Archiv für den Monat: Dezember 2014

Challenge: Wälzer-Challenge 2015

Ich liebe ja dicke Bücher, was bei historischen Romanen wohl nicht verkehrt ist, schließlich sind sie häufiger recht umfangreich. Und so kommt mir eine Wälzer-Challenge eigentlich recht gelegen. Eine solche habe ich heute bei Birnchens Bücherwelt gefunden.

Birnchens Wälzerchallenge

Es gibt auch ein paar Regeln:
– Ein Wälzer hat mindestens 550 Seiten
– Die Challenge läuft bis 31.12.2015
– Für jedes Buch sollte zumindest eine Kurzrezension geschrieben werden
– Ein vorher gesetztes Ziel sollte eingehalten werden

Punkte werden folgendermaßen verteilt:
– Pro Buch mit 550 bis 799 Seiten gibt es 3 Punkte
– Pro Buch mit 800 bis 999 Seiten 2 Punkte extra
– Pro Buch mit mindestens 1000 Seiten zusätzlich 4 Punkte extra
– 1 Punkt pro gelesenen 50 Seiten in einem Wälzer, selbst bei Abbruch, wenn mindestens die Hälfte gelesen wurde
– 10 Punkte bei Erreichen des Ziels

Im letzten Jahr habe ich 22 Wälzer gelesen, für 2015 habe ich mir deshalb 20 vorgenommen (bzw. 23 mit denen, die ich schon vor Jahresbeginn angefangen habe und die deshalb nicht zum Fortschritt zählen). Das sollte machbar sein, ohne dass zu viel Druck aufgebaut wird, ist aber trotzdem eine kleine Herausforderung, weil diese Bücher ja auch erst einmal gelesen werden wollen.

Ein paar Bücher stehen schon fest, so beispielsweise Der dunkle Thron von Rebecca Gablé, der seit Erscheinen als Hardcover auf meinem SuB herumdümpelt, Das Licht der Welt von Daniel Wolf sowie diverse Bücher aus dem Blanvalet-Verlag wie die von Elizabeth Chadwick, die ich mir sowieso für 2015 vorgenommen hatte.

Mein Challengefortschritt:
01. Lucia St. Clair Robson – Die mit dem Wind reitet (ohne Punkte)
02. Jules Watson – Tartan und Schwert, 704 Seiten, 3+14=17 Punkte
03. Rebecca Gablé – Der dunkle Thron, 956 Seiten, 3+2+19=24 Punkte
04. Daniel Wolf – Das Salz der Erde (ohne Punkte)
05. Ken Follett – Die Säulen der Erde, 1153 Seiten, 3+2+4+23=32 Punkte
06. Anne Easter Smith – Die weiße Rose von York (ohne Punkte)
07. Jack Whyte – Die Brüder des Kreuzes, 670 Seiten, 3+13=16 Punkte
08. Robyn Young – Krieger des Friedens, 638 Seiten, 3+12=15 Punkte
09. Conn Iggulden – Sturmvogel, 608 Seiten, 3+12=15 Punkte
10. Sabrina Qunaj – Das Blut der Rebellin, 699 Seiten, 3+13=16 Punkte
11. Tanja Kinkel – Das Spiel der Nachtigall, 924 Seiten, 3+2+18=23 Punkte
12. Elizabeth Chadwick – Die normannische Braut, 604 Seiten, 3+12=15 Punkte
13. Christopher W. Gortner – Der Schwur der Königin, 574 Seiten, 3+11=14 Punkte
14. Elizabeth Chadwick – Der Falke von Montabard, 575 Seiten, 3+11=14 Punkte
15. Jeremiah Pearson – Die Täuferin, 607 Seiten, 3+12=15 Punkte
16. Robyn Young – Die Blutsfeinde, 703 Seiten, 3+14=17 Punkte
17. Patricia Bracewell – Die Normannin, 633 Seiten, 3+12=15 Punkte
18. Emma Campion – Die Vertraute des Königs, 768 Seiten, 3+15=18 Punkte
19. Bernard Cornwell – Das Zeichen des Sieges, 555 Seiten, 3+11=14 Punkte
20. Ricarda Jordan – Die Geisel des Löwen, 621 Seiten, 3+12=15 Punkte (Rezension folgt)
21. Ulrike Schweikert – Das Siegel des Templers, 604 Seiten, 3+12=15 Punkte
22. Ricarda Jordan – Die Pestärztin, 636 Seiten, 3+12=15 Punkte (Rezension folgt)
23. Katia Fox – Der goldene Thron, 767 Seiten, 3+15=18 Punkte
24. Tom Finnek – Unter der Asche, 655 Seiten, 3+13=16 Punkte
25. Conn Iggulden – Das Bündnis, 559 Seiten, 3+11=14 Punkte
26. Rebecca Gablé – Der Palast der Meere, 957 Seiten, 3+2+19=24 Punkte
27. Ulf Schiewe – Die Hure Babylon, 576 Seiten, 3+11=14 Punkte
28. Michael Peinkofer – Das Buch von Ascalon, 846 Seiten, 3+2+16=21 Punkte
29. Nicole Steyer – Das Pestkind, 591 Seiten, 3+11=14 Punkte
30. Brigitte Riebe – Liebe ist ein Kleid aus Feuer, 655 Seiten, 3+13=16 Punkte
31. Neal Stephenson – Confusion, 1018 Seiten, 3+2+4+20=29 Punkte
32. Robert Lyndon – Schwert und Feuer, 704 Seiten, 3+14=17 Punkte
33. Robyn Young – König des Schicksals, 640 Seiten, 3+12=15 Punkte

Gesamt: 523+10 Punkte

Nachtrag 13. August: Mit 23 gelesenen Wälzern habe ich mein Ziel erreicht, bis zum Jahresende werden aber weiterhin fleißig Punkte gesammelt.

Nachtrag 3. Januar 2016: Insgesamt habe ich im Jahr 2015 ganze 33 Bücher mit mehr als 550 Seiten gelesen, was auch für mich richtig viel ist. Sieben davon müsste ich noch bis Mitte des Monats rezensieren, was ich kaum schaffen werde, doch vielleicht kommt ja doch noch die eine oder andere Rezension dazu…
Mit über 500 erreichten Punkten habe ich mein Ziel bei Weitem übertroffen.

Michael Blake – Der mit dem Wolf tanzt

AutorMichael Blake
TitelDer mit dem Wolf tanzt
OriginaltitelDance with Wolves
ÜbersetzerJoachim Honnef
SerieDer mit dem Wolf tanzt Band 1
Seitenzahl283
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-13348-2
Bewertung

Inhalt
An der westlichen Siedlungsgrenze der USA, 1863: Der amerikanische Bürgerkrieg tobt, doch nach einer Heldentat wird Lieutenant John J. Dunbar auf eigenen Wunsch in den Westen versetzt. Doch als er Fort Sedgewick erreicht, ist es verlassen, und aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände gerät seine Versetzung in Vergessenheit.
Auf sich alleine gestellt versucht Dunbar, dennoch einen geregelten Tagesablauf zu führen und das vernachlässigte Fort herzurichten. Gesellschaft leisten ihm einzig sein Pferd Cisco sowie ein alter Wolf – bis eines Tages Indianer auf ihn aufmerksam werden, die ein Auge auf sein Pferd geworfen haben.
Als er allerdings eine schwer verletzte junge Frau auf der Prärie findet und sie in das Lager der Comanchen bringt, ändert sich sein ganzes Leben…

Meine Meinung
Den meisten sollte der Titel des Buches bekannt sein, wurde es doch mit großem Erfolg verfilmt. Ich selbst kenne den Film bisher nicht, was für eine unabhängige Betrachtung des Buches wahrscheinlich nicht verkehrt ist.
Inhaltlich bietet der Roman nicht allzu viel Neues. Es geht um einen aufgeschlossenen, noblen Mann, der sich an der Natur um ihn herum erfreut und sich nach und nach für die Comanchen erwärmt und an ihrem Leben Anteil nimmt. Über seine Vergangenheit erfährt der Leser so gut wie nichts. Es werden zwar ein paar Andeutungen gemacht, doch werden diese nicht weiter ausgeführt. Dadurch bleibt die ganze Figur doch ziemlich blass.
Auch die anderen Charaktere werden auf wenige Eigenschaften reduziert, der Medizinmann ist weise, verständnisvoll und neugierig, der Krieger wild und ungestüm, und auch Die-sich-mit-der-Faust-behauptet bleibt ziemlich blass, obwohl hier wenigstens ein winziger Einblick in ihre Vergangenheit gegeben wird.
Gleiches gilt für den Alltag und die Zeremonien im Lager der Comanchen, sie werden nur oberflächlich betrachtet, wenn sie gerade für den Fortgang der Geschichte wichtig sind. Etwas mehr Betonung wird auf die Beschreibung der Natur, der Prärie, der Büffeljagd und die mutwillige Zerstörung durch die Weißen gelegt, doch auch diese Beschreibungen sind recht knapp gehalten.
Gelegentlich erfährt man durch Tagebucheintragungen, wie viel Zeit vergangen ist. Diese kommt mir jedoch meist viel zu kurz für all das Erlebte vor. So wird beispielsweise beschrieben, wie der Wolf sich an Dunbar gewöhnt, doch beläuft sich diese Gewöhnungsphase, in der Dunbar den Wolf noch nicht einmal täglich sieht, auf ein paar wenige Tage. Auch die Zeit, in der er sich mit den Indianern anfreundet und ihre Sprache lernt, erscheint mir viel zu knapp.
Der Schreibstil lässt leider sehr zu wünschen übrig. Die Sätze sind sehr kurz gehalten und einfach strukturiert, wodurch sie oft abgehackt wirken und wenig Spannung aufkam. Auch hatte ich so meine Probleme mit dem Satzbau, bei dem gelegentlich mal das Prädikat gefehlt hat, was ich auf die Übersetzung zurückführe. Ich hoffe doch, dass das im Original nicht der Fall ist. Außerdem werden dem Leser offensichtliche Dinge erst noch unter die Nase gerieben. So wird beispielsweise erklärt, dass der Name Loo-Ten-Nant, mit dem die Indianer Dunbar zunächst bezeichnen, sich von Lieutenant, seinem Rang, mit dem er sich vorgestellt hat, ableitet.
Wörter aus der Sprache der Comanchen kommen nicht vor, sondern werden in die Sprache des Buches, in diesem Fall also die deutsche, übertragen, selbst sämtliche Namen, von denen Dunbar die Bedeutung zunächst nicht kennt, werden übersetzt.
Die meisten der Probleme, die ich mit diesem Buch hatte, lassen sich dadurch erklären, dass es wohl direkt mit der Absicht geschrieben wurde, als Grundlage für einen Film zu dienen, für den vertiefende Informationen einfach unwichtig sind. Das erklärt zwar die Defizite, doch wird das Buch dadurch leider nicht besser…

Fazit
Das Buch hätte gut sein können, doch die sehr knappen, oberflächlichen Beschreibungen und der schlechte Schreibstil verhindern dies. Während ich die erzählte Geschichte um den noblen Soldaten ganz interessant fand, konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen. Ich fand das Buch schlichtweg langweilig.

Challenge: Blanvalet-Challenge 2015

Schon zum vierten Mal startet im Januar die Blanvalet-Challenge beim Lesenden Katzenpersonal. Wieder ist es das Ziel, mindestens zwanzig Bücher aus dem Blanvalet-Verlag zu lesen, welche dann im Anschluss auch rezensiert werden müssen.

Blanvalet-Challenge 2015

Obwohl ich schon 2014 an der Challenge teilgenommen habe, befinden sich noch immer sehr viele Blanvalet-Romane auf meinem SuB, einige weitere würde ich gerne noch einmal lesen, um sie dann hier vorzustellen. Ich bin gespannt, ob ich dieses Mal die zwanzig Bücher schaffen werde.

Vorgenommen habe ich mir zunächst die Bücher, die ich schon für 2014 auf der Liste stehen hatte, ein paar weitere sind noch dazu gekommen:

Jules Watson: Tartan und Schwert; Das keltische Amulett; Die Rose der Kelten; Tochter der Schwäne; Die Königin der Raben
William V. Crockett: Die Keltin; Das Vermächtnis der Keltin
Claudia Kern: Das Schwert und die Lämmer
Anne Easter Smith: Die weiße Rose von York; Die Rose von England
Gonzalo Giner: Der Heiler der Pferde
Jack Whyte: Die Brüder des Kreuzes; Der Schwur der Ritter
Charlotte Lyne: Die Glocken von Vineta
Elizabeth Chadwick: Die normannische Braut; Der Falke von Montabard; Die Erbin der Festung; Die Braut des Ritters; Die Hüterin der Krone; Das Banner der Königin; Der scharlachrote Löwe; Der Ritter der Königin; Die Rose von Windsor
Robyn Young: Krieger des Friedens; Die Blutsfeinde
Andrea Schacht: Rheines Gold
Dagmar Trodler: Die Stunde der Seherin

Mein Fortschritt:

  1. Jules Watson – Tartan und Schwert
  2. Anne Easter Smith – Die weiße Rose von York
  3. Jack Whyte – Die Brüder des Kreuzes
  4. Robyn Young – Krieger des Friedens
  5. Elizabeth Chadwick – Die normannische Braut
  6. Elizabeth Chadwick – Der Falke von Montabard
  7. Robyn Young – Die Blutsfeinde
  8. Ulrike Schweikert – Das Siegel des Templers
  9. Robyn Young – König des Schicksals
  10. Jonas Herlin – Krieger des Nordens

Nachtrag 10.01.2016: Nach einem Jahr kann ich gerade einmal zehn gelesene und acht rezensierte Bücher vermelden, das Ziel von zwanzig Bücher habe ich also bei Weitem nicht erreichen können und auch viele der Bücher, die ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte, liegen weiterhin auf dem SuB.

Sabine Weiß – Das Geheimnis von Stralsund

AutorSabine Weiß
TitelDas Geheimnis von Stralsund
Seitenzahl624
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-17146-0
Bewertung

Inhalt
Rügen, 1627: Zusammen mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester lebt Sina bei Mönchgut auf der Insel Rügen. Bisher sind sie vom Krieg, der schon neun Jahre tobt, verschont geblieben, und Sinas größte Sorge ist, dass ihr Vater, der Kapitän eines Handelsschiffs, auf See verunglücken könnte.
Dieses Mal jedoch bringen die Seeleute beunruhigende Neuigkeiten mit: Das kaiserliche Heer ist im Anmarsch!
Tausende Söldner werden auf der Insel einquartiert, auf der es weder genügend Nahrung noch ausreichend Brennstoff gibt. Und so lassen auch die ersten Übergriffe nicht lange auf sich warten… Ist eine Flucht nach Stralsund vielleicht doch die bessere Wahl?

Meine Meinung
Dieser Roman beginnt mit einem Paukenschlag, denn anders als gewohnt spielt der Prolog nicht zeitlich vor dem ersten Kapitel, sondern ein paar Monate später. Die beschriebene Szene ist nach etwa hundert Seiten einzuordnen. Am Anfang stehend wirkt sie sehr verwirrend, kennt man doch die handelnden Personen nicht und weiß nicht, was da eigentlich genau beschrieben ist. Dies ist ein geschickter Schachzug, denn so war ich gespannt, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
Die ersten Kapitel dagegen sind eher beschaulich, sehr ausführlich beschreibt die Autorin das Leben auf der Insel und charakterisiert einzelne Personen. Ohne die spannende Szene zu Beginn hätte ich diese Beschreibungen wohl als langatmig aufgefasst, doch so hat es einfach gepasst.
Sina erscheint hier direkt als verantwortungsbewusste ältere Schwester an der Schwelle zum Erwachsenenalter, die aber auch gelegentlich noch kindliche Züge zeigt. Schiffe faszinieren sie sehr, und ein kleines Boot, das sie selbst repariert hat, ist ihr großes Geheimnis. Die kleine Dorthie ist ein kleines Kind, das schnell zu begeistern ist und sich auch an neue Situationen schnell gewöhnt.
Leif ist erster Steuermann auf einem Handelsschiff, eine verantwortungsvolle Position, die er sehr jung erreicht hat. Er hat dazu ein großes Herz und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
So ganz ohne Stereotype kommt dieser Roman aber doch nicht aus, denn insbesondere in den Reihen der Söldner finden sich so einige Charaktere, die ohne offensichtlichen Grund einfach nur böse sind oder aber unmoralisch und niederträchtig handeln.
Schwerpunkt dieses Romans ist das Leben, das Leid der Menschen und die Liebe. Letztere spielt eine wichtige Rolle, ist aber nicht so dominant, dass sie alles andere überlagert, wie es in vielen anderen Romanen der Fall ist. Außerdem ist dies die Geschichte zweier Schwestern, die auf sich alleine gestellt sind und mit der Situation zurechtkommen müssen.
Während mir die Geschichte über weite Teile sehr gut gefallen hat, fällt das Ende hier leider ein wenig ab. Das war mir dann doch ein wenig zu viel, ohne den Epilog hätte mir der Roman möglicherweise besser gefallen.
Der historische Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges ist immer präsent. Die Gründe für den Krieg sind dabei nebensächlich, wichtig ist, was gerade in der Gegend passiert. So werden die Einquartierung der Söldner auf Rügen und die Belagerung Stralsunds anschaulich beschrieben, sie tragen wesentlich zur Handlung bei, verkommen also nicht zur Kulisse. Auch die Haltung der anderen Länder und der Hanse während dieses Konflikts wird anschaulich beschrieben. Vorwissen wird nicht benötigt, kann aber keinesfalls schaden.

Fazit
Mir hat dieser Roman überraschend gut gefallen, auch denn das Ende ein wenig überzogen ist. Dabei wird der historische Hintergrund überzeugend dargestellt, aber nicht haarklein beschrieben, die Liebesgeschichte nett ausgearbeitet, aber nicht zu dominant. Wer sich für das Thema interessiert, aber nicht allzu tief in die Wirren des Krieges einsteigen will, sollte hier einen Blick riskieren.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!

Antonia Hodgson – Das Teufelsloch

AutorAntonia Hodgson
TitelDas Teufelsloch
OriginaltitelThe Devil in the Marshalsea
ÜbersetzerKatharina Volk
SerieTom Hawkins Band 1
Seitenzahl490
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-65345-6
Bewertung

Inhalt
London, 1727: Eigentlich hätte Tom Hawkins Landpfarrer werden sollen, doch die Frauen und das Glücksspiel haben dies verhindert. Stattdessen lebt er in der Stadt und genießt das Leben.
Eines Tages haben sich seine Schulden allerdings auf zwanzig Pfund angehäuft, und so findet er sich plötzlich im Schuldgefängnis Marshalsea wieder.
Tom, der einem kürzlich gestorbenen Gefangenen sehr ähnlich sieht, erhält ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann: Wenn er die Todesumstände des Mannes innerhalb eines bestimmten Zeitraums aufdecken kann, würden seine Schulden bezahlt werden.
Im Marshalsea herrschen allerdings eigene Gesetze, und nicht jeder ist mit den Ermittlungen einverstanden…

Meine Meinung
Als ich diesen Roman das erste Mal aufgeschlagen habe, wollte ich eigentlich nur kurz hineinschnuppern, doch plötzlich war ich mitten in der Geschichte drin und konnte kaum noch mit dem Lesen aufhören.
Der Ich-Erzähler Tom Hawkins ist nicht der typische Romanheld. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit dem Glücksspiel, auch Frauen und Alkohol spielen eine große Rolle in seinem Leben. Trotzdem besitzt Ehre und Anstand und erwartet diese auch in anderen Menschen. Dass er im Marshalsea auf Menschen trifft, die es damit nicht so genau nehmen, macht den Aufenthalt für ihn dort umso schwerer. Das Gefängnis selbst und die Lebensumstände dort werden sehr detailliert beschrieben: Ohne Geld geht fast nichts, wer sich die Miete für ein Zimmer nicht leisten kann, muss auf der anderen Seite der Mauer, auf der Common Side, leben, wo der Kampf ums Überleben mit jedem Tag neu beginnt.
Auch die anderen Menschen, Insassen, Bewohner und Gefängnismitarbeiter, werden lebendig dargestellt, dennoch weiß man bei vielen von ihnen über lange Zeit nicht, was von ihnen zu halten ist. Insbesondere Samuel Fleet ist jemand, der Spaß daran hat, andere Menschen gegeneinander aufzubringen und dem man eigentlich alles zutraut. Interessant ist, dass viele der Charaktere eine historische Vorlage haben, die dem Tagebuch eines ehemaligen Insassen entnommen wurden, wie man im Nachwort erfahren kann.
Die Ermittlungen in dem Mordfall verlaufen hier nicht, wie in historischen Krimis oft der Fall, eher gemächlich, stattdessen ist es durch den Zeitdruck und den Widerstand gegen die Ermittlungen fast durchweg spannend. Nur an einer Stelle verliert der Roman ein wenig an Fahrt, um danach mit neuem Antrieb wieder durchzustarten. Bei den Ermittlungen kommt Tom meist auf schlüssige Ergebnisse, allerdings handelt er doch recht oft vorschnell und wenig durchdacht, was ihn schon mal in Bedrängnis bringt. Und so habe ich mich schon gefragt, ob er nichts aus seinen Fehlern lernt, selbst wenn er unter Zeitdruck steht.
Gegen Ende hatte ich mit einer anderen Entwicklung gerechnet, doch passt diese Version viel besser zu Tom als das, was ich erwartet hatte, und so kommt dieser Roman zu einem würdigen Abschluss. Eine Fortsetzung ist allerdings schon angekündigt, ich bin gespannt, wie diese wohl aussehen wird.
In ihrem Vorwort erklärt Antonia Hodgson unter anderem, dass sie versucht hat, eine authentische Sprache zu verwenden. Sie ist dreckig und es wird nicht wenig geflucht. Ich kann mir aber vorstellen, dass durch die Übersetzung viel Authentizität verloren gegangen ist und das Original hier noch viel mehr hergibt.

Fazit
Ein wenig anders als die historischen Krimis, die ich bisher gelesen habe, konnte mich das Debüt von Antonia Hodgson überzeugen, auch wenn noch ein wenig Luft nach oben offen ist. Für Krimileser und Londonfans durchaus einen Blick wert.

Vielen Dank an Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar!