Nach einer langen Pause, in der mich die Fragen nicht angesprochen haben oder ich einfach vergessen habe, beim Buchfresserchen vorbeizuschauen, will ich die Frage dieser Woche endlich mal wieder beantworten.
Sie lautet:
Wie kommst du mit einem offenen Ende oder einem Cliffhanger klar?
Cliffhanger und offene Enden sind nun zwei verschiedene Dinge, deshalb will ich sie auch nacheinander betrachten.
Cliffhanger kennt man oft von Reihen. Der Leser soll dazu gebracht werden, den Folgeband möglichst bald lesen zu wollen.
Dabei gibt es verschiedene Arten von Cliffhangern. So gibt es Romane, bei denen die gesamte Handlung an einer sehr spannenden Stelle unterbrochen wird, aber auch solche, bei denen die Hauptgeschichte zu einem Abschluss gekommen ist, ein anderer Handlungstrang (das Privatleben, das „große Ziel“, eine Handlung um Nebencharaktere) aber weiter erzählt wird und es hier vielleicht zu einer Situation kommt, die man als Cliffhanger sehen kann.
Die zweite Gruppe finde ich ganz in Ordnung, damit kann ich leben, und solche Enden reizen dann doch dazu, den Folgeband möglichst bald zur Hand zu nehmen, wenn das aber länger dauern sollte oder sogar gar kein Band mehr nachkommt, kann ich damit auch leben.
Schlimmer finde ich die erste Gruppe. Ist ein Folgeband in Arbeit und ist sichergestellt, dass er in absehbarer Zeit in der Sprache erscheint, in der ich bereits den Band mit dem Cliffhanger gelesen habe, dann sehe ich darin auch kein Problem. Ist dies nicht gewährleistet, weil beispielsweise der Vertrag des Autors mit diesem Buch endet und eine Fortsetzung der Serie noch in den Sternen steht, dann ist ein solcher Cliffhanger eine große Gemeinheit und unfair dem Leser gegenüber. So warte ich beispielsweise schon längere Zeit darauf, dass ein dritter Band zu Robert Lyndons Hawk-Quest-Reihe angekündigt wird, denn während der erste Band weitestgehend in sich abgeschlossen war, endet der zweite mit einem so großen Cliffhanger, dass ich das Erscheinen eines dritten Bandes kaum erwarten kann und ich nur hoffe, dass es auch wirklich dazu kommt. Da der Autor aber anscheinend keinerlei Webauftritte hat, muss ich mich zur offizielle Ankündigung gedulden.
Offene Enden sind ein ganz anderes Feld, denn hier gibt es in der Regel keinen Nachfolger, der lose Fäden zusammenführt. Meist handelt es sich hier um Einzelbände, deren Ende dann zum Nachdenken anregt, weil man sich Gedanken darüber macht, wie es weitergehen könnte.
Ein Beispiel, das ich erst in diesem Jahr gelesen habe und das mir in seiner Umsetzung weniger gut gefallen hat, ist Der Kapuzinermönch von Hannes Wertheim. Hier ist das Ende insofern offen gehalten, dass der Bösewicht davonkommt. Die Helden haben sich zwar dieses Mal in Sicherheit gebracht, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es wieder zu einem Aufeinandertreffen kommt – nur nicht innerhalb eines Buches. Hier habe ich mich doch etwas betrogen gefühlt, denn so war es für mich kein richtiges Ende.
Richtig umgesetzt kann solch ein Ende aber auch wirklich gut sein, wenn genügend abgeschlossen wurde, um den Leser zufrieden zurückzulassen, aber auch noch genügend Fragen offen sind, um ihn über das weitere Schicksal der Personen nachdenken zu lassen.
Spontan fallen mir hier keine Beispiele ein, die nicht nachträglich zu Reihen wurden, und in dem Fall ist das Ende ja nicht mehr offen… Falls mir doch noch ein Roman einfallen sollte, werde ich den Artikel ergänzen.
Wie geht es euch mit Cliffhangern und offenen Enden? Mögt ihr sie gerne oder lasst ihr lieber eure Finger von Büchern, wenn ihr wisst, dass sie so enden?