Archiv des Autors: Rissa

Alexandra Jones – Der Zauber des Sommers

AutorAlexandra Jones
TitelDer Zauber des Sommers
OriginaltitelAbbot of Island
ÜbersetzerMichaela Link
Seitenzahl557
VerlagBastei Lübbe
ISBN3-404-14913-0
Bewertung

Inhalt
England, 1939: Wie jedes Jahr verbringt die achtzehnjährige Roslin den Sommer bei ihren Verwandten auf einer kleinen Insel. Doch dieses Jahr ist alles anders. Nicht nur, dass ein Krieg möglich scheint, auch auf der Insel ist viel los. So findet Roslins Cousin eine Frauenleiche, und eine Gruppe Dominikanermönche richtet sich häuslich ein.
Schon bald findet Roslins Cousine Abigail heraus, dass die Männer nicht das sind, das sie zu sein vorgeben.
Plötzlich spitzt sich die Lage zu: Der Krieg bricht aus, nahezu alle Familienmitglieder verlassen die Insel. „Pater“ Luke gesteht Roslin, wie er für sie empfindet, aber auch, dass er einer militärischen Spezialeinheit angehört. Und so entscheidet sich auch Roslin, für ihr Land zu kämpfen.

Meine Meinung
Mit diesem Roman bin ich leider nicht ganz warm geworden, was zum einen an der etwas verworrenen Handlung liegt, zum anderen aber auch an der verwendeten Sprache, dies könnte aber auch an der Übersetzung liegen. Nun kenne ich zwar das Original nicht, doch gibt es so einige Sätze, die einfach sprachlich in sich nicht stimmig sind. So sagt Abigail an einer Stelle „Hau ab“, woraufhin sämtliche anwesenden Personen entsetzt reagieren – dies ergibt für mich nicht viel Sinn. Im Original dürfte dort wohl etwas wie „fuck off“ gestanden haben, was die Reaktion rechtfertigen würde.
Auch werden die Frauen des zu Handlungsbeginn verstorbenen Earls mal als Witwen, mal als Exfrauen bezeichnet, egal, ob sie zum Zeitpunkt seines Todes verstorben oder geschieden und wiederverheiratet waren. Das war für mich dann doch sehr verwirrend und hat überhaupt nicht gepasst.
Es hat mich doch sehr gewundert, dass die vermeintlichen Mönche sich als „Domini Canes“ – Spürhunde des Herrn – vorgestellt haben, einer eher abwertenden Bezeichnung, der sich auf die Rolle der Dominikaner während der Inquisition bezieht. Ich bezweifle doch sehr, dass echte Mitglieder dieses Ordens sich so vorgestellt hätten.
In dem Roman kommen einige Abkürzungen vor, die in England wohl geläufig sind, die ich mir aber erst herleiten bzw. nachschlagen musste. RAF für Royal Air Force ist dabei noch eine der einfacheren Abkürzungen. Hier wären erklärende Fußnoten oder ein Glossar hilfreich gewesen.
Der Roman wartet mit immer neuen Wendungen auf, die mir manchmal einfach zu viel waren. Manchmal sind mir die Wendepunkte auch einfach entgangen, weil sie so beiläufig in die Handlung eingebunden waren, zum Beispiel durch die Beschreibung des Aussehens eines Gegenstandes. Und so verschiebt sich der Schwerpunkt mehrmals. Scheint es sich nach den ersten Kapiteln um einen Liebesroman zu handeln, geht es schon bald kaum noch um Luke, sondern um Roslin und ihre Karriere im Militär.
Der Prolog und der relativ lange Epilog, die einige Jahrzehnte später spielen, hatten für mich keinerlei Mehrwert, ich fand sie langweilig und langatmig. Einzig die letzten paar Seiten waren nett, weil sie den Roman abrunden, von der Handlung aber nicht nötig. Hier hätte auch gerne früher Schluss sein können.

Fazit
Der Roman kann durchaus unterhalten, auch wenn er sich in eine ganz andere Richtung entwickelt, als der Klappentext und die ersten Kapitel erwarten lassen. Leider weist er aber auch so einige Schwächen auf.

Martina Kempff – Die Kathedrale der Ketzerin

AutorMartina Kempff
TitelDie Kathedrale der Ketzerin
Seitenzahl397
VerlagPiper
ISBN978-3-492-27189-9
Bewertung

Inhalt
Frankreich, 1219: Graf Raimund von Toulouse hat es nicht leicht, widersetzt er sich doch dem Papst, indem er den Kreuzzug gegen die Katharer in seinem Land nicht unterstützen will.
Clara, seine uneheliche Tochter, die in Paris am Hof des Thronfolgers aufgewachsen ist, weiß wenig über die Situation im Süden des Landes.
Als sie auf der Rückreise von einem Besuch in der Heimat überfallen und danach von Katharern gesund gepflegt wird, wird ihr Interesse an den Lehren dieser Menschen geweckt.
Einige Jahre später erhält sie Gelegenheit, mehr über diese Menschen zu erfahren, doch stehen deren Lehren im Widerspruch zu ihrer Freundschaft zu Blanka, der französischen Thronprinzessin, und Claras Stellung als Hofdame…

Meine Meinung
Clara ist keine historische, sondern eine fiktive Person, doch wäre es durchaus möglich, dass jemand wie sie gelebt hat. Leider bin ich mit ihr zu keinem Zeitpunkt warm geworden.
Mit 17 Jahren zu Beginn des Prologs, spätestens jedoch mit 21 zu Beginn des ersten Kapitels, ist sie auch für unser heutiges Verständnis eine erwachsene Frau, für das 13. Jahrhundert sollte dies erst recht gelten. Dennoch ist sie naiv und benimmt sich in meinen Augen kindisch. Die Flucht in die Heimat zu Beginn des Romans erscheint als Trotzreaktion, und die junge Frau ist so von sich eingenommen, dass sie gar nicht mitbekommt, was sie mit ihrer Reise anrichtet. Auch ist sie so verliebt, dass ihr Urteilsvermögen in Bezug auf ihren Angebeteten aussetzt und sie ihm auch die schlimmsten Dinge verzeiht. Dies würde eher zu einem jüngeren Mädchen als zu einer erwachsenen Frau passen.
Blanka, die Kronprinzessin bzw. Königin Frankreichs, ist die zweite Hauptperson dieses Romans, eine Frau, die viel Leid zu erdulden hat, dabei aber trotzdem stark bleibt. Die Szenen um Blanka haben mir besser gefallen, dennoch konnte ich sie nie richtig als Hauptperson sehen, dafür hat sie einfach zu wenig Raum bekommen.
Claras Zusammentreffen mit den Katharern in Paris erscheint mir unglaubwürdig. Die Katharer wurden zu diesem Zeitpunkt schon viele Jahre lang verfolgt, und trotzdem wird Clara einfach so von einem Mann angesprochen, der sie von einer spontanen, kurzen Begegnung Jahre zuvor wiederzuerkennen meint, und nach einem kurzen Wortwechsel zu einem geheimen Treffen eingeladen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies so hätte passieren können.
Über die Lehren der Katharer kann man in diesem Roman relativ wenig erfahren. Zwar werden ein paar Details genannt, diese kratzen aber gerade einmal an der Oberfläche.
Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es Sprünge von einigen Jahren, allerdings passiert in der Zwischenzeit so wenig, auch was die Entwicklung der Personen angeht, dass sie auch direkt aufeinander folgen könnten.
Die Romanhandlung wird, insbesondere zu Beginn, gelegentlich durch Informationsblöcke unterbrochen, durch die der Leser über Hintergründe informiert wird. Dies hat mich regelmäßig aus der Geschichte gerissen und hat mir in der Umsetzung wenig gefallen. Besser hätte mir gefallen, wenn diese Informationen mehr in die Geschichte eingebettet worden wären.
Insgesamt betrachtet ist die Geschichte nicht uninteressant, die Erzählweise führt jedoch dazu, dass mich der Roman eher gelangweilt hat, wozu auch die nervige Protagonistin beigetragen hat. Möglicherweise hätte es dem Roman besser getan, wenn er ein paar Seiten länger wäre, um mehr Platz für Charakterentwicklung, Blankas Geschichte und eine Einbettung der Informationen in die Handlung zu schaffen.
Der Anhang mit Nachwort, Karte, Glossar, Zeittafel und übersichtlichen Quellenangaben ist dagegen vorbildlich, so eine Ausstattung würde ich gerne häufiger sehen.

Fazit
Ein Roman über ein spannendes Thema, der es aber nicht geschafft hat, mich zu fesseln.

Tereza Vanek – Die Dichterin von Aquitanien

AutorTereza Vanek
TitelDie Dichterin von Aquitanien
Seitenzahl704
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47226-0
Bewertung

Inhalt
1162 in der Nähe von Paris: Marie ist zusammen mit ihrem Ziehvater in eher ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Statt sie wie ein normales Mädchen zu erziehen, hat Guillaume ihr Lesen, Schreiben und etwas Latein beigebracht, unnützes Wissen für eine fast mittellose junge Frau.
Doch Marie ist die uneheliche Tochter eines Edelmannes, dessen Namen sie nicht kennt, dessen Familie aber gelegentlich Geld für ihren Unterhalt schickt.
Als Guillaume unerwartet stirbt und Marie nicht weiß, wie es weitergehen soll, trifft ein Bote ein, der sie an den Hof ihres Onkels holen soll, zu Henri, dem Grafen von Anjou und dem englischen Thronfolger. Von einem Tag auf den anderen wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt…

Meine Meinung
Wie man aus dem Nachwort des Romans entnehmen kann, ist über die Dichterin Marie de France fast nichts bekannt. Nicht einmal, dass sie zur Zeit Henris und Alienors gelebt hat, kann als sicher angesehen werden, auch wenn es wohl gute Gründe für diese Annahme gibt.
Somit ist die Marie, wie sie in diesem Roman beschrieben wird, reine Fiktion. Viele Ereignisse, die erwähnt werden, sind aber tatsächlich überliefert, weshalb diese Geschichte doch sehr authentisch wirkt, und ich kann mir gut vorstellen, dass das Beschriebene so oder ähnlich hätte passieren können.
Marie ist eine junge Frau, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wird und deren Leben sich schlagartig ändert. Und so wundert mich ihr Verhalten, der versuchte Ausbruch aus dem goldenen Käfig, auch überhaupt nicht, genauso wenig wie ihre Schüchternheit Alienor gegenüber oder ihr Verhalten in Wales.
Auch die anderen Charaktere fand ich sehr überzeugend: Henri, der Onkel, mit dem sie sehr wenig zu tun hat und der sich ihr gegenüber distanziert verhält, Alienor, an deren Hof sie sich die meiste Zeit über aufhält, ihre Tante Emma, die sich jedem gegenüber unhöflich verhält und einige mehr. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Beziehung zwischen Henri und Alienor über die Jahre betrachtet wird und die Auswirkungen der Änderungen offensichtlich werden. Die Aufstände der Söhne gegen den Vater werden beschrieben, aber auch die Ängste Alienors vor dem Alter. Gelegentlich wird von der Geschichte abgewichen, dies wird dann aber explizit im Nachwort erwähnt. Politik spielt hier eine nicht geringe Rolle, nimmt aber auch nicht so viel Raum ein, dass sie überwiegt. Man kann der Handlung ohne Vorwissen gut folgen, es schadet jedoch auch nicht, schon ein wenig über die Ereignisse zu wissen, um der Rahmenhandlung besser folgen zu können.
Die Dichtkunst nimmt eher wenig Raum ein. Erst in der zweiten Hälfte rückt sie stärker in den Mittelpunkt, beschränkt sich dabei aber meist darauf, dass die Inhalte der Gedichte der Marie de France nacherzählt werden. Die beiden Teile des Romans werden jedoch von überlieferten Gedichten im okzitanischen Original und in deutscher Übersetzung eingeleitet.
Auch eine Liebesgeschichte gibt es in diesem Roman, deren Darstellung mir ganz gut gefällt. Sie wirkt authentisch, nicht wie aufgesetzt. Als uneheliche Verwandte und Mündel des Königs kann Marie ihr Leben schließlich nicht selbst bestimmen, sondern muss sich seinen Wünschen beugen.
Das Ende kam mir dann jedoch ein wenig zu plötzlich, hier hätte ich noch mehr erwartet, es lief dann einfach zu glatt. Dafür fand ich den Epilog unnötig, auch wenn ein weiterer Handlungsstrang dadurch abgeschlossen wird.
Wie schon erwähnt bietet ein ausführliches Nachwort zusätzliche Informationen zur Geschichte, außerdem enthält das Buch eine Zeittafel, einen Stammbaum der Könige Englands sowie eine Karte der Handlungsorte zur Orientierung.

Fazit
Ein sehr schöner Roman über eine Frau, die durchaus so wie beschrieben gelebt haben könnte. Empfehlenswert für alle, die sich für Alienor von Aquitanien und das zwölfte Jahrhundert interessieren.

Juliet Marillier – Das Kind der Stürme

AutorJuliet Marillier
TitelDas Kind der Stürme
OriginaltitelChild of the Prophecy
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 3
Seitenzahl746
VerlagKnaur
ISBN3-426-70248-7
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert: Fainne lebt zusammen mit ihrem Vater, einem Zauberer, recht isoliert in einer Höhle an der irischen Küste. Seit ihrer frühesten Kindheit wird sie in der Kunst ihres Vaters unterwiesen. Abwechslung bieten nur die fahrenden Leute, die sich jeden Sommer für ein paar Wochen in der Nähe niederlassen.
Doch dann verschwindet Fainnes Vater, und an seiner Stelle erscheint ihre Großmutter, die die weitere Unterweisung auf grausame Art übernimmt, mit dem Ziel, das Mädchen nach Sevenwaters zu den Verwandten zu schicken. Dort soll sie das Eintreten einer Prophezeiung verhindern.
Fainne muss sich der Freundlichkeit ihrer Verwandten gegenüber verschließen, denn das Leben ihres Vaters steht auf dem Spiel…

Meine Meinung
Im Gegensatz zum zweiten Band der Reihe benötigt die Autorin hier wieder ein paar Seiten mehr, bevor die Geschichte richtig beginnt, denn zunächst beschreibt Fainne, wie und wo sie aufgewachsen ist, worin sie unterrichtet wurde, wer ihre Freunde sind, wie ihre Beziehung zu ihrem Vater ist. Dies ist zwar sehr interessant und für den weiteren Verlauf des Romans sehr wichtig, doch erscheint dies alles recht kalt, von den Emotionen, die in der Einleitung im ersten Band überall zu finden waren, ist hier wenig zu spüren. Dies ist wohl beabsichtigt, schließlich sind die Voraussetzungen völlig unterschiedlich, allerdings fehlt dadurch ein wenig der Zauber, der mich bei Die Tochter der Wälder vom ersten Satz an gepackt hat.
War die Prophezeiung in den beiden Vorgängerbänden zwar präsent, aber eher Nebensache, rückt sie hier klar in den Mittelpunkt. Alles dreht sich darum: Es wird als gesichert angesehen, dass Johnny das Kind der Prophezeiung ist und dass sie in Kürze eintreten wird. Und Fainnes Gedanken drehen sich häufig darum, wie eben dies verhindern werden kann. Auch dadurch wirkt die Geschichte nicht ganz so märchenhaft wie der Vorgängerbände, es scheint einfach zu vieles von Beginn an festzustehen, so dass einige Ereignisse doch sehr vorhersehbar sind und wenig überraschen können.
Während man diesen Roman auch lesen kann, ohne die Vorgänger zu kennen, empfiehlt es sich trotzdem, diese zuerst zu lesen, da viele Ereignisse aus diesen eine größere Rolle spielen. Fainne als Ich-Erzählerin weiß nichts oder sehr wenig von ihnen und kann nur Vermutungen anstellen, außerdem hilft es dabei, die Beziehungen der inzwischen doch recht vielen Personen untereinander besser verstehen zu können.
Fainne selbst ist als Hauptperson anders als Sorcha und Liadan, nicht ganz so selbstsicher und von Gewissensbissen gepeinigt. Während die anderen ein klares Ziel vor Augen hatten, das sie für sich selbst allen Widerständen zum Trotz erreichen wollten, ist die Aufgabe, die Fainne erreichen soll, nicht ihre. Dadurch wird die Geschichte aber nicht weniger ansprechend.
Die anderen Charaktere sind auch recht gut ausgearbeitet. Viele Bekannte treten hier wieder auf, manche zum Lieben, andere zum Hassen, und bei den meisten hatte ich wirklich das Gefühl, dass sie Persönlichkeit haben. Einzig mit Fainnes jüngeren Cousinen konnte ich nicht groß warm werden, was aber auch daran liegt, dass Fainne versucht, sie nicht in ihr Herz zu lassen.
Auch eine Liebesgeschichte gibt es wieder, allerdings rückt sie hier doch sehr in den Hintergrund, oder besser gesagt verdrängt Fainne ihre Gefühle gezwungenermaßen so sehr, dass sie hier zur Nebensache wird.

Fazit
Trotz aller Kritikpunkte, die sich insbesondere im direkten Vergleich mit den ersten Bänden der Reihe ergeben, handelt es sich hier um einen würdigen vorläufigen Abschluss der Reihe, der absolut lesenswert ist, wenn man die Vorgänger mochte. Als Einzelband würde ich ihn jedoch nicht empfehlen.

Ulf Schiewe – Der Bastard von Tolosa

AutorUlf Schiewe
TitelDer Bastard von Tolosa
SerieMontalban Band 1
Seitenzahl919
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-50309-6
Bewertung

Inhalt
Outremer, 1110: Jaufré Montalban hat alles, was sich ein Ritter wünschen kann: Geld, eine Stellung als Kastellan, eine Frau, die er liebt, und eine kleine Tochter.
Als seine Geliebte allerdings bei einem Angriff in seiner Abwesenheit getötet wird ist das Leben, wie er es kennt, vorbei. Kurze Zeit später wird Jaufré gebeten, nach Hause zurückzukehren. Doch zuhause auf Burg Rocafort wohnt seine Ehefrau Berta, der er seit seinem Aufbruch vierzehn Jahre zuvor keine Nachricht hat zukommen lassen.
Dennoch entschließt er sich dazu, mit seiner Tochter und seinem Freund Hamid in seine Heimat Okzitanien zurückzukehren.
Wie wird ihn seine Frau wohl empfangen? Und hat sie überhaupt auf ihn gewartet?

Meine Meinung
Bei diesem Debütroman von Ulf Schiewe geht es um das Thema Kreuzzüge. Doch wer erwartet, hier etwas über die Eroberung Jerusalems und große Schlachten im Namen der Kirche zu lesen, liegt hier falsch. Im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieser Thematik geht es hier nicht um den Auszug ins Heiligen Land, sondern ums Heimkehren. Es geht um die Gründe, die den inzwischen nicht mehr jungen Mann nach Hause treiben, aber auch um den Empfang in der Heimat, um alte Freundschaften, Freud und Leid. Und es geht um ein Geheimnis, das es dem Heimkehrenden nicht leicht macht, in den Alltag zu finden.
In diesem Roman gibt es einige brutale Stellen, die möglicherweise nicht jedermann liegen werden. Ab und zu habe ich mich schon gefragt, ob dieses oder jenes Handlungselement wirklich für den Verlauf der Geschichte nötig war, wenn sie doch nur mit Leid und Tod endet, doch im Großen und Ganzen fand ich die Handlung stimmig.
Die Liebesgeschichte konnte ich dagegen etwas weniger nachvollziehen. Die Beschreibungen waren mir zum Teil zu oberflächlich, so dass die tiefen Gefühle, die sich plötzlich entwickelt haben sollen, für mich nicht erkennbar waren. Dies lässt sich aber zumindest teilweise mit der Perspektive begründen, schließlich ist Jaufré hier der Ich-Erzähler, der sein Leben einem Schreiber diktiert, und in solch einem Fall wäre ein tieferer Einblick in die Gefühlswelt eher unangemessen. Die Idee, Jaufré einer anderen Person seine Lebensgeschichte erzählen zu lassen, ist zwar nicht neu, ist aber hier stimmig.
Nicht ganz überzeugen konnte mich das Stilmittel, am Ende eines Absatzes oder Kapitels auf spätere Ereignisse vorzugreifen, indem Andeutungen über das Gelingen der aktuellen Handlung gemacht werden. Dies soll wohl die Spannung erhöhen, mich hat es nach einigen Malen nur noch gestört.
Leider war das Ende des Romans schon recht früh abzusehen, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Jaufré seine Geschichte selbst erzählt. Somit stellte sich mir weniger die Frage, wie die Geschichte ausgehen wird, sondern eher, was bis dahin noch passieren und wer am Ende überlebt haben wird.
Der Titel des Romans hat mich Anfangs ein wenig verwirrt, doch auch hier ist recht bald klar, auf wen er sich aus welchen Gründen bezieht.

Fazit
Ein abwechslungsreicher Kreuzritterroman, in dem mal eine andere Thematik im Zentrum steht. Eine Empfehlung an alle, die nicht nur seichte Romane mögen.