Archiv des Autors: Rissa

Ken Follett – Die Säulen der Erde

AutorKen Follett
TitelDie Säulen der Erde
OriginaltitelThe Pillars of the Earth
ÜbersetzerGabriele Conrad, Till Lohmeyer und Christel Rost
SerieKingsbridge Band 1
Seitenzahl1153
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-11896-0
Bewertung

Inhalt
England, 1135: Tom Builder, ein Steinmetzmeister, würde gerne Kathedralen bauen. Doch wäre ihm jeder Auftrag recht, denn nachdem ein Bauprojekt, das ihn und seine Familie eigentlich über den Winter bringen sollte, vorzeitig abgebrochen wurde, steht er nahezu mittellos da.
Aliena ist die Tochter eines Grafen, vieles in ihrem Leben ist ihr bisher einfach zugefallen und auch ihr Bruder Richard musste sich bisher nicht behaupten.
Bruder Philip ist Prior eines kleinen Klosters. Eigentlich ist er mit seinem Leben zufrieden, doch als sein Bruder ihm von einem ungeheuerlichen Verrat an König Stephan berichtet, muss Philip handeln.
Und so werden Ereignisse in Gang gesetzt, die das Leben vieler Menschen verändern…

Meine Meinung
Ken Folletts Säulen der Erde ist wohl einer der bekanntesten historischen Romane, und obwohl er schon vor über 25 Jahren geschrieben wurde, wird er auch heute noch immer wieder neu aufgelegt.
Nach dem Prolog, der zwölf Jahre vor dem eigentlichen Romanbeginn spielt und gleich Spannung aufwirft, dauert es relativ lange, bis der Roman richtig in Schwung kommt. Immer wieder scheint sich der Autor in kleinen Geschichten zu verlieren, hier ein Rückblick auf Philips Vergangenheit, da eine lange Szene über Toms Wanderungen, die zunächst unwichtig erscheinen. Im Rückblick auf den gesamten Roman zeigt sich jedoch, dass auch die kleinste Abschweifung seine Berechtigung hat und nichts dem Zufall überlassen wird. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die ersten gut zweihundert Seiten für manche Leser zur Geduldsprobe werden könnten.
In diesem Roman gibt es nicht den einen Protagonisten, sondern gleich mehrere, die sich sich erst im Verlauf des Romans zusammenfinden und mehr oder weniger auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Der Leser begleitet sie über knapp vierzig Jahre, in denen sich vieles verändert. Leider sind einige Personen in diesem Roman recht starr dargestellt, auch die Fronten sind klar definiert. Den Protagonisten stehen böse Charaktere gegenüber, die nur zu existieren scheinen, um die Helden zu terrorisieren, mit der Begründung, dass sie lächerlich gemacht wurden und sich dafür rächen müssen.
So zieht sich das Motiv der Rache durch das gesamte Buch, wobei jedes Mittel recht zu sein scheint, auch vor Mord und Vergewaltigung wird nicht zurückgeschreckt, so dass hier mehrere solcher Szenen zu finden sind. Die Ziele der Protagonisten dagegen sind besser verständlich, ob es nun der Bau einer Kathedrale oder die Wiederherstellung alter Zustände ist, doch auch hier wird manches Mal auf Verschlagenheit gesetzt.
Und so schlängelt die Geschichte hin und her, mal hat diese Gruppe einen Vorteil, mal jene. Gelegentlich hatte ich auch das Gefühl, dass sich der Inhalt wiederholt, doch kommt es immer wieder zu neuen Wendungen, so dass es selten langweilig wurde.
Den geschichtlichen Hintergrund für diesen Roman bildet der englische Bürgerkrieg, der auch als Anarchy bekannt ist. Immer mal wieder erfährt man kleinere Details über das Kriegsgeschehen, doch läuft dies eher so nebenbei. Im Zentrum der Handlung steht vielmehr der Bau einer Kathedrale, verschiedene Probleme und Hindernisse, die diesen betreffen. Ken Follett beschreibt diese sehr ausführlich und geht dabei ins Detail. Ich hatte gelegentlich Probleme, mir die beschriebenen Bauweisen vorzustellen, und habe diese zum Teil nur überflogen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass jemand, der sich für Architektur im Mittelalter interessiert, seine Freude an den Beschreibungen haben könnte. Doch auch Dinge, die mit dem Kathedralenbau in Verbindung stehen, Marktrecht, Wollhandel, Wachstum der fiktiven Stadt Kingsbridge, werden hier thematisiert.
Sprachlich ist der Roman eher schlicht gehalten, der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Inhalt, der dadurch sehr flüssig zu lesen ist. Trotz der Länge des Romans habe ich ihn, wie schon mehrmals zuvor, innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. Zusätzlich zur schlichten Sprache gibt es aber auch noch weitere Vereinfachungen. So wird zwar angesprochen, dass die Menschen in England zu dieser Zeit verschiedene Sprachen gesprochen haben, doch scheint es Aliena, der Grafentochter, die als Muttersprache normannisches Französisch sprechen sollte, keine Probleme zu bereiten, sich unter das gemeine Volk zu mischen, das wohl überwiegend Angelsächsisch spricht. Eine englische Amme, die diesen Widerspruch erklären könnte, wird leider nicht erwähnt.

Fazit
Auch wenn die Dicke des Buches und der gemächliche Einstieg zunächst abschreckend wirken können, ist der Roman auf jeden Fall lesenswert. Stereotype, starre Charaktere trüben ein wenig den Lesespaß, doch immer neue Wendungen halten die Spannung hoch. Wer sich von den genannten Kritikpunkten nicht abschrecken lässt, dem spreche ich hier eine klare Leseempfehlung aus.

Christopher W. Gortner – Der Schwur der Königin

AutorChristopher W. Gortner
TitelDer Schwur der Königin
OriginaltitelThe Queen's Vow
ÜbersetzerPeter Pfaffinger
Seitenzahl574
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47892-7
Bewertung

Inhalt
Valladolid, 1454: Isabella, die Tochter des Königs von Kastilien und seiner zweiten Frau, ist gerade einmal drei Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Aus Angst, dass ihre Kinder von ihr getrennt und dem sittenlosen Hof ihres Stiefsohns ausgesetzt werden, flieht die Königin noch in derselben Nacht mit ihnen nach Arévalo, ihrem Witwensitz.
Zehn Jahre später: König Enrique besteht darauf, dass seine Halbgeschwister bei der Taufe seiner Tochter Joanna anwesend sind. Für Isabella und Alfonso ist dies ein tiefer Einschnitt in ihr bisheriges Leben, sind sie doch wohl behütet auf dem Land fern aller Intrigen aufgewachsen. Schon bald muss Isabella erkennen, dass nicht alles so ist, wie es sein sollte…

Meine Meinung
Isabella von Kastilien war eine bemerkenswerte Frau, die es trotz aller Widrigkeiten geschafft hat, Großes zu leisten. In diesem Roman lässt Christopher W. Gortner die Königin selbst zu Wort kommen und über ihr Leben und ihre Entscheidungen berichten.
Durch diese Perspektive erlebt man hautnah mit, wie die junge Frau sich entwickelt, welche Zweifel sie plagen, welche Emotionen sie erfüllen. Sie ist eine mutige Frau, die ihren eigenen Weg geht, auch wenn sie sich dabei den Plänen Anderer widersetzen muss, die dabei aber sehr fromm ist und an Gottes Fügung glaubt. Nicht immer war ich mit ihren Entscheidungen einverstanden, im historischen Kontext gesehen erscheinen die meisten jedoch stimmig beschrieben.
Andere Charaktere bleiben eher oberflächlich beschrieben, was bei Romanen in Ich-Perspektive ja keine Seltenheit ist. Von einigen Nebenpersonen konnte ich mir allerdings so gar kein Bild machen, sie sind zwar ständig an Isabellas Seite zu finden, doch über ihren Charakter wird kaum etwas gesagt. Viele wichtige Personen wie Fernando von Aragón oder auch Isabellas Kinder bleiben eher blass, wieder andere erscheinen stark schwarz-weiß-gezeichnet.
Über die spanische Geschichte während es 15. Jahrhunderts war mir bisher wenig bekannt. Durch diesen Roman habe ich einen kleinen Einblick über die Geschichte dieses Landes erhalten, insbesondere über die Kriege, die finanzielle Situation des Königshauses, den Beginn der Spanischen Inquisition und auch die Hartnäckigkeit und Dreistigkeit eines gewissen portugiesischen Seefahrers. Doch durch die starke zeitliche Straffung – auf nicht einmal sechshundert Seiten werden Ereignisse aus fast dreißig Jahren zusammengefasst – bleibt nicht viel Raum für ausführlichere Beschreibungen oder Darstellungen von Personen.
Immer wieder kommt es zu Sprüngen von einigen Monaten oder Jahren, wobei nicht immer klar wird, wie viel Zeit zwischen den Kapiteln genau vergangen ist. Jahresangaben findet man fast nur auf den Titelseiten der vier Abschnitte, selten innerhalb des Textes. Hier muss man sich an der Nennung von Altersangaben oder anderen Punkten orientieren, die jedoch spärlich gesät sind und auch nicht immer korrekt zu sein scheinen. So wird beispielsweise im Prolog, der im Jahr 1454 spielt, erwähnt, dass Alfonso, Isabellas Bruder, ein Jahr alt ist, doch im ersten Kapitel, das 1464 stattfinden soll, wird er als knapp Zehnjähriger beschrieben, was so nicht stimmen kann.
Die Sprache ist weitestgehend gut verständlich, nicht zu modern, aber auch nicht zu sehr auf alt getrimmt. Die Verwendung einzelner spanischer Begriffe habe ich jedoch als störend empfunden. Warum wird ein „Hija mia“ oder „Dios mío“ nicht übersetzt, wenn ansonsten die wörtliche Rede doch in deutscher Sprache gehalten ist? Man weiß doch auch so, dass die Charaktere Spanisch miteinander reden.
Ein Nachwort ergänzt den Roman um weitere Hintergründe sowie Erklärungen zu Veränderungen im zeitlichen Ablauf. Ein Stammbaum und eine Karte sind ebenfalls enthalten, doch ein Personenregister, das aufgrund der vielen Personen hilfreich wäre, fehlt leider.

Fazit
Leider sorgt die starke zeitliche Straffung dafür, dass Charaktere und Ereignisse nicht tiefer gehend beleuchtet werden können. Ein paar Seiten mehr hätten dem Roman sicher gut getan, doch auch so erhält man einen interessanten Einblick auf die Person Isabellas von Kastilien.

Vielen Dank an den Goldmann-Verlag und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!

Monatsrückblick Februar – April 2015

Längere Zeit habe ich meinen Blog sträflich vernachlässigt. Das liegt einfach daran, dass ich mich in letzter Zeit sehr schwer damit tue, Texte zu verfassen, egal, ob es nun Rezensionen oder Artikel sind. Immer wieder habe ich mich an den Computer oder auch an ein Blatt Papier gesetzt und versucht, meine Gedanken zu Wort zu bringen, doch war ich eher selten erfolgreich. Das muss sich wieder ändern, und so gibt es hier nun einen Blick auf die vergangenen drei Monate.

Gelesene Bücher
In drei Monaten habe ich zwar nur elf Bücher gelesen, doch waren die meisten davon doch eher umfangreich. Auch mit der Qualität der Bücher bin ich weitestgehend zufrieden, wenn auch ein paar Ausreißer nach unten dabei waren.

Daniel Wolf – Das Salz der Erde
Rebecca Gablé – Der dunkle Thron
Ken Follett – Die Säulen der Erde
Anne Easter Smith – Die weiße Rose von York *FLOP*
Jack Whyte – Die Brüder des Kreuzes
Conn Iggulden – Sturmvogel
Robyn Young – Krieger des Friedens
Sabrina Qunaj – Das Blut der Rebellin *TOP*
Bernard Cornwell – Das letzte Königreich
Robert Low – Raubzug
Tanja Kinkel – Das Spiel der Nachtigall

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Jules Watson – Tartan und Schwert

AutorJules Watson
TitelTartan und Schwert
OriginaltitelThe White Mare
ÜbersetzerNina Bader
SerieDalriada Trilogie Band 1
Seitenzahl704
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36129-8
Bewertung

Inhalt
Alba im Jahr 79 nach Christus: Rhiann ist nicht nur Priesterin der Göttin und Heilerin ihres Dorfes, sondern auch die einzige Nichte des Königs der Epidier. Als dieser stirbt, ist sie gezwungen, einen Ehemann zu nehmen, denn bei den Epidiern ist die Erbfolge über die weibliche Linie geregelt.
Der geeignete Mann scheint bald gefunden zu sein, als während einer wichtigen Zeremonie ein Prinz aus Erin mit einigen seiner Männer an Land gespült wird, ein mutiger Krieger, der den Epidiern Unterstützung im Kampf gegen die Römer anbietet, die Alba bedrohen.
Doch Rhiann will nicht heiraten, hat sie doch schlimme Erfahrungen mit Kriegern gemacht, und auch Prinz Eremon trägt ein Geheimnis in sich…

Meine Meinung
Wie man aus dem Nachwort dieses Romans entnehmen kann, ist über das Leben der Pikten im ersten Jahrhundert sehr wenig bekannt, einzig römische Quellen, die sich entsprechend überwiegend mit der Position der Invasoren beschäftigen, beschreiben den Widerstand der Bewohner Albas. Aus diesem Grund hat die Autorin hier viele Freiheiten, die die Religion, den Alltag, aber auch die Vorbereitung auf die Verteidigung gegen die Invasoren betreffen. Diese Freiheiten werden mal mehr, mal weniger geschickt genutzt.
Weniger gefallen haben mir Entscheidungen in Bezug auf Begrifflichkeiten. So werden die Bewohner Albas als Albaner bezeichnet, während die Stämme des Landes die römischen Bezeichnungen führen. Auch über die Sprache ist nichts bekannt, und so hat sich die Autorin dazu entschieden, die Menschen aus Alba und Erin dieselbe Sprache sprechen zu lassen, obwohl es bisher kaum Austausch zwischen beiden Ländern gibt, während mindestens ein Stamm auf Alba dann doch wieder einen anderen Dialekt spricht. Das passt meiner Meinung nach so einfach nicht.
Andererseits ist die Geschichte um Eremon, der die Epidier im Kampf schult und den Römern widerstehen will, gut ausgearbeitet, und auch die Entwicklungen zwischen Rhiann und Eremon sind nachvollziehbar und gelungen dargestellt, ohne schwülstig zu sein.
Auch phantastische Elemente sind in diesem Roman zu finden. So kennen sich Frauen, die eine Ausbildung zur Priesterin erfahren haben, nicht nur mit Heilkräuter aus, sondern können auch Visionen empfangen oder kleinere Zauber wirken.
Auch Rhiann ist eine Priesterin der Göttin, doch ist ihre Macht seit einem bestimmten Ereignis eingeschränkt. Der Hass, den sie seitdem für Männer, insbesondere aber Krieger empfindet, schränkt sie in ihrem Leben stark ein, ist sie doch nicht selten voreingenommen. Prinz Eremon macht es Rhiann aber auch nicht leicht. Nicht nur hütet er ein großes Geheimnis, auch Annehmlichkeiten, die ihm andere Frauen anbieten, ist er nicht abgeneigt. Und so wundert es eigentlich nicht, dass die Beziehung zwischen den beiden nicht gerade glücklich verläuft.
Beide Hauptcharaktere sind zumindest zu Beginn nicht gerade sympathisch, doch ändert sich dies mit der Zeit, ihre Entwicklung macht einen nicht geringen Teil des Inhalts aus.
Leider sind einige Nebencharaktere doch sehr stereotyp. Eremons Ziehbruder Conaire ist der starke, beste Freund, der zwar nicht allzu schlau, dafür aber treu ist, und in dem Druiden Gelert erkennt man direkt einen Gegenspieler Rhianns. Dagegen ist Agricola, der römische Feldherr, der nur seinen Befehlen folgt, regelrecht sympathisch, obwohl er doch die große Bedrohung darstellt.
Abgerundet wird dieser historische Fantasyroman durch eine Karte Albas sowie ein ausführliches Nachwort, in dem auf einzelne Punkte gezielt eingegangen wird.

Fazit
Ein historischer Fantasyroman mit römischem Setting mag nicht jedermanns Geschmack entsprechen, wer sich aber dafür begeistern kann, darf ihn sich gerne genauer anschauen, auch wenn der deutsche Titel extrem unglücklich gewählt ist.

Jack Whyte – Die Brüder des Kreuzes

AutorJack Whyte
TitelDie Brüder des Kreuzes
OriginaltitelStandard of Honor
ÜbersetzerBarbara Schnell
SerieDie Templer Band 2
Seitenzahl670
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36348-3
Bewertung

Inhalt
Heiliges Land, 1187: Bei der Schlacht von Hattin wird das Heer der Franken vernichtend geschlagen. Alexander Sinclair, ein schottischer Tempelritter, ist dem Tod nur durch die Hilfe seines Freundes Lachlan Moray entgangen. Doch Alexander ist schwer verletzt, die nächste Zuflucht, die noch nicht von den Feinden überrannt ist, weit entfernt…
Aquitanien, zwei Jahre später: Als Gegenleistung für gebotene Hilfe soll André St. Clair seinen Lehnsherrn Richard Plantagenet auf seinen geplanten Kreuzzug folgen – als Tempelritter, wenn der Orden ihn aufnehmen sollte. Als Mitglied einer geheimen Bruderschaft steht der Aufnahme kaum etwas im Wege, und schon bald erhält er seinen ersten Auftrag: Seinen Vetter Alexander Sinclair zu finden…

Meine Meinung
Nach dem enttäuschenden ersten Band hatte ich an diesen Roman recht geringe Erwartungen und war dementsprechend vorerst positiv überrascht. Die Geschichte beginnt mit der Schlacht von Hattin, man ist direkt mitten in der Geschichte drin, und die Spannung wird auch zunächst hoch gehalten. Doch nach etwa hundert Seiten kam die Ernüchterung, nämlich mit dem Bruch in der Handlung. Denn hier zeigt sich, dass dieser Band genau die gleichen Schwächen aufweist wie der Auftakt der Trilogie: Anstatt einem roten Faden zu folgen, einen Handlungsbogen auszubreiten und sich an ihm entlangzuhangeln, anstatt die Erwartungen an den Roman zu erfüllen, die auf den ersten Seiten geschürt werden, verliert sich der Autor in Beschreibungen von Botendiensten, die André St. Clair für seinen ehemaligen Lehnsherrn ausführen soll, und das, obwohl er doch als Novize bei den Templern nur noch diesen Gehorsam schuldig sein sollte, sowie der Vorbereitungen für den Kreuzzug und die Reise nach Outremer. Dadurch hatte ich das Gefühl, als ob der Autor einfach drauflos geschrieben hätte, völlig ohne Konzept.
Dabei nimmt es der Autor auch nicht ganz genau, was historische Details anbelangt. So wird aus dem römisch-katholischen Kaiser Friedrich Barbarossa mal eben ein Anhänger der orthodoxen Kirche, und auch der Deutsche Orden – der zu dem Zeitpunkt der Romanhandlung noch gar nicht gegründet war – soll dieser angehören. Aus König Richard wird auch mal eben ein Judenhasser, der jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um diese zur Belustigung seines Hofes zu quälen, während ich bisher immer der Meinung war, dass Richard mehr oder weniger darum bemüht war, die Juden in seinem Land zu schützen. Erklärungen dazu, beispielsweise in einem Nachwort, sind leider nicht vorhanden, und so bleiben diese Behauptungen in der Luft stehen.
Was es mit der geheimen Bruderschaft auf sich hat, wird hier nur am Rande erläutert, wer weitergehende Informationen sucht, muss den ersten Band der Reihe lesen. Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich, dass die Existenz einer solchen Bruderschaft überhaupt möglich gewesen wäre, schaut man sich die religiösen Verhältnisse des Mittelalters an. Und so ist es meiner Meinung nach ganz gut, dass sie hier eher als Mittel zum Zweck dient und nicht als wesentlicher Inhalt des Romans.
Die Schreibweise ist durchaus fesselnd, der Autor versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen. Leider wird sehr häufig im entscheidenden Moment weggeblendet, das Ergebnis dem Leser beiläufig mitgeteilt, so dass ich mich häufig gefragt habe, warum diese Episode eigentlich beschrieben wurde, statt dem Leser ebenfalls eine Kurzfassung zu präsentieren.
Die beiden Hauptpersonen Alexander und André sind schnell charakterisiert: Sie sind belesen, gebildet und lernen schnell, sie sind gute Kämpfer mit Schwert und Armbrust, und Ehre ist für sie essentiell, kurz gesagt entsprechen sie einem hohen Ritterideal und sind dabei doch langweilig und austauschbar.

Fazit
Wie schon im ersten Band hätte man aus diesem guten und auch spannenden Ansatz eine wunderbar fesselnde Abenteuergeschichte machen können, doch kann der spannende Schreibstil das verschenkte Potenzial und die sehr freie Interpretation historischer Details nicht ausgleichen.