Autor | Charlotte Lyne |
Titel | Das Haus Gottes |
Seitenzahl | 700 |
Verlag | RoRoRo |
ISBN | 978-3-499-24918-1 |
Bewertung |
Inhalt
England, 1336: Der Konflikt zwischen England und Frankreich spitzt sich zu, ein Krieg scheint in absehbarer Zukunft auf England zuzukommen, als die junge Dorothy den gutaussehenden Symond Fletcher aus Portsmouth heiratet. Doch schon nach kurzer Zeit merkt Dottie, dass ihr neues Leben doch nicht so perfekt ist, wie sie erwartet hatte.
Insbesondere ihr Schwiegervater Aimery ist ihr suspekt. Gerüchten zufolge soll er seine Frau umgebracht haben, steht aber in dem Ruf, ein genialer Schiffsbauer zu sein.
Als der Krieg Portsmouth erreicht und die Stadt überrannt wird, wird auch Dotties Familie nicht geschont…
Meine Meinung
Was für ein Buch! Es fällt mir nicht leicht, einen Eindruck zu formulieren, so sehr hat mich dieser Roman beeindruckt.
Wenn ich ihn einordnen müsste, würde ich diesen Roman wohl als Liebesgeschichte bezeichnen, auch wenn diese erst recht spät beginnt. Kitschig ist er dabei auf keinen Fall, vielmehr spielt sich ein nicht geringer Teil zwischen den Zeilen ab. Doch der Roman ist auch viel mehr als das. Er handelt von Krieg und Missverständnissen, Aberglaube und neuen Ideen, Vorurteilen und Äußerlichkeiten. Hier wird deutlich, was passieren kann, wenn Menschen nicht miteinander kommunizieren.
Die Charaktere sind nicht immer leicht zu fassen. Insbesondere mit Dorothy konnte ich zu Beginn überhaupt nichts anfangen, wird sie doch zunächst als sehr oberflächlich und extrem abergläubisch dargestellt. Zum Glück macht sie eine große Wandlung durch, was sie aber nicht daran hindert, weiterhin Fehler zu begehen, die sie später bereut. Auch Aimery ist nicht ohne Fehler. Er sieht sich selbst als böse und verteidigt sich nie gegen Anschuldigungen, welcher Art diese auch immer sein mögen. Wenn es nicht unbedingt sein muss, bekommt er den Mund nicht auf. Auch die anderen Charaktere haben Persönlichkeit, sind weder nur gut oder nur böse, sondern haben ihre Gründe für ihre Handlungen.
Der geschichtliche Hintergrund ist sehr gut recherchiert. Neben großen Ereignissen wie der Plünderung Portsmouths und dem Brand der Stadt, der Pest und natürlich dem Krieg allgemein sind es auch kleine Dinge, die den Roman lebendig werden lassen, wie einige Bräuche und eben der Aberglaube, die in unseren Augen völlig abwegig erscheinen, damals aber wohl allgemein gebräuchlich waren, und eben kleine Einblicke in den Alltag. Auch Details zum Schiffbau des 14. Jahrhunderts werden hier vermittelt, ohne dass es belehrend wirkt oder übertrieben viel Raum einnimmt.
Sie verwendete Sprache ist irgendwie anders, ohne, dass ich das an bestimmten Punkten festmachen könnte. Sie wirkt altertümlich, ohne künstlich zu wirken, wie es in manch anderen historischen Romanen der Fall ist.
Lange habe ich gezögert, einen Roman von Charlotte Lyne zu lesen, da ihre Sprache ein Punkt ist, bei dem die Meinungen stark auseinander gehen. Doch mir sagt sie sehr zu, und so werden ich demnächst wohl auch weitere Romane der Autorin lesen.
Fazit
Unbedingt lesen, wenn man sich für diese Zeit interessiert und dabei nicht abgeneigt ist, sich auf eine eher ungewöhnliche Liebesgeschichte einzulassen.
Hm, das klingt ja sehr interessant – eine eher ungewöhnliche Liebesgeschichte ist immer sehr mein Ding, und beim Reinlesen in einen anderen Roman der Autorin habe ich gerade festgestellt, dass mir der Stil auf jeden Fall gefällt.
Allerdings werde ich mir wohl zuerst „Glencoe“ besorgen, und „Das Mädchen aus Bernau“ ausleihen, die beiden interessieren mich vom Setting her einfach noch mehr. :-)
Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen! Für mich war es die Überraschung des Monats.
Glencoe und Das Mädchen aus Bernau habe ich auch schon im SuB liegen, demnächst sollte dann auch noch Kains Erben dazu kommen. Irgendwie schafft Charlie es, für ihre Romane immer sehr interessante Schauplätze und Themen zu finden…
So, das „Mädchen aus Bernau“ ist vorgemerkt. Danach gucke ich dann mal. :-)
Kennst du die Autorin persönlich – weil du sie Charlie nennst?
Persönlich nicht, aber sie ist in diversen Foren unterwegs und begleitet häufiger Leserunden, und da ist sie eben überall Charlie. Genauso, wie Richard Dübell in Foren einfach Richard ist.
Nochmal ich. Danke für die Rezension hier – ich bin ja so froh, dass ich dadurch auf diese Autorin stoßen durfte! Wenn ihre anderen Romane nur halb so gut sind wie das „Mädchen aus Bernau“, lohnt sich die Anschaffung allemal.
Ich bin noch ganz weg, gut, dass heute Samstag ist und ich den ganzen Vormittag einfach durchlesen konnte. Am Montag geh ich mal in den Buchladen und bestelle das Buch, das will ich selber besitzen und verleihen können. Und „Glencoe“ wird natürlich auch gleich mitbestellt. :-D
Na, das freut mich aber, dass dir das Buch so gefallen hat! Ich schaue gleich mal bei dir vorbei…