stirbt, verdächtigt Uta ihren Vater, etwas mit deren Tod zu tun zu haben, und schwört sich, für Gerechtigkeit zu sorgen.
Im Kloster fühlt sie sich bald wohl, nicht zuletzt wegen der Arbeit in der Schreibstube. Einige Mitschwestern machen Uta jedoch das Leben schwer…

Meine Meinung
Bei diesem Buch handelt es sich um den Debütroman der Schwestern Claudia und Nadja Beinert. Leider merkt man es ihm an, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, denn er zeigt einige Schwächen.
So leidet Uta in gewissen Situationen unter Stottern, was aber nicht konsequent umgesetzt wurde. So geschieht dies immer nur dann, wenn es für die Handlung gerade wichtig ist. Zudem besitzt Uta schon in sehr jungen Jahren ein fotografisches Gedächtnis, was Texte angeht, doch für die Handlung ist diese Fähigkeit fast völlig irrelevant.
Die Autorinnen haben bewusst auf anachronistische Begriffe wie Tee oder Monat verzichtet, stattdessen wird von Aufgüssen und Mondumdrehungen geredet, und auch auf das lateinische Wort Reliquie wird zugunsten des deutschen Wortes Überbleibsel verzichtet – diese letzte Entscheidung wiederum kann ich nicht nachvollziehen, da das lateinische Wort für uns heute eindeutig ist und meines Wissens damals ebenso gebräuchlich gewesen sein sollte, die deutsche Übersetzung dagegen fremd wirkt und nicht zu passen scheint. Die verwendete Sprache, insbesondere in der wörtlichen Rede, erscheint recht altertümlich, so dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich daran gewöhnt hatte und richtig in das Buch eintauchen konnte.
Interessant fand ich die Einbettung historischer Texte, die mit Fußnoten kenntlich gemacht wurden, in den Romantext, auch wenn ich manches Mal das Gefühl hatte, dass sie nicht ganz passen.
Auch die Handlung konnte mich nicht völlig überzeugen, spielen doch zu viele missgünstige Personen mit hinein, und nicht immer sind alle Entscheidungen logisch. So wäre es schon zu Beginn ein Leichtes gewesen, dem Vater mitzuteilen, dass es für die Blutung eine Erklärung abseits des Beischlafes gibt, schließlich wurde Uta mehrere Tage lang gepflegt, da hätte dies irgend jemandem auffallen müssen. Und die Hildesheimer Schwestern scheinen ohne Grund einfach gemein zu sein. Uta dagegen ist mir zu naiv, immer wieder traut sie den Falschen, dabei sollte sie über die Jahre langsam dazugelernt haben.
Da der Roman eine Handlung von etwa zwanzig Jahren umfasst, bleiben zeitliche Sprünge nicht aus. Leider werden diese nicht weiter kenntlich gemacht, so dass es abgesehen von den Jahreszahlen zu Beginn jedes Abschnitts kaum Hinweise auf die vergangene Zeit gibt. Und so habe ich mich manches Mal gewundert, dass weniger oder mehr Zeit vergangen ist, als ich angenommen hatte.
Im Anhang befinden sich Informationen über die wenigen Details, die über die historische Uta von Ballenstedt und deren Geschwister bekannt sind sowie Hinweise darauf, wo die Autorinnen von den Fakten abgewichen sind und wo sie ihrer Phantasie freien Lauf gelassen haben.
Während ich der Meinung bin, dass ein historischer Roman in erster Linie unterhalten und erst danach informieren soll, finde ich doch, dass sich Autoren, was ihre historischen Charaktere betrifft, so weit wie möglich an die Quellen halten sollten. Gegen Vereinfachungen oder kleinere Anpassungen aus dramaturgischen Gründen habe ich nichts, wohl aber gegen die Änderung der Lebensdaten von Personen, die für die Hauptperson wichtig sind, um mehrere Jahre.

Fazit
Der Roman ist durchaus unterhaltsam, sobald man sich einmal an die Sprache gewöhnt hat. Wer ihn als bloße Unterhaltung sieht, könnte seine Freude damit haben. Wer allerdings wie ich Wert darauf legt, dass Fakten nicht zu sehr zugunsten der eigenen Romanhandlung verdreht werden, könnte enttäuscht werden.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!