Autor | Mac P. Lorne |
Titel | Der Pirat |
Seitenzahl | 656 |
Verlag | Knaur |
ISBN | 978-3-426-51748-2 |
Bewertung |
Inhalt
England, 1560: Schon mit zwanzig Jahren ist der junge Seemann Francis Drake ein Ausnahmetalent in seinem Fach, so dass ihm sein Kapitän Sam Richards verspricht, Drake sein Schiff zu vermachen.
Zwanzig Jahre später hat Drake alle Weltmeere befahren, einige Schiffe, die unter seinem Kommando standen, verloren, aber auch große Reichtümer gewonnen, als er auf der Rückreise nach England Gefahr läuft, von spanischen Schiffen aufgebracht zu werden. Nur ein Trick kann ihn, den gefürchteten El Draque, jetzt noch retten.
In England angekommen wird Drake gefeiert, die Spanier fordern allerdings seine sofortige Auslieferung. Um ihn außer Gefahr zu schaffen wird der Kapitän auf eine Mission geschickt, die die englische Seefahrt revolutionieren soll…
Meine Meinung
In diesem Roman beschäftigt sich Mac P. Lorne mit dem Leben des berüchtigten Piraten Francis Drake vom Zeitpunkt der Rückkehr seiner Weltumseglung bis zum Kampf mit der spanischen Armada, also dem Zeitraum, in dem Drake vom Glück verfolgt wurde und großes Ansehen erlangt hat. Gerne hätte ich etwas mehr über die frühen Jahre des Piraten oder auch von der großen Weltreise selbst erfahren, schließlich hat Drake hier viele Abenteuer erlebt, Schiffe und Männer verloren, Schätze gewonnen, gekämpft und gelitten. Leider wird auf diese Zeit nur rückblickend eingegangen, so dass man zwar in groben Zügen erfährt, was geschehen ist, aber ohne, dass man als Leser wirklich dabei ist.
Besonderes Augenmerk wird hier stattdessen auf die Abenteuer gelegt, die die Beziehung zwischen England und Spanien beeinflusst haben, doch auch die Reformen des Schiffsbaus der Engländer unter Mathew Baker und die des Bronzegusses unter Joachim Gans, die für England sehr wichtig waren, sind Themen, die hier aufgegriffen und auch für Laien verständlich erklärt werden. Zwar kann ich mir den Unterschied zwischen Galeeren, Galeonen und Galeassen noch immer nicht merken, doch komplizierte Segelmanöver oder auch der Vorteil von Bronzekanonen gegenüber denen aus Eisen oder die Schwierigkeiten des Gusses waren auch für mich zu verstehen.
Lorne beschreibt hier jedoch nicht nur verbürgte Unternehmen Drakes, auch einen Zeitraum, zu dem Drakes Aufenthaltsort unbekannt ist, füllt der Autor mit einer spannenden Episode, die allerdings mit diesem Hintergrund für meinen Geschmack etwas zu viel Raum einnimmt.
Der Schreibstil ist flüssig, auch wird man nach dem Prolog direkt ins Geschehen geworfen, so dass ich gleich von Beginn an mit Drake mitgefiebert hatte, obwohl mir sein Leben in groben Zügen bereits bekannt war.
Viele, wenn nicht die meisten der handelnden Personen sind historisch belegt. Schwarz-Weiß-Malerei oder eine sehr einseitige Darstellung von Personen ist mir nicht negativ aufgefallen. Einzig Drake wird hier sehr positiv beschrieben, wobei der Autor in seinem Nachwort erklärt, dass es sehr schwer war, Belege dafür zu finden, dass er auch negative Seiten hatte.
Und so wird Drake weitestgehend als sympathischer Mensch dargestellt, dem das Glück über weite Teile seines Lebens hold ist. Schlechte Seiten zeigt er kaum, sieht man von einer einzigen Tat ab, die sich vor dem Romangeschehen abspielt und von der man nur rückblickend erfährt, die aber große Auswirkungen auf Drakes weiteres Leben hat. Nicht nur wird der Seemann Drake hier gezeigt, auch als Privatmann lernt man ihn zumindest ein wenig kennen.
Eine weitere wichtige Person in diesem Roman ist Königin Elizabeth. Ihre Wankelmütigkeit, aber auch der Balanceakt, den sie eingehen musste, um die Herrscher verschiedener Länder nicht vor den Kopf zu stoßen und eine Heirat oder Kriege zu vermeiden, werden hier glaubwürdig beschrieben.
Wie man es heute von historischen Romanen erwartet ist auch dieses Buch mit Zusatzmaterial ausgestattet. Neben einem zehnseitigen Nachwort gibt es vorne im Buch ein Personenregister, das allerdings leichte Spoiler beinhaltet und das man aus diesem Grund nur bei Bedarf zurate ziehen sollte, eine Zeittafel zu den wichtigsten Punkten aus den Leben von Elizabeth I. und Francis Drake, ein Glossar, das insbesondere nautische Begriffe erklärt sowie eine Bibliografie.
Fazit
Ein lesenswerter Roman über eine sehr interessante Persönlichkeit, den ich all denjenigen ans Herz legen möchte, die sich auch nur ein klein wenig für Segelmanöver, den Kampf der Engländer gegen die spanische Armada oder eben die Person Francis Drake selber begeistern können, aber auch als Abenteuerroman lässt sich dieses Buch gut lesen.
Vielen Dank an Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar!